Ich hab auch noch nie im Leben einem Hund die Krallen schneiden müssen
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Das hängt neben dem Untergrund, auf dem die Hunde hauptsächlich laufen (z.B. meine laufen relativ wenig auf Asphalt), auch von der Pfotenstellung eines Hundes ab. Wenn ein Hund "Spreiz-Plattfüße" (und Schäferhunde haben die gerne mal
) hat, dann werden seine Krallen von Natur aus länger als wenn er schön geschlossene "Katzenpfötchen" hat. Ich hatte es schon zweimal dass ich Wurfschwestern hatte, und bei denen Haltung und Bewegung identisch waren. Jeweils bei einer musste ich regelmäßig die Krallen kürzen, bei der anderen nicht.
Mit den Krallen eines Hundes ist es wie mit den Hufen eines Pferdes: Sie sind nicht selten der Anfang allen Übels, wenn es um Problematiken mit den Skelettaparat geht... Sind sie erst einmal zu lang, dann verändert der Hund sein Gangbild. Das kann zu einem veränderten Aufbau der Muskulatur führen, zu Blockaden etc. Z.B. könnten zu lange Krallen bei einem Hund mit entsprechenden Risikofaktoren das i-Tüpfelchen sein für die Ausbildung eines Cauda equina-Syndroms o.ä.
Wird ein Hund im Sport geführt, dann ist es ganz besonders wichtig dass dessen Krallen nicht zu lang sind. Ein Leichtatleht oder Fußballer wird niemals in Schuhen trainieren oder starten, die nicht optimal passen... Da können kleinste Veränderungen im Bewegungsablauf zu großen Schäden führen. Z.B. wenn es dem Hund unangenehm ist beim Sprung über die Agilityhürden (in sehr hohem Tempo) jedesmal zu stark mit den Krallen aus den Boden aufzukommen, und er deswegen anders auffußt als es für ihn natürlich wäre. In hohem Tempo und bei vielen Sprüngen im Sport werden sich entsprechende Problematiken eher früher als später einstellen...
Auch bei Hunden mit Altersbeschwerden oder Skeletterkrankungen kann es wichtig werden die Krallen regelmäßig zu kürzen. Und auch die Haare zwischen den Ballen... Selbst bei kurzstockhaarigen Hunden können die manchmal relativ lang werden. Und für Opa mit seinen 80 Jahren und den entsprechenden Wehwehchen ist es ja auch nicht so prickelnd wenn der dann auf Wollsocken über das Laminat rutscht... Viele alte Hunde, die etwas unsicher auf den Beinen geworden sind, gewinnen einiges an Lebensqualität zurück nur weil ihre Krallen auf die richtige Länge gebracht und die Haare zwischen den Ballen (richtig) gekürzt wurden.
Und nein, Tierärzte sind jetzt nicht die Experten im Krallenschneiden...
Nicht umsonst macht so etwas bei Pferden nicht der Tierarzt, sondern der Hufschmied... Bisher haben alle Tierärzte, die ich beim Krallenschneiden erlebt habe, einfach nur die Krallenzange stumpf draufgehalten. Eine Kralle, wenn sie erst einmal zu lang ist, muss aber ähnlich zurückgeschnitten werden wie ein Huf. D.h. man kappt nicht nur einfach so die Spitze, sondern auch die Trachten, und "moderliert" die Kralle "ums Leben" herum etwas ab. Dann können sich die Gefäße in den darauffolgenden Wochen zurück bilden und man kann beim nähsten Mal etwas weiter zurück kürzen.
Zu lang sind die Krallen übrigens auf jeden Fall dann wenn man sie hören kann wenn der Hund über festen Boden läuft. Kürzen sollte man sie möglichst schon vorher, wenn der Hund "wirklich passende Schuhe" tragen soll....