Ich weiß jetzt nicht was Du Dir darunter vorstellst wenn man mit so einem Hilfsmittel arbeitet. Prinzipiell haben die Hunde einen Riesenspaß daran ihre natürlichen Triebveranlagungen ausleben zu dürfen. Um gewisse Ziele zu erreichen ist es aber hin und wieder notwendig sie "zu blocken". Weil sie sich sonst in einer hohen Trieblage "festfahren" und dadurch nicht mehr kontrollierbar sind. Bei einem Diensthund, Herdengebrauchshund, Rettungshund fatal (um mal vom Image des Sporthundes weg zu kommen).
Mal ein Beispiel: Das "Stellen und Verbellen" im Schutzdienst. Der Hund "findet" den in einem Versteck stillstehenden Helfer und darf diesen nur verbellen, nicht aber am Schutzarm packen. Letzteres wäre dem Hund aber sehr viel lieber, als das Objekt seiner Begierde, welches sich direkt vor seiner Nase befindet, drangvoll und anhaltend zu verbellen. I.d.R. lernt es der Hund sehr schnell dass er nicht auf dem direkten Weg ( = Anbiss) zum Ziel kommt, sondern über das Bellen. ABER jeder Hund ist anders... I.d.R. beginnt man mit dem angeleinten Hund (i.d.R. am Geschirr) in einiger Entfernung zum Helfer. Der Helfer macht Action, bis der Hund einen Laut von sich gibt, und lässt den Hund dann anbeissen. Man verringert dabei die Entfernung zum Helfer immer mehr, bis der Hund vor dem Helfer sitzend verbellt und dann dafür mit einem Anbiss belohnt wird. Nun hast Du bei sehr triebstarken Hunden dass Problem dass die gar nicht mehr Bellen können, wenn sie sich wie die Blöden ins Geschirr hängen, weil sie unbedingt zu ihrem Triebziel wollen. Und da Verwehren das Begehren steigert, kommen diese Hunde von Schutzdienst zu Schutzdienst immer schlechter ins Bellen. Weil sie sich immer weiter im Trieb hoch- und dort festfahren. Und ratzfatz haben sie sich "zu gemacht".
Aus dieser Situation bekommst Du einen triebstarken Hund dann nur durch eine Übersprungshandlung wieder heraus. Durch einen Konflikt unterbricht er seine triebgesteuerte Handlung und probiert andere Lösungswege aus. I.d.R. auch wieder das Bellen. So einen Konflikt erreichst Du durch "Sperren" der Beute. Das kann z.B. auch durch ein Gitter geschehen, welches man zwischen Schutzdiensthelfer und Hund anbringt. Damit erzeugst Du die Situation "Gartenzaun" (hinter dem sehr viele Hunde andere Hunde verbellen, was sie aber nicht tun wenn der Zaun dazwischen fehlt). Und der Helfer kann relativ dicht vor dem Hund diesen zusätzlich anreizen. So weit so gut.... Es gibt aber einige sehr triebstarke Hunde, die sich an so einem Gitter nicht so verhalten wie man sich das vorstellt. Ich habe schon einige Hunde gesehen, die dann in einer Weise gearbeitet haben dass die Gefahr, dass sich sich dabei selbst verletzen könnten, sehr groß war. In so einem Fall würde ich den Hund lieber mit einem Stachelhalsband auf den richtigen Weg bringen. Der Hund wird an einer Leine am Geschirr bis vor den Helfer gebracht, und dann wird der Hund mit einer zweiten Leine am Halsband daran gehindert bis an den Schutzarm zu gelangen. Wobei sich der Hund "selbst begrenzt". D.h. es wird nicht am Halsband geruckt oder gezogen, sondern die Leine ist nur straff wenn der Hund Zug auf's Halsband legt. Geht er ein Stückchen zurück ist und bleibt die Leine locker. D.h. der Hund bestimmt wann die Leine straff ist und wann nicht.
Normalerweise erzeugt das sehr schnell diesen "Gartenzaun-Effekt" und der Hund kommt durch den Konflikt, den das bei ihm auslöst, wieder ins Bellen. Wobei der Helfer, wenn sich der Hund an der Leine befindet, erste Ansätze des Bellens durch Anbiss bestätigen kann. Bei der Arbeit mit dem Gitter funktioniert das meist nicht so gut, weil die Gitter relativ hoch sein müssen und fest installiert, um für den Hund ungefährlich zu sein. D.h. bei der Arbeit an der Leine kommt der Hund i.d.R. sehr schnell aus diesem "grauen Konfliktbereich" wieder heraus, in dem er sich nicht so wohl fühlt, und in eine Routine hinein, die ihm gut tut.
Diese Arbeit kann man natürlich auf alle Bereiche übertragen, in denen Hunde "in echt" arbeiten müssen. Egal ob ein triebstarker Hund z.B. als Betäubungsmittelspürhund oder als Rettungshund eingesetzt wird: Diese Hunde müssen sehr viel Trieb besitzen, denn der ist der Motor des Hundes für eine wirklich zuverlässige Arbeit. Wenn sie aber ihr Triebziel erreicht haben, dann müssen sie zuverlässig Bellen und dürfen sich nicht "selbst bedienen". Stell Dir vor ein Rettungshund würde, statt ins Bellen zu kommen, das gefundene Opfer derb mit den Pfoten traktieren, weil er sich (wie im Training) seine Beisswurst verspricht. Oder ein Betäungunsmittelspürhund würde seinen Fund mit Pfoten und Zähnen zerreissen anstatt ihn durch Bellen anzuzeigen, und dabei direkt mit den gefundenen Substanzen in Berührung kommen.
Manchen Hunde kann man auf diesem Weg einfach besser helfen sich direkt vor ihrem Triebziel "zu sammeln". Wie gesagt, da ruckt und zerrt dann auch niemand am Hund herum. Sondern der Hund bestimmt ganz allein ob und wie viel Zug er auf's Halsband legt. Ich hab schon so oft gesehen dass Hunde in solch einer Situation relativ lange weiter am Geschirr gearbeitet wurden. Und ich hatte in allen Fällen nie das Gefühl dass das wirklich gut war für den Hund. Wenn Du selbst ein Problem hast und lange keinen Lösungsweg dafür findest, wirst Du frustriert. Und beim Hund ist das ganz genau so.