Kastration von jungen Rüden

  • Die Woche beim Tierarzt: Eine sehr junge Frau; sehr natürlich, drall und sympathisch, sitzt mit ihrem reinrassigen Border Collie, der laut und panisch ein Heidenspektakel veranstaltet, mir und Babsi gegenüber. Ich frage nach: Der achtmonatige Rüde wurde kastriert! Ich kann es gar nicht glauben; weil man das bei Rüden frühestens nach zwei- bis zweieinhalb Jahren machen soll; wenn sie ausgewachsen sind. Ja, meint sie; das wäre nicht anders gegangen, der Tierarzt hätte das auch eingesehen; aber im Haushalt lebt noch eine geschlechtsreife Hündin und im bewohnten Mehrfamilienhaus gäbe es noch zwei Hündinnen, deren Alter noch viel Jahre Läufigkeit garantiert. Der Rüde wäre nun zum jungen Mann geworden und es ginge alles drunter und drüber; er leide ja nur und alle anderen wären genervt.


    Ich sage: Ihr holt euch also einen Rüden in ein Haus, in dem schon drei geschlechtsreife Hündinnen leben, und wundert euch; dass das nicht ohne Theater abgeht? Ja, sagt sie; aber wir wollten unbedingt noch einen Rüden. Ich: Ihr habt also diesen blutjungen Kerl kastrieren lassen, weil ihr unbedingt einen Rüden wolltet?! Nehmt in Kauf, dass der Bursche nie wird Liebe machen können; dass er in seinem Wachstum und seiner Entwicklung beeinträchtigt wird durch diesen viel zu frühen Eingriff; dass ihn später sowohl Hündinnen als auch noch intakte Rüden mobben werden? Ihr habt eure persönlichen Wünschen über das Hundewohl gestellt? Sie bleibt sehr freundlich; sie begreift gar nicht, was ich meine; was ich von ihr will. Mir fällt dazu nichts mehr ein; wie kann man nur so egoistisch und verantwortungslos sein und sich dabei noch als Tierliebhaber fühlen.