Die Zukunft des (Schäfer)hundes, Ortsgruppen und Teilzeitgebrauchshunde

  • Dank den wunderbaren Bildern mit Crazy im Schnee von Cinja , von denen eines in der neuen SV Zeitung veröffentlicht wurde, habe ich einen Artikel in besagter Zeitschrift gelesen. Dabei haben sich mir schon wieder die Haare gesträubt. :rolleyes:


    Es geht um ein Projekt, das, geführt von dem bekannten Verhaltensforscher Dr. Gansloßer, beim SV in einigen bereits ausgewählten Ortsgruppen gestartet werden soll.


    Das Projekt nennt sich "Projekt 365" und soll die "Gestaltung von Welpen- und Junghundekursen fürs erste Lebensjahr" beinhalten. Es sollen an den HH von besagten Welpen- und Junghunden sogenannte "Lehrbriefe" gegeben werden und monatlich, durch den Übungsleiter der OG einige Trainingsstunden zur praktischen Umsetzung der Lehrbriefe.


    In den Lehrbriefen geht es um "Übungen, die auf neueren wissenschaftlichen Projekten zu Sozialverhalten und Intelligenz von Hunden beruhen. Das Entwickeln sozialer Fähigkeiten, das Kennenlernen des Menschen als wertvollen und helfenden Sozialpartner, aber auch um die Stabilisierung von Selbstvertrauen und Belastbarkeit der Hunde. Für den Menschen beinhalten die Lernziele auch das richtige Erkennen der Bedarfslagen seines Hundes in verschiedenen Situationen und das richtige Reagieren darauf" (Zitat)


    "Einerseits sollen Hunde gefördert werden, die sozial kompetent, schlau, umweltsicher, menschbezogen und gesellschaftstauglich sind. Andererseits soll den Neuhundehaltern das Dasein in den Vereinsgliederungen, speziell den OGs, schmackhaft gemacht und damit die Wahrnehmung des Vereins als Ort des Wohlfühlens und der Kompetenz verbessert werden".

    Meine Meinung: Projekt 365 hört sich so erstmal nicht schlecht an, kommt darauf an, wie es umgesetzt wird. Der Schwerpunkt in diesen Lehrbriefen sind natürlich nicht Gehorsamsübungen sondern besagte Sozialkompetenz der Hunde und Halter, äh, bzw. Halterschulung. Unter dem Strich ist es wohl ein Versuch des SV, durch "wissenschaftlich gestützte" Massnahmen mehr Leute in die OGs zu bekommen. Ich frage mich, warum Gehorsam als weniger wichtig eingestuft wird. MMn kann man Sozialkompetenz nur mit einer gewissen Gehorsamsgrundlage üben.


    Herr Dr. G sagt weiterhin, dass der DSH in der Gesellschaft nicht mehr so gut ankommt wie in früheren Zeiten. Dass vor vielen Jahren noch der DSH der meistgesehenste Blindenhund war und heute sei das der mangelnden Umweltbelastbarkeit einiger Schäferhunde anzukreiden.

    Ich frage: Liegt es an der mangelnden Umweltbelastbarkeit einiger DSH oder an der mangelnden Belastbarkeit der heutigen Bevölkerung im Umgang mit (Gebauchs)Hunden/Tieren? Oder aber womöglich ( :D ) an der mangelnden GESUNDHEIT des DSH?


    Dr. G sagt: Der Hund solle noch mehr "Sozialkumpan mit gewissen Nebentätigkeiten" werden. Und dass "wir zwar Gebrauchshunde (Rettungs-, Dienst-, Assistenz-) brauchen" aber alle gemeinsam bräuchten "diese gesellschafts- und alltagstaugliche Früherziehung und die richtige Zuchtselektion bei der Anpaarung ihrer Eltern"


    Jetzt kommt mein Lieblingsspruch:
    "Der Deutsche Schäferhund war stets, auch bei den Hirten früher, ein Allzweckkönner, kein Spezialist. Auf diesem Fundament muss man aufbauen und dann erst nachträglich die Spezialausbildung draufsatteln. Familienhund aber müssen alle sein können." ^^

    Spätestens hier hörts bei mir auf. Häh? Der Hund soll Sozialkumpan sein und etwas anderes nur in "Nebentätigkeit" tun, so wie damals bei den "HIrten"??? Ohne Scheiss? Hunde waren "damals" Teilzeitschäferhunde mit Hauptgebiet Familie????


    Erstens kann man allenfalls in Mitteleuropa von "damals" sprechen und zweitens, wann haben Schäferhunde/Gebrauchshunde "damals" in der Familie/im Haus gelebt?? Zweitens wussten damals alle Familienmitglieder wie man mit einem Gebrauchshund umgeht, bzw. wie man NICHT mit ihm umgeht, weil der vorne Zähne dran hat und ein HUND ist. Wenn ein Hund gebissen hat, dann war eher der Mensch schuld, weil zu dämlich um zu kapieren, dass ein Hund beissen kann. Es sei denn ein Hund war ungewöhlich aggressiv oder auffällig, dann wurde er halt erschossen.


    Als nächstes: Kann man einen Hund, der z.B. im IGP oder Mondioring ausgebildet wurde als "Spezialisten" bezeichnen? Ich würde sagen, ein reiner Familienhund ist eher ein Spezialist und aufgrund fehlender Förderung auch geistig eingeschränkter als ein ausgebildeter Hund.


    Zum Abschluss etwas das mir sehr gefallen hat und wo ich mir auch die Ausdrucksweise merken werde:

    "Wie wird das aus der Perspektive des Tierschutzes gesehen? In Kreisen emotional-bauchgesteuerter Edeltierschützer (denen ich völlig fernstehe!) wird bereits das Messer gegen alle Arten von Assistenztieren gewetzt. Die Anforderung aus der Versuchstierkunde (Verbessern der Praktiken, Reduzieren der Tierzahl, Ersetzen durch technische Maßnahmen) wird hier bereits aufgestellt. Wenn wir da nicht gegenhalten, und das können wir nur durch Integration unserer Hunde in das menschlich-familiäre Umfeld, dann wird es schwierig. Wenn sich diese Leute erst mal auf das Hundewesen eingeschossen haben, ist kein sachorientierter Tierschutz mehr möglich. Zoos, Zirkusse, Jäger und andere Branchen haben das bereits erlebt"


    Quelle: https://www.schaeferhunde.de/f…be_Projekt365_02_2019.pdf


    Einmal editiert, zuletzt von Axman ()

  • Oh verdammt, jetzt sehe ich, das der Artikel von 2019 ist!!! Deshalb hatte ich so ein Deja Vue beim Schreiben!!! Okay, nichts für Ungut! Weiss man ob in der Hinsicht etwas geschehen ist? Da war ja Corona dazwischen