Das, was Du sehen kannst, ist immer der Phänoyp! Und der bildet sich aus dem Genotyp und Umwelteinflüssen. Wenn Du z.B. erkennst dass ein Hund schussscheu ist, dann weißt Du im Einzelfall nie ob das genotypisch bedingt ist oder auf negativen Umwelteinflüssen beruht. Wenn Du mehrere Hunde eines Wurfes kennst, die alle schussscheu sind, dann liegt die Vermutung nahe dass es dafür einen erblichen Hintergrund gibt. Trotzdem bleibt das eine Vermutung. Wirklich wissen dass das eine gentoypische Grundlage hat kann man nur wenn a) die Gene, die dafür ursächlich sind, identifizerien werden konnten, und b) bei den betreffenden Tieren dann eine entsprechende Genotypisierung durchgeführt wurde.
Das geht sogar noch weiter.... So können schlechte Haltungsbedingungen in einer Zuchtstätte dazu führen dass sich die Nachzucht aus dieser Zuchtstätte vom Wesen her unsicherer zeigt als üblich. Inzwischen weiß man dass epigenetische Einflüsse während der Trächtigkeit derart auf die Föten einwirken können. So sind z.B. Mäuse, deren Mütter während der Tragzeit Stress ausgesetzt waren, ängstlicher und zurückhaltender als solche, deren Mütter während der Tragzeit keinem derartigen Stress ausgesetzt waren. Was biologisch auch einen Sinn macht. Denn lebt die Mutter in einem gefährlichen Umfeld, ist es für ihren Nachwuchs ein Vorteil wenn er vorsichtiger durch's Leben geht. Denn dann überlebt er länger...
Der Zweck dieser Art der Wesensüberprüfung liegt nicht nur in der Beschreibung der Einzeltiere. Ein Aspekt war auch dass sich die Halter der Junghunde sinnvoll mit ihnen beschäftigen sollen. Das war vielen Mitgliedern im SV ein Anliegen. Beim DSH ist es ja immer noch ein Problem dass es einige Züchter gibt, die in großem Stil züchten, und die Nachzucht demzufolge hauptsächlich im Zwinger aufgezogen wird und die Welpen/Junghunde nichts kennen lernt.
Zudem ist sie nur ein Baustein im neuen SV-Konzept. Der zweite Baustein ist die neue Zuchtanlageprüfung. Und der dritte Baustein ist das Projekt "365", bei dem es um die Aufzucht von Welpen im ersten Lebensjahr geht. Das startet gerade als Pilotprojekt in einigen wenigen Ortgruppen (übrigens unter der Federführung von Udo Gansloßer).