Erfahrungen beim "Spiel" von Schäferhunden

  • Mich beschäftigt es schon länger, im Ansatz haben wir hier auch schon mal darüber geschrieben: das Spiel unter Artgenossen.

    In einem anderen Thread schrieb Waschbär "... Vorstufe zur Eskalation..." und von mental über- und unterlegenen Hunden. Das trifft genau, was ich beobachte und für mich evtl eine Erklärung.

    Ich lasse bei Askja eh nur sortiert Hundekontakte zu, miteinander spielen ist, seit sie erwachsen ist, nur mit ihren engen Freunden und ansonsten mit großen standfesten, souveränen Hunden möglich. Und auch da muss ich immer die Situation im Auge behalten, darf kein Sekündchen weggucken.

    Die rennt irre schnell, der andere rennt mit, sie jagt, wird gejagt - so weit alles i.O. Sie ist laut und ruppig, der andere auch - und dann kippt es meist. Nämlich dann, wenn der andere ihr Einhalt gebieten will. Dann wird sie richtig stinkig.

    Von mir lässt sie sich sofort abrufen, reagiert unvermittelt auf mein Signal "mach ma halblang". Sie unterbricht, kommt zu mir, Spielpause.

    Askja ist sehr umgänglich, ist sehr sanft mit Senioren, albern mit Welpen und ansonsten recht desinteressiert gegenüber Artgenossen.

    Nun meinte jemand zu mir, das sei typisch für Schäferhunde. Ich beobachte das tatsächlich bei DSH , bei dem Ausdruck "typisch" hab ich immer so meine Vorbehalte.

    Wie sind Eure Erfahrungen?

  • Hi,


    Gaius ist ja noch nicht "fertig", daher wird sich das sicher auch noch verändern.

    Aktuell versucht er, alles und jeden zu "dominieren". Entweder durch direktes Besteigen oder durch Auflegen einer Pfote auf den Rücken des anderen Hundes. Kleinere Hunde, zumindest in der Huschu, merken das meist und legen sich hin - dann ist Gaius in der Tat sehr vorsichtig.

    Am besten kommt er mit Hunden aus, die seine "Gewichtsklasse" haben und sich das nicht gefallen lassen. So gehen wir jetzt wöchentlich mit einer seiner Freundinnen, einer knapp einjährigen Bernersennedame spazieren. Die weiß ihr Gewicht sehr gut einzusetzen, so dass Gaius hier nicht so schnell in die Position kommt, einen auf dicke Hose zu machen. Erst, wenn sie nicht mehr kann, sich von sich aus hinlegt, versucht er wieder das Auflegen. (Kann es sein, dass DSH eine immense Kondition haben?) Ist das akzeptiert, lässt er sie auch in Ruhe und sie liegen nebeneinander. Oder heute in der Hundeschule mit einer Ovcharka-Dame, die ihm körperlich noch überlegen ist. Das ging auch gut.

    Am ehesten nach Spiel sieht es aus, wenn er mit einer anderen Freundin, einer über ein Jahr alten DSH-Dame spielt: Beide sind laut und ihr Spiel (das würde ich wirklich auch Spiel nennen) ist sehr ausgeglichen. Sie rennt ihm hinterher, er ihr, immer im Wechsel. Hat sie eine Ressource, gibt sie sie auch ab, er macht das genauso. Sie trinken zB auch gemeinsam auf einem Napf, etc. Und alles immer mit einem Lachen im Gesicht der beiden. Frauchen der DSH-Dame, die schon mehrere DSH hatte, meinte, das sei typisch: DSH würden am ehesten mit anderen DSH ins Spiel kommen und sich gut vertragen.

    Desinteresse an anderen Hunden kann ich bei ihm nicht erkennen: Er will zu jedem hin. Er ist aber eben auch noch recht jung mit seinen gut 8 Monaten und hat diesbezüglich bisher noch keine Negativerfahrung gemacht.


    Ob "spielen" überhaupt der richtige Begriff ist, kann ich nicht sagen. Mir scheint, da spielt immer auch dieses "wer bist Du?", "wer bin ich?", "wie ist unser Verhältnis aktuell?", also das immer wiederkehrende Abfragen von Status, eine Rolle.


    Liebe Grüße

    Lupus

  • Status-Abfrage kommt immer vor. Wenn der Hund richtig reagiert bei so einer Abfrage ist es total i.O. Blöder wirds, wenn der eigene Hund übertreibt.

    Bei Rüden ist bei Gin die Abcheckung immer da, es sei den, der andere ist super unsicher, dann bedarf Gin keine Abcheckung.

    Bei Hündinnen ist eher das Spiel. Ich habe kaum gesehen, dass Gin eine Hündin unterwerfen möchte. Ich glaube in 3 Jahren nur ein einziges Mal und zwar in Form, von behutsam den Kopf auf Nacken legen und das wars. Geklärt. Dann spielen sie, wenn sie wollen, oder haben kein Interesse und ignorieren einander.

    Gin spielt intensiv ohnehin nur mit DSH. Da kann auch ordentlich aufgeheizt werden. Ich unterbreche es nur wenn es richtig kippt. Und nicht "an der Kippe". Wenn seine Freundin ihn seit 10 min in den Bein zwickt weil sie nicht will das er mit deren Schwester spielt, wird nun Mal Gin irgendwann sauer und dann nimmt sie die Beine in die Hand. Ich lasse es sammt anderen Halterin zu. Wenn die Lektion meiner Meinung nach sitzt (ohne das Blut fließt) rufen wir ab und kühlen die Gemüter ab.

    Gin spielt mit anderen Rassen auch gerne, wenn die schneller und flinker sind als er, dass habe ich auch beobachtet, da spielt keine Rolle das sie zierlicher sind.

  • Eben vorm Training wurde Harras wieder von einer jungen Setterdame aufgefordert. Er schmeißt sich während des Laufens gegen sie uns sie knabbert ihm an den Beinen rum und fordert ihn immer wieder auf indem sie vor ihm steht, Po hoch und Kopf runter.

  • Liebe Peppermint,


    so,wie Du Askja beschreibst, könnte das fast Basko sein. Wenn eine Hündin sehr schnell ist, und er hinterher, ist er früher oft in den Jagdmodus

    geraten. Das merkt man dann am Hetzbellen und es ist kein Spiel mehr. Er kann nur mit sehr wenigen Hunden wirklich spielen, und die müssen ihm dann

    Paroli bieten. Die meisten Hunde haben Angst vor ihm, und das ist sehr schade.Er hat aber früher mal mit einer Rhodesian Ridgeback Hündin schön gespielt,

    die hat ihm Grenzen gezeigt, und das braucht er. Oder auch mit einer jungen Kangal Hündin. die war sehr souverän,was er nicht ist,aber es hat sich auf ihn übertragen...

  • Wenn eine Hündin sehr schnell ist, und er hinterher, ist er früher oft in den Jagdmodus

    geraten. Das merkt man dann am Hetzbellen und es ist kein Spiel mehr.

    Wenn meine Bea das Hetzen anfängt, rufe ich sie zurück und das Spiel ist beendet.

    Das selbe erwarte ich vom anderen Hundeführer auch, wenn sein Hund das Hetzen anfängt.

    Man muß nicht erst warten, bis das Spiel eskaliert.

  • Ja, da hast Du Recht. Ich rufe sie dann auch gleich zu mir, was auch funktioniert. Überhaupt wenn sie droht übergriffig zu werden, greife ich verbal ein. Sie reagiert schon, wenn ich rufe "Mach mal ein bisken piano!".

    Wir haben gestern einen jungen Labrador aus der Showlinie kennengelernt. (16 Monate und 36 kg ?). Die Halterin war sehr entspannt, Chemie stimmte und wir sind gemeinsam gelaufen. Der junge Mann war extrem wild und bollerig, das hat Askja wiederum unterbunden. Funktionierte sehr gut.

  • Rae lässt sich mittlerweile auch gut bremsen. Ich vermeide es aber sie zu Hunden zu lassen die sehr ängstlich scheinen. Die Besitzer sehen das leider oft gar nicht.

    Seit ein paar Wochen treffen wir schon mal einen Jackrussel-Mix. Habe Rae immer angeleint obwohl dieser jedes Mal bellend auf uns zu kam. Die Rute war aber eingeklemmt und er strahlte richtig vor Unsicherheit. Frauchen schien da eher hilflos, aber bekam es nicht auf die Reihe ihn mal an die Leine zu nehmen um ihm dadurch Sicherheit zu geben. Sie ließ ihn, in meinen Augen, viel zu weit von sich weg und ging dann weiter. So stand er dann irgendwann alleine da und traute sich nicht an uns vorbei. Nun geht nachmittags immer ihr Mann mit dem Hund und der ist ganz anders. Wir liefen irgendwann ein Stück zusammen und man konnte sehen das die Unsicherheit wich. Er forderte das Schäfertier sogar zum Spielen auf. Leider flitze er dann durch die Botanik und die Dicke hinterher. Das hörte sich schon krass an, wie ein Panzer im Unterholz. ;) Er bekam sichtlich Schiss, aber mein Mädel ließ sich sofort abrufen. Mit: "nicht so wild" und einer kleinen Pause ging es dann entspannt weiter. Heute bellt er nicht mehr wenn er uns sieht und scheint sich zu freuen.

    Ich versuche immer die Lage zu checken (vor allem die Besitzer) und entscheide dann ob es Sinn macht die Hunde zusammen laufen zu lassen. Kommt es mal zu einer brenzligen Situation traue ich mich mittlerweile ein zu greifen. Damit hatte ich manchmal noch Probleme. Meist reicht ein lauter verbaler Anschiss an die Streitenden. Der muss natürlich zeitnah erfolgen und nicht erst wenn es knallt.

    Bin recht froh das es bei uns jetzt so gut funktioniert, hat aber ein paar Jahre gedauert. :thumbup:


    LG Terrortöle

  • Dieser kleine Bericht von dir, Terrortöle , ist sehr ermutigend für mich und du sagst da viel Wahres. Gleicher Hund aber unterschiedlicher Mensch dabei und es läuft gleich ganz anders. Und seinen Hund lesen zu können ist zwar in meinen Augen keine Kunst, dennoch können das leider viele Hundehalter nicht. Ich beobachte gerne täglich wie sich andere Hunde verhalten, auch einfach so unterwegs aus dem Auto raus. Alleine schon wie viele (meist kleinere Hunde) wie Bolle an der Leine ziehen oder andere Menschen anspringen. In meinen Augen gehört sich das für keinen Hund, egal wie klein er ist. Aber bei einem kleinen Hund spürt man das Ziehen ja nicht so, also warum dann entsprechend erziehen, scheinen viele zu denken.


    Früher dachte ich immer, weil ich meinen Hund kenne und er eigentich umgänglich ist, es kann ruhig jeder ander Hund zu uns kommen. Mittlerweile lasse ich unterwegs nur noch sehr selten Kontak zu anderen Hunden zu. Meistens ist der Mensch viel zu verschreckt von meinem Riesen.

  • Ja, da hast Du Recht. Ich rufe sie dann auch gleich zu mir, was auch funktioniert. Überhaupt wenn sie droht übergriffig zu werden, greife ich verbal ein. Sie reagiert schon, wenn ich rufe "Mach mal ein bisken piano!".

    Ja, so sollte es auch sein. Jeder sollte auch erkennen, wenn das Spiel zu grob wird oder aus einem harmlosen Fassenkriegerspiel eine wilde Hetzjagd entstanden ist, wo der Gehetzte Angst vor einer Tracht Prügel haben muß.

    Das größte Problem ist meiner Meinung nach, daß viele Leute ihren Hund einfach mit andere Hunde spielen lassen und ihren eigenen Hund noch nicht mal im Gehorsam haben.

  • Und viele Halter ihre eigenen Hunde nicht mal in der Körpersprache deuten können...:rolleyes:


    Bei Dogi reicht auch meist ein deutliches "Anständig" damit er runter kommt.

    Sonst ist ende mit Spiel, wenn er anfängt zu mobben und nicht aufhört wird er ran gerufen.

  • wir treffen auch ziemlich oft hundehalter die wenig ahnung von hundesprache haben und zudem ihren hund nicht kontrollieren ... ich finde das extrem rücksichtslos, aber erklär das mal dem gegenüber - die merken ja meist gar nicht das sie das problem sind und nicht der hund


    (aber manchmal kann man den menschen wiederum auch keinen vorwurf machen, wenn ich sehe wie so mancher hundetrainer drauf ist)


    ich nehm lexy auch an die leine wenns zu doll wird und ich scheu mich auch nicht den anderen hund zurecht zu weisen, wenn ich finde es ist zu viel für sie

    das mit dem abrufen aus dem spiel klappt aber noch nicht immer und ich muss dann schon schauen das ich sie erwisch, wobei die hundegruppe immer mindestens 4-5 hunde sind und somit der abruf nochmal schwieriger, aber wir sind ja zum üben da