Wesensveranlagung links,-und rechtsstehend

  • Hallo an Alle


    Da ich neu im Forum bin eine kurze stichpunktartige (weil laaaanger Post)Vorstellung/Übersicht damit der geneigte Leser einschätzen kann ob er das was ich schreibe für glaubwürdig hält oder nicht.

    -42 Jahre alt,aus Chemnitz stammend

    -Vater zu DDR Zeiten Hundestaffelführer bei NVA wie auch einer Vollzugsanstalt gewesen

    - über 6 Jahre Hundesport gemacht,das auch erfolgreich

    -3.der Landesmeisterschaft Sachsen im Turnierhundesport + diverse Platzierungen,auch Siege ,bei Freundschaftsturnieren in den 1990igern

    -Engagement im hiesigen Tierheim über mehrere Jahre und dort auch Erfahrungen (und Lehrgeld) mit Problemhunden bekommen (gezahlt^^)

    -Über den Tierschutz gabs dann auch Besuche/Diskussionen auf der Eberhard Trummler Station (Wolfswinkel),eine kynologische Forschungsstation die vielleicht auch ein Begriff ist


    Was die Thematik anbelangt zu der ich mich schlussendlich äußern will,ist es so das ich durch Zufall einer Suche darauf gestoßen bin das ab und an nach jener in einschlägigen Foren nachgefragt wurde. Und in allen Foren -leider-zu 90% großer Quatsch geschrieben wurde. Nur sehr selten wurde die tatsächliche Herkunft der Begriffe benannt. Und leider nie wurden die richtigen Rückschlüsse über Bedeutung und Zusammenhänge gezogen.

    Normalerweise wollte ich dann hier in einen bereits bestehenden Thread antworten (weil es hier auch mal behandelt wurde).Da jener aber uralt ist,wurde mir vom Forum selbst empfohlen einen neuen Thread zu erstellen. Ich bin artig,komme dem nach und sehe diesen nun einfach als Informationsquelle für Interessierte. Ich bitte zu bedenken das bei dem was ich hier schreibe ausschließlich(!) das alte,aber sehr differnzierte ,einheitliche Wertmessziffersystem der DDR verwende. Das heißt das Zahlen heute eine andere Bedeutung haben können. Keine Angst. Ich gebe einen Anschauungslink mit dazu.


    Also. Was bedeutet linkslastig oder rechtslastig,links,-oder rechtsstehend bei Hunden? Wo liegen Vorteile? Wo die Nachteile? Wo kommen die Begriffe her?


    Diese Begriffe des links,-oder rechtsstehenden Hundes stammt aus dem-man ahnt es schon- Wertmessziffersystem der DDR für die Bewertung von Hunden bei Körungen.

    Die Zahlen beliefen sich dabei von 0-9 bei der allgemeinen Wesensveranlagung ( selbes auch für Körperbau u.s.w.,ich bleibe aber nur beim Wesen) und 1-5 bei der Schärfe und Härte die gesondert gewertet wurden. Diese Zahlen standen nach einem Schrägstrich hinter dem allgemeinem Wesen.

    Trotz das Härte und Schärfe gesondert gewertet wurde,hatten jene Einfluss auf die allgemeine Bewertung. Ein Hund mit einer /22 (wenig Schärfe,wenig Härte) konnte folglich nie ein 5er Hund sein (angestrebte Wertmessziffer für den Ost-DSH) wo es da

    heißt:" ausgeglichen,gutartig,sehr hart gegen Einwirkungen".


    Hier nähern wir uns auch schon den Begriffen links und rechts. Bei einer Skala von 0-9 steht die 5 mittendrinnen. Alles unter 5 ist linksstehend,oder linkslastig. Alles ab 5 rechtsstehend oder rechtslastig. Das ist erstmal alles! ^^

    Wer das gesamte Wertmessziffersystem anschauen möchte und inklusive wissen möchte wie bewertet und geprüft wurde,kann das hier tun-->


    http://www.anhalter-hof.de/info1.htm


    (ich hoffe der Link ist ok. Ich bin mit diesem Zwinger nicht bekannt^^)




    Man könnte eigentlich die Thematik schon damit beenden,wenn es nun nicht so wäre,das unter diesen Begriffen den Hunden feststehende -manchmal haarsträubende-Eigenschaften zugeschrieben werden.


    Was bedeutet das also nun im Einzelnen?


    Im Grunde lässt sich aus den Bewertungen schon sehr sehr viel ableiten.
    Schaut man sich alles unter 5 an (4 ist bissl ein Sonderfall) zeigt sich,das es sich hier um wesenschwache Hunde handeln muss. Je niedriger die Wertmessziffer,umso schwächer ist das Nervenkostüm. Damit ist auch klar das-und das habe ich leider oft gelesen- die angedichtete Eigenschaft "setzt Aggression nach vorne um" genau nicht zutreffen kann! Natürlich! Ein ängstlicher Hund KANN auch ein Angstbeißer sein,der erstmal beim Biß einen kurzen offensiven Akt begeht. Und häufig sind es wesenschwache Hunde,die sich erstmal äußerst beeindruckend (scheinbar offensiv) aufbauen können. Unsicherheit schafft Furcht,Furcht dann oft Aggression (gilt auch für Menschen). Aber es sind nicht die Hunde die das notwendige Nervenkostüm besitzen,um gerade und direkt jemanden "verhaften" zu WOLLEN!

    Man könnte das runterbrechen auf "Hunde die bellen beißen nicht". Aber auch das würde dem tatsächlichen Sachverhalt nicht Rechnung tragen,wie ja eben genau der Angstbeißer beweist. Aber nicht jeder wesenschwache Hund ist ein Angstbeißer oder aggressiv im allgemeinem Sinne,nicht wahr? Man sieht hier also schon,das man da gar nicht genug differenzieren kann und man nie vergessen darf,das das Wertmessziffersystem ansich lediglich eine grundsätzliche Richtlinie ist,was man von einem Hund erwarten kann UND das Hunde Individien sind und damit,wie Menschen,individuell unterschiedlich auf unterschiedliche Situationen reagieren können.
    Schaut man noch genauer hin ergibt sich bei den linksstehenden Hunden,das jene eine niedrige bis mittlere Reizschwelle haben müssen. Den Begriff erkläre ich weiter unten nochmal,denn auch da ergeben sich teils haarsträubende Rückschlüsse bei manchem.

    "Geräuschempfindlich","schreckhaft","kann leicht reizbar sein".....all das kann sich nur ergeben,wenn der Hund auch enstprechend bereit ist auf Reize zu reagieren.In dem Fall unsicher bis ängstlich.


    Schaut man alles ab 5 an,ergibt sich wiederum,das es sich um nervenstarke Hunde handeln muss. Ruhig,ausgeglichen,das sind die wesentlichen Merkmale rechtsstehender Hunde.Aber auch mit zunehmender Wertmessziffer Phlegmatie,Teilnahmslosigkeit wie auch Empfindlichkeit gegen Einwirkungen. Hunde die sich auch in urbanem Raum unter vielen Reizen gelassen und selbstsicher bewegen KÖNNEN (siehe wieder Individien!). Der "Aufbau" bis hin zur Teilnahmslosigkeit lässt wieder den Rückschluss zu,das es sich um Hunde mit mittlerer bis hoher Reizschwelle handeln muss.


    Wer sich übrigens wundert wieso bei 4 "bösartig" und bei 5 schon wieder "gutartig" stehen kann,dem sei gesagt das es die geringsten Abstände zwischen dem Wesen von 4 auf 5 und von 5 auf 6 gibt. Alle anderen Wertmessziffern liegen deutlicher voneinander entfernt. Zum 4er äußere ich mich unten nochmal kurz extra.


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  • Wofür ist welcher Hund geeignet.



    Für den reinen Dienstgebrauch ergeben sich damit klare unterschiedliche Betätigungsfelder!
    Ein linksstehender Hund,der schnell auf Reize anspricht und potenziell eher potenzielle Gefahren ( auch das kann man nicht oft genug wiederholen:IMMER aus HUNDLICHER SICHT!) sehen b.z.w. erkennen wird,ist selbstredend ein besserer Wachund,als ein mehr oder weniger teilnahmsloser Hund der nie eine potenzielle Gefahr sieht. Will heißen - man erinnere sich,ein Rudel ist keine Hackordnung sondern eine Aufgabenverteilung- das für Kontroll-bishin zu Absicherungsaufgaben auch innerhalb eines Hunderudels der wesenschwache ,linksstehende Hund sehr gut geeignet ist. Diese Aufgaben können (müssen nicht) auch innerhalb eines Hunderudels vom Alphapärchen weiterdelegiert werden. Man kann das auch oft bei Hundespaziergängen erleben,das es zumeist einen "Buh"-Hund gibt. Ein Hund der vorwetzt um einen fremden Artgenossen anzubellen. Dabei wird sich häufig herausstellen,das jener jedoch nicht bereit ist den fremden Hund auch zu kontrollieren. Er also nicht bis auf Körperkontakt sich dem Fremden nähert. Es handelt sich also lediglich um die Meldung einer potenziellen Gefahr. Um diese sollen sich dann andere kümmern. Nämlich die die schon ein stärkeres Nervenkostüm besitzen.


    Auserdem haben solche Hunde oft auch einen psychologischen Effekt,wenn sie sich lautstark aufbauen.
    Entsprechend sind ,zumindest in der DDR bei guten Hundestaffeln die da auch drauf geachtet haben, vorwiegend linksstehende Hunde bei Gefangenenbewachungen eingesetzt worden. Wegen des psychologischen Effektes ("vor ruhigen Hunden hatten die Knasties einfach kein Respekt" O.T. mein Vater) und natürlich der Meldung eines Fluchtversuches in den Laufbereichen zwischen Mauer und Zaun. Dort sind sie immer mit ein paar Rechtsstehenden vermischt worden,damit,falls notwendig,der Fluchtversuch von einem (eben nervenstarken) Hund vereitelt wird und der Täter da im worst case nicht nur verbellt wird.
    Gute Wachhunde ergo 3 bis 4. Darunter wird man nur noch verbellen erwarten dürfen,wenn überhaupt.




    Als guter(!) Schutzhund wiederum kommen-abgesehen vom 4er- nur rechtsstehende Hunde in Frage. Denn dafür braucht es nervenstarke Hunde die einerseits nicht bei jedem Anlass sofort lostoben und andererseits jedoch ,wenn es darauf ankommt,sich auch nicht von einer Menschenmenge,oder einem sich wehrenden,oder gar angreifenden Gegner in ihrer Arbeit b.z.w. Triebziel abbringen lassen.
    Man stelle sich die Arbeit auf der Straße vor: Polizei geht mit Hund durch Hooligangruppe,niemand macht was. Hund sollte gelassen bleiben. Nicht aggressiv werden und -selbstverständlich-keine Furcht zeigen. Danach steht man jedoch derselben grölenden,pyromanischen und flaschenklirrenden Menge gegenüber.Auch dort sollte der Hund keine Furch zeigen,notfalls gar in die Menge hineingehen b.z.w. nicht zurückweichen wenn jene auf einen zukommt. Was das für eine nervliche Belastung für den Hund ist,wird jeder wissen der mal selbst so einer Gruppe gegenüberstand. Gleichzeitig darf im Ernstfall der Hund keinsfalls weich sein da man davon ausgehen muss das ein Angegriffener sich wehrt b.z.w. dem Hund da vielleicht auch Dinge entgegengeworfen werden.


    Also Furchtlosigkeit gepaart mit Härte,dennoch aber,oder aber GERADE WEIL nervenstark gutartig = 5er bis 6er Hund.
    Entsprechend wurde bei guten Staffeln zu DDR-Zeiten bei Einsätzen gegen Demonstrationen oder Fussballfans u.s.w. die Masse der rechtsstehenden Schutzhunden mit etwas linksstehnden "Kläffern" durchmischt. Dort ebenfalls wegen der psychologischen Komponente. Für den Ernstfall sollten aber die Rechtsstehenden in dem Fall überwiegen.
    Auserdem leisten sie häufig bessere Nasenarbeit als Linksstehende,da sie zumeist weniger ablenkbar sind.




    Für den Sport


    Für den Sport kann man im Grunde wohl alle irgendwo nehmen. Jedoch ist klar das die "führigeren" Hunde die linksstehenden Hunde sind. Hier kann man auch gleich mal sehen welcher Spagat da der deutschen Schäferhundzucht teilweise gelingt,wenn sie wesenstarke (ja im Grunde sture) Hunde heranzüchten,die aber eben dennoch die sprichwörtliche Arbeitsfreude und Führigkeit eines Schäferhundes an den Tag legen. Denn beides ist nicht selten ein Widerspruch. Grudsätzlich ist aber ein wesenschwacher Hund erstmal eher bereit sich unterzuordnen als ein Wesensfester. Auserdem käme noch hinzu das durch die niedrige bis mittlere Reizschwelle jene auch leichter zu motivieren sein können. Letztlich jedoch ist das alles aber kein "muss so sein".
    Ein Wesenschwacher kann sich bei Erziehungs,-Umgangsfehlern genauso durchsetzen wie sich ein eigentlich phlegmatischer Hund motivieren lassen kann,wenn man was gefunden hat was ihm Freude bereitet.



    Begriff Reizschwelle



    Die Reizschwelle ist KEIN Maßstab für die Aggression eines Hundes! Das wird immerwieder missverstanden.
    Die Reizschwelle ist der Maßstab ab wann ein Hund auf JEGLICHE Reize (Hörlaut,Duft,Berührung,was auch immer) bereit ist auf IRGENDEINE Art (ansehen,aufstehen,rübergehen,zum Napf rennen) zu reagieren.
    Darunter zählt natürlich auch eine aggresive Reaktion,sofern der Hund eben aggressiv reagieren möchte. Aggression zählt bei allen Lebewesen die in einem sozialen Verband leben-also auch Menschen- zum natürlichen Verhaltensreportair.Ein jedes Individium hat unterschiedliche Punkte wo es aggressiv wird. Das sagt überhaupt nichts darüber aus ob jenes nun "cholerisch" sei oder eben allgemein eine niedrige oder hohe Reizschwelle,niedrige oder hohe Frustoleranz hat.Beides,niedrige wie hohe Reizschwelle hat ihren Vor,-und Nachteil.
    Da jede Reaktion auch eine aggressive sein könnte und wesenschwache Hunde ab und an dazu neigen eher aggresiv zu reagieren aus eigener Unsicherheit heraus,könnte man freilich sagen das für den urbanen Raum eine hohe Reizschwelle wünschenswert wäre. Für eine gelassene Bewegung zwischen vielen Reizen stimmt das auch. Dennoch kann man jeden Hund an die DInge heranführen,wovor er sich anfänglich fürchtet,woraufhin er seine Angst davor ablegen kann. Ein wesenfester Hund mit hoher Reizschwelle ist das dann dennoch nicht. Aber einer mit den man sich gelassener in urbanen Raum bewegen kann. Das Eine schließt das Andere nicht aus!


    Das ist bei Hunden mit hoher Reizschwelle natürlich bequemer. Die hohe Reizschwelle hat allerdings einen entscheidenden Nachteil.
    Ist so ein Hund einmal in der Erregungsphase,kann jener diese nicht so einfach wieder verlassen. Runtergebrochen heißt das: Wer langsam hochfährt,fährt auch nur langsam wieder herunter! Es kann sein das diese Hunde sich den ganzen Tag nicht mehr richtig beruhigen lassen. Bei Molosserbesitzern liest man das häufig das die,wenn die Hunde dann doch mal ärgerlich wurden,den ganzen Tag über sich verziehen und keinen mehr sehen wollen. Auch den Besitzer nicht. Man muss sich also darüber bewusst sein das Hunde mit hoher Reizschwelle,die einmal in der Erregungsphase sind,sich keinesfalls einfach so wieder davon abbringen lassen. Darin kann durchaus auch Gefahr liegen! Aber allgemein gesehen ist eine mittlere bis hohe Reizschwelle schon wünschenswerter als eine Niedrige.


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  • Ab wann kann man sehen ob ein Hund links,oder rechtsstehend ist?
    BZW kann man das shcon beim Welpenkauf erkennen?



    Ganz klares NEIN! Kann man nicht! Da soll es allerhand "Tests" geben. Ob sich ein Welpe wehrt oder nicht zum Beispiel. Ziemlicher Blödsinn ist das. Siehe oben: Ab wann reagiert ein Individium aggressiv.
    Auserdem sei noch folgendes gesagt. Nach Pawlow setzt sich das Wesen aus 60% Vererbung,20%Erziehung und 20% Erfahrung zusammen. Natürlich sind das Richtwerte unter normalen Voraussetzungen. Einschneidende Erfahrungen können ungleich höher ins Gewicht fallen. Man sieht hier aber schon das bei einem 8 oder auch 12 Wochen alten Welpen,das Wesen noch überhaupt nicht fertig ausgebildet sein kann.
    Die wirkliche Beurteilung fiel tatsächlich eben erst bei der Arbeit am Mann (siehe oben Link). Dort wurde ganz klar gefordert was der Hund für welche Beurteilung zu machen hat. Und man sieht bei der Arbeit am Mann auch ziemlich eindeutig welcher Hund da wirklich ohne zu zögern an den Mann geht und welchem Hund das lediglich antrainiert wurde.


    Was man aber am erwachsenen Hund mit etwas Kenntniss über hundliches Verhalten und Gestik und Mimik bei Hunden sehen kann ist,ob diese eher Unsicherheiten zeigen (das muss nicht überall sein) oder stets Souveränität (Nein,grundsätzlich auf den Hinterbeinen toben und jedem Dresche anbieten ist keine Souveränität-was nicht bedeutet das ein souveräner Hund nciht auch mal Zähne zeigen könnte). Ob er ,sie den Individualbereich eher weit oder nah fasst u.s.w..
    Somit hätte man schonmal zumindest Anhaltspunkte ob jener Hund nun links,-oder rechtsstehend ist. Aber es bleibt bei Anhaltspunkten. Letztlich ist es doch auch egal ob es sich nun um einen 4er,5er oder selbst um einen eher ängstlichen 2er handelt. Man liebt seinen Hund und der Hund liebt sien Rudel. Es sind Individien. Und die sind wie sie sind.




    Kann man aus einem linksstehenden einen rechtsstehenden ,oder umgekehrt,Hund machen?



    Jein. Eher nicht. Die Frage ist so ähnlich wie ob man aus seinem melancholischen Kind ein sanguinisches oder cholerisches Kind machen könnte.
    Das Wesen ist wie es ist. Man kann einzelne Komponenten schon relativieren. Wie eben Angst vor wehenden Fahnen beispielsweise. Das kann schon Erfolg haben den Hund gegenüber bestimmten Reizen unempfindlich zu machen. Letztendlich bleibt er aber ein wesenschwacher oder wesenfester Hund. Deshalb ja auch die Prüfung am Mann. Der Stirnangriff des Scheintäters-oder heute Figuranten- ist eine hohe ,nicht alltägliche nervliche Belastung. Und da sieht man eben ob der Hund mit unvermittelter Geschwindigkeit ohne zu zögern anbeißt,oder ob er schwanzrudernd vorher abbremst und erst auf den letzten Meter nach oben an den Ärmel geht.


    Andersherum zeigt natürlich Pawlow das das Wesen selbstverständlich auch von Dingen beeinflusst werden kann,die nach der Geburt stattfinden.
    Letztlich: Warum sollte man dem Hund irgendwelchen einschneidenden Sachen ausliefern in der Hoffnung das er das doch bitte so oder so verarbeiten möge. Geben wir ihn in seinem Reifen die Sicherheit die er/sie braucht um reifen zu können. Und er/sie wird uns mit seiner/ihrer Treue belohnen. Egal ob er/sie da nun mal teilnahmslos herumliegt,oder vielleicht eben doch uz Sylvester Angst hat. Wie alle haben unsere Stärken und Schwächen. Das gilt auch für uns. Und wir können absolut sicher darüber sein das unser Hund die auch kennt. Und uns dennoch auch mit unseren Schwächen liebt! ;)




    Ganz zuletzt noch etwas zum 4er



    Auch wenn diese Wertmessziffer heute keine Rolle mehr spielt will ich mal dennoch was relativierendes zu dem Begriff "bösartig" bei der Ziffer 4 sagen.
    Man darf den Begriff nicht wortwörtlich nehmen. Mit "bösartig" ist gemeint,das es sich hier um ein Hund handelt der mit einer gewissen Leichtigkeit in einen körperlichen Konflikt geht.
    Raufer, oder neigt zum Raufen,wäre die deutlich bessere Beschreibung gewesen. Bei diesem Raufen zögern 4er nicht auch ihre Zähne in einem von ihnen gewähltem Maße einzusetzen. Letztlich macht das jeder Hund so. Aber 4er neigen dazu es öfters zu machen. Man könnte sie auch Hooligans unter den Hunden nennen. Aber auch das wäre nur bildhaft runtergebrochen und würde nicht dem eigentlichem ,vollständigem Wesen entsprechen. Denn das setzt sich ja ncith nur und ausschließlich aus dieser Komponente zusammen.
    4er Hunde sind nicht persé gefährlicher als andere Hunde. Aber es sind die Hunde die-meiner Meinung nach- nach Möglichkeit in kundige ,vor allem verantwortungsvolle Hand gehören. Da am besten in dienstliche Hände. Denn dort können sie ihr Potenzial voll ausspielen. Das ein Hund von alleine,ohne Zutun, in einen Konflikt für seinen Führer geht,ist nicht so häufig. Das widerspricht im Grunde auch den hundlichen Regeln. Denn für Schutz ist normalerweise der Alpha zuständig. Und das wollen ja zumindest wir sein.^^
    4er gehen jedoch wie erwähnt scheinbar mit einer gewissen Selbstverständlichkeit in eine körperliche Auseinandersetzung. Und sie bringen die nötige Härte wie auch schon-Erinnerung,4 ist nicht weit weg von 5- das nötige Durchsetzungsvermögen/Nervenkostüm mit solche Auseinandersetzungen auch in den meisten Fällen nervlich zu überstehen. Gleichzeitig jedoch sind es dennoch linksstehende Hunde,die dennoch Wert auf den Individualbereich legen,jenen auch weiter fassen und damit entsprechende Wachsamkeit an den Tag legen können.
    Gleichzeitig sind sie aber genau deshalb auch die Hunde die am leichtesten von jenen missbraucht werden können,welche da gerne eine Schwanzverlängerung an der Leine haben wollen,die alles und jeden angreift. Deshalb in verantwortungsvolle Hände.



    Ich habe hier eine 4er DSH Fähe sitzen. Mit 3 aus dem Tierheim mitgenommen (sie hat mich dazu genötigt,ich wollte eigentlich nicht),mittlerweile 11,mit keinem Millimeter weniger "wild" als mit 3. Sie hat mich schon einige Rechnungen gekostet. Einige Haare zu Berge stehen lassen,sich sogar einen zweifelhaften Ruf erarbeitet (wenn man gleich über den Balkon geht um eine Sache mit einem Artgenossen draußen zu klären dann ist das wohl auch in einer Stadt tratschwürdig-nur um mal eine ansatzweise Vorstellung zu geben). Das gepaart mit 3 Jahre wildem Leben mit einem Zweithund draußen ohne menschliches Zutun. Versierte Jägerin die auch weis wofür man jagd.....Himmel......
    Aber dieser Hund ist für mich der perfekteste Hund(geworden,es hat ne Weile gedauert und ich musste selbst viel lernen über Wildhunde quasi) den ich mir vorstellen kann.
    So unnachgiebig und notfalls brutal wie die ihren Widersachern sein kann,so liebevoll,verschmust,regelrecht zuvorkommend ,bishin aufopfernd kann der Hund sein zu jenen die sie in ihr-Achtung gewählte Worte!:D- Aufgabenbereich mit einschließt.^^Ich weis-ich habe das schon erlebt mit ihr in einer Gefahrensituation-das ich mich 100% auf sie verlassen kann. Die weicht nicht von der Seite. Ist absolut schussgleichgültig (gehe zu Sylvester ganz normal spazieren mit ihr) und hart zu sich selbst. Gesund -ging bis vor kurzem noch 30 km mit mir am Bike- arbeitswillig. Na ihr merkt schon. Ich gerade ins schwärmen und manches hat mit dem Wesen nichts zu tun.^^.
    Ich will damit sagen das auch diese Hunde wirklich phantastische Hunde sein können,die auch im urbanen Raum,wenngleich nicht ideal für sie b.z.w. mit Auwand für den Besitzer verbunden,eine Nische finden können,sofern die Besitzer auch die nötige Verantwortung walten lassen. Gehe ich nach meiner hier,würde ich jedenfalls sagen das sich die Dienststellen alle zehn Finger nach so einem Hund lecken würden. Und überlegt man sich das ich vorher für DSH nicht viel übrig hatte,seit ihr jedoch ein Fan dieser Rasse gworden bin (ja ich weis das nicht alle DSH so sind^^) ---> Also nur Mut-sollte es mal einen von euch "erwischen".^^

  • Ein toller Bericht! Applaus!!



    Nach Pawlow ist das Wesen zu 60% genetisch bedingt. Mit den restlichen 40% kann man bei einem Welpen durch Erziehung und Ausbildung doch schon viel erreichen. Übertrieben gesagt, kann man seinen Welpen so erziehen und ausbilden, wie man ihm haben mag.


    Oder??

  • Jain. Die genetische Komponente öffnet und/oder verschliesst Dir Türen. Meinen Spitz habe ich genau so aufgezogen wie meine Schäferhunde. Trotzdem ist er ein völlig anderer Hund. Wieviel Prozent vom Wesen jetzt genau durch Prägung kommen und wie viel durch die Genetik ist für die Praxis meiner Meinung nach aber eh wurscht. Es gibt Rahmenbedingungen, die von der Genetik vorgegeben werden. Und die werden, in gewissen Grenzen, durch die Prägung beeinflusst.


    Aber wo z.B. jetzt der Einfluss der Genetik endet, und wo genau die Frühprägung der Welpen beginnt (die genau so tief "sitzt" im Wesen wie die Genetik), wird man gar nicht genau klären können. Z.B. gibt es für Schussscheue genetische Komponenten. Wird aber ein Welpe aus schußfesten Elterntieren von einer Amme aufgezogen, die den Welpen eine starke Empfindlichkeit auf laute Geräusche in ihrer frühsten und somit wichtigsten Prägezeit vorlebt, wird dieser Welpe dieses Verhalten aufsaugen wie ein Schwamm und verinnerlichen. Dito z.B. in Bezug auf das Verhalten Fremden gegenüber. Es gibt genetische Komponenten für ein diesbezügliches Mißtrauen. Aber auch hier kann eine Amme mit entsprechendem Verhalten ein schlechtes Vorbild abgeben, deren Verhalten von den Welpen dann später 1:1 wiedergegeben wird.


    Beim einzelnen Hund kann man so etwas schlecht beurteilen, ob es von der Genetik kommt oder durch Prägung. Wenn man aber z.B. von einem Rüden oder einer Hündin mehrere Nachkommen vom Wesen her miteinander vergleichen kann, dann kann man in Bezug auf bestimmte Wesensmerkmale schon seine Schlüsse ziehen wie weit ein bestimmtes Verhaltensmerkmal genetisch bedingt sein könnte. Und so Sachen wie Triebstärke, Nerventätigkeit, Temperament usw. kannst Du nur in geringem Rahmen in die eine oder andere Richtung durch Prägung beeinflussen. Du kannst z.B. aus einem Greyhound oder Bloodhound auch durch beste Prägung und Förderung seiner Triebveranlagungen keinen Hund machen, der z.B. für die Arbeit als Dienstschutzhund oder Herdengebrauchshund geeignet ist. Das zeigt wie stark der Einfluss der Genetik auf das Wesen ist.

  • sehr Aufschlußreich danke. Im groben kann ich da auf jeden Fall mitgehen. Mein Derry war dann eindeutig ein 4-er Hund. Bis auf die "Jagerei" hättest Du von meinem Dicken sprechen können. Leider ist er jetzt im Hundehimmel. Ich liebte die Rasse DSH ja schon immer, aber Derry war für mich DER DSH wie ich mir einen DSH immer vorgestellt hatte. Britti (Profilbild) geht ganz deutlich ins "Linkslastige" und das Gegenteil dazu ist mein sturer Bock Gauner, der mir schon viele graue Haare beschert hat :D . Deshalb ist für mich Gauner von Anfang an im "rechtslastigen" Bereich gelegen. Der Reihe nach. 1. Bild Britte, 2. Bild in Front Gauner, 3. Bild in Front mein "Stinkstiefel" Derry.


    Angelika

  • ostholstein


    Es sind halt nur Richtlinien. Genau wie Waschbär sagt,wirst du nicht in jedem einzelnen Fall festlegen können was woher kommt und auch nicht ob du mit guter Prägung was erreichst oder mit nicht so guter alles versaust.

    Verhalten kann angeboren sein (das hat Wolfswinkel nachgewiesen und kann man bei deren Wildhunderudeln auch sehr schön beobachten),es kann aber auch erlernt sein.

    Im Grunde zeigen die Zahlen wie wichtig bei einer Zucht eine gute Auswahl einerseits,aber eine geeignete-jeweils auf den Hund ausgerichtete- Erziehung/Umgang aber auch Dinge retten könnte.


    Einschneidende Erfahrungen können viel Gewicht ausüben auf späteres Verhalten. Ja. Aber der Punkt ist,das Hunde als Individien,genau wie Menshcen,diese Erlebnisse unterschiedlich verarbeiten. Man kann nicht vorhersagen welches Ereigniss welche Auswirkungen haben könnte. Es gibt Leute die schmeißen ihre Hunde einfach ins Wasser,damit sie schwimmen mögen. Die einen Hunde merken-sie könnens-und gehen danach ins Wasser als wäre nie was gewesen. Die nächsten Hunde bekommen so einen Schock,das sie nie wieder ins Wasser wollen. Und für die Dritten Hudne ist dadurch das Verhältniss Führer Hund gestört worden. Nur mal als Beispiel.


    Anderes Beispiel:

    Mein Vater erzählte mir mal das die ebenfalls versucht haben wesenschwache Hunde so zu fördern,das aus ihnen wesenstarke wurden. Gelungen ist das nie.

    Es gab lediglich einmal eine Fähe,welche so rabiat und aggressiv wurde,das sie keine Rudelarbeit mehr leisten konnte,weil sie alle anderen Hunde vom Scheintäter verbiss,um sich dann selbst um ihn zu kümmern.

    Nun könnte man denken das dieser Hund besonders nervenstark geworden wäre,wenn dieser sich so durchsetzt. Ich kann das freilich nicht im nachhinein beurteilen. Jedoch würde ich eine "plötzliche" Nervenstärke eher bezweifeln.

    Auch die ängstlichsten Hunde können bei einer bestimmten Sache äußerst prinzipientreu sein und dort auch versucht sein dies mit den Zähnen durchzusetzen. Damit erwecken sie den Eindruck besonders dominanter Hunde. Tatsächlich sind sie es aber nicht,was sich dann an anderen Stellen sehr schnell zeigt. Man hat sowas auch schon bei Wildhunden wie dem Wolf beobachtet,das der Omega,also der Rangniedrigste,der oft genug für die Frustration anderer als Prügelknabe herhalten muss,einen-eigentlich wertlosen- abgenagten Knochen bis aufs Messer verteidigt. Und das Rudel,inklusive der beiden Alphas,....akzeptieren!

    Aber nur weil der Omega nun für sich einen Knochen behauptet und er bei dieser Sache vielleicht auch etwas Vertrauen in sich gewinnt und der Alpha akzeptiert,verkehren sich noch lange nicht die Rudelverhältnisse. Und aus dem Omega ist deshalb längst kein wesensfester Hund geworden. Er bleibt wesenschwach. Aber er hat gelernt sich bei einer Sache durchzusetzen. Gleichwohl kann solch ein Hund geneigt sein es auf diese Art und Weise auch bei anderen Dingen zu versuchen. Erfolg oder Misserfolg hängt dann halt von den restlichen Rudelmitgliedern ab.


    Es ist nicht ausgeschlossen das sich so,über reine Aggressivität,auch ein wesenschwacher Hund hocharbeiten kann. Auch das gibt es. Allerdings ist das nicht gut für das Rudel. Weil es so jeden Tag Stress ausgesetzt ist,was wiederum das Überleben des Rudels gefährdet. Und man hat ebenfalls schon beobachtet,das überaggressive Tiere die das restliche Rudel nur über Aggressivität unterdrücken,vom gesamten Rudel schlichtweg abgesägt,sprich verjagt oder auch getötet wurden. Davon abgesehen das es allgemein selten vorkommt das sich ein wesenschwaches Tier rein mit Aggressivität auf Dauer durchsetzen kann,betrifft so eine-ich nenne es mal-Notwehr des Rudels wirklich nur schwere Fälle. Allerdings sollte-mal nebenher gesagt- allein die Möglichkeit das ein Rudel so reagieren kann ,allen Hundebesitzern zu denken geben,die da mit dem Uralt-Spruch kommen:" Man muss dem Hund nur zeigen wer der Herr ist!". ^^

  • Waschbär


    *lach* Ja. Das erinnert mich an die Geschichte-keine Ahnung wo ich das mal gelesen hatte- des Stöberhundmischlings,der partout den flüchtenden Figuranten auf der Flucht nicht stellen wollte,weil er,trotz das das Ziel ja bester Sicht war, immerwieder seine Nase Richtung Erdboden führen musste.^^


    angieblau

    Hübsches Rudel ;)

  • Jain. Die genetische Komponente öffnet und/oder verschliesst Dir Türen. Meinen Spitz habe ich genau so aufgezogen wie meine Schäferhunde. Trotzdem ist er ein völlig anderer Hund.


    Das ist mir schon klar, die genethische Veranlagung eines Hundes ist rassebedingt. Aus einen Spitz kann man keinen Schäferhund machen, genau so wenig wie man aus einen Greyhound keinen Herdengebrauchshund machen kann.


    Aber innerhalb einer Rasse kann man viel durch Erziehung und Ausbildung bewirken.





    Aber wo z.B. jetzt der Einfluss der Genetik endet, und wo genau die Frühprägung der Welpen beginnt (die genau so tief "sitzt" im Wesen wie die Genetik), wird man gar nicht genau klären können. Z.B. gibt es für Schussscheue genetische Komponenten. Wird aber ein Welpe aus schußfesten Elterntieren von einer Amme aufgezogen, die den Welpen eine starke Empfindlichkeit auf laute Geräusche in ihrer frühsten und somit wichtigsten Prägezeit vorlebt, wird dieser Welpe dieses Verhalten aufsaugen wie ein Schwamm und verinnerlichen. Dito z.B. in Bezug auf das Verhalten Fremden gegenüber. Es gibt genetische Komponenten für ein diesbezügliches Mißtrauen. Aber auch hier kann eine Amme mit entsprechendem Verhalten ein schlechtes Vorbild abgeben, deren Verhalten von den Welpen dann später 1:1 wiedergegeben wird.


    Wahrscheinlich übernehmen die Welpen ganz einfach das Verhalten ihrer Mutter, bzw. Amme.


    Die Schußfestigkeit kann man doch auch bei einen erwachsenen Hund trainieren.

    Und auch das Verhalten gegenüber fremden Personen und fremden Hunden kann man trainieren.

    Einmal editiert, zuletzt von ostholstein ()

  • Die Schußfestigkeit kann man doch auch bei einen erwachsenen Hund trainieren.

    Finde ich alles sehr interessant, hatte bisher keinerlei Ahnung davon.


    Nur mal so von mir zur Schussfestigkeit: Harras hat seine ersten vier Lebensmonate mit seiner Mutter und seinen beiden Brüdern auf einem großen landwirtschaftlichen Betrieb verbracht; mit Trekkern und allem was da noch so fährt etc. Dann haben wir ihn schon sehr früh überall mit hin genommen, u.a. auch mit zu uns in den Schützenverein.

    Unser Hund ist definitiv schussfest :), die Knallerei stört ihn nicht im geringsten. Und an Silvester saß er neben uns in der Haustür und schaute sich in aller Seelenruhe die Knallerei und das Feuerwerk vorm Haus an.


    Später dann jegliche Geräte bei der Heimarbeit bzw. Terassenrenovierung (Kreissäge, Flex, Stichsäge, Bohmaschine etc.): der Hund liegt im Gras daneben, das Sägemehl der Kreissäge ergiesst sich quasi über ihn, und er döst und schläft dabei.

  • Rassetypische Eingenschaften sind genetisch in der Rasse fixiert. Das zeigt ja wie stark das Wesen eines Hundes von der Genetik abhängt. Z.B. beim Greyhound hat man den Trieb, Wild zu hetzen, züchterisch stark gefördert. Z.B. beim Deutschen Spitz hingegen hat man ihn weitgehend herausgezüchtet. Z.B. ein Bullmastiff wird nie in der Art "Auge zeigen" wie man diese Sequenz des Jagdverhaltens beim Border Collie züchterisch auf die Spitze getrieben hat. All das IST GENETIK ! Und zeigt wie stark bzw. wie wenig die Genetik von der Prägung und Ausbildung beeinflusst werden kann. Man kann durch die beste Prägung und Aufzucht/Ausbildung/Förderung z.B. aus einem Berner Sennenhund oder Saluki oder Wolfsspitz keinen Dienstschutzhund machen. Da gehört neben einer entsprechenden Prägung und Ausbildung auch eine ganz gehörige Portion Genetik dazu, damit ein Hund für so eine Aufgabe geeignet ist.


    In Bezug auf die Schussfestigkeit gibt es zwei Aspekte. Einmal kann man natürlich auch einen diesbezüglich genetisch gut veranlagten Hund schussscheu machen. Da kann ein einziges unglückliches Erlebnis in einer der wichtigen Prägephase ausreichen. Oder aber die Mutterhündin/Amme oder ein anderer Hund im Züchterhaushalt, mit dem die Welpen engen Kontakt haben, lebt diesen in den ersten Wochen ein entsprechendes Verhalten vor. Es gibt aber auch einen genetischen Aspekt für eine derartige Geräuschempfindlichkeit. Nicht ohne Grund wurde der Schuss bei der Begleithundeprüfung gestrichen. Z.B. sämtliche Vertreter der britischen Hütehundrassen sind diesbezüglich nicht sonderlich stark belastbar. Was nicht bedeutet dass jetzt jeder Border Collie etc. die Schüsse in der Unterordnung nicht überstehen würde (Luna Tale Link ist das beste Beispiel dafür dass das nicht zwangsläufig so sein muss). Aber es gibt sehr viele Hunde bei den britischen Hütehundrassen, für die das ein Problem ist. Nicht umsonst wird bei uns im Verein, wenn IPO- und Agilitytraining auf beiden Plätzen gleichzeitig stattfindet, i.d.R. bei den IPO-Hunden nicht geschossen. Sehr viele Vertreter dieser Rassen sitzen beim Schuss im Tunnel oder unter dem Gerätehäusschen und wollen dann anschliessend erst mal nicht weiter trainieren...


    Vor allem bei den Jagdgebrauchshundrassen wird sehr gut deutlich wo genetische Komponenten für eine Schussempfindlichkeit auftreten. Z.B. hatte der Dt. Kurzhaar vor ca. 20 jahren diesbezügliche Probleme. Da gab es bei renomierten Züchtern, die ihre Welpen/Junghunde immer gleichbleibend aufgezogen hatten, diesbezüglich überproportional viele Ausfälle in Bezug auf diesen Aspekt. Die haben das züchterisch dann aber wieder gut in den Griff bekommen, indem verstärkt bei der Zuchtselektion auf diese Problematik geachtet wurde.


    Z.B. beim Malinois hat sich gezeigt dass es eine genetische Komponente für "Flankenlecken" gibt. Dito weiss man heute dass bestimmte genetische Sequenzen mit dem "Rutenfangen" in Verbindung stehen. Natürlich kann so ein Verhalten auch einfach nur ein Ventil sein wenn schlechte Haltungsbedingungen bestehen ("Zwingerkoller"). Aber es gibt Hunde, die sehr viel schneller ein derartiges Verhalten zeigen weil sie genetisch dafür prädestiniert sind. So ist das auch mit der Schussfestigkeit. Bei Hunden, die dazu neigen, führen kleinste Fehler in der Prägung bzw. dem Handling des Hundes dazu dass sich eine derartige Problematik entwickelt. Natürlich kann man durch sehr gute Prägung und Aufzucht, und wenn ein Hundehalter sehr souverän ist und dem Hund klare Strukturen vorgibt (so dass dieser sich rundherum sicher fühlt in seinem Leben), derartige Wesensmerkmale in einem gewissen Rahmen positiv beeinflussen. So dass Prägung und Ausbildung eines Hundes darüber entscheiden ob dieser im Endeffekt schussfest ist oder nicht. Aber dort, wo die Genetik in dieser Hinsicht erbarmungslos zugeschlagen hat, wirst Du mit der besten Prägung und Ausbildung keinen schussfesten Hund bekommen. Und andererseits gibt es Hunde, die in dieser Hinsicht zig Fehler in der Prägung und Ausbildung durch den Welpenkäufer verzeihen, und trotzdem reagieren sie später auf Schüsse und/oder anderweitige laute Geräusche gelassen.


    Dito beim Verhalten auf fremde Personen: Auch hier gibt es Hunde, denen die Natur ein Naturell mitgegeben hat welches sie diesbezüglich sehr gelassen reagieren lässt. Natürlich kann eine derartige Genetik negativ beeinflusst werden, je nachdem welche Erfahrungen ein Hund gerade in seinen Prägungsphasen macht. Es gibt aber auch Hunde, die ein natürliches Misstrauen Fremden gegenüber besitzen. Bei manchen Rassen ist das genetisch gefestigt und Bestandteil des Rassestandards.


    Solche Unterschiede findest Du natürlich auch innerhalb einer einzelnen Rasse. Nicht umsonst schreibt die IPO-PO eine Überprüfung auf Schussfestigkeit vor (weil sie für die sog. Gebrauchshunderassen immer noch weitgehend Bestandteil der Zuchtzulassung ist), dito die einzelnen Gebrauchshundezuchtverbände bei ihren Zuchtzulassungsveranstaltungen (Körungen etc.). Um die Individuen, die nicht so weit trainierbar sind dass sie trotz Schuss einigermassen gut weiter arbeiten können, auszusortieren. Und wenn man die einzelnen Zuchtlinien "seiner" Rasse kennt, dann weiss man z.B. mit welchen jungen Hunden man "die Gruppe" und den Verkehrsteil für die BH intensiver trainieren muss. Es schaut nicht gut aus wenn ein Hund z.B. in der Freifolge vor der Gruppe "bockt" und dort nicht rein will, weil dabei seine persönliche Individualdistanz zu fremden Personen unterschritten wird (interessanterweise "verwächst" sich das bei sehr vielen Hunden mit 2 1/2 bis 3 Jahren dann wieder). Aber all das, z.B. auch ob ein Hund "guckig" wird beim Schuss, oder ob er ihn als eine Art Aktivierungszwang empfindet, sind Nuancen, die für den Züchter wichtig sind um seine Zuchtverpaarungen zusammen zu stellen. Wenn ein Top-Hundeführer einen Hund führt, der beim Schuss "guckig wird" oder auf den der Schuss aktivierend wirkt, dann weiss ich dass ich zu dem Rüden besser nur mit einer Hündin gehe die wirklich sehr gelassen reagiert in dieser Hinsicht. Und ich nicht zwei Hunde mit derartigem Verhalten auf den Schuss "aufeinander setze". Letzteres kann gut gehen (und dann habe ich u.U. Hunde im Wurf die sich später im Sport spektakulär zeigen, aber das Genie liegt ja immer nahe am Wahnsinn...), oder aber auch nicht...

  • Und wenn man die einzelnen Zuchtlinien "seiner" Rasse kennt, dann weiss man z.B. mit welchen jungen Hunden man "die Gruppe" und den Verkehrsteil für die BH intensiver trainieren muss. Es schaut nicht gut aus wenn ein Hund z.B. in der Freifolge vor der Gruppe "bockt" und dort nicht rein will, weil dabei seine persönliche Individualdistanz zu fremden Personen unterschritten wird


    Kannst du wirklich erkennen, ob das neutrale Verhalten des Hundes gegenüber anderen Personen ihm in der Gene liegt, oder ob es ihm hart antrainiert wurde.


    Manche Leute üben so etwas intensiv vom Welpenalter an. Da werden regelmäßig Stadtspaziergänge und Kaufhausbesuche gemacht, sich durch dichte Menschenmengen bewegt, dicht an andere Personen und Hunde vorbei gegangen. In manche Hundevereine wird die Gruppenarbeit rauf und runter geübt.


    Solche Hunde werden auch später bei der BH in der Gruppe und im Straßenteil keine Probleme haben.

  • Da irrst Du Dich. Ich habe z.B. einen Bekannten, der seit vielen Jahrzehnten IPO-Sport betreibt und ein wahnsinns Bauchgefühl für seine Hunde hat. Der hat nie großartig irgendwelche Seminare besucht, macht aber vieles aus dem Bauch heraus einfach richtig. Der hat ein wunderbares Händchen für die Welpenaufzucht und ist einer der wenigen, die einen Hund von der 8 Woche an aufziehen und auf die BSP bringen können.


    Wenn ich bei dem sehe dass der sich plötzlich mit einem Junghund ab dem Alter von sagen wir mal 7 bis 9 Monaten von Menschen fern hält, dann weiss sich Bescheid... Kurz drauf erscheint der dann meistens bei mir und sag "Fütter den mal". Der sucht sich dann Leute, von denen er weiss dass sie den Hund links liegen lassen, ihn beim Futter geben nicht anschauen etc. Begleithundeprüfung macht er dort wo er weiss dass die Leute, die in die Gruppe und den Verkehrsteil gehen, wissen was sie tun (z.B. keinen Blickkontakt mit dem Hund aufnehmen). Irgendwann später sieht man diesen Hundeführer mit seinem Hund dann wieder wie selbstverständlich an fremde Leute ran gehen.


    Wenn diese Hunde erst mal erwachsen sind siehst Du von dieser Art der Nerventätigkeit nix mehr. Dann sind sie abgeklärt und verhalten sich fremden Menschen gegenüber neutral. Und das sind dann die Hunde, die das Publikum durch ihre Schnelligkeit und ihr "Stechen" begeistern. Im Schutzdienst wie auch in der Unterordnung. Oft besitzen diese Hunde auch hervorragende Diensthundeeigenschaften.


    DAS ist Genetik !!! Und solche Hunde brauchst Du in der Zucht als Ausgleichspartner. Du musst sie halt erkennen können, damit Du nicht unbedingt Hunde mit diesem Typ aufeinander setzt. Was auch ganz tolle Hunde ergeben kann. Aber dann hast Du in den Würfen nicht selten auch "Ausfälle", bei denen das dann zu arg wird.


    Wenn sich solche Hunde "in Privathand" befinden wechseln die nicht selten im Alter von einem halben bis anderthalb Jahren den Besitzer, wenn da noch eine hohe Triebveranlagung hinzu kommt. Da kannst Du mit denen als Welpe so oft durch die Fußgängerzone getappert sein wie Du willst. Das hat mit ihrer genetisch bedingten Nerventätigkeit zu tun. Und wenn in der Pubertät der hormonell bedingte Umbruch kommt bei den Nervenbahnen (juvenile werden gekappt und adulte völlig neu aufgebaut), dann werden solche Hunde eine ganze Zeit lang nervlich unausgeglichen sein, sind mit sich selbst nicht im Reinen und mit fremden Menschen (und manchmal auch Hunden) schon mal gar nicht, bis sich das mit den Hormonen eingependelt hat und ein Rüde weiss dass er ein Rüde ist, und eine Hündin eine Hündin.


    Den erfahrenen Hundeführer siehst Du mit seinem Hund in so einer Phase nicht in der Fußgängerzone! Der hält sich dann ganz geschickt so weit von allem fern was den Hund unnötig belasten und auch ins Gerede bringen würde. Der tappert vorher zum Eisessen mit dem Welpen/Junghund da herum, und hinterher mit dem erwachsenen = mental ausgereiften Hund dann auch wieder. Und Du denkst "Wow, toller sozialer Hund"...


    Und Du kannst nicht sagen dass solche Hunde "gut" oder "schlecht" sind für den Sport oder Dienst. Und wie abgeklärt sie sich später zeigen werden. Das zeigt sich dann erst wenn sie mental ausgereift sind. Und da spielen noch ganz viele genetisch bedingte Faktoren mit rein. Für eine Hündin mit hohem Beutetrieb, aber ein wenig Phlegma ( = Schwierigkeiten zwischen den einzelnen Triebbereichen locker wechseln zu können) sind solche Rüden, wenn sie später über genügend Härte verfügen, übrigens ganz hervorragende Zuchtpartner (und natürlich umgedreht).

  • Wenn diese Hunde erst mal erwachsen sind siehst Du von dieser Art der Nerventätigkeit nix mehr. Dann sind sie abgeklärt und verhalten sich fremden Menschen gegenüber neutral.

    Wenn sich solche Hunde "in Privathand" befinden wechseln die nicht selten im Alter von einem halben bis anderthalb Jahren den Besitzer, wenn da noch eine hohe Triebveranlagung hinzu kommt. Da kannst Du mit denen als Welpe so oft durch die Fußgängerzone getappert sein wie Du willst. Das hat mit ihrer genetisch bedingten Nerventätigkeit zu tun. Und wenn in der Pubertät der hormonell bedingte Umbruch kommt bei den Nervenbahnen (juvenile werden gekappt und adulte völlig neu aufgebaut), dann werden solche Hunde eine ganze Zeit lang nervlich unausgeglichen sein, sind mit sich selbst nicht im Reinen und mit fremden Menschen (und manchmal auch Hunden) schon mal gar nicht, bis sich das mit den Hormonen eingependelt hat und ein Rüde weiss dass er ein Rüde ist, und eine Hündin eine Hündin.


    Ok, irgend wie hast du schon recht. Aber nun nehme ich meine Malinoishündin mal als Beispiel. Ich habe diese Hündin übernommen, als sie ein Jahr alt war. Die Vorbesitzer waren mit ihr überfordert. Diese Hündin hatte keine Probleme mit anderen Personen, sondern mit allem was sich schnell bewegte, egal ob nun fahrende Autos, Radfahrer, Jogger, laufende Hunde usw.


    Viele dieser Sachen habe ich über die Gewöhnung in den Griff bekommen. Zwei Tage lang an der Bundesstraße spazieren gegangen, dann waren die Autos schon nicht mehr interessant genug zum jagen. Viel im Stadtwald spazieren gegangen, dann wurde das Interesse zum Jagen der Jogger und Fahrradfahrer allmählich auch geringer.


    Richtige Kopfschmerzen machten mir Situationen, wo neben der schnellen Bewegung noch Lärm hinzu kam, z. B. Skaterfahrer. Hier mußte ich auch richtige Gewalt gegen mein Hund einsetzen. Wenn ich von meinem Hund das Fuß forderte, mußte mein Hund auch neben mir laufen, sonst schepperte es gewaltig im Karton. Und dann interessierte auch nicht mehr, ob der Skaterfahrer von vorne kam oder von hinten, ob ein Skaterfahrer auf uns zu kam oder zehn.



    Heute ist meine Malinoishündin fünf Jahre alt und ich habe den tollsten Hund, den ich mir wünschen kann. Ich gehe ohne Leine mit ihr wandern durch Feld und Flur und sie ist jederzeit abrufbar, sogar bei Wild. Durch die Fußgängerzone laufen wir auch ohne Leine.


    Im Begegnungsverkehr mit Skaterfahren fährt meine Hündin immer noch trieblich hoch, aber sie nimmt mein Kommando "Fuß" auch ohne Gewalt an.



    Ich war der Meinung, daß die Vorbesitzer mit der Hündin nicht genug geübt haben.

    Aber was du da schreibst, da ist wohl auch was wahres dran. ;)