Waschbär Moderator
  • Mitglied seit 5. Februar 2012

Beiträge von Waschbär

    Das, was Du sehen kannst, ist immer der Phänoyp! Und der bildet sich aus dem Genotyp und Umwelteinflüssen. Wenn Du z.B. erkennst dass ein Hund schussscheu ist, dann weißt Du im Einzelfall nie ob das genotypisch bedingt ist oder auf negativen Umwelteinflüssen beruht. Wenn Du mehrere Hunde eines Wurfes kennst, die alle schussscheu sind, dann liegt die Vermutung nahe dass es dafür einen erblichen Hintergrund gibt. Trotzdem bleibt das eine Vermutung. Wirklich wissen dass das eine gentoypische Grundlage hat kann man nur wenn a) die Gene, die dafür ursächlich sind, identifizerien werden konnten, und b) bei den betreffenden Tieren dann eine entsprechende Genotypisierung durchgeführt wurde.


    Das geht sogar noch weiter.... So können schlechte Haltungsbedingungen in einer Zuchtstätte dazu führen dass sich die Nachzucht aus dieser Zuchtstätte vom Wesen her unsicherer zeigt als üblich. Inzwischen weiß man dass epigenetische Einflüsse während der Trächtigkeit derart auf die Föten einwirken können. So sind z.B. Mäuse, deren Mütter während der Tragzeit Stress ausgesetzt waren, ängstlicher und zurückhaltender als solche, deren Mütter während der Tragzeit keinem derartigen Stress ausgesetzt waren. Was biologisch auch einen Sinn macht. Denn lebt die Mutter in einem gefährlichen Umfeld, ist es für ihren Nachwuchs ein Vorteil wenn er vorsichtiger durch's Leben geht. Denn dann überlebt er länger...


    Der Zweck dieser Art der Wesensüberprüfung liegt nicht nur in der Beschreibung der Einzeltiere. Ein Aspekt war auch dass sich die Halter der Junghunde sinnvoll mit ihnen beschäftigen sollen. Das war vielen Mitgliedern im SV ein Anliegen. Beim DSH ist es ja immer noch ein Problem dass es einige Züchter gibt, die in großem Stil züchten, und die Nachzucht demzufolge hauptsächlich im Zwinger aufgezogen wird und die Welpen/Junghunde nichts kennen lernt.


    Zudem ist sie nur ein Baustein im neuen SV-Konzept. Der zweite Baustein ist die neue Zuchtanlageprüfung. Und der dritte Baustein ist das Projekt "365", bei dem es um die Aufzucht von Welpen im ersten Lebensjahr geht. Das startet gerade als Pilotprojekt in einigen wenigen Ortgruppen (übrigens unter der Federführung von Udo Gansloßer).

    Die Realität ist nicht so rosig wie Ihr Euch das vorstellt. Allein schon in Bezug auf die Herdenschutzhunde ist es mancherorts gar nicht möglich sie bei der Wanderschäferei einzusetzen. Weil dabei die Anforderungen der Tierschutz-Hundeverordnung nicht erfüllt werden können, die einige VetÄmter auch für aktive Herdenschutzhunde voraussetzen. Es gibt einige Wanderschäfereien, die deswegen ihre Herdenschutzhunde wieder abgeschafft haben. Wie soll ein Wanderschäfer für jeden Hund eine isolierte Hütte plus eine isolierte Liegefläche mit sich führen? Wo die Hunde dann sowieso nicht rein- bzw. drauf gehen? In einer großen Herde braucht man 3 bis 4 Herdenschutzhunde! Zusätzlich zu den Herdengebrauchshunden, die zum Hüten eingesetzt werden. Dann steht man vielerorts mit den Landeshundegesetzen in Konflikt. Aktiv arbeitende Herdenschutzhunde befinden sich diesbezüglich in einer Grauzone. So lange es zu keinem Vorfall kommt mag das gut gehen. Aber allein schon eine Beisserei mit einem fremden Hund, der zwischen die Schafe geht, kann den Schäfer in Teufels Küche bringen.


    Zu den Entschädigungen: Dafür gibt es Höchtgrenzen. Und es werden nicht immer nur Einzeltiere gerissen, wie man letztes jahr in Thüringen erleben durfte. Zudem gibt es einen amtlichen Schätzrahmen für die Wertermittlung von Ziegen und Schafen. Und gerade bei Herdbuchtieren liegen die tatsächlichen Preise auf dem Markt oft höher als der ermittelte Schätzwert. D.h. wenn Dir z.B. 30 Muttertiere und 5 Zuchtböcke gerissen werden kann es sein dass Du Dir für die Entschädigung, die Du erhälst, z.B. nur 20 Muttertiere und 3 Zuchtböcke neu kaufen kannst. Ode rnoch weniger...

    Und es wird ja auch z. B. der Spieltrieb überprüft. Wenn du einen Hund hast, der nur mit Mühe motiviert werden kann, wirst du das nicht groß üben können und in fremder Umgebung kommt dann vielleicht gar nichts mehr.

    :thumbup: So ist es... Passiert einem ja auch häufig als Trainer auf dem Hundeplatz: Leute kommen mit Hund, der angeblich spielt wie bekloppt und total verfressen ist. Aber alleine die Atmosphäre auf dem Hundeplatz, die anderen Hunde, das etwas nervöse Frauchen oder Herrchen am Ende der Leine, und *schwupps" schaut der angebliche Bällchen-Junkie seinen Ball nicht mal mehr an, und die Leckerchen scheinen urplötzlich alle nicht mehr geniessbar zu sein...


    Bei der Wesensüberprüfung soll dann ein so junger Hund sein Spielzeug überzeugend in einem fremden Vereinsheim suchen, nachdem ihm ein Blechnapf auf dem Fliesenboden hinterher geworfen wurde, und oben auf der Theke die Mettbrötchen stehen... 8) Deswegen sag ich: Macht das erst mal mit Eurem Hund, bevor Ihr darüber diskutiert dass das alles Pillepalle ist...

    Um den Genotyp eines Hundes zu erkennen, halte ich so einen Wesenstest für nicht so ideal.

    Den Genotyp eines Hundes kannst Du durch eine Beurteilung des Phänotyps nie ermitteln. Da helfen Dir nur Gentests weiter. Zudem sind diese Wesensbeurteilungen im VDH nun mal vorgeschrieben. Bisher wurden sie von vielen Verbänden nur oberflächlich durchgeführt. Der SV hat das jetzt halt geändert. Und allein durch die Absolvierung dieser Wesensbeurteilung bekommst Du ja noch keinen Hund in die Zucht. Die ist ja nur ein Baustein von vielen...


    Nochmal: Hat ein Hund aufgrund seines Naturells, welches er genetisch mit bringt, irgendwelche Defizite im Bereich der mentalen Belastbarkeit und/oder seines Spiel- und Beutetriebes, dann wird sich das in den dafür relevanten Teilen dieser Wesensbeurteilung entsprechend zeigen. Z.B. einen Hund, der sich prinzipiell nicht wohl fühlt zwischen fremden Leuten, kann ich natürlich durch entsprechende Prägung und Training daran gewöhnen dass er mit mir zusammen zwischen fremde Menschen geht. Aber an einem völlig fremden Ort, an dem er auch die Möglichkeit hat sich der Nähe der fremden Menschen zu entziehen, wird er sich ohne direkte Einwirkungen durch seinen Hundehalter doch anders zeigen als ein Hund, der fremde Menschen mag, oder einer dem fremde Menschen egal sind. Das kennt man doch auch vom durchschnittlichen Grundwesen der einzelnen Rassen. Ein typischer Labbi, dem in seinen Prägephasen nix Schlimmes passiert ist, wird sich in einer Gruppe mit fremden Menschen anders zeigen als z.B. ein durchschnittlicher Chow Chow oder ein durchschnittlicher Tschecheslowakischer Wolfshund oder ein durchschnittlicher Galgo oder ein durchschnittlicher Malinois etc. Zudem darf man nicht vergessen in welcher Entwicklungsphase sich die Hunde bei dieser Wesensbeurteilung befinden. Und gerade beim Schäferhund ist diese Phase sehr sensibel und dadurch eigentlich gut gewählt für die Beurteilung.


    Zudem wird sich bei Zuchttieren, die viele Nachkommen haben, unabhängig von der Aufzucht und Prägung der Hunde ein Muster ergeben in Bezug auf ihre Nachzucht. Sprich Du wirst, je mehr Nachkommen eines Hundes beurteilt worden sind, um so genauer beurteilen können wie er im mentalen Bereich vererbt. Einige wenige super gut geprägte und trainierte Nachkommen beeinflussen diese Beurteilung dann genau so wenig wie einige sehr schlecht geprägte Nachkommen. Das hat sich ja im schwedischen Mentaltest (den dort alle Rassen absolvieren) bereits gezeigt.

    Dann mach ihn doch und wir schauen wie Du das anschließend beurteilst. Da Dein Hund vermutlich vor dem Stichtag geboren wurde darf er auch als älterer Hund ohne Sondergenehmigung daran teilnehmen.

    Die Krallen einer Katze sind länger und gefährlicher. Im Gegensatz zur Katze siehst Du beim Waschbären ja die ganze Kralle, weil er sie, wie der Hund, nicht einziehen kann. Demzufolge sind sie auch nicht so scharf wie Katzenkrallen. Und ich habe es noch nie erlebt dass ein Waschbär seine Vorderpfoten in angreifender Weise eingesetzt hat (dem DSH damals waren die Hinterpfoten zur Verhängnis geworden; wäre ihm erspart geblieben wenn er den Waschbären nicht hätte töten wollen).


    Und ja, der Waschbär hat ein Raubtiergebiss. Aber "normal" halt, von seinen Dimensionen nicht extrem stark entwickelt.


    Wären diese Bärchen extrem gefährlich, hätten wir als Kinder sie damals nicht anfassen und auf den Schoß nehmen dürfen (wilde Bärchen, wohlgemerkt...).

    Trainier das Ganze und mach die Beurteilung... Wenn Dein Hund irgendwelche "Löcher" hat, kannst Du die in gewohnter Umgebung zuschmieren. In fremder nicht... Wenn Dein Hund vom Naturell her z.B. Probleme hat mit glatten wackeligen Oberflächen und lauten Geräuschen, kannst Du ihn scheibchenweise daran gewöhnen. Vielleicht sogar so weit dass er das dann auch in fremder Umgebung übersteht. Aber Dein Hund wird direkt im Anschluss nicht drangvoll und überzeugend spielen und einen belastbaren Beutetrieb zeigen.

    Ins Platz legen darfst Du sie nicht. Aber natürlich kannst Du beim Weggehen z.B. sagen "Bleib schön da" oder so.


    Bei der Wesensbeurteilung wird kein Ausbildungsstand überprüft. Man möchte möglichst das Grundwesen erkennen. Deswegen auch das relativ schmale Zeitfenster.