Welpe aus Vater mit "HD fast normal"?

  • Angelika, das mit den Zuchtwerten ist so nicht ganz richtig. Man muss immer schauen wie sich ein Zuchtwert zusammen setzt. Wenn ein Hund noch keine Nachkommen hat und einen Zuchtwert von um die 80 besitzt, dann wirken sich die Ergebnisse seiner ersten Nachkommen etwa so aus: je Nachkomme mit "normal" = minus 2, je Nachkomme mit "fast normal" = plus 2, je Nachkomme mit "noch zugelassen" = plus 5 usw. Wenn jetzt eine Hündin 8 Welpen hat, die auch alle hauptgeröngt werden, und von denen haben z.B. 3 Hunde ein "normal", 3 ein "fast normal" und 2 ein "noch zugelassen", dann steigt diese Hündin auf einen Wert von 90 oder gar drüber (so genau kann man das nicht sagen, weil z.B. auch der Zuchtwert des Zuchtpartners mit einbezogen wird). Eine andere Hündin hat ebenfalls 8 Welpen, von denen aber nur z.B. die Röntgenbilder von 3 Hunden vom Verband ausgewertet und mit "normal" beurteilt wurden. Diese Hündin sinkt im Zuchtwert auf etwa 74 bis 75. Es sind aber auch andere Hunde ihres Wurfes geröngt worden, deren Bilder nicht zur Auswertung eingeschickt wurden weil abzusehen war dass es ein schlechtes Ergebnis geben wird. Sprich da können "knatschkaputte" Hunde dabei sein. Wären alle Hunde dieses Wurfes ausgewertet worden, dann hätte diese Hündin wohlmöglich inzwischen einen ZW von 100 oder drüber. So hat sie einen "geschönten" Zuchtwert von Mitte 70 und "glänzt" damit gegenüber der anderen Hündin, bei der die Ergebnisse der Nachkommen alle ehrlich eingetragen worden sind.


    Und man muss auch berücksichtigen dass Hunde aus anderen Zuchtbüchern, wenn sie den Befund "normal" haben, erst mal mit dem Wert 100 beginnen. Unabhägig davon wie gut oder schlecht sie in Bezug auf HD in "ihrem" Zuchtverband bisher vererbt haben. Ein ausländischer Deckrüde, der z.B. einen ZW von 90 hat, hat sich über Nachkommen mit "normalen" Hüften bereits "heruntergearbeitet". Während ein inländischer Rüde mit dem selben Zuchtwert vorab einen viel niedrigeren gehabt haben kann, der sich dann durch Nachkommen mit schlechteren Befunden erhöht hat. Ich schaue deswegen weniger auf den Zuchtwert als darauf, wie viele Nachkommen eines Hundes tatsächlich ausgewertet wurden. Und wenn ein Zuchttier eine hohe Röntgenquote hat, bei der auch ein paar schlechtere Ergebnisse dabei sind, ist das für mich besser als wenn von einem Zuchttier nur ein paar wenige Nachkommen ausgewertet worden sind, die aber alle mit "normal".


    Der Zuchtwert an sich kann eine Tendenz anzeigen, aber man muss sich in jedem Fall immer ansehen wie er zustande kommt. Z.B. kann ein Hund ja anfangs auch einen sehr hohen Zuchtwert haben (z.B. weil er selbst ein "noch zugelassen" hat). Wenn dieser Hund dann einen Wurf bringt, der komplett mit "normal" ausgewertet wird, wird er immer noch höher im Zuchtwert liegen als viele andere Hunde. Aber in der Praxis hat er überdurchschnittlich gut vererbt in Bezug auf HD. Bei einem Hund ohne Nachkommen ist er lediglich eine Prognose, die sich in der Praxis ( = dem Zuchteinsatz) ja erst noch bestätigen muss.


    Der Wert 100 in einer Zuchtwertschätzung ist übrigens "das Mittel der Population". Beim Deutschen Schäferhund entspricht der Wert 100 dem HD-Befund "fast normal". D.h. der durchschnittliche Deutsche Schäferhund hat keine "ganz saubere" Hüfte, aber er wird mit seiner Hüfte nie irgend ein Problem haben. Der statistische Max Mustermann unter den Schäferhunden hat selbst ein "fast normal" und alle seine direkten Nachkommen ebenfalls. Vererbt ein Hund in Bezug auf HD besser als der statistische Durchschnittsschäferhund, liegt sein Wert unter 100, vererbt er schlechter, liegt er über 100. Und deswegen lassen Nachkommen mit dem Befund "fast normal" die Zuchtwerte der Elterntiere steigen, wenn diese unter 100 liegen, während sie die Zuchtwerte von Elterntieren mit Werten über 100 sinken lassen. Unter'm Strich kann das mir aber egal sein, wichtig für mich ist das mein Hund in dem Fall eine "fast normale" Hüfte hat (und nicht "kaputt" ist).

  • Waschbär:
    Wirklich sehr lehrreich.Ich bin immer davon ausgegangen das "fast normal" gleichbedeutend mit "ein bisschen kaputt",sprich nicht gut ist.Sag die Erfahrung tatsächlich das "fast normal" in der Regel niemals Probleme macht?
    Wir hatte bisher nur HD a bzw HD normal und 1x das krasse Gegenteil nämlich 1 Jährig schwere HD mit nicht vollständig entwickelter Pfanne ...

  • Zuerst einmal: Das Röntgen von Hüfte und Ellenbogen im Alter von 1 bis 2 Jahren stellt lediglich eine Prognose für die Zukunft dar. I.d.R. haben die Hunde in diesem Alter (noch) keinerlei Probleme mit ihren Gelenken, das Röntgen erfolgt prophylaktisch für die Zuchtzulassung. Und da man nun seit ca. 50 Jahren röngt gibt es Erfahrungswerte in Bezug darauf wie die Hüften von Hunden in jungen Jahren aussehen, die früher oder später Probleme damit bekommen, oder auch nicht. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass das immer bei allen Hunden so ist. Es gibt Hunde mit im Röntgenbild wirklich schlimmen Hüften, die nie oder erst sehr spät in ihrem Leben klinische Symptome einer HD zeigen. Und dann gibt es auch Hunde, die mit 1 bis 2 Jahren tolle Hüftgelenke haben, bei denen sich später aber trotzdem eine Arthrose entwickelt und die deswegen dann an klinischen HD-Symptomen leiden. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hund mit schlecht entwickelten Hüften später an einer HD leiden wird, ist signifikant grösser als dass das bei ein Hund mit gut entwickelten Hüftgelenken der Fall sein wird.


    Von daher kann man nicht behaupten dass ein Schäferhund mit einer "fast normalen" Hüfte ( = B-Hüfte, nach FCI-Klassifizierung) nie Probleme mit seiner Hüfte bekommen wird. Aber die Wahrscheinlichkeit liegt nicht höher als bei einem Hund mit einer "normalen" Hüfte (= A-Hüfte, nach FCI-Klassifizierung). Selbst eine "noch zugelassene" Hüfte ( =C-Hüfte, nach FCI-Klassifizierung) bringt einen Hund, der von Grösse und Gewicht dem Standard des Deutschen Schäferhundes entspricht, i.d.R. keinerlei Probleme (sonst würde z.B. die Polizei Hunde mit solchen Hüften ja nicht ankaufen).


    Man muss auch bedenken dass die FCI-Klassifizierung der Hüften über die Jahre mehrmals angepasst, also verschärft wurde. Wenn man alte Zuchtbücher liest mit Hüftbefunden z.B. auf den 80er Jahren, dann würden viele Hunde, die damals eine "normale" Hüfte hatten, diesen Befund heute nicht mehr erhalten. Z.B. war die A-Hüfte einer Hündin, die ich 1995 gezüchtet habe, definitiv nicht besser als die C-Hüfte meiner Hündin, die 2012 geboren worden war (eher schlechter).


    Wobei das alles bei Hunden, die grösser und schwerer als ein DSH sind, anders sein kann. Wenn ein Hund 80 kg wiegt, dann kann eine C-Hüfte durchaus problematisch werden. Andererseits haben viele kleine Rassen HD (z.B. Möpse oder Australische Terrier), werden aber zuchthygienisch diesbezüglich nicht selektiert, weil sie aufgrund ihres geringeren Gewichtes nicht an klinischen HD-Symptomen leiden. Hier mal ein Link zur Orthopedic Foundation for Animals, in der in den USA seit 1974 die HD-Daten der einzelnen Hunderassen (und der Maine Coon Katze) erfasst werden. Der Mops steht auf Platz 2 (jahrelang stand er an der Spitze der HD-Statistik), andere kleine Rassen wie der Norfolk Terrier oder die Französische Bulldogge liegen auf Platz 15 bzw. 21. Die Main Coon Katze liegt auf Platz 26, der DSH folgt nach Welsh Corgie Cardiganshire und Shih Tzu (alles Rassen, die man mit HD gar nicht in Verbindung bringt) erst auf Platz 40.


    http://www.offa.org/stats_hip.html


    Von daher muss man bei der Prognose, ab welchem HD-Grad man bei einem Hund verstärkt mit HD-Symptomen rechnen muss, immer die Rasse bzw. Grösse und Gewicht eines Hundes mit einbeziehen. Einem 9 kg-Hund sieht man seine schwere HD zeitlebens nicht an, während ein 90 kg-Hund bereits frühzeitig mit einer leichten HD (das wäre ein "noch zugelassen" bzw. eine C-Hüfte) zu kämpfen haben kann. Und das ist übrigens mit ein Grund warum der DSH wieder zu der Grösse zurückgeführt werden sollte, die in seinem Standard steht, mit einem dieser Grösse angemessenen Gewicht. Denn die übergrossen Hunde sind natürlich auch entsprechend schwer, was dann eher zu Problemen führt wenn ein Hund eine nicht so tolle Hüfte hat.


    Eine "fast normale" Hüfte ( = B-Hüfte) wird lt. FCI-Klassifizierung übrigens als "Übergang" bezeichnet. Erst die C-Hüfte ( = "noch zugelassen") ist eine leicht Form der HD.

  • Das mit dem Zuchtwert ist schon kompliziert und wenn ich ehrlich bin hab ich irgendwie nicht kapiert

  • Wie kann man das in einfache Worte verpacken?
    Der Basis-Zuchtwert, der Mittelwert, liegt bei 100. Aus anderen Ländern eingeführte Hunde beginnen zB. mit einem Zuchtwert von 100.
    Wenn jetzt deren Nachkommen geröngt und beim SV ausgewertet werden, so ein beeinflusst deren Röngtenergebnis den Zuchtwert der Eltern (und ihren eigenen).
    A2 ist dabei gleich 100, als Mittelmaß.
    Hat ein Nachkomme das Resultat A2, so verändert sich der Zuchtwert, wenn er denn bei exakt 100 liegt, nicht. Hat einer ein A1, so sinkt der Zuchtwert der Eltern. Bei A3, A4, A5 steigt er aber an.
    Der Zuchtwert ergibt sich also aus der Summe der geröngten Nachkommen.
    Holt man sich einen Welpen aus Deutschland, so beginnt dieser nicht bei 100, sondern bekommt den Mittelwert der Eltern.
    zB. Mutter: ZW 70, Vater: ZW: 80
    Welpe = ZW 75
    Wird der Welpe dann geröngt, verändert sich sein Zuchtwert je nach Ergebnis (auch die Eltern werden beeinflusst). Bei einem A1 sinkt der Zuchtwert, ab A2 steigt er noch oben. Je schlechter das Ergebnis ist, desto höher steigt er.
    Auch die Ergebnisse der Geschwister fließen dort mit ein.
    Ich hoffe, ich habe dich nicht noch mehr verwirrt :D

  • auf jeden Fall egal wie man es dreht und wendet ist ein niedriger Zuchtwert viel besser als über 100. Die Gefahr einen kranken Hund zu bekommen steigt bei einem ZW über 100 deutlich an. Natürlich ist das keine Garantie, das der Hund Gesund oder Krank ist. Aber es ist ein Gradmesser für mich als Käufer.


    Mein Britte hat schwere HD und der Zuchtwert liegt bei den Eltern: Vater: 71, Mutter: 78.


    Da wurde nachweislich über die Hündin HD vererbt. Von Brittes Vater weiß ich jetzt kein Hund der akut gesundheitlich gefährdet ist.


    Angelika


    P.S. Erstaunlich finde ich immer, dass in der Regel HZ Hunde im ZW deutlich über 100 liegen. Allein das sollte schon zu denken geben.

  • Es gab hier schon einen Thread über den HD-Zuchtwert. Wer mag kann dort mal nachlesen. Darin wird u.a. erklärt warum es passieren kann dass Nachkommen mit "normalen" Hüften den Zuchtwert von Vater und/oder Mutter nicht weiter verbessern.


    Zuchtwert


    Ansonsten hier ein Link zu einer Erklärung von Dr. Beuing (dem "Pappa" der Zuchtwertschätzung bei Haustieren) zum HD-Zuchtwert beim DSH:


    http://www.tg-tierzucht.de/hzucht/publikation/svzws2.pdf


    Das gilt jetzt aber nur für den DSH !!! Die HD-Situation z.B. bei den grossen Molosserrassen ist eine ganz andere. Beuing beschreibt dass der genetischen Einfluss auf die Entwicklung von HD bei Hunden zwischen 20 und 80% liegt. Daraus ergibt sich dass Umwelteinflüsse die Ausprägung einer HD ebenfalls im Bereich zwischen 20 bis 80% beeinflussen. Und er setzt den DSH ans eine Ende der Skala (20% genetische Einflüsse / 80% Umwelteinflüsse) und die grossen Molosserrassen ans andere Ende (80% genetische Einflüsse / 20% Umwelteinflüsse).



    Wobei diese Einstufung aber nicht ganz so einfach ist wie's aussieht. Denn es gibt Umwelteinflüsse, die genetisch bedingt sind, so blöd wie sich das jetzt anhört. Als Beispiel wäre die Grösse zu nennen. Die Genetik dafür erhält ein Hund von Seitens des Vaters wie auch der Mutter. Aber die Gene, die die Grösse beeinflussen, haben direkt nix mit der Ausformung der Hüftgelenke zu tun. Mit der Grösse aber erhöht sich das Gewicht des Hundes, und das höhere Gewicht wirkt sich dann statisch negativ auf die in der Entwicklung befindiche Hüfte aus. Somit zählt das höhere Gewicht eines grösseren Hundes zu den Umweltfaktoren (genau wie das höhere Gewicht eines kleineren, aber übergewichtigen Hundes), obwohl die Veranlagung für die Grösse genetisch bedingt ist.



    Und diese Einteilung (20% genetische Einflüsse / 80% Umwelteinflüsse) bedeutet auch nicht dass die HD eines jeden einzelnen Hundes zu 20% von seiner Genetik und zu 80% von Umwelteinflüssen (wie Fütterung, körperlicher Belastung etc.) abhängt. Wenn unter den 20% der genetischen Einflüsse sehr schwerwiegende sind, kann auch die beste Aufzucht und Fütterung nicht verhindern dass der Hund eine HD entwickeln wird. Sie zeigt aber dass eine gute oder schlechte Aufzucht den HD-Grad eines Hundes durchaus beeinflussen kann. Sprich viele Hunde mit einer "normalen" Hüfte hätten vielleicht eine "fast normale" Hüfte, wenn ihre Aufzucht nicht optimal erfolgt wäre. Andere Hunde, die aufgrund einer nicht so optimalen Aufzucht eine "fast normale" oder vielleicht auch eine "noch zugelassene" Hüfte haben, hätten unter anderen Aufzuchtsvoraussetzungen möglicherweise eine "normale" oder "fast normale" Hüfte. Über die Gene, die sie wirklich in ihrem Erbgut tragen, sagt das tatsächliche Röntgenergebnis nicht alles aus.



    Wenn es anders wäre, dann hätten wir ja nach zwei oder drei Generationen der Zucht mit ausschliesslich Hunden mit "normalen" Hüften keine anderen Röntgenergebnisse mehr. Dass dem nicht so ist sieht man daran, dass auch immer wieder Hunde mit schlechteren Hüften zur Welt kommen, auch wenn man über mehrere Generationen nur mit Hunden mit "normaler" Hüfte züchtet. Weswegen ja inzwischen am "genetischen Zuchtwert" geforscht wird (für den die Gene im Erbgut entschlüsselt werden, die tatsächlich mit der Ausbildung einer HD in Verbindung stehen).



    @Shari: Der Bereich in der Zuchtwertschätzung geht meines Wissens von 60 bis 140. Wobei der niedrigste und höchste Wert in der Praxis wohl nie erreicht werden wird. In der Praxis ist es aber gar nicht wichtig ob ein Hund einen Zuchtwert von z.B. 67 hat oder 80. Ich hab gerade mal nachgeschaut nach den Hunden im SV mit den niedrigsten Zuchtwerten. Gefunden habe ich drei Hunde (Rüden) mit ZW 64. Vom einen sind 53 von 199 Nachkommen ausgewertet worden, was einer Röntgenquote von 26,63% entspricht. Vom zweiten sind 6 von 21 Nachkommen ausgewertet worden, was einer RQ von 28,87% entspricht. Nur der dritte hat eine Röntgenquote von 66,67% (bei dem sind 12 von 18 nachkommen geröngt). Aber auch beim letzten können sich unter dem Drittel "nicht geröngten" Nachkommen auch solche verstecken, die nicht so schöne Hüften haben. Bei den beiden anderen beläuft sich der Anteil der "nicht geröngten" Hunde sogar auf 72 bis 74%, und unter denen können sich durchaus auch Hunde mit z.B. schwerer HD verstecken. Denn leider ist es ja oft so dass die Röngtenbilder nur dann zur Auswertung eingeschickt werden wenn sie wirklich gut sind. Viele Bilder richtig "kaputter" Hund werden gar nicht an den Verband eingeschickt (zumal das in der Vergangenheit ja dann auch noch Geld für die Auswertung gekostet hat, obwohl man von vorne herein weiss dass der Hund damit nicht zuchtfähig ist).



    Mir persönlich ist es daher lieber ein Hund hat einen höheren Zuchtwert, aber dafür sind möglichst viele seiner Nachkommen ausgewertet worden, als dass nur wenige Befunde der Nachkommen eines Hundes eingetragen sind und das betreffende Zuchttier mit einem niedrigen Zuchtwert glänzt. Mich interessiert deswegen auch immer was mit den ungeröngten Hunden los ist. Wenn ein Hund keinen eingetragenen Befund hat, er aber z.B. als Diensthund bei einer diensthundehaltenden Behörde arbeitet oder z.B. als Blindenführhund, dann kann man davon ausgehen dass seine Hüfte nicht sehr schlecht sein kann. Hunde mit mittlerer und schwerer HD durchlaufen derart langwierige (und somit kostspielige) Ausbildungen nicht. Oder manche Hunde werden vor dem Erreichen des Röntgenalters ins Ausland verkauft. Kann mir aber ein Züchter keine ausreichende Erkärung für seine ungeröngte Nachzucht geben bin ich immer skeptisch. Und sorry, die Ausrede von der "Abgabe an Privat" zieht bei mir nicht. Ich verkaufe immer wieder selbst Welpen "an Privat" ( = an Nicht-Schutzhundesportler), und nach meinen Erfahrungen führt genau dieser Personenkreis seine Hunde zuverlässiger dem verbandsinternen Röntgenverfahren zu als mancher angeblicher "Leistungssportler". Und ich bin lange genug im Geschäft um die Praxis zu kennen die Hunde nach einem schlechten Ergebnis beim Vorröntgen im Alter von 6 bis 8 Monaten einem Laien billig auf's Auge zu drücken. Genau über diesen Weg bin ich damals zu meinem ersten DSH gekommen, der "umständehalber" mit 6 Monaten abgegeben worden ist "weil man keine Zeit für ihn hatte". Mein Tierarzt hat dann 5 Tage später bei dem halbjährigen Hund eine inoperabele Hüftgelenksluxation diagnostiziert und den armen Kerl sofort eingeschläfert (er zeigte bereits hochgradige Veränderungen im Gangbild).

  • @Waschbär schließe mich dem an. Meist ist ein Zuchtwert so zwischen 80-90 das Beste, weil da Ergebnisse vorliegen auch aus Geschwisterlinien in der Regel. Aber ich habe sowieso meinen eigenen Kopf bezüglich Welpenkauf und meine Linie ist deutlich bei Asko von der Lutter favorisiert. Troll/Yoschi/Timmi/Hank/Aly nachkommen haben für mich fast ALLE extreme Inzucht auf einen oder mehreren dieser Hunde. Deshalb meide ich persönlich diese Linien insbesondere wenn ich mal züchten sollte (was ich mit Britti eigentlich wollte). Aber das ist wirklich ein sehr komplexes Thema, wie man sieht und danke Waschbär für Deine ausführlichen Statments.


    Angelika

  • Das mit dem Zuchtwert finde ich noch immer relativ kompliziert :|
    Ich habe grade geschaut Joschis Vater hat einen Zuchtwert von 69,Joschis Mutter von 74 .Beide sind selbst HD /ED frei.Wobei Joschis Großvater väterlicherseits ED fast normal hat.Von beiden Elterntieren sind (zumindest bei Working-Dog) kaum untersuchte Nachkommen ersichtlich.Wie wäre dies zu bewerten?

  • Da habe ich mit Abgabe in Privathand auch ganz andere Erfahrungen gemacht. Aber auch bei Hobbysportlern.
    Der eine Wurf von mir wurde fast komplett geröngt...eingetragen wurde aber gar nichts. Ich habe die Besitzer mehrmals gefragt, ob sie das nicht eintragen lassen können, aber sie wollen dafür kein Geld ausgeben. Sie wissen ihr Hund ist okay und das reicht ihnen.
    Aus einem anderen Wurf ging einer zB. auch an einen Tierarzt. Der hat den Hund von oben bis unten durchgeröngt. Ich bat ihn ebenfalls, die Bilder einzuschicken und er sagte: nö, ich steck dem SV nicht mein Geld in den Rachen. Er könne dies selbst auswerten.
    Oder aus einen anderen Wurf hatte meine damalige beste Freundin einen Hund. Sie versprach mir hoch und heilig, ihn röngten zu lassen und auch IPO Prüfungen mit ihm zu machen. Mehr als die BH hat sie nie abgelegt, da hatte sie keine Lust mehr und geröngt ist der Hund bis heute nicht...er wird jetzt 10.
    Bei der Welpenabgabe versprechen die Leute immer viel, aber daran halten sie sich oftmals nicht :\
    Ich hab auch mal durch Zufall das HD Röngtenbild eines meiner Schützlinge gesehen, als ich selber zum röngten gefahren bin. Hab das Bild gesehen und zum TA gesagt: so ein Bild möchte ich jetzt auch haben :D
    Dann nahm sie das Bild ab, lachte und sagte, dass das der Arek von mir wäre. Aber einschicken sollte sie es nicht, da hat der Besitzer kein Interesse dran.
    Und so was ist dann auch sehr ärgerlich...

  • Bronxter: Ich habe die Erfahrung gemacht dass, wenn man im Kaufvertrag vereinbahrt dass der Hund geröngt und ausgewertet wird, "Privatleute" sehr viel eher an solche Vereinbahrungen halten als so mancher "angebliche Leistungssportler". Vorausgesetzt man erklärt ihnen beim Welpenkauf warum das so wichtig ist dass möglichst viele Hunde ins Röntgenverfahren einzubringen, auch wenn mit den Hunden nicht gezüchtet wird. Natürlich gibt es immer wieder Hunde, die einem "durch die Lappen" gehen. Häufig aber eher Hunde, die vor dem Röntgenalter, aus welchem Grund auch immer, weiterverkauft werden, und nicht die, die bis zum Lebensende in ihrer Familie bleiben, in der sie seit Welpenalter leben. Rechtliche Schritte habe ich bisher ausgerechnet bei einer angeblichen Leistungssportlerin einleiten müssen, die selbst gezüchtet hat (und die der Meinung war dass das, was man im Kaufvertrag unterschrieben hat, nicht zählt, und obendrein dann noch pampig geworden ist). So etwas habe ich mit "Privatleuten" noch niemals erlebt.


    Im übrigen habe ich es zweimal erlebt dass es die Tierärzte waren, die die Bilder zweier von mir gezüchteter Hunde nicht beim SV einreichen wollten. Ich habe mich dann in beiden Fällen mit ihnen am Telefon rumgezankt, in beiden Fällen technisch qualitativ grottenschlechte Aufnahmen zugesendet bekommen, und in beiden Fällen wurden die Hunde (die beide angeblich lt. Angaben der röntgenden Tierärzte schwere HD hatten) von den Gutachtern des SVs mit "fast normal" ausgewertet (ich habe die Bilder, zusätzlich zur Auswertung durch den damaligen Hauptgutachter, auch dem Zweitgutachter zur Beurteilung vorgelegt). Manchmal muss man als Züchter halt ein bisschen kämpfen wenn es um die Auswertung der Bilder beim Verband geht, und manchmal kann man sich auch dadurch arrangieren dass man die Auswertungskosten beim Zuchtverband übernimmt.


    Philo: Bei working-dog sind ja längst nicht alle Nachkommen eines Hundes eingetragen. Und von denen, die eingetragen sind, sind nicht immer alle Angaben vollständig.


    Die Mutter Deines Hundes hatte bisher 3 Würfe, von denen 2 im röntgenfähigen Alter sind. Von den 15 Hunden aus diesen beiden Würfen liegt von 12 kein Röntgenergebnis vor (von Deinem Hund übrigens auch nicht). Das entspricht einer Röntgenquote von 20%. Die Ergebnisse von 80% der Mutter Deines Hundes liegen also im Dunkeln. Die drei ausgewerteten Hunde haben alle eine "fast normale" Hüfte, einer hat den ED-Befund a, zwei den ED-Befund b.


    Der Vater Deines Hundes hat bisher 51 Nachkommen, davon 46 im röntgenfähigen Alter. Davon wurden bisher 13 Hunde ausgewertet, das entspricht einer Quote von 28,26%. 10 dieser Hunde ahben eine "normale" Hüfte und 3 eine "fast normale". Die Ergebnisse im ED-Bereich sind: 8 x a, 2 x b und 3 x c.


    Der Großvater mütterlicherseits hat mit 43,68% eine für einen Deckrüden realtiv hohe Röntgenquote und er hat im HD-Bereich überdurchschnittlich gut vererbt. Im ED-Bereich gibt es einige Ausfälle.


    Auch der Großvater väterlicherseits weisst mit 45,24% eine ordentliche Röntgenquote auf, und auch er hat im HD-Bereich überdurchschnittlich gut vererbt. Die ED-Statistik ist bei ihm besser als beim Großvater mütterlicherseits.


    Aber was alles unter den je über 50% der Nachkommen ist, die nicht ausgewertet worden sind, weiss man halt nicht.

  • Das mit dem kaufvertrag reicht da aus?
    Ich erkläre das jedes Mal bei der Abgabe, genauso wie versprochen wird, Kontakt zu halten, Fotos zu schicken usw.
    Bei einigen klappt das ganz gut, aber wieder andere...der hört man nichts mehr.
    Wenn die dann noch die Nummer wechseln und oder umziehen, dann komm ich da gar nicht mehr ran...und das ärgert mich dann auch.


    Was genau schreibst du da rein?


    Ist dann auch ärgerlich, wenn die TÄ nicht richtig röngten können und dann eine Fehldiagnose stellen.
    Oder aber nur an das Geld des Kunden wollen, dem irgendwelche fragwürdigen Diagnosen stellen und teure OPs vorschlagen...auch schon erlebt bei einem Käufer.
    Hab mir die Bilder dann geben lesen und meiner TÄ gezeigt und erklärt, was die operieren wollen....die hat den Mund gar nicht wieder zu bekommen...konnte das nicht fassen.
    Aber alles Reden nützte nichts....die Leute haben sich so umwickeln lassen von der Klinik, dass sie eben mal knapp 2000€ für eine OP ausgegeben haben. Kaum war dies erledigt, wollte die Klinik denen noch 2 weitere OPs in dieser Preisklasse aufdrücken...
    Ob das alles nötig ist bei einem 6 monate alten Hund? mitnichten, aber meine TÄ und ich haben ja keine Ahnung.