Kupierter Deutscher Schäferhund

  • Mich würde es jetzt einfach mal interessieren wie ihr reagieren würdet?


    Situation:

    Bei der Suche nach einem Welpen findet ihr bei einem seriösen Züchter einen Wurf aus einer Verbindung die euch interessiert.

    Bei Anruf erfährt ihr direkt, dass der Welpe ein Handicap hat.

    Die Rute wurde durch einen "blöden Unfall" abgetrennt. Alles vom TA medizinisch versorgt und gut abgeheilt...

    Ein DSH mit sehr kurzer Rute.... :/


    Was ginge euch durch den Kopf?

    Was für Gedanken würdet ihr euch machen?

    Oder käme sofort der Gedanke, geht gar nicht?

    Einmal editiert, zuletzt von Flummi ()

  • Kobolds Bruder ist vor einem Jahr mal vor/unter ein Auto geraten.

    Seine Rute war so schwer verletzt, dass sie amputiert werden musste.

    Effektiv sind alle froh, dass der Hund nur seine Rute verloren hat und nicht sein Leben.

    Trotzdem denke ich mir bei jedem Foto, das ich von ihm sehe, dass so ein Schäferhund (er ist auch LStH und sehr plüschig) ohne Rute irgendwie seltsam aussieht.

    Aber wie gesagt: dafür ist er noch am Leben und das ist doch das, was zählt.

    Und "keine Rute" finde ich aus der Position des neuen Besitzers ein Handicap, mit dem man gut leben kann. Besser als eine chronische Krankheit, bei der man dann einfach Folgekosten kalkulieren muss.

  • =O Das kannst du laut sagen KleineMama , zum Glück hat Kobold 's Bruder "nur" seine Rute eingebüßt.


    Allerdings finde ich das jetzt echt spannend in Bezug auf die Kommunikation unter Hunden...


    Es wird ja gerne mal gesagt, kupierte Hunde hätten ein Problem zu kommunizieren?

    Ein Welpe würde aber damit aufwachen und es nicht anders kennen.

    Ganz anders ist es ja im Fall von Kobold 's Bruder ... ?!

  • Sicherlich sieht ein Schäferhund ohne Rute etwas ungewohnt aus. Aber wie KleineMama schon geschrieben hat: Liebe die Rute als das Leben verlieren. Die Kommunikaton zu anderen Hunden kann das wohl erschweren, aber die Hunde habe ja auch noch andere Möglichkeiten für die Kommunikation.


    Gerade weil dieser Hund ein Handicap hat, würde ich persönlich ihn nehmen.

  • Hm, ganz ehrlich, ich würde Abstand von dem Welpen nehmen, auch wenn es mir wahrscheinlich schwer fallen würde. Kommt vielleicht auch darauf an, wie viel von der Rute kupiert werden musste.


    Zum Einen ist da die fehlende Kommunikationsmöglichkeit. Dann weiß man natürlich nicht, ob nicht doch noch mehr verletzt war.


    Das nächste Problem kommt wahrscheinlich, wenn man mit dem Hund im Sport aktiv sein möchte. Durch die neue Tierschutzverordnung im Hundebereich wird es schwierig bis unmögich, mit einem kupierten Hund an Prüfungen teilzunehmen.


    Davon ab gefallen mir Hunde mit kupierten Ruten durch die Bank gar nicht.


    Wenn es durch einen Unfall passiert, wenn man den Hund bereits hat, ist das natürlich was ganz anderes, da ist man froh, wenn der Hund "nur" die Rute und nicht das Leben verloren hat.


    Aber von vornherein würde ich mich wohl gegen so einen Hund entscheiden. Auch wenn das hartherzig rüberkommt.

  • bei den Altdeutschen Hütehunden gibt es sogenannte Stumper, Hunde ohne oder nur ganz kurzer Rute, die werden von manchen Schäfern auch so verpaart, damit die " Ergebnisse " auch wirklich "Naturstumper" sind,

    In meinen Anfangsjahren hatte ich auch mal so einen, zum Glück nur geliehen von einem

    Kollegen.

    Ich hatte ja stellenweise recht steiles Hütegelände und als der arme Kerl einmal die Herde vorne aufhalten sollte ist er in seinem Schwung und Eifer mit 5-6 Purzelbäumen den Steilhang runtergekugelt.

    Hunde brauchen ihre Rute auch zur Steuerung und fürs Gleichgewicht, und ein Stumper wäre nie wieder auf meiner Wunschliste gestanden.

  • Teilnahme an Prüfungen sind in so einem Fall überhaupt kein Problem. Es muss nur vom Tierarzt bestätigt werden dass die Rute aus medizinischen Gründen fehlt. Dann gilt der Hund als "im Einklang mit dem Tierschutzgesetz kupiert".


    In Bezug auf die Kommunikation spielt es eine Rolle wie lang die Rute noch ist. Hunde die noch die Hälfte oder ein Drittel ihrer Rute besitzen können recht gut damit kommunizieren.

  • Aber von vornherein würde ich mich wohl gegen so einen Hund entscheiden. Auch wenn das hartherzig rüberkommt.

    Ich empfinde das nicht als hartherzig. Vor dem Kauf ist ein Welpe halt ein Welpe und nicht mein Hund zu dem man eine Beziehung hat. Und wenn man einen DSH möchte... halt man halt auch gewisse optische Vorstellungen. Da ist nichts verwerfliches dran. ;)

    Danke für deine ehrliche Antwort.


    bei den Altdeutschen Hütehunden gibt es sogenannte Stumper, Hunde ohne oder nur ganz kurzer Rute, die werden von manchen Schäfern auch so verpaart, damit die " Ergebnisse " auch wirklich "Naturstumper" sind,

    Das wusste ich nicht. Wieder was gelernt. ;) Danke


    Hunde brauchen ihre Rute auch zur Steuerung und fürs Gleichgewicht,

    Das könnte den Hund evtl. auch beim Schwimmen beeinträchtigen.

    Wobei, rennen und Wendungen auf abschüssigem Gelände sicher der Endgegner darstellt was Körperbeherachung und Gleichgewicht angeht.

    Kann mir das aber bei einem temramentvollen Hund an der Herde tatsächlich als problematisch vorstellen.

    Was sind denn die Vorteile solcher Stumper?

    Es muss ja einen Grund geben, weshalb sie auch speziell verpaart werden.


    Teilnahme an Prüfungen sind in so einem Fall überhaupt kein Problem. Es muss nur vom Tierarzt bestätigt werden dass die Rute aus medizinischen Gründen fehlt. Dann gilt der Hund als "im Einklang mit dem Tierschutzgesetz kupiert".

    Danke für die Info. Das ist gut zu wissen. Und dürfte ja auch dann kein Problem sein zu bekommen.



    Gerade weil dieser Hund ein Handicap hat, würde ich persönlich ihn nehmen.

    <3 <3 <3

  • hab grad mal auf deren HP geschaut, mittlerweile weisen sie darauf hin das die Verpaarung der Stumper miteinander lt. Tierschutzgesetz als Qualzucht verboten ist, bei der Stummelrute handelt es sich um einen Gendefekt der bei den Nachkommen zu schweren Gesundheitlichen Problemen führen kann.

  • Kommt drauf an, was ich mit dem Hund vorhabe.

    Will ich einfach nur einen Welpen, wäre es mir vermutlich egal.


    Plane ich eine Sportkarriere und evtl mehr, würd ich Abstand nehmen. Ja, ist mit Attest und Co alles möglich, die Frage ist nur, ob man sich das antun muss. Der DSH ist ja jetzt keine Rasse, wo nur alle heiligen drei Zeiten ein Wurf fällt. Da würde ich mich dann doch eher nach einem "vollständigen" Welpen umsehen.


    Mr E musste übrigens auf Grund seiner Autoimmunerkrankung vor einigen Jahren ein Teil der Rute amputiert werden.


    Sieht gewöhnungsbedürftig aus, hat ihn aber den Rest seines Lebens nicht in irgendeiner Form behindert.

  • Was sind denn die Vorteile solcher Stumper?

    keine Ahnung, frag mal die Leute von der AAH - Arbeitsgemeinschaft Altdeutscher Hütehunde.

    Ich denke da spielt auch der Wunsch mit etwas anderes zu haben wie die anderen.

    Ein Bekannter von mir züchtet Strobel bei denen teilweise auch Stumper auftreten. Die verkürzte Rute ist aber kein Zuchtziel. Die Selektion erfolgt ausschließlich anhand der Hüteleistung der Hunde und ihrer Gesundheit. Diese Genetik ist halt in allen Schlägen der "Altdeutschen" mit drin, und sie heraus zu selektieren würde bedeuten einen sowieso schon schmalen Genpool zusätzlich stark zu verkleinert. Da die Stumper keine Probleme haben durch ihre verkürzte Rute besteht dazu auch keine Notwendigkeit.


    Es ist richtig dass Anomalien an der Rute heute zu den sog. Qualzuchtmerkmalen gezählt werden. Wobei es diesbezüglich Unterscheidungen gibt. Bei einer Anurie fehlt die Rute, was auch als "Schwanzlosigkeit" bezeichnet wird. Bei einer Brachyurie besitzt der Hund eine mehr oder weniger stark verkürzte Rute. Diese, die man auch als "Natural Bobtail" bezeichnet, ist teilweise vergesellschaftet mit weiteren Anomalien der Rute wie z.B. "Korkenzieherruten" oder einer fest eingerollten Rute.


    Man muss sich klar machen dass die Rute die Verlängerung der Wirbelsäule ist und Anomalien derselben sich deswegen nicht selten auch auf den Wirbelsäulenteil beziehen. Je weiter am Ende einer Rute sich eine Anomalie befindet, desto seltener werden sich auch Anomalien im Bereich der Wirbelsäule finden lassen. Sprich beim Stumper mit gerader Rute, bei dem die letzten Wirbel derselben nicht ausgebildet sind, die Rute an sich aber noch eine gewisse Länge hat, wird man seltener eine Wirbelsäulenanomalie finden als bei einer Englischen Bulldogge mit verkürzter Korkenzieherrute, die aus lauter Keilwirbeln besteht. Je stärker ausgeprägt eine Anomalie an der Rute ist, desto häufiger und schlimmer sind die Hunde auch von Wirbelsäulendeformationen betroffen (z.B. Keilwirbeln im gesamten Verlauf der Wirbelsäule).


    Hinzu kommt dass bei stark eingerollten Ruten oft auch Hautbereiche geschädigt werden, auf denen die Rute aufliegt bzw. sich Falten bilden. Auch ist eine artübliche Kommunikation damit nicht möglich, die Hunde können auch ihre Anal-/Vaginalregion nicht bedecken.


    Sprich bei Rassen wie z.B. der Englischen/Französischen Bulldogge mit mehreren starken Deformationen an der Rute oder komplett fehlender Rute sind die Tiere i.d.R. deutlich stärker beeinträchtigt als Rassen, die eine moderat verkürzte gerade Rute haben, so wie sie manchmal bei den "Altdeutschen" auftritt oder den Australian Shepherds. Allerdings muss auch bei den Letzteren darauf geachtet werden dass nie zwei "NTBs" (Natural Bobtails) miteinander verpaart werden, so dass in Bezug auf die betreffenden Gene ausschließlich heterozygote Nachzucht entstehen kann. Weil "NTBs" auf sog. Letalfaktoren beruhen und diesbezüglich homozygote Föten/Welpen nicht lebensfähig sind. Sprich die sterben im Lauf ihrer Entwicklung ab.