Für die einzelne Hündin ist es doch völlig schnuppe ob sie mit oder ohne Sondergenehmigung im 9. oder 10. Lebensjahr gedeckt wird. Und ja, es gibt viele Schäferhunde. Aber auch mit Malis kannst Du die Strasse pflastern, wenn Du das willst. Wenn Du die Populationsgrösse der einen Rasse nach den Wurfzahlen ihres Mutterlandes ansetzt, dann musst Du auch die Wurfzahlen der anderen Rasse in ihren unrsprünglichen Verbreitungsländern ansetzten. Und in Belgien/Frankreich/den Niederlanden werden jede Menge Malis gezüchtet bzw. "Malimischlinge" (= X-Malis, KNPV-Herder etc.). Diese Länder sind nicht auf Deutschland angewiesen, um die Rassepopulation zu erhalten (und das wollten die auch gar nicht sein).
Die Massenzüchter im SV geben sich mit alten Zuchthündinnen sowieso nicht ab. Bei denen findest Du i.d.R. keine Hündinnen über sechs Jahren. Weil bei Schäferhündinnen funktioniert meist nur "das eine" oder "das andere": Entweder Du machst mehrere Würfe in kurzer Folge hintereinander. Oder Du züchtest mit einer älteren Hündin. Versuchst Du beides, bringt Dir Deine Hündin schnell nur noch kleine Würfe bzw. bleibt Dir leer. Und das ist unrentabel. Deswegen nutzen diese Züchter die Möglichkeit der Zuchtordnung, mit einer Hündin bis zur Vollendung des 10. Lebensjahres züchten zu können, doch gar nicht. Und würden durch eine Herabsetzung des Zuchtalters auf 8 Jahre gar nicht getroffen werden. Durch das wären in erster Linie die Züchter betroffen, die ihre Hündin neben der Zucht auch zum Arbeiten einsetzen und sie deswegen später und seltener zur Zucht einsetzen. Die ihre Rentnerinnen behalten und manchen Wurf erst dann machen, wenn sie auf natürliche Art und Weise nicht mehr so viele Hunde "um die Füsse haben". Die aufgrund ihrer Berufstätigkeit nicht jederzeit einen Wurf aufziehen können und im einen oder anderen Jahr auf die Bedeckung ihrer Hündin deswegen verzichten usw.
Und ich finde immer noch das der späte Zuchteinsatz der beiden von mir erwähnten Hündinnen nicht "Hammer" ist. Qwanny wurde 13 und Anya fast 14. Die durchschnittliche Lebenserwartung des Dobermanns liegt inzwischen bei unter 7 Jahren. Die der Doggen ist nicht höher. Bei letzteren darfst Du mit Hündinnen züchten bis zur Vollendung des 8. Lebensjahres. Da ist z.B. die durchschnittliche Dobbermann- oder Doggen- oder auch Berner Sennenhündin bereits tot! D.h. das Verhältnis zwischen Lebensende der Hündin und dem Zuchtende ist doch beim Dobermann oder der Dogge oder dem Berne Sennenhund für die Hündin sehr viel schlechter als bei den beiden von mir erwähnten Hündinnen. Und das ist es was mitr an dem pauschalen Zuchtende in der VDH-Zuchtordnung mit 8 Jahren, das die meisten Verbände übernommen haben, nicht schmeckt: Dass zum einen die Lebenserwartung der einzelnen Rassen gar nicht mit einbezogen wird. Eine 8-jährige Mittelspitzhündin ist fit wie ein Turnschuh und hat fast die Hälfte ihres Lebens noch vor sich. Eine 8-jährige Berner Sennenhündin ist im Durchschnitt bereits tot... Und zum anderen gibt es Züchter, die u.a. auf eine hohe Lebenserwartung hin selektieren. Wenn ich Hunde züchten möchte die gesund alt werden, dann muss ich auch mit Hunden züchten die im Alter noch gesund sind. Solange sie jung sind weiss ich doch gar nicht ob sie gesund alt werden. Willste das auspendeln lassen? Wer länger lebt und wem es länger gut geht, der pflanzt sich länger fort und hat dadurch mehr Nachkommen als diejenigen, die krank sind und dadurch u.a. eine kürzere Lebenserwartung haben. So würde es die Natur regeln, und die macht selten Fehler.
Letztere entstehen aber durch unflexibele Zuchtbestimmungen, in denen es nur noch um feste Stichtage geht und überhaupt nicht um die individuelle Gesundheit und Fitness der einzelnen Hündin. Durch die eine Hündin, die wirklich schon "alt" ist, über den selben Kamm geschoren wird wie eine gesunde und vitale Hündin. Und durch die Züchter dazu verleitet werden den letzten Wurf ihrer Hündin zu machen, obwohl ihnen der Zeitpunkt dafür nicht wirklich passt.
Ich finde es immer ätzend wenn Menschen, die selbst gar nicht züchten, mit irgendwelchen theoretischen Maßnahmen die Zucht revolutionieren wollen, ohne überhaupt richtig über eine Sache nachgedacht zu haben. Zum einen muss man erst einmal die Ist-Situation kennen (und die wird nicht von Einzelbeispielen repräsentiert), zum anderen sollte man beurteilen können ob man mit einer geforderten Sanktion überhaupt die Mißstände wird beeinflussen können, die man damit gedenkt abzustellen. In diesem Fall: Würde durch eine Herabsetzung des Zuchtalters auf 8 Jahre die Massenzucht im SV beendet werden? Die klare Antwort ist: Nein! Denn die Grosszüchter züchten schon jetzt nicht mit alten Hündinnen, deren Hündinnenbestand ist im Durchschnitt eher jung. Dafür machen sich sehr viele der Züchter, die auch eine ältere HÜndin noch einmal belegen lassen, überdurchschnittlih häufig grosse Gedanken über Gesundheit und Vitalität in der Rasse und versuchen diese beiden Parameter positiv zu beeinflussen. So, und wen würde Deine angestrebte Sanktion nun treffen?
Wenn's nach mir ginge, dann würde jede Hündin über ein "Lebendwurfzahl-Kontingent" verfügen. Würde vor jeder Bedeckung (egal in welchem Alter) gründlich durchgecheckt werden. Und das Zuchtalter wäre dann nach oben hin offen (diesbezügliche Beschränkungen würden dann individuell durch den Tierarzt-Check erfolgen). Bei Arbeitsrassen könnte man den Zuchteinsatz auch vom letzten Prüfungseinsatz abhängig machen. Innerhalb der letzten 12 Monate vor Zuchtverwendung muss eine Hündin eine Prüfung bestanden haben, in der u.a. auch ihre Fitness abgefragt wird. Also IPO, HGH, RH o.ä. Ein Kompromiss wäre es solche Massnahmen zumindest ab einem bestimmten Alter einzuführen (wobei mir 8 Jahre da schon zu hoch läge).
Sinnvolle Möglichkeiten gäbe es viele, aber diese starre "8-Jahre-Regelung", die gerade von Nichtzüchtern immer wieder gefodert wird, ist für mich Blödsinn.