• Da gebe ich Dir vollkommen Recht. Aber wenn Charly pöbelt, sich in die Leine schmeißt und wie ein Wilder gebärdet, dann habe ich nicht mehr die Zeit zu hinterfragen, ob er mich verstanden hat?:rolleyes: Dann muss ich reagieren, um ihn aus seinem "Tunnel" raus zu holen. :|

  • Da gebe ich Dir vollkommen Recht. Aber wenn Charly pöbelt, sich in die Leine schmeißt und wie ein Wilder gebärdet, dann habe ich nicht mehr die Zeit zu hinterfragen, ob er mich verstanden hat?:rolleyes: Dann muss ich reagieren, um ihn aus seinem "Tunnel" raus zu holen. :|

    Hi,


    das ist klar, und doch ist sein Verstehen ja die Basis für alles weitere. Darauf wollte ich nur hinweisen, weil ich an Gaius bemerkt habe, dass er eben nicht immer alles verstanden hat, auch wenn ich davon ausgehe und weil Du schriebst, dass Du dir nicht sicher bist, ob dein Kommando auch bei dem Hund ankommt.


    Wenn er genau weiß, was er tun muss, es aber nicht abrufen kann (vielleicht steht hinter dem Pöbeln ja auch eine Art Unsicherheit/Furcht, das Gefühl, alles regeln zu müssen, oder schlechte, alte Erfahrungen, die dann wieder hochkommen und sein Handeln bestimmen) kann das ja auch wieder mehrere Ursachen haben.


    Den Grund solltest Du rausfinden. Dabei sind dir die Trainer sicher eine gute Hilfe, nach dem, was Du beschreibst.


    Bei Gaius ist Pöbelei (noch) kein Thema. Aber er zieht gern an der Leine, auch wenn das schon viel besser geworden ist. Wir haben den Rat bekommen, ihn immer und immer wieder physisch zurückzuholen. Ohne weiteren Kommentar, ohne an der Leine zu ziehen, sondern mit den Händen, so dass seine Aufmerksamkeit bei uns weilt. Dabei ruhig den Hund auch in den Arm nehmen, ihn begrenzen (was auch Sicherheit gibt). Das ist sehr sehr anstrengend, aber es funktioniert (bei Gaius) immer besser. Ich weiß aber nicht, inwieweit das übertragbar ist. Denke, da ist ja auch jeder "Fall" ein bisschen anders.



    Liebe Grüße

    Lupus

  • Vertrauen, Geduld, Konsequenz, ja!

    Dem gibt es höchstens noch Liebe zuzusetzen :thumbup:

    Hi,


    ja!


    Liebe ist allerdings ein großes Wort. Ich habe letztens mal SchülerInnen den Auftrag gegeben, darüber nachzudenken, was es eigentlich bedeutet, wenn sie sagen "ich liebe dich". Super spannend, was dabei heraus kam. Liebe ist sehr schwer, wenn überhaupt, definierbar.

    Liebe zeigt sich vielleicht in der Art und Weise, wie wir der Welt (Menschen, Tieren, der Natur) begegnen. Und dazu gehören sicher auch Vertrauen und Geduld und Fürsorge, sicher auch noch mehr.:)


    Liebe Grüße

    Lupus

  • Hi,


    wie kommst Du darauf, diese Form der freien Erziehung sei verboten? Sie wird ja zB in Summerhill sehr erfolgreich praktiziert. Es stimmt aber, dass sie aktuell eher ein Nischendasein fristet. Vielleicht ändert sich das ja wieder:)


    Liebe Grüße

    Lupus

  • wie kommst Du darauf, diese Form der freien Erziehung sei verboten?

    DER Link war mehr ironisch gemeint. Man kann den gleichen Begriff ganz unterschiedlich verwenden oder interpretieren.

    Ich komme aus der technischen Richtung und dachte eher an so etwas:

    Fliehkraftregler:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Fliehkraftregler


    In unserem Fall: "Fliehkraft" des Hundes steigt -> Metallstifte verstellen sich automatisch in radiale Richtung -> "Fliehkraft" sinkt -> Metallstifte stellen sich automatisch in tangentiale Richtung. ;)


    Dann ändert man ganz locker die Laufrichtung und sagt: "Komm Charly. Der kann uns mal."


    Das wurde uns auf Denunziationsbasis vom Veterinäramt untersagt, und nun verwandeln sich die innerfamiliären Beziehungen in eine Trümmerlandschaft... :(


    2 Mal editiert, zuletzt von V22 ()

  • @Lupus , wie wäre es damit:

    Liebe ist grenzenloses Vertrauen und physischer wie psychischer Rückhalt!?

    Hi,


    das ist sehr schön formuliert! Vor allem denke ich, dass "grenzenlos" ist wichtiges Wort ist.


    Liebe Grüße

    Lupus

  • Hi,


    ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe...


    Können mechanische Hilfsmittel Versäumnisse auf der Beziehungsebene kompensieren? Sicher in einem gewissen Rahmen. Aber das ist dann sehr teuer erkauft. Und meine Erfahrung ist, dass die Leute, die einen wirklich gut erzogenen Hund haben, auch auf sowas verzichten.

    Auch da hat der erwähnte "Hundetrainer" einen guten Leitsatz, was den grundsätzlichen Umgang mit Hunden angeht: "Ohne Schmerz, ohne Hektik, ohne Agression!". Gerade das mit der Hektik und der Agression ist schwer umzusetzen, aber ich beobachte auch an Gaius, dass er, werde ich hektisch oder agressiv, mich nicht wirklich ernst nimmt. Gehts uns in der Menschenwelt da nicht genauso?


    Liebe Grüße

    Lupus

  • "Ohne Schmerz, ohne Hektik, ohne Agression!".

    Zitat

    und hatte schon den ganzen Tag diesen scheußlichen Schmerz über der linken Achselhöhle. So konnte es nicht weiter gehen.

    Schmerz: Angina pectoris

    https://www.aponet.de/wissen/g…-a-z/angina-pectoris.html


    Hektik: Der Hund "macht Sachen" innerhalb von Sekunden. Dann ist alles zu spät.


    Aggression: lebenserhaltend.


    https://www.lerntippsammlung.de/Aggressionstheorien.html

    • Aggression ist lebenserhaltend und sinnvoll (Verteidigung von Revieren)

    • Aggression ist in der Natur ein Teil der system- und lebenserhaltenden Organisation aller Wesen ( Rudelverhalten, unterwerfen)


    "Aggression bei Hunden – aus Sicht der Herdenschutz­hunde-Expertin

    Von Sabine Lagies -"


    https://www.wuff.eu/wp/aggress…hutz%C2%ADhunde-expertin/

    "Gemäß den lateinischen Wurzeln des Begriffes ist Aggression schlicht im positiven Sinne lebenserhaltend. Im Ursprung bedeutet „aggredi" nur herangehen, sich nähern, auf jemanden zugehen und im aktiveren Sinne etwas ein- bzw. herausfordern. Aggression ist damit immer auch ein Ausdruck der Fähigkeit zur Selbstbehauptung und damit – beim Menschen, aber auch bei ­Hunden – eine wesentliche Voraussetzung für ein intaktes Selbstwertgefühl und eine souveräne, in sich ruhende Persönlichkeit.

    So beschreibt Joachim Bauer, der deutsche Molekularbiologe, Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut, Aggression als ein in Säugetieren ­(einschließlich Menschen) verankertes, biologisch fundiertes Verhaltensprogramm zur Bewältigung potenziell gefährlicher Situationen, was lebenserhaltend und – fördernd ist."


    Wir leben in einer total verkitschten Welt. Das ist Absicht.


    Ich möchte Realist sein. ;)

  • Hi,


    schnell zu reagieren heißt nicht, hektisch zu reagieren. Wer in Hektik verfällt, verliert schnell die Kontrolle über sich und die Situation. Auch das kennen wir doch aus der Menschenwelt.

    So beschreibt Joachim Bauer, der deutsche Molekularbiologe, Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut, Aggression als ein in Säugetieren ­(einschließlich Menschen) verankertes, biologisch fundiertes Verhaltensprogramm zur Bewältigung potenziell gefährlicher Situationen, was lebenserhaltend und – fördernd ist."

    Eben. Erziehungsmaßnahmen sollten von dem Hund aber nicht als potentiell gefährliche Situationen aufgefasst werden, da es sonst nur einen minimalen Lernerfolg geben kann.

    Aggressio und Souveränität schließen zudem einander aus. Souveränität aber ist wichtig, damit Vertrauen, die Basis jeder guten Erziehung, entstehen kann. Gleiches gilt für das Zufügen von Schmerzen.


    Liebe Grüße

    Lupus

  • Das wurde uns auf Denunziationsbasis vom Veterinäramt untersagt,

    Die besondere Tragik für den Hund ist dabei, dass er ohne sein gewohntes Halsband sehr aufgeregt ist, bei jeder Möglichkeit nach fremden Sachen zerrt und schnappt, die er als Spielzeug betrachtet, usw. und deshalb draußen ständig einen Beißkorb tragen muss, der ihn natürlich aufregt - und auch seltener nach draußen kommt. Der Beißkorb gefällt nun den edelmütigen Denunziantinnen auch wieder nicht. Der Hund wurde in seiner Entwicklung um Monate zurück katapultiert.


    Die Konsequenz könnte sein, dass der Hund eventuell als Diensthund ausgebildet wird - mit lebenslang viel stärkerem Druck und Zwang als bisher, oder dass er sein Leben im Tierheimzwinger verbringt. Man soll nicht immer schwarz sehen.


    PS

    Während ich das schreibe, sind die Schmerzen in meiner Brust wieder da.

    Einmal editiert, zuletzt von V22 ()

  • Danke für die sehr gute, ausführliche Erklärung. Ja, das ist eine gute Idee die Trainer mal zu fragen, welche Gründe sie hinter dem Pöbeln vermuten. Sie sind wirklich erfahren und können die Körpersprache eines Hundes wahrscheinlich besser interpretieren als ich. Logisch, wenn man die Ursache kennt, kann man auch gezielt daran arbeiten, sie abzustellen. Das motiviert mich wieder. Danke!??