Früher, zu meiner Zeit ?

  • ...manchmal wünsche ich mir die 80ger Jahre zurück.


    Damals war es im Dorf noch recht üblich das die Hofhunde sich frei im Dorf bewegten und wenn wir Kinder draußen unterwegs waren dann kamen die eben mit wenn das Interessant schien und Eltern fanden das keinen Grund zur Panik.


    Als ich 6 war hat mich der Kettenhund vom Nachbarn gebissen und zwar herzhaft. Als ich heulend und blutig nach Hause kam, hat mir die Oma eine geklebt mit den warmen Worten: "Häst halt net no glangt, du host doch gwisst der is bös und wennst etzatla nu a weng pflötschst konnst nu ana hom."* Thema erledigt.


    Der Deutsch Kurzhaar vom Förster ging nachts regelmäßig stiften und wenn wir Kinder am abend die Meerschweinchen und Kaninchen nicht in den Schuppen brachten, dann hatten wir eben am nächsten Tag keine mehr.


    Die alte Zenzi ist morgens mit ihrem alten Collie den Berg hinauf zu ihrem Hausacker gezockelt, der Collie ohne Halsband oder Leine hinterdrein. Dann hat die Zenzi Beete gehackt, Unkraut gezupft, Kartoffeln gegraben und mittags ist sie den Berg runter zum Hof - ohne den Collie - hat die Schubkarre und den Huckelkorb geholt, ist den Berg wieder hoch und hat den alten Collie in die Schubkarre und die Kartoffeln in den Korb gepackt und dann wieder langsam den Berg hinunter gezockelt.


    Der Fahrer vom Linienbus hatte einen schwarzen Neufi Deckrüden, der lag den ganzen Tag schnarchend hinten im Bus und keinen hat es gestört.


    Die Gärtnerei hatte einen Bobtailmix der hat den Vormittag in der Mitte der stark befahrenen Bundesstraße verbracht - schlafend, nachmittags zog er dann los und drehte allein seine Runde über die Felder, das hat er 12 Jahre lang gemacht bis er wegen Altersschwäche eingeschläfert wurde.


    Der Tante Emma Laden am Ort, der die Gummibärchen und co noch stückweise verkauft hat, in offenen Gläsern (die großen Gummischlümpfe zu 10 Pfennig) hatten einen blauschimmel Cocker der den ganzen Tag im Laden war, die an der Tankstelle hatten 2 schwarze Schäfis im Laden.



    Das ist heute ziemlich undenkbar - schaut dein Hund schräg oder bewahre bellt gar hinter dem Zaun hast du hysterische Eltern vor der Tür stehen etc etc etc


    Nein, ich wünsche mir die 80ger nicht wirklich zurück, aber die Gelassenheit der Leute mit Hunden die vermisse ich durchaus. Das "es ist halt ein Hund, der handelt wie ein Hund und wenn du den Hund arg erst, dann bist eben selber Schuld." Die Leute hatten weniger formales wissen über Hunde als heute, aber wenigstens durften Hunde im allgemeinen Hunde sein, so lange sie nicht allzu sehr und extrem über die Stränge schlugen.


    *Du hättest den Hund eben nicht anfassen sollen, du wussest doch der ist böse und wenn du jetzt noch länger rumheulst, dann bekommst du noch eine Ohrfeige.

  • Schön geschrieben!

    Ich stelle mir grad vor, 2 schwarze Schäfis in der Tanke......:D.

    Meinem Opa ist unsere Schäferhündin beim Spaziergang immer wieder mal abgehauen. Sie hat immer wieder nach Hause gefunden und jeder hat gewusst, wo sie hingehört.

    Unser erster eigener Rüde, den wir mit 8 von einem plegebedürftig gewordenen Nachbarn übernommen hatten, büchste einmal (noch beim Nachbarn) aus und lief einem Mädchen aus der Nachbarschaft zur Schule hinterher, deren Hündin läufig war. Gleich wurde Alarm geschlagen (Schäfi ohne Halter unterwegs!) und die Polizei kassierte ihn ein. Da unser Nachbar das gar nicht mitbekommen hatte, weil er schon nicht mehr gesund war, habe ich das völlig verstörte Tier aus dem TH abgeholt.

    Es ist nun nicht so, dass wir in einer großen Stadt wohnen. Mit Sicherheit war der Hund vielen bekannt! Und ein Seelchen von Hund.

  • Früher war das wirklich einfacher mit Hunden. Die wurden als das akzeptiert was sie waren und eher nicht verhätschelt.

    Die Meisten jedenfalls, aber so mitten in der Stadt gab es viele kleine Pudel die schon damals als Kindersatz herhalten mussten.

    Meine Kindheit ist ja nun auch schon etwas her und ich hatte viel Respekt vor Hunden obwohl ich mit einem Collie aufgewachsen bin. Der war eben da, passte auf, bekam sein Futter und durfte sich recht frei bewegen. Keiner hat sich beschwert wenn er am Gartentor bellte und Fremde nicht herein ließ. Keiner störte sich dran wenn er den frechen Nachbarshund aus dem Garten jagte und dabei auch schon mal ein wenig tackerte.

    Ich bin mit 5 Jahren mal von einem Schäferhund gezwickt worden. Habe heute noch eine kleine Narbe am Bein. Was sagte meine Mutter? Was gehste so dich an dem vorbei. :thumbup:

    Meine Schulferien habe ich oft auf dem Bauernhof meiner Oma verbracht, zwischen all dem Getier und immer an der Seite des Hofhundes. Ich denke es war ein Schäfermix. Der hatte seine Schlaf-Ecke im Schweinestall, draußen eine Hütte und durfte maximal in die große Diele, bekam Essensreste und durfte sich den ganzen Tag frei bewegen. Gab es irgendwo in der Nähe Welpen, war er mit ziemlicher Sicherheit der Papa. Er war manchmal echt lange weg, aber jeder kannte ihn und so staubte er beim Metzger mal Wurst ab und beim Bäcker ein Brötchen. Irgendwie ein schönes Hundeleben. Einen Tierarzt sah er eher nicht, aber er wurde sehr alt. Flöhe hatte er immer und Zecken auch.

    Abends ging er mit meinem Opa zu den Kühen und trieb sie zum Melken in den Stall. Das hat der einfach so gemacht, ohne große Ausbildung.

    Heute ist das alles undenkbar und man erlebt so etwas nicht mal mehr auf dem Dorf.

    Ich brauche die alten Zeiten auch nicht mehr, aber die Gelassenheit in Sachen Hund von damals fehlt mir.


    LG Terrortöle

  • ja beim tjema hund waren aöle entspannter obwohl es bei uns im dorf ansich noch geht zumindest bei den eingeborenen bei denen die zugezogen sind sieht das auch schon anderst aus.

    aber es wird ja auch schon panik geschoben wenn der hund sich mal 15 meter von dor entfernt.

    ist mir letzten auf nem turnier passiert. wir lagen am parkplatz weit vom laufbereich der anderen chaina wollte in den schatten stand auf und lief gemütlich zur hecke wo scjatten war und legte sich da wieder hin. nach 5 min kamen leute panisch angelaufen weil da irgendwo ein freilaufender schäferhund sei. wir hatten uns noch nicjt mal angesprochen gefühlt weil sie lag ja. sie gingen aucj ein paar mal vorbei an ihr blieben dann fragend stehen und meinten na die kanns ja nicht sein ost ja angebunden sonst würde sie da ja nicht liegen bleiben. hab die leute aufgeklärt das sie nicht angeleint ist zu mir geholt und würde dann noch voll gerüffelt das das ja nicht geht wenn da was passiert und sie wenn anfällt.


    wir mussten nur drüber lachen der hund der alleine lag an dem ein kläffender hund vorbei lief soll wenn anfallen.


    naja vermisse die entspanntheit in anderen ländern hier immer öfter

  • Wäre es nicht toll für alle wenn man die ehemals herrschende Gelassenheit mit dem heutigen Wissensstand verbinden würde.


    @Mauschen90 Jap, sowas kenne ich auch - immer wieder fragen mal Leute wenn ich mit allen 3 unterwegs bin (ca 125kg gesamt) ob ich die den "Halten" kann und wenn ich sag Nö dann geht das Theater los. ?

  • Ich bin die meiste Zeit bei meinem Onkel auf dem Bauernhof aufgewachsen mit 2 Drathaar und einem Pudelpointer. Alles relaxt auch der Dackel der zum Hof gehörte lief ins Dorf und wieder zurück alles ohne Theater. Ab und zu kam der Anruf von einem Hündinnen Besitzer das der Waldi bitte abzuholen sei :P


    Wie du sagtest Makani die damalige Gelassenheit mit dem Wissen von heute das wäre es :)


    Es wundert mich immer wieder das die Leute davon ausgehen man muss seinen Hund alleine und nur mit Körperkraft halten können.


    Wenn ein Hund,da reicht schon mittlere Größe mit Gewicht wirklich wirklich ziehen will hält ihn der Durchschnitts Halter nicht..und wenn dann der Gehorsam fehlt gute Nacht

  • so je nach Körpergröße des Menschen ist der Hund ab 35 - 45 kg der Gewinner, ab 60 kg gewinnt dann der Hund eigentlich immer, einer meiner Lebensgefährten ist 2,03m mit 140kilo Kampfgewicht und das als ehemaliger Marine wortwörtlich, auch der verliert gegen Boy, wenn Boy wirklich will.


    Ich persönlich verliere schon gegen 3 Kilo Peanut, Himmel ich hab Schwierigkeiten ne volle Kaffeetasse zu handeln ? wenn es nicht über Bindung und Respek funktioniert dann nützt auch kein technisches Hilfsmittel wenn es wirklich drauf ankommt.