ich widerspreche dem ja nur in der Hinsicht, dass ich eben Hundesport nicht als ausschlaggebend für einen Gebrauchshund erachte. Ursprünglich war die Aufgabe eines Schäferhundes bestimmt nicht in einen Arm zu beißen. Gebrauchshunde sind für mich sehr viele Rassen, aber das sprengt hier jetzt die Debatte.
Das züchten von Gebrauchshunden bedarf aber einer Sichtung und Selektion der Gebrauchshundeeigenschaften. Populationsgenetiker (Hellmuth Wachtel, Irene Sommerfeld-Stuhr) haben auf Vorträgen zum Thema Gebrauchshundezucht mehrmals betont dass ohne eine derartige züchterische Selektion die Gebrauchsfähigkeit von Gebrauchshundrassen innerhalb von 3 Generationen verschwunden ist. Was nicht bedeutet dass z.B. ein Hund dann keinerlei Triebveranlagungen mehr zeigt, die er als Motor für seine ursprüngliche Aufgaben benötigt. Aber die Gebrauchsfähigkeit ergibt sich ja aus mehreren Kriterien, die ein Hund erfüllen muss. Aus denen ergibt sich dann ein "Gesamtpaket", durch welches der Hund in seiner Aufgabe eingesetzt und gehändelt werden kann. Gibt es größere Defizite bei nur einem Kriterium, das für die Einsatzfähigkeit eines Hundes eine Rolle spielt (Triebveranlagungen, Nervenstärke, Hundeführerbindung, Ausbildbarkeit, physische Eignung), dann führt das dazu dass ein Hund nicht mehr gebrauchsfähig ist.
Ein Deutscher Schäferhund muss übrigens nicht zwingen im IGP-Sport ausgebildet und geführt werden, um zuchtzugelassen zu werden. Die Rettungshundeprüfung Stufe 2 oder die Herdengebrauchshundprüfung berechtigen genau so zur Zuchtzulassung wie eine Diensthundeprüfung oder der Einsatz als aktiver Blindenführhund. Hunde mit derartigen Ausbildungskennzeichen müssen aber natürlich alle anderen Zuchtvoraussetzungen erfüllen sowie zwingend auf die Körung (Letzteres ist für Hunde mit IGP-Ausbildungskennzeichen nicht zwingend vorgeschrieben). Sprich seit je her absolvieren die HGH-Hunde der Schäfer auf der Körung ihren Körschutzdienst. Und das meist nicht mal schlecht. Ist der Mannschärfenachweis ja auch immer noch Bestandteil der HGH-Prüfung (auch wenn die Prüfungsordnung inzwischen dahin gehend geändert wurde dass ein HGH-Hund heute nicht mehr durch die Prüfung fällt, wenn er den Mannschärfenachweis nicht besteht).
Unter'm Strich hat sich aber in über 100 Jahren Zuchtselektion im SV gezeigt dass die wesentlichen Kriterien, die wichtig sind für einen Einsatz im HGH- oder auch Rettungshundebereich, über die Selektion im IGP-Sport mit abgeprüft werden. Sehr viele Hunde, die nicht aus HGH-Linien stammen, besitzen auch heute noch sehr gute Hüteeigenschaften. So wie viele Hunde aus HGH-Linien eine gute Arbeit im Schutzdienst zeigen. Dito bei den Rettungshunden. Wenn man sich mit den einzelnen Triebveranlagungen auskennt, dann weiß man auch warum das so ist.