Schwere Angsstörung

  • Hallo

    Ich habe eine DSH-Hündin mit 20 Monaten aus 2. Hand. Die Hünden stammt aus einer offiziellen Zucht mit Papieren

    und wurde von einer anderen Züchterin angekauft, um mit ihr zu züchten, was sie nie umgesetzt hat.

    Die Hündin leidet an einer schweren Angststörung (vor Menschen und Hunden) und ungemeiner Schreckhaftigkeit.

    Das Verhältnis zwischen mir und der Hündin ist allerdings super gut. Sie hat eine enge Bindung zu mir aufgebaut und auch disziplinär gibt es überhaupt keine Probleme, sie vertraut mir zu 100%. In den 8 Monaten hat es zunächst kontinuierlich ganz ganz leichte Besserungen gegeben, momentan stagniert ihre Entwicklung allerdings wieder.

    Die 2. Besitzerin streitet jegliche Misshandlung des Hundes ab, gibt aber zu, sich nicht um sie gekümmert zu haben.

    Um meiner Hündin besser helfen zu können, wäre es natürlich wichtig so viel wie möglich über ihr Vorgeschichte zu wissen.

    Kann ich hier nachfragen, ob jemand den Herkunftszwinger kennt, oder ist das hier nicht üblich. Verletze ich damit eine Regel?

    Hat jemand Erfahrung mit derart vorgeschädigten Hunden. Was hat euch geholfen, wie habt ihr es hingekriegt? Wie lange hat es bei euch gedauert?

    Würde mich freuen, wenn uns jemand weiterhelfen könnte.

  • Ich weiß nicht ob dir die Vorgeschichte wirklich so viel bei der Bewältigung der Probleme helfen wird.

    Ich würde eher versuchen nach vorne zu schauen, oft halten wir an Problemen aus der Vergangenheit gedanklich fest und geben damit dem Hund nicht die optimale Chance sich mit der neuen Situation anzufreunden.

    Hunde leben eher im jetzt als wir und machen sich keine Gedanken warum etwas so ist wie es ist.

  • Wir haben damals (1986) den 14 Mon. alten DSH Aki bekommen.

    Er hatte von Anfang an richtig Angst vor erwachsenen Männer, was meinem tierlieben Vater schrecklich leid tat.

    Im nachhinein haben wir im Lauf der Jahre rausbekommen, das er bei seinem Vorbesitzer sehr schlecht behandelt worden war.

    Aki war der einzige Hund, der meiner Mutter nie durchs geputzte lief.


    Wir haben mit viiiiiiiiiiiiiiiiiel Liebe, Geduld und Leckerchen sein absolutes Vertrauen gewonnen. Nach ca 1/2 Jahr hatte er auch keine Angst mehr vor meinem Vater.

    Er war mein Schatten und bester Freund

  • Natürlich

    Ich weiß nicht ob dir die Vorgeschichte wirklich so viel bei der Bewältigung der Probleme helfen wird.

    Ich würde eher versuchen nach vorne zu schauen, oft halten wir an Problemen aus der Vergangenheit gedanklich fest und geben damit dem Hund nicht die optimale Chance sich mit der neuen Situation anzufreunden.

    Hunde leben eher im jetzt als wir und machen sich keine Gedanken warum etwas so ist wie es ist.

    Natürlich hast du damit völlig recht. Hunde leben im hier und jetzt. Aber ich denke in unserem konkreten Fall könnte so manches Detail vielleicht Klarheit in unverständliches Verhalten des Hundes bringen.

    Ich schildere hier noch mal genau unsere Geschichte:

    Mäusle wurde im Alter von 5 Monaten gemeinsam mit ihrer Schwester (gleicher Wurf) angekauft, um mit ihr zu züchten. Bei der neuen Besitzerin haben sich dann Lebensumstände geändert, sodass die beiden Hündinnen in einem Zwinger im Keller!!! abgestellt wurden. Freilauf gab es nur in einem Gehege mit Australien Cattle Dogs.

    Ich glaube sie durften zumindest hin und wieder in die Wohnung der Frau.

    Ca 10 Monate (November oder Dezember 2017) hat die Frau dann die Schwester meiner Hündin verkauft. Und da sie selbst schon ein schlechtes Gewissen wegen der Haltung hatte, meine Hündin dann für 3 Monate bei einer Freundin untergebracht. Dort lebte sie ebenfall mit 3 Cattle Dogs zusammen. Ein etwas ausgefranstes Ohr läßt darauf schließen, dass es da schon auch hart zuging.

    Im Jänner 2018, da war sie wieder zurück bei ihrer eigentlichen Besitzerin, hab ich Mäuschen dann das erste Mal kennengelernt. Insgesamt habe ich sie 3 mal besucht bis ich sie auf Probe mit nach Hause genommen hab.

    Bei meinen Besuchen bei ihr, war nichts mit ihr anzufangen solange ihre Besitzerin daneben stand, sie hat nur nervös herumgebellt. Nur Leckerlies hat sie sich geholt und dann doch auch streicheln lassen. Beim anschließenden spazieren gehen, war sie sehr interessiert an mir und hat auch schnell gelernt.

    Man muss dazusagen sie kannte gar nichts. Kein Sitz, kein an der Leine gehen, hat sich die Türen selbst aufgemacht, ist auf die Küchenanrichte hinauf um Essen zu klauen etc. ihr kennt das ja. Keinerlei Impulskontrolle.

    Den Abholtermin haben wir dann telefonisch ausgemacht. Und da muss ebenfalls in der Zwischenzeit etwas passiert sein. Sie hat sich nicht mehr mit Leckerlies ködern lassen und schon gar nicht mehr streicheln lassen.

    Zuhause hat sie dann innerhalb von Stunden zutrauen zu mir gefasst und weicht seither nicht mehr von meiner Seite. Sie kann gar nicht genug Streicheleinheiten bekommen, nach 2x Pfui waren auch alle ihre Unarten erledigt. Sie versucht einfach nur mir alles recht zu machen. Wir sind zuerst Wochen nur im Garten geblieben, weil sie bei allen Umweltgeräuschen zusammenzuckte. Alles machte ihr Angst. Sie hat jeden der kam furchtbar angebellt und geknurrt, dann aber immer Schutz bei mir gesucht oder ist im Garten davon gelaufen. Auch das haben wir mitlerweile gut hingekriegt. Sie schlägt kurz an, und beruhigt sich dann an meiner Seite.

    Draußen war dann jeder Mensch dem wir begegneten eine Aufregung, Radfahrer, Kinder Geräusche ... sie kannte gar nichts. Alles war purer Stress für sie. Und so haben wir uns ganz ganz langsam über Monate an die Dinge herangetastet und dabei kontinuierlich Fortschritte gemacht.

    Aber und jetzt kommts, Mäusle weicht nachwievor vor jedem Menschen zurück. Auch vor meiner Mutter, die bei mir im Haushalt wohnt. Seit Beginn lockt sie sie mit Leckerlie was dann auch nach Monaten immer noch so aussieht:

    Mäuschen nähert sich ihr nur wenn ich dabei bin, sonst bellt sie nur wenn sie ihren Namen ruft oder knurrt sogar.

    Wenn sie sich dann überwindet, dann macht sie sich ganz lang um mit der Schnautzenspitze das Leckerlie zu erwischen, und dann gleich wieder zu flüchten. Dann dreht sie ein paar nervöse Runden im Zimmer, bis sie sich wieder überwinden kann sich doch ein Leckerlie zu holen. Sie fragt mich im Grunde auch immer um Erlaubnis, ich schick sie dann immer zur Omi und lobe sie, wenn sie sich ein Leckerlie abholt. Sobald meine Mutter irgend etwas in der Hand hält, z.B. die Futterschüssel ist es aus und vorbei. Sie muss genau auf ihre Körperhaltung achten, darf nichts dabei sagen und die 2. Hand muss immer möglichst weit weg sein. Sobald meine Mutter steht oder geht flüchtet sie vor ihr, bzw. weicht ihr großräumig aus. Das bedeutet nichts anderes, als dass dieses arme Mäuschen seit 8 Monaten in dieser fruchtbaren Stresssituation lebt. Wo sie sich auch zu Hause immer wieder fürchten muss.

    Meine Sorge ist wirklich, dass sie krank wird, wenn wir diesen Dauerstress nicht bald in den Griff kriegen, man merkt jetzt schon, dass ihr der Magen und die Verdauung immer wieder Probleme bereiten.

    Und jetzt noch ein Paradoxon: In ganz seltenen Momenten, wenn ich ganz nah neben meiner Mutter sitze, nähert sie sich schnuppert an deren Gesicht und lässt sich ein ganz klein wenig streicheln. Um dann im nächsten Augenblick wieder vor ihr zu flüchten.

    Und so ist das mit allen Menschen. Sie läßt nur mich an sich heran, und weicht nicht von meiner Seite.

    Ich würde mir keine solche Sorgen machen, wenn sie die Angst nur bei Besuchern zeigen würde. Aber meine Mutter lebt mit uns zusammen und mein armes Mäuschen fürchtet sich und fürchtet sich und fürchtet sich...:(

    Bin gespannt was euch dazu einfällt.

  • Ach ja, die Frau der ich mein Mäuschen abgekauft habe, bestreitet jede Form der Misshandlung. Sie behauptet natürlich, dass das alles schon im Herkunftszwinger passiert sein muss. Auch ihre Freundin und deren Mann, seien die drei Monate wo sie bei ihnen lebte nur nett zu ihr gewesen.:P

  • Das ist wirklich keine schöne Vorgeschichte von deinem Mäuschen.

    Meinst du, du könntest deiner Mutter erklären, dass sie sie die erste Zeit mal komplett ignoriert. Ich meine wirklich sie nicht anschaut, anspricht und auch nicht versucht ihr was zu geben. Das ist für deine Mutter sicher auch schwer, aber ich glaube wenn sie sich in Anwesenheit von deinem Mäuschen völlig ruhig und neutral verhält und nichts erwartet, wird der Stress bald weniger werden.

    Ausserdem würde ich an deiner Stelle vor dem Hund deiner Mutter viel Liebe und Aufmerksamkeit entgegenbringen und sie zum Beispiel oft ganz ruhig umarmen, damit sie sieht, das ist jemand den du gern hast. Ausserdem versuchen oft zusammen spazieren zu gehen.

    Auch bei Besuchern würde ich keine Annäherung versuchen, bis Mäuschen bereit ist von selbst zu kommen. Ich glaube damit nimmst du ihr sehr viel Stress.

    Ich hatte auch mal eine sehr ängstliche Hündin, die wurde mit 8 Wochen ausgesetzt und kannte auch gar nichts. Sie hatte zwar keine Angst vor Menschen, aber vor jedem Geräusch und schnellen Bewegungen.

    Bei ihr hatte uns das gemeinsame Fährtensuchen sehr viel gebracht. Wir absolvierten irgendwann ganz tolle Fährtenprüfungen, das suchen an der langen Leine vor mir hat ihr viel Selbstvertrauen gegeben.

  • Oh weia, da fällt mir leider nichts mehr zu ein. Außer: doppelte Achtung an dich, dass du der der süßen Maus endlich ein Zuhause bietest, in dem sie geliebt wird.

  • Das finde ich eine sehr gute Idee.

    Dein Mäuschen braucht wahrscheinlich viiiel Geduld und Zeit um auch zu deiner Mutter Vertrauen zu fassen.

  • Meinst du, du könntest deiner Mutter erklären, dass sie sie die erste Zeit mal komplett ignoriert. Ich meine wirklich sie nicht anschaut, anspricht und auch nicht versucht ihr was zu geben. Das ist für deine Mutter sicher auch schwer, aber ich glaube wenn sie sich in Anwesenheit von deinem Mäuschen völlig ruhig und neutral verhält und nichts erwartet, wird der Stress bald weniger werden.

    Ausserdem würde ich an deiner Stelle vor dem Hund deiner Mutter viel Liebe und Aufmerksamkeit entgegenbringen und sie zum Beispiel oft ganz ruhig umarmen, damit sie sieht, das ist jemand den du gern hast. Ausserdem versuchen oft zusammen spazieren zu gehen.

    Lieben Dank, für deine Ideen.

    Das mit dem ignorieren praktizieren wir eigentlich die ganze Zeit, es wird im Grunde nur unterbrochen, wenn wir beisammen sitzen und sie ihr gezielt Leckerlie anbietet. Auch das mit der Zuwendung zu meiner Mom praktizieren wir regelmäßig, ich umarme sie gezielt und sag "gute Omi" ;) und streichel sie ganz demonstrativ :)

    Besucher bekommen alle die Anweisung sie gänzlich zu ignorieren und sie überhaupt nicht anzusehen.

    Nur das mit dem gemeinsamen Spazierengehen kriegen wir nicht hin. Meine Mom ist über 90 und schwer gehbehindert.

    Das ist auch sowas wo ich anfangs vermutete, dass es vielleicht ihr schwankender Gang ist, der mein Mäuschen so verschreckt. Aber ich denke, da müsste sie sich ja mitlerweile dran gewöhnt haben, wenn es dazu keine Vorgeschichte mit schlechtem Erlebnis gibt. Sie hat ja auch überhaupt kein Problem mit ihren Krücken und dem Rollator, die waren offensichtlich nicht negativ besetzt.

    Und da komm ich dann ins Grübeln. Hatte die Person die sie geschlagen hat vielleicht so schneeweiße Haare wie meine Mutter, oder war sie oft betrunken, so dass sie auch immer wieder einen schwankenden Gang hatte.

    Und da bin ich dann dort, wo ich doch etwas genaueres über ihre Vergangenheit wissen wollen würde. Natürlich ist es fraglich, ob ich das dann therapeutisch nutzen könnte. Vielleicht sollte ich meiner Mom ja mal eine Perücke aufsetzen.:D

    Der Tipp mit den Leckerlies kam von 2 Trainern, die ich konsultiert hatte, und auch von der Vorbesitzerin, da mein Mäuschen unheimlich drauf steht. Nach einer Weile drücke ich "allen" Besuchern ( die mir wirklich wichtig sind) Leckerlie in die Hand, mit der Anweisung sie ihr einfach nur hinzuhalten und sie trotzdem nicht anzusehen. Meistens ist es dann so, dass mein Mausi ganz aufgeregt ist, und sich nicht hintraut. Ich gehe dann mit ihr gemeinsam hin, nimm dessen Hand in meine Hand und dann klappts auch mit den weiteren Leckerlies. Sie soll einfach lernen, dass hier zu Hause alle Menschen gut sind, und es etwas schönes ist Besuch zu bekommen.

  • Oh verflixt. Ich kann da nix wesentliches zu beisteuern. Zum einen ist mir der Umgang mit einem Angsthund fremd, zum anderen fand ich die Tipps von Schwedenfan schon sehr gut.


    Aber aus deiner Beschreibung spricht so viel Liebe zum Hund (und zur Mama) mit so viel Humor gepaart - das find ich richtig schön.

  • wir haben so ein ähnliches exemplar in form eines rüden mit 4 jahren ist er zu uns gekommen ( wir kennen die vorgeschichte und lebensumstände bringt einem aber nicht viel weil es immer Situationen gibt wo die angst sich zeigt)

    ich hatte sogar eine tier

    physiologin hier die auf angst spezialiesiert ist. ein 2 wochen wird er 8 also ist schon 4 jahre bei uns und denoch ist er nicht der hund der andere menschen mag wir können vorbei gehe aber anfassen bitte nur bekannte menschen.

    gibt es irgendwas was deine hündin liebt und ihr egal ist was passiert beiuns wars das ball spielen da stört es nicht wer wirft hauptsache er kann rennen bringt es auch dem jenigen zurück wenn sie sich futter von anderen holt kann auch der weg darüber sein wicjtig wäre wirköich ruhe und dann ggf auch auf den boden setzen. übrigens die therapeutin hat uns garnicht helfen können.

    viel bringt auch einfach die zeit und 8 monate sind da leider garnix.

  • Vielen Dank für eure aufmunternden Worte. Das was mein Mäuschen am meisten liebt ist gestreichelt werden, sie kann gar nicht genug bekommen, es ist als müsste sie alles nachholen. Gleich danach kommt Fressen und dann erst spazieren gehen. Ich lasse sie apportieren und suchen, um ihr Selbstwergefühl zu stärken. Da ist sie auch mit großer Freude dabei.

    Ansich ist es mir kein Bedürfnis, dass jeder sie anfassen kann. Aber sie soll sich in ihrem zu Hause vor niemandem fürchten müssen. Es erleichtert mich zu hören, wenn jemand von euch auch so einen Hund hatte, und mir bestätigt, dass ich einfach nur ganz ganz viel Geduld haben muss. Denn es ist manchmal schon ein etwas frustrierend, wenn gar nichts weiter geht.



    Ich befürchte auch, dass es mir therapeutisch nicht weiterhilft, wenn ich weiß was genau geschehen ist. Ich weiß ja schon mal, dass die Futterschüssell eine Rolle gespielt hat und achte drauf, dass meine Mom sie nicht in der Hand hat. Aber ich habe das verdammte Bedürfnis demjenigen der es war, zu sagen was er angerichtet hat.

    Könnt ihr das verstehen?

    Wenn die Vorbesitzerin behauptet, bei ihr sei sie nicht geschlagen oder schlecht behandelt worden und auch bei ihrer Freundin wo sie 3 Monate war seien alle nur nett gewesen, schiebt sie die Schuld auf den Herkunftszwinger. (Ich glaube auch, dass sie gar nicht weiß wie schlimm es um mein Mäuschen bestellt ist).

    Wenn ich allerdings wüßte, dass das ein vernünftiger Züchter ist, könnte ich der Vorbesitzerin gegenüber ganz anders auftreten.

    Es würde einfach meinem Gerechtigkeitsempfinden genüge tun, wenn ich derjenigen Person klipp und klar sagen könnte was sie angerichtet hat. Nicht böse und nicht im Streit, aber ich will einfach, dass die Wahrheit rauskommt. Wenn sie dadurch nur ein paar Minuten ein schlechtes Gewissen hat, würde ich mich schon wohler fühlen.

    Also ist es hier im Forum erlaubt sich über Zuchtstätten auszutauschen?

    Ich denke die Wahrscheinlichkeit ist ja auch groß, dass jemand einen Hund aus dem selben Zwinger hat.