Achtung vor dem Frauli, der Hund ist harmlos.
Unser neues Motto. Klappt ganz gut, bis auf wenige Ausnahmen.
Ich mach es ja auch genau so wie Pinguetta . Frau Hund verlässt unser Heim seit Monaten ausschließlich im Wagen. Und wenn ich eh schon fahren muss, dann eben dahin, wo wir maximale Ruhe vor allem und jedem haben. Höchsten mal zur kurzen Abendrunde verirren wir uns in die Zivilisation, einen kleinen Park um genau zu sein. Jetzt wo das Wetter besser wird, erscheint auch hin und wieder mal die Zivilisation.
Ja, ich habe einen sehr verträglichen Hund. Tilli mag an sich fast alles was Puls hat, außer Katzen, und rastet nicht schnell aus. Was die und ich uns schon alles anhören durften, geht auf keinen noch so große Kuhhaut mehr. Ich habe es einfach satt, mich mit Haltern konfrontiert zu sehen, die alles nicht interessiert bis zu dem Moment hin, wo ihr hochgeschätzter Tutnix einen Kratzer hat, dann ist es plötzlich der böse Schäferhund.
Wie oft musste ich mich schon blöd anbabbeln lassen, weil mein Hund einfach nett ist. Beispiel gefällig? Frau Hund hatte damals an unserem alten Wohnort einen Allergieschub, Bauchschmerzen, Durchfall...alles nicht fein. Wir gehen raus und sie sucht hektisch nach einem Platz wo sie einen Haufen setzen könnte. Leider ist Frau Hund diesbezüglich das Klischee eines preußischen Beamten aus der Kaiserzeit, egal wie es drückt, es muss zunächst der richtige Platz für ein Amtsgeschäft gefunden werden. Der Platz wurde gefunden, Tilli nimmt schon die entsprechende Position ein, schießen zwei Tutnixe, kleine Terrier um die Ecke. Tilli, die es immer noch drückt und die Schmerzen hat, steht auf, etwas bucklig und geht etwas zurück. Ich versuch die beiden loszuwerden, nett (wie doof war ich eigentlich?). Halter kommt, schaut sich das begeistert an, und haut raus: Das ist ja toll, ein Schäferhund der Angst hat, ja meine Terrier sind ja soooo mutig. Bemühungen die beiden einzusammeln werden gar nicht erst unternommen. Man weidet sich an diesem tollen Anblick . Bin zaghaft unfreundlich geworden, da beschimpft der mich noch. Danke, wieder was gelernt. Inzwischen wird alles unfreundlich und entschlossen vertrieben. Die meisten Halter haben dann schon keinen Bock mehr auf mich. Alles andere wird wahlweise mit "Fresse oder Schnauze" abgespeist und gut ist. Ich sehen keinen Sinn in weiterer überflüssiger Kommunikation.
Wir überspringen ein paar Jahre in deren mal mehr und mal weniger Tutnixe aufgetaucht sind und ich langsam, sehr langsam gelernt habe wie ich das regeln kann. Kommen wir jetzt zu dem Gewinner in der Kategorie "warum ich fremde Hundehalter meide wie die Pest".
Ich war auf einem Fest, Tilli hatte ich nicht dabei. Ich war schon fast auf dem Weg nach Hause, da blubbert mich ein merkwürdiges mir nicht bekanntes Individuum (Beschreibung Forenkonform? Habe mir alle Mühe gegeben, ehrlich ) von der Seite an. Ohne Hund und nach einer gewissen Anzahl an Äppelwoi, bin ich die ultimative Steigerung von begriffsstutzig. Es folg ein Monolog, dessen Sinn ich bis heute nicht verstehe, der mich aber selbst in diesem Zustand zwangsläufig und völlig ungewollt in die intellektuelle Ecke drängt. Und bei mir wecken ein paar Wein keinesfalls den inneren Philosophen, sie narkotisieren ihn eher.
"Wenn dein Hund jetzt hier wäre würd meiner die dominieren!"
Ich glotze doof und steh im Wald, bis mein Blick auf eine fette, röchelnde Französische Bulldogge fällt. Ahhh, der verhinderte Zaunpöbler. Ja, den Hund kenne ich, als wir noch hier gelaufen sind, vor etwa 8 Monaten, kam der 20m zum Zaun gestürmt, spult sich zusammen mit einem Yorki kurz auf und kämpft, während der Yorki noch kläfft und rennt, röchelnd mit seinen Anatomie. Die Luft ist raus, sozusagen. Frau Hunds Aufgabe während dieses täglichen Spektakels war es, das ganze neben mir gehend zu ignorieren. Bevorzugt mit Blick zu mir, wenn sie ganz gut drauf ist.
"Deine Hündin ist ja hübsch, aber was mir an der nicht gefällt, ist dass die so feige ist."
Ich glotz immer noch doof...
"Mein Hund dominiert alle Hunde, da muss er immer hingehen, er muss am anderen Hund schnüffeln und dann dominieren."
Ich glotz immer noch doof, hätte den Herren zwar gern darüber in Kenntnis gesetzt, dass zwischen seinem pöbelnden Vieh und meiner Prinzessin immer noch ich stehe, aber irgendwie hat es mir völlig die Sprache verschlagen.
Als hätte er meine Gedanken gelesen gehts weiter...offenbar hat meine Visage einen ausgeprägten Untertitel.
"Wenn das nicht erlaubt wird, beisst er, er hat schon große Hund gebissen und dominiert und dich würde der platt machen!"
Ich glotz noch immer doof....ich kann es nicht glauben. Vor mir steht das Klischee meiner liebsten Art von Hundehalter (man verleihe mir bitte eine Torte, für die entschlossene Einhaltung der Forenregeln unter höchst erschwerten Bedingungen) , sogar auf die passende Garderobe wurde geachtet, Jogginghose und potthässliche American Staffordshire Terrier Jacke. Entweder war der letzte Äppelwoi schlecht, also so richtig schlecht, oder gleich springt einer mit versteckter Kamera und dem Rütter im Schlepptau aus den Büschen. Vielleicht drehen sie eine Folge darüber, warum man besoffen keinen Hund führen sollte, was meine Zustimmung fände, aber offenbar ist allen entgangen, dass Frau Hund zu Hause im Bett liegt und meine einzige Aufgabe an diesem Tag darin besteht, die Terrassentür aufzumachen, Frau Hund rauszulassen und wenn sie wieder drin ist, besagte Tür wieder zu zu machen. Ist zu schaffen, zur Not gibt ja es noch den Gatten.
Selbiger hat sich gerade von allen möglichen Leute verabschiedet und wäre dann auch bereit zu gehen. Ich sehe zu, dass ich Land gewinne und bekomme noch zwei unglaubliche Hinweise mit auf den Weg.
1. Ich brauch mehr Selbstbewusstsein, das ist lächerlich, dass Frau Hund in der Zivilisation neben mir laufen muss.
2. Sein Hund ist so dominant, der geht nicht mal spazieren....
Ich seh zu dass ich Land gewinne und hoffe dass meine Haustür schnell vorbeikommt, damit ich die hinter mir schließen kann. Was ein Erlebnis. Unterwegs versuche ich den Gatten über die Ereignisse in Kenntnis zu setzen, versichere mich, dass er Teile der Unterhaltung auch gehört hat...von wegen Halluzinieren oder so...und fluche leise ein Requiem auf den kümmerlichen Rest meiner Freundlichkeit und meines Bedürfnisses nach Sozialkontakt. Himmel hilf, bewahren uns alle bekannten Gottheiten in diesem Universum davor, dass der mal einen Hund hat der atmen kann. Staunen wird der jedenfalls, wenn er mal versucht seinen Hund zum dominieren zu uns zu schicken. Mit Hund und nüchtern bin ich etwas entschlossener, wenn auch nicht unbedingt gesprächiger. Das Tierchen wird sehr überrascht sein...
Wie oft musste ich mir schon anhören, dass Tilli dumm und feige ist, weil sie nicht pöbelt. Mein Selbstbewusstsein wird in Frage gestellt, weil ich darauf bestehe, dass Frau Hund neben mir läuft???? Beides hat mich literweise Schweiß und Tränen gekostet. Mir reichts, ab jetzt pöbel ich zuerst, komme wer und was da wolle. Angriff ist die beste Verteidigung. Ich und vor allem Tilli ist nicht dafür da, dass sich jeder Depp samt röchelndem Köter sein Ego an uns poliert.
Und genau das passiert immer, wenn andere sehen, dass man seinen Hund nicht entschlossen verteidigt. Man ist der Ar...und kriegt noch einen auf den Deckel. Entspannt und nett ist aus, biestig gibts dafür im Angebot, zwei zum Preis von einem. Seit ich das praktiziere hab ich keinen Pieps mehr von anderen Haltern gehört...die mögen mich dann halt nicht, sehr fein. Ohne Hund hat das System so seine Schwächen...mein übliches Allheilmittel Leute meiden dürfte da Abhilfe schaffen.
Wegen dieser besonders selbstbewussten Art Hundehalter und seinem so mutigen Köter in Ponygröße fahr ich zu jeder Gassirunde mit dem Auto, weil ich Frau Hund nicht zumuten werde noch mal von so einem Kalb angefallen zu werden. Versprochen, die nächsten Nerven werde ich hüten wie einen Augapfel und sie behalten, vorausgesetzt jemand bricht für mich in der nächsten Pathologie ein und besorgt mir einen neuen Satz Nerven, meine sind hin.
Ja, man sollte bei sowas drüber stehen, nicht von einem auf den anderen schließen. Jeder ist anders und hat eine Chance verdient...blablähblub. Schaff ich aber nicht, vielleicht liegt es am Selbstbewusstsein oder daran dass ich genau so feige bin wie mein Hund, wer weiß. Ich jedenfalls hab von jedem unabgesprochenen Fremdhundekontakt / Fremdhundehalterkontakt die Nase gestrichen voll. Und sollte mir das auch mal passieren, dass mir Tilli durchgeht, ja, gut, fein, dann steht es jedem frei mich genau so rund zu machen, wie sie es auch machen, wenn sie so feige neben mir läuft und keinen Piep sagt. Das Ergebnis ist das gleiche, das kann ich dann halt ab.