Angst vor Menschen - wer hat Erfahrung

  • Hallo,


    wir haben ja seit gut 9 Monaten einen Schäfermix bei uns. Ich habe uns ja schon mal vorgestellt ganz zu Anfang. Und nun seit langem nicht mehr geschrieben hier, weil wir wirklich viel zu tun hatten mit ihm.... es ist eine größere Baustelle quasi.


    Nun gut, wir haben viel mit Hilfe unserer Trainer hinbekommen, gute Tipps, viele Tricks. Allerdings haben wir ein Problem leider immer noch nicht in den Griff bekommen. Der Hund hat große Angst vor Menschen.


    Es gibt Situationen, da ist er einfach nicht mehr kontrollierbar. Er geht an Tagen mit viel Menschenverkehr (wie z.B. Sonntag) mit Maulkorb, das geht oft nicht anders. Weil es für uns eine Herausforderung ist.

    An allen anderen Tagen geht er ohne, weil wir da eigentlich keinem Menschen weiter hier begegnen. Wir wohnen sehr ruhig, ländlich, am Ortsrand.


    Ich beschreibe einfach mal, wie so ein Spaziergang aussieht.

    Wir gehen mit ihm an der Leine, die ca. 3 m lang gehalten wird, Mensch kommt uns entgegen, Hund erblickt ihn und sein Fell sträubt sich bereits. Ist der Mensch dann auf unserer Höhe fängt der Hund an zu bellen und zu knurren. Er versucht auch, der Person hinterher zu springen.

    Der Hund geht IMMER an der abgewandten Seite der Gefahr. Also wir sind quasi immer zwischen Hund und fremder Person.

    Aber da versucht er tatsächlich dann, vor uns rüberzugehen und den Fremden anzugehen.


    So schnell wie er sich aufgeregt hat, so schnell ist er auch wieder "normal".


    Andere Situation. GsD ist nichts passiert.... ein Freund kam zu uns. Mein Mann hat es nicht gleich gehört, besagter Freund kam einfach in den Keller (Baustelle momentan) hinein. Hund stürmt auf den für ihn Fremden zu, bellt wie blöd, knurrt und tobt. Aaaaber.... kurz vor der Person legt der Hund sich nieder, knurrt und bellt weiter. Hat aber durchwegs die Augen geschlossen und schnappt in die Luft.

    Freund hat sich nicht beirren lassen, Hund wurde zwar ruhiger, als mein Mann kam, hat aber den Eindringling weiterhin beäugt.


    Wir haben vermehrt beobachtet, wenn es solche Situationen für ihn gibt, dann hat er immer die Augen geschlossen. Er würde also nicht mal sehen, wohin er beißen würde.

    Das kenne ich so nicht. Ist das üblich?


    Er führt sich auch fürchterlich auf, wenn jemand ins Haus will oder auch nur am Haus vorbeigeht.

    Z.B. hab ich oft den Balkon auf, wir wohnen im OG, da liegt er dann halt gern in der Sonne draußen. Aber gerade da kommentiert er jeden Spaziergänger mit einem wilden Bellen.
    Ich sehe zwar immer raus, damit ich ihm zeige, es interessiert mich, ich achte auch auf potentielle Eindringlinge. Aber er lernt nicht davon. Er macht weiter.

    Er ist auch nicht allein im Garten, nur mit uns. Bestenfalls mal an einer ultralangen Leine, sodass er gut laufen kann, aber nicht weggehen kann. Aber auch das eher selten.


    Er verteidigt sein Haus sehr stark. Und beschützt auch uns scheinbar extrem.

    Wie kann man das abgewöhnen bzw. mildern?


    Er kennt zwei weitere Hund, einen winzigen und einen mittelgroßen. Die mag er sehr, auch deren Besitzer mag er total gern. Lässt sie ins Haus usw.


    Vielleicht habt ihr noch einen Tipp.


    Wir warten leider immer noch auf einen persönlichen Termin mit der Trainerin. So ein Problem möchte sie nicht online angehen. Wir haben vieles online machen können, aber das nicht..... schade, dass es sich durch corona so hinzieht....



    melli

  • Ja, also erstmal wird es wohl das beste sein, dass sich ein Trainer den Hund in der Situation vor Ort ansieht.


    Hört sich wirklich ungewöhnlich an.

    Der Hund muss entweder mal schlechte Erfahrungen gemacht oder sich dolle erschreckt oder irgendwas falsch verknüpft haben.


    Wie ist der Hund denn sonst so drauf? Und was macht Ihr mit ihm, beschäftigt Ihr Euch mit ihm, hat er adäquate Auslastung? Seit wann zeigt er dieses Verhalten anderen Menschen gegenüber?


    Ihr könntet schon sicher was machen, aber ich denke, bei der Arbeit an diesem Problem kann man auch viel falsch machen!, sprich verschlimmern. Also holt Euch einen Hundeversteher nach Hause!

    Einmal editiert, zuletzt von Micha369 ()

  • Ich würde euch, natürlich neben der professionellen Hilfe, zusätzlich Nasenarbeit empfehlen. Lässt er sich null ablenken bei diesen Begegnungen?

  • hmm schwierig. ohne das knurren hatte ich das fast alles auch. Was uns geholfen hat, war am Anfang, dass ich ihn habe absitzen lassen und dann haben wir uns die Personen in Ruhe angesehen. ich habe auch jedes ruhige vorbeikommen immer gelobt und bestätigt. ich habe auch dem Hund Ansagen gemacht, wenn er ausflippt. Ansonsten bin ich immer wieder in solche Situationen rein gegangen wo man viele Begegnungen hat. Derzeit wären das leider nur Zoofachgeschäfte.

    Trainer aber auf jedenfall auch und selber Ruhe ausstrahlen. Es wird kann aber dauern.

  • Ich hatte mal eine Hündin (Hovawart-Kaukase Mix) hier im Training, die hatte fremde Menschen zum fressen gern. Die stand angeleint, ruhig und schwanzwedelnd neben Einem und wartete nur darauf das Jemand in ihre Reichweite kam um unvermittelt ernsthaft nach vorn zu gehen.

    Ich bin dann mit ihr gezielt unter viele Menschen gegangen (Baumärkte, Flohmärkte, ÖPNV im Berufsverkehr, ect.), natürlich entsprechend gesichert. Das führte zur Reizüberflutung und nahm ihr gleichzeitig die Möglichkeit sich auf ein Ziel zu fokussieren. Nach einigen Wochen wurde es deutlich besser und sie akzeptierte auch zufällige Berührungen im Gedränge. Das war dann der Zeitpunkt ab dem ohne MK weitergemacht wurde. Die Hündin wurde nie zum Menschenfreund, aber zumindest ignorierte sie fremde Menschen weitestgehend.

  • Ich bin dann mit ihr gezielt unter viele Menschen gegangen (Baumärkte, Flohmärkte, ÖPNV im Berufsverkehr, ect.), natürlich entsprechend gesichert. Das führte zur Reizüberflutung und nahm ihr gleichzeitig die Möglichkeit sich auf ein Ziel zu fokussieren

    Bin ich wie gesagt auch Fan von. War bei uns auch so, dass meine Frau gesagt hat Mittelaltermärkte besuchen ist unser Hobby, das hat der Hund zu kapieren. Klappt auch was das Thema andere Hunde betrifft, je mehr Gewusel umso weniger pöbelt der eigene Hund.

    Zur Not setze ich mich irgendwo an den Rand mit was leckerem und beobachte einfach nur.

  • Hallo zusammen,


    erstmal herzlichen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen.


    Ich versuche mal, den Hund zu beschreiben, wie er uns damals beschrieben wurde:

    Im Ausweis für Heimtiere steht "lieb, verspielt und hundeverträglich" - das stimmt auch, solange er IN der Familie ist.

    Die Pflegestelle sagte uns, er mag keine Männer. Den Mann dort mochte er nicht, der konnte locken mit lecker Fleisch, der Hund ist nicht hin.
    Die Frau von der Pflegestelle sagte, "der Hund braucht ne Mama, der ist so anhänglich und liebesbedürftig".

    Ich war auch gleich seine Wahl, danach kam er sofort auf unseren Sohn UND auf meinen Mann!


    Er ist noch ein ganzes Stück gewachsen, massiger geworden. Das Alter war damals mit ca. 2 Jahren angegeben. Das hat lt. Trainern wohl auch nicht gestimmt.
    Und wenn man im Internet Bilder sucht, kommen wir immer wieder eher bei einer Mischung aus Schäferhund und Dobermann an. SO sieht er nämlich aus, langbeinig, große Ohren, dicke kräftige Pfoten....


    Er war ja nicht immer so. Als wir ihn neu hatten, waren wir im Urlaub mit ihm.

    Zweimal, das erste Mal war schlimm, das zweite Mal war okay. Aber auch da hat er sich bereits hin und wieder (allerdings wirklich sehr selten) umgedreht und nachgeschnappt, an den Menschen, die vorbei gingen. Aber die waren auch ganz nah, haben ihn fast berührt.


    Das hat sich erst so im Laufe der Zeit ergeben.

    Wir hatten gelesen, wir sollten ihn der Gefahr nicht aussetzen. Sondern evtl. sitzen lassen, die "Gefahr" vorbeigehen lassen und dann mit ihm weitergehen.
    Das ging und geht auch immer noch ganz gut. Nur springt er dennoch immer mal auf.

    Wir möchten aber mit ihm einfach an anderen Menschen vorbeigehen, OHNE dass was passiert.


    Dass er eine größere Distanz zu Fremden braucht ist halt dann so, aber er sollte nicht nachspringen oder gar schnappen.

    Besuch wollen wir auch mal empfangen, ohne das eine Gefahr vom Hund ausgeht. Letzen Sommer ging das noch, da saß er dabei, hat sich streicheln lassen usw.


    Da war er aber auch noch neu bei uns. Nicht richtig angekommen. Kannte uns ja kaum.


    Wir vermuten, DA liegt unser Fehler, wir hätten ihn dann mit gleich mehreren Menschen bekannt machen müssen. Er kennt zwar viele, aber alle immer nur kurz und selten.

    Das Coronaproblem tat sein Übriges, sodass wir ja quasi keinen mehr treffen konnten und auch nicht im großen Kreis mit mehreren. Ist ja alles nicht mehr erlaubt gewesen.


    Was wir sicher wissen ist, dass er andere Hunde und deren Halter mag. Da macht er keinerlei Theater. Im Training hat er sich immer streicheln lassen, hat sich gut mit allen verstanden. Mit Hund und Mensch.
    Daher wundert uns dieser Sinneswandel.


    Wir haben mit Sicherheit was falsch gemacht. Vermutlich weil wir so unsicher waren im Umgang mit ihm, hat er wohl gedacht, ER muss uns nun schützen und alle gleich stellen, verbellen oder gar zwicken.


    Es war auch nicht zu übersehen, dass er sich von Woche zu Woche sicherer und heimischer hier gefühlt hat. Er ist angekommen, er fühlt sich wohl.

    Dass er immer nur mit Nachtlicht schläft ist halt so, unsere Tochter vermutet, er lag als Straßenhund immer unter einer Laterne... die Gewohnheit.



    Ausgelastet ist er definitiv nicht bei uns. Das bereitet uns ein wenig Sorge.
    Momentan geht es, da ist früh unser Sohn und/oder mein Mann daheim. Ich komme erst gegen Mittag. Tochter hat tatsächlich aktuell Präsenzunterricht.....

    Der Hund geht früh mit meinem Mann ins Homeoffice, da pennt er auf der Couch, stört hin und wieder mit einem Bellen die Videokonferenz, aber sonst passt es ihm da schon.

    Ist er mit dem Sohn allein, liegt er da und schaut sich das Homeschooling an. Danach spielen die beiden, Suchspiele, Leckerli verstecken z.B. in leeren Klorollen oder so einem Spiel für Hunde. Oftmals üben sie auch Tricks.

    Gassi gehen wir immer gleich unter Woche. Früh gehe ich ne halbe Stunde, das ist aber schon um halb 7. Dann ist bis mittags nichts. Vorabend nochmal und nachts, also um 22 Uhr oder später.
    Manchmal dazwischen noch was.


    Als aber Schule für alle war, ich in der Arbeit, mein Mann auch 2-3x wöchentlich auf Geschäftsreise, war er immer allein bis mittags. Da heult er dann. Aber nicht ständig. Die Oma sagt, er hört schon wieder auf. Aber bei jedem Geräusch, was er hört an der Haustür z.B. fängt er wieder an....


    Am liebsten ist er draußen haben wir festgestellt. An unserer Werkstatt/Scheune, wenn mein Mann dort was arbeitet. Er ist an einer langen Leine, gute 25 Meter, kann sich da auf der Wiese bewegen. Sonst würde er (noch) weggehen. Aber das Dabeisein ist für ihn wichtiger als angeleint. Er legt sich hin und genießt die Sonne, die Wiese usw.


    Dabei sein, er will immer und überall dabei sein. Immerhin folgt er mir nicht mehr aufs Klo. Ich weiß nicht, ob es Kontrolle ist oder einfach Anhänglichkeit.

    Er verfolgt mich schlimmer, wenn ich länger weg war. Sonst nicht. Er lernt schnell und viel. Trage ich den Wäschekorb, weiß er, ich komme gleich wieder. Ziehe ich Schuhe an, könnte das nichts Gutes bedeuten, nehme ich auch noch die Tasche mit.... ohje..... Nehme ich ihn auch mit - alles gut.


    Nun, wir dachten auch schon, mit ihm unter Menschen gehen.

    Aber die Trainerin und diverse Lektüre über Angsthunde raten dringlichst ab.... es würde ihn noch viel mehr stressen, als er eh schon ist.

    Ich hoffe, wir können bald einen Termin mit ihr machen. Es ist wirklich ärgerlich, dass sie nicht mal mit uns außen spazieren darf. Eigentlich nicht nur ärgerlich, sondern eher lächerlich....


    melli

  • Ich weiß jetzt nicht was du dir vorstellst? Und was ihr euch von der Trainerin erhofft?

    Das müsstet ihr euch klar machen. Es kann sein, das er Fremde nie mögen wird.

  • Aber wenn Du mit einer anderen Person draußen gehst das ist doch erlaubt, denke ich. Auch bei über 100, also bei wirksamer "Notbremse".

    • Treffen im öffentlichen und privaten Raum sind nur mit einem Haushalt sowie einer weiteren Person erlaubt (Kinder unter 14 nicht eingerechnet).
    • Nur kontaktloser Sport alleine, zu zweit oder mit dem eigenen Haushalt ist erlaubt.


    Zum Problem kann ich mich leider nicht kompetent äußern weil wir noch nie einen älteren Hund angeschafft hatten, immer nur Welpen.

    Aber wenigstens das hier von mir:


    Was wir sicher wissen ist, dass er andere Hunde und deren Halter mag. Da macht er keinerlei Theater. Im Training hat er sich immer streicheln lassen, hat sich gut mit allen verstanden. Mit Hund und Mensch.
    Daher wundert uns dieser Sinneswandel.

    Ist das jetzt immer noch so?


    Also wenn er durch einen Artgenossen abgelenkt ist dann fixiert er sich nicht mehr so auf den Menschen.

    Ihr müsst mit dem Hund viel unternehmen. Und auch erziehen und ausbilden. Mit Liebe, Leckerchen und Konsequenz. Aber wenn ihr ihm Tricks beibringt dann könnt Ihr ihm ja auch Dinge für den Alltag beibringen, z.B. ordentlich an der Leine laufen, niemanden fixieren.

    Wenn ihr einen Menschen kommen seht dann bereitet Euch innerlich vor und lasst den Hund auf keinen Fall diese Person anfixieren. Lenkt ihn ab mit irgendwas, was er total toll findet.

    Weil Du erwähntest, Ihr bringt ihm Tricks bei.... Kennt der Hund den Klicker?

    Das wäre ein Mittel ihn aus dem Fixieren herauszuholen, allerdings muss man das rechtzeitig machen, also wenn die Person noch rel. weit weg ist und der Hund gerade anfangen will mit Fixieren.

    Sobald er fixiert (frühes Stadium) einfach mal Klicken und guckt er, weil er ja Leckerchen erwartet dann sofort was tolles mit ihm machen, Leckerchen oder sein Bällchen animieren oder sowas. Das Fixieren unterbrechen. Die Person vorbeigehen lassen. Loben.

    Das ist jetzt nur eine Möglichkeit, die mir einfällt.


    Abbruchkommando kann man auch aufbauen um ihn aus dem Fixieren zu holen.

  • @Ellionore

    Ich weiß jetzt nicht was du dir vorstellst? Und was ihr euch von der Trainerin erhofft?

    Das müsstet ihr euch klar machen. Es kann sein, das er Fremde nie mögen wird.

    er braucht sie ja nicht zu mögen. Sie sollten ihm jedoch gleichgültig sein.

  • Das weiß ich, wir wollen uns mit der Trainerin ein Ziel setzen.

    Ja, wenn er Fremde nie mögen wird, dann ist das halt so. Dann werden wir damit leben müssen... aber dann bekommen wir von ihr sicherlich auch Tipps und Tricks, wie wir damit umgehen können.


    Wir haben uns ja schon soviel erarbeitet mit den Trainern, mit dem Hund.

    Er würde zerbrechen, wenn wir ihn nicht behalten könnten. Allerdings muss ich ganz ehrlich sagen, sollte die Trainerin irgendwann der Meinung sein, es ist kein Hund für uns oder wir kriegen es nicht hin, aus welchen Gründen auch immer, dann würde ich zustimmen und ihn weggeben.
    Aber niemals leichtfertig und ohne wirkliche Gründe.


    Bis bald. Ich mach mal Schluss für heute....


    melli

  • ja Micha weil der Hund sich dann auf den anderen Konkurrenten konzentrieren muss. Potenziell größere Gefahr. Deshalb nimmt er eher den anderen Hund war anstelle des Halters.

    Ist zumindest mein erleben