Interesse am Malinois

  • Aber mal ehrlich, es sind doch immer dieselben Leute, die in die Welt heraus schreien, wie schwierig, gefährlich, aggressiv, untrainierbar ihre Hunde sind ... :arghs: :tired:


    Für die einen scheint das immer noch das Sinnbild eines Gebrauchshundes zu sein und die anderen sind einfach zu blöd um ihren Hund zu händeln!


    Ich glaube wenn man die Leute bei solchen Sprüchen vor sich sehen würde, wüsste man gleich wieviel Prozent vom Erzählten man getrost abziehen kann ;) Das sind die gleichen, deren Welpen mit 4 Wochen schon zivil gehen... :D

    :thumbup: Das gefällt mit.

  • Ich kenne sehr viele Malinois. Von Haltern, die (bereits) mehrere Malinois haben/hatten. Und bei denen ist die Einstellung zum Hund und die Haltung der Hunde ja immer gleich. Und trotzdem haben solche Halter Hunde, die sehr ausgeglichen sind, aber auch andere, die als brandgefährlich zu bezeichnen sind und bei deren Haltung man sehr sehr sorgfältig sein muß. Malinois müssen nicht, können aber sehr speziell sein. Zum einen gibt es sehr selbstbewußte und starke Charaktere, gepaart mit sehr viel Trieb, denen man selbst charaktermäßig und vor allem erfahrungsmäßig gewachsen sein muß. Das können supertolle Hunde werden! Beim richtigen Halter... In falschen Händen kann es eine Katastrophe werden, denn diese Hunde verzeihen ausbildungstechnisch keine Fehler. Zum anderen gibt es beim Malinois Hunde mit sehr "dünnen" Nerven. Gepaart mit viel Trieb oder mit Ängstlichkeit kannd as zu großen Problemen führen.


    Den Malinois und den Schäferhund (Leistungshunde) unterscheidet eine grunlegende Eigenschaft: Beim Schäferhund gibt es, im Verhältnis zur gesamten Populationsbreite, wenig Spitzenhunde, wenig Hunde die überhaupt nicht zum Arbeiten geeignet sind, und ein gaaanz breites Mittelfeld an Hunden, die ihre Arbeit machen. Beim Malinois gibt es, im Verhältnis zur gesamten Populationsbreite, mehr Spitzenhunde als beim Schäferhund, ein bedeutend geringeres Mittelfeld, und die Hunde, die nicht zur Arbeit geeignet sind, sind häufig Extremisten die zwar immer noch viel Trieb haben, aber z.B. derart nervenschwach oder gar ängstlich sind dass sie z.B. den Schuss in der Unterordnung nicht überstehen. Während die für's Arbeiten ungeeigneten Schäferhunde häufig über zu wenig Beutetrieb, aber oft gute Nerven verfügen. Ich kannte/kenne mehrere Malis, die sehr sehr gute Arbeitsveranlagungen hatten bezüglich Tieb und Härte (gegen den Figuranten), aber von den Nerven her so "dünn" waren dass das irgendwann gekippt ist und sie deswegen aus dem Sport oder Dienst genommen wurden.


    Und das Leben mit solchen Hunden ist nicht einfach. Sie reagieren aufgrund ihrer Triebveranlagungen blitzschnell und brauchen ein Ventil für ihre angeborenen Leistungseigenschaften. Um sie im Sport zu führen hat man aber meist keinen Anreiz, da man über die BH oft nicht hinaus kommt. Im Agility, wo zumindest auf Turnieren (und auch oft im Training) viele Hunde durcheinander wuseln, sind solche Hunde auch nicht immer leicht zu führen, da sie selten zu den "Ich will immer spielen"-Hunden gehören. das kann in ziemlichen Stress für den halter ausarten. Und das normale Alltagsprogramm mit nur spazierengehen strecken solche Hunde meist nicht weg, dann suchen sie sich eine Ersatzbeschäftigung die selten den Wünschen des Halters entspricht.


    Das muß man einfach wissen wenn man sich eine Malinois ins Haus holt. Die wichtigste Frage ist: Kann ich mit evtl. Extremen eines solchen Hunde leben, egal in welche Richtung sie führen werden? Und ganz wichtig: Malinois ansehen, ansehen, ansehen! Auf Körungen, und vor allem auf Wesenprüfungen! Nicht nur einmal... Zuchtlinien ergründen, Weseneigenschaften, die man glaubt erkennen zu können, den einzelnen Linien zuordnen. Und dann erst einen Welpen kaufen. Und vor allem jemanden zu Rate ziehen der die Rasse und die einzelnen Linien gut kennt!

  • Danke für deine Ausführung @Wachbär, so wie ich das alles hier lese ist es im Grunde nicht viel anders als mit einem DSH.
    Die Mutter meiner verbliebenen drei war auch nervlich am Ende, vier Ausbilder haben sich an ihr versucht und sind gescheitert, ich war die letzte Lösung, sonst hätte der Besitzer sie einschläfern lassen, die Maus war total verkorkst.
    Ich hab die dann übernommen, ein halbes Jahr lang durfte sie alles das machen was sie wollte, sie war insgesammt sehr brav und lieb, weil sie sich nichts zutraute, sie ist im Rudel sehr gut aufgenommen worden und nach einem halben Jahr fing ich dann langsam an mit der zu Arbeiten.
    Naja will hier nicht alles beschreiben aber zu Schluss war dann halt die SchH:3 und die KKl:1 drauf und Zambi wurde eine selbstbewusste Hündin, eine tolle Mama und hatte zum ersten mal wirklich Spass am HuPla.


    Ok, jetzt ist ein Mali ja doch ein wenig spezieller als ein DSH, das war mir von vorne rein ja auch ein wenig bekannt, aber da mache ich mir jetzt doch keinen so grossen Kopf mehr, denke das ich es recht gut hin bekommen werde.


    Wenn es dann so weit sein sollte, b.z.w. werd ich jetzt schon Kontankte zu Mali-Kennern aufbauen um mich über die einzelnen Züchter und Linien zu informieren, danke Euch allen.

  • Danke für deine Ausführung @Wachbär, so wie ich das alles hier lese ist es im Grunde nicht viel anders als mit einem DSH.
    Die Mutter meiner verbliebenen drei war auch nervlich am Ende, vier Ausbilder haben sich an ihr versucht und sind gescheitert, ich war die letzte Lösung, sonst hätte der Besitzer sie einschläfern lassen, die Maus war total verkorkst.
    Ich hab die dann übernommen, ein halbes Jahr lang durfte sie alles das machen was sie wollte, sie war insgesammt sehr brav und lieb, weil sie sich nichts zutraute, sie ist im Rudel sehr gut aufgenommen worden und nach einem halben Jahr fing ich dann langsam an mit der zu Arbeiten.
    Naja will hier nicht alles beschreiben aber zu Schluss war dann halt die SchH:3 und die KKl:1 drauf und Zambi wurde eine selbstbewusste Hündin, eine tolle Mama und hatte zum ersten mal wirklich Spass am HuPla.

    Nein, Malinois sind teilweise ganz anders. Mir ging es in meinen Ausführungen nicht um durch Umweltbedingungen verkorkste Hunde. Sondern um Hunde, die aufgrund ihrer Wesenskonstellation nicht geeignet sind für Prüfungen. So wie Du Deine Hündin beschreibst gehört diese zu dem breiten Mittelfeld, das ich bezüglich des DSHs beschrieben habe. Nicht der Überflieger, aber "machbar". Selbst wenn durch Umweltbedingungen eine Schußscheue reingearbeitet wurde, kann man diese i.d.R., wenn man ein Händchen dafür hat, rausarbeiten.


    Beim Malinois kann das aber anlagenbedingt ganz extrem sein. Und das bekommt dann auch der talentierteste Hundeführer nicht aus ihnen heraus. Dann hast Du einen Hund, der Dir einen 100 Punkte-Schutzdienst macht oder eine knallharte Zivilschutzarbeit. Aber in der Unterordnung zittern vom Platz rennt wenn geschossen wird oder aber manchmal auch ohne irgend einen ersichtlichen Grund. Manche Hunde bekommen im Trieb gar nix mit was um sie herum abläuft, aber in niedrigen Trieblagen sehen sie Gespenster.


    Beim DSH hast Du es manchmal, dass der eine Bundessieger wird, während man bei einem Wurfgeschwister sagt, "Naja, ein Überflieger ist er nicht", aber er macht seine Arbeit und seine Ortsprüfungen. Beim Malinois gibt es Championatssieger, von denen Wurfgeschwister keine Prüfung geschafft haben, bei talentierten Ausbildern. Oder Nachkommen so ängstlich waren, dass sie sich eher aus dem Halsband strippen bevor ein Fremder sie anfassen kann.


    Der Malinois ist im Vergleich zum DSH ein extremer Hund. Extrem gut, extrem belastbar, extrem schnell, aber auch extrem empfindlich, extrem angekratzt, extrem aktiv. Der Malinois ist toll wenn man einen ausgeglichenen Hund erwischt. Aber man muß mit seinen Extremen leben können falls man ein Exemplar erwischt, das genetisch nicht so optimal veranlagt ist. Beim DSH ist das in so einem Fall i.d.R. leichter, weil er halt in allem nicht so extrem ist. Deswegen ist es wichtig die Elterntiere eines Malinois gut zu kennen, deren Eltern, die Hunde auf die Inzucht betrieben wird usw. Und ohne Insiderwissen erfährt man nix über die "schwarzen Schafe" in den Familien, die man als Aussenstehender nicht zu sehen bekommt. Ein erfahrener Mali-Züchter sagte mir mal "Beim DSH gibt's Schlechte. Beim Malinois gibt's richtig Schlechte!". D.h. auch in diese Richtung kann der Malinois extrem sein. Und das darf man nicht unterschätzen.

  • Hi Waschbär, solltest Du nach deiner Meinung Züchter kennen die Du für gut bezeichnest dann wäre ich für eine PN dankbar.
    Mein Kumpel ist Diensthundeführer und hat jetzt seinen zweiten Mali als Diensthund, der Erste ist bereits in Rente bei ihm zuhause, auch Er sagt so ziemlich das gleiche wie Du und wird sich auch mal umhören was als Linie so für mich in Frage kommen würde.
    Beim DSH musste ich mir nicht so viele Gedanken machen, das kannte/kenne ich die Züchter die man meiden sollte und kenne auch die Linien, aber beim Mali ist es halt ein Neuanfang für mich.

  • Tut mir leid, die letzten vier, fünf Jahre hatte ich nicht so direkt mit Malis zu tun. Bis dahin hätte ich persönlich keinen deutschen Welpen gekauft. Zu diesem Zeitpunkt gab es in meinem Umfeld bei den in Deutschland gezogenen Hunden zu viele Ausfälle. Und die Sportler und Diensthundeführer rundherum haben vermehrt Hunde aus ausländischer Zucht gekauft, die mir wesensmäßig sehr viel besser gefallen haben.


    So etwas verläuft aber immer in Wellen. D.h. die Situation kann derzeit schon wieder anders sein. Und wenn man im Ausland kauft: Auch da muß man aufpassen! Und wenn man ganz offensichtlich keine Ahnung hat, ist man häufig der Depp, der jeden Morgen aufsteht und den ein Züchter nur finden muss...

  • Ok, dann schau ich mal, mein Kumpel hat da noch einige Beziehungen, ich überstürtze ja auch nichts...

  • Schau doch mal wann der DMC in Deinem Bundesland Wesenprüfungen durchführt, und schau Dir ein paar davon an. Dann erhälst Du schon mal eine Blick dafür welcehr Typ von Malinois Dir zusagt und aus welchen Linien diese Hunde stammen.

  • Waschbär, super geschrieben!


    Ich habe einen X-Herder, der nicht verkorkst oder falsch sozialisiert wurde, sondern der trotz optimaler Aufzucht so ein Extremist ist, wie Du ihn beschreibst!


    Er ist extrem schnell, extrem triebig, leider auch extrem ängstlich und ohne Nerven. Rassetypisch setzt er seine Angst nach vorne um. Flucht ist genetisch leider garnicht programmiert...
    Dieser Hund ist für den Sport und vor allem für Prüfungen absolut nicht zu gebrauchen, auch der Alltag verlangt uns als Halter einiges ab. Diesen Hund kann man nicht mit zu fremden Leuten nehmen, man kann ihn auch keinem anderen zur Betreuung geben, man muss IMMER zu 100% seine Augen überall haben, keine Kinder in seine Nähe lassen, auf andere Hunde achtgeben, jede Bewegung dre Mitmenschen im Blick haben.


    Wir lieben ihn trotzdem und kommen auch gut mit ihm klar und führen ihn sicher in der Umwelt, dennoch ist er sicher nicht das, was man sich wünscht. Und für den Sport eben auch nicht zu gebrauchen. Er läuft zwar eine super Unterordnung mit mir und hat tolle Griffe im Schutzdienst, allerdings kämen wir im Leben nicht durch den Verkehrsteil einer BH...Da müsste nur der Richter mal eine Sekunde zu lange in die Augen schauen...wenn wir überhaupt das Chip ablesen überstehen würden. :S


    Einfach nur Gassi gehen ist aber auch nicht, denn er will, muss unbedingt was tun, sonst zerlegt er die Bude! So bin ich mittlerweile in meinem verein Trainingsweltmeister mit ihm und stecke mehr Zeit in das Training mit ihm, als in das Training unserer kleenen Hex.


    Da wir beide Elterntiere kannten und diese wesensmäßig gut waren, wir aber nicht genug Ahnung von Linien etc. hatten, werden wir bei unserem nächsten Maliwelpen in ein paar Jahren vorher genauestens recherchieren.