Assistenzhund Etikette

  • Für mich ein wichtiges Thema bei dem sowohl andere Hundehalter als auch hundelose Menschen Nachholbedarf haben.


    Zuerst jeder der einen Assistenzhund (AH) führt, hätte lieber keinen. Wir würden lieber einen Hund nur für Sport oder Familie haben.


    Ein AH ist für seinen Menschen wichtig, teils lebenswichtiges Hilfsmittel und als solches braucht es Raum und Konzentration.


    Unangebracht und störend ist es zu fragen "Warum brauchst du den einen AH?" - das ist gleichbedeutend mit der Frage nach der Krankenakte und die geht mich und meinen Arzt an und nicht Otto Neugier. Wenn ein Mensch mit AH fragen beantwortet ist das nett, wenn nicht dann eben nicht. Einfach mal dran denken wie ihr euch fühlen würdet im Laden wenn euch ein Kunde nach dem anderen bedrängt und eure Geschichte hören will. Bietet man an Fragen zu beantworten wie zB hier ist das was anderes. Aber als Grundregel gilt :


    Das AH Team ist zu ignorieren.


    Absolutes no go ist den AH anzustarren, an zu fassen, Bellgeräusche in die Richtung machen (doch machen auch Erwachsene) und sonstige Aktionen. Sicher ein AH wird trainiert um auch unter großer Ablenkung den Job zu machen, aber es ist nun mal ein Lebewesen.


    Einen AH abzulenken und zu Bedrängen führt im Ernstfall dazu dass der Mensch zu Schaden kommt wenn der Hund einen medizinischen Alarm verpasst.


    In den USA kann das mit Gefängnis bestraft werden.


    Das bedeutet auch das man den eigenen Hund ohne die ausdrückliche Erlaubnis keinen Kontakt aufnehmen lässt. Auch ein AH hat Freizeit und darf Hund sein, aber wann und wie bestimmt sein Mensch und niemand sonst.


    Einmal nett fragen ist okay - idealerweise fragt man


    "Was können AH denn leisten, welche Einsatzgebiete gibt es?"


    Und nicht


    "Was macht der, warum brauchst du den?"


    Im allgemeinen gilt:


    Den AH wie einen Gehstock behandeln - den will man ja auch nicht streicheln.


    So, hier dürfen gerne Fragen gestellt werden ?

  • Ein gut funktionierendes AH-Team sieht man nun nicht alle Tage. Eigentlich sollte der gesunde Menschenverstand jedem verbieten, einen solchen Hund anzufassen, abzulenken oder neugierige Fragen zu stellen. Man fragt einen Rollstuhlfahrer schließlich auch nicht, was ihm passiert ist.

    Aber ein paar bewundernde Worte sind doch bestimmt nicht schlimm, oder? Schließlich ist es das Ergebnis unzähliger Trainingsstunden. Tut da ein bisschen "Beifall " nicht gut? Hundehalter mit Sport- und Freizeithunden freuen sich doch auch, wenn sie Anerkennung für gute Leistungen bekommen.

  • Das Problem ist das auch eigentlich nett gemeinter Beifall für Menschen mit schweren Angststörungen schon sehr stressig sind und man alleine am AH nicht sieht ob das der Fall ist. Man kann es sicher mal probieren wenn man dabei sensibel ist und auch auf die Körpersprache des Menschen achtet und sich gegebenenfalls dann halt zurück zieht.


    Mal ein Gespräch mit jemandem ist/wäre auch für das Team meist nicht das Problem, das Problem ist halt das gleiche wie für die Verkäufern an Weihnachten - da wünscht nicht einer Frohes Fest, da kommt einer nach dem anderen.

  • Okay, das verstehe ich. Hat denn ein AH immer ein entsprechendes Geschirr an? Ich habe mal eine Fernsehsendung aus den USA gesehen, wo ein solcher Hund für eine Frau mit Panikattacken ausgebildet wurde. Nach der Prüfung bekam er das entsprechende Geschirr, das ihn kennzeichnet.

    An Halter mit Angstzuständen denkt man gar nicht sofort bei AH. Eher an Menschen mit Behinderungen, die Hilfe im Alltag brauchen. Gut, dass du es hier mal so genau ansprichst. So reagiert man doch sensibler auf solche Mensch-Hundeteams.

  • Laut dem ADA (Americans with disabilites act) sind weder Prüfungen noch Kenndecken Pflicht, das macht auch Sinn um möglichst vielen die Möglichkeit zu geben einen AH zu haben. Natürlich wird das auch missbraucht.


    In Deutschland ist das auch noch so, Pflicht ist es nicht und das ist auch gut so. Es werden teils Prüfungen angeboten aber alle gehen zumindest in Teilen an der Realität vorbei.


    Ich persönlich hab Patches an den Geschirren und Halsband, teils zweisprachig.

    Service Dog

    Assistenzhund

    Nicht Anfassen

    ASK To pet


    Und Because Fuck you, that's why and ab und Hands off if you wanna keep them.

    Ich denk auch über ne Jacke nach mit:


    Fass den Assistenzhund noch mal an und du brauchst hinterher selber einen.


    Klingt böse aber du glaubst nicht was sich die Leute alles raus nehmen besonders mit Peanut.


    Angststörungen sind eine Behinderung, nicht alle Behinderungen sind sichtbar. Wenn ich nur so da stehe und meinen Stock nicht dabei hab, weil er an dem Tag nix nutzt oder ich einen guten Tag habe, dann sehr ich auch gesund aus ?


    Mein Schwiegersohn und meine Lebensgefährten sehen auch gesund aus - aber das ist auch nur von Aussen und fürs ungeübte Auge.

  • Kann ich mir vorstellen das Leute sich unmöglich benehmen allerdings so einen Spruch auf der Jacke, die meisten meinen es sicher nicht böse auch wenn sie nerven


    Ansonsten kann ich mir nicht vorstellen was genau ein Service Dog bei einem Menschen mit einerAngststörung bewirken soll? Mal abgesehen halt von der Angst überfallen zu werden.


    Ich litt jahrelang und sehr starken Angststörungen, war in Therapie und nahm richtig starke Medikamente aber ich kann mich an keine Situation erinnern wo mir ein Hund hätte helfen müssen oder können?


    Was genau machen deine Hunde wenn du eine Attacke bekommst? Würde mich interessieren :) Wenn ich ab und zu nochmal eine starke Panik Attacke bekomme (hält sich gott sei dank mittlerweile in Grenzen) beruhigt mich Dogmeat natürlich aber ich wüsste nicht wie er mir sonst helfen könnte bzw was er dafür lernen müsste

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  • Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Bei Angst/Panik passiert ja in der Körperchemie so einiges unter anderem die Ausschüttung von Stresshormonen, das wiederum verändert den Körpergeruch. Darauf kann man den Hund trainieren. AH kann dann anzeigen und das gibt die Chance Notfallmeds zu nehmen, aus einer Situation raus zu gehen, Strategien die man evtl in der Therapie gelernt hat anzuwenden.


    Bei Panikattacken selbst kann der Hund durch blockieren Abstand schaffen und Raum geben, denn Nähe vor allem von Fremden kann das noch schlimmer machen, besonders wenn man dann selbst nicht kommunizieren kann, ich verliere dann schon mal die Fähigkeit Deutsch zu verstehen oder zu sprechen und Fall ins englische, das versteht halt auch nicht jeder. AH kann dafür auch einen Patch am Geschirr haben. Er kann damit auch für die Sicherheit anderer Sorgen, meine Lebensgefährten zB sind ehemalige Marines, wenn M eine full blown Attacke hat dann ist niemanden zu raten ihn an zu fassen - das geht böse, sehr böse aus. Ist auch niemandem zu raten mich danm anzufassen, entweder ich hab dannerat recht einen Meltdown oder Kamofreflex setzt ein und ich möchte ja wirklich keinen verletzen. Da drängt der Hund Menschen ab und führt in eine ruhige Ecke. (Wird meine auch noch lernen)


    Der AH kann auch durch taktile Stimulation wie zB gezieltes Lecken oder auch Knabbern helfen sich schneller zu beruhigen. Durch Grounding wie DPT oder LPT (Deep Pressure Therapy oder Light Pressure Therapy) helfen die Attacke besser zu verarbeiten, dabei bringt er Druck entweder passiv (nur durch sein Gewicht) oder aktiv (richtiges pressen) zB quer über die Beine, am Bauch und sorgt so buchstäblich für Erdung.


    Je nachdem wie heftig eine Attacke ist, ist das ja physisch wirklich anstrengend, wenn das draussen passiert ist es auch enorm hilfreich wenn der Hund dann zB das Auto oder den Weg nach Hause führt und schon allein die Tatsache das der Hund ja auch aufpasst hilft bei der PTSD mit der eigenen extremem Wachsamkeit.

  • Editieren hat nicht gefunzt :/


    Die Hunde zeigen mir generell Stress an, die sind auf gewissen Körper sprachliche Hinweise trainiert, wie zB ständiges Faust ballen, Schenkel klopfen, Atmung und wenn der AH mir schon morgens mehrfach sagt "Hey Mensch, komm runter" dann kann ich tief durch atmen und entscheiden ob ich eventuelle Termine besser verschieben oder wenn nicht versuche mein innere Balance besser in den Griff zu kriegen oder eben auch besser vorbereitet sein weil dann eine Attacke natürlich wahrscheinlicher ist. Also noch mal checken sind die Medis gepackt, hab ich vernünftig gegessen usw.