Wesensbeurteilung

  • Zum Thema "man kann ja alles trainieren und der Test zeigt nicht wirklich das Wesen" kann ich berichten, dass wir neulich beim TA waren und Crazy gestresst genug war, um nicht mit ihrem Ball spielen zu wollen. Daher denke ich, dass man zuhause noch so viel trainieren kann, aber auf einem anderen Platz fängt man bei Null an.

  • Wobei der Tierarzt ja für viele Hunde (allgemein Tiere) der Extremstress überhaupt ist. Umgeben von weiteren hoch nervösen Tieren und nicht weniger nervösen Haltern.

  • Und Du meinst auf einer Landesgruppenveranstaltung mit entsprechendem Publikum und vielen jungen Hunden und vielen nervösen Besitzern sind dann alle Hunde die Ruhe selbst?

  • Nein, nicht die Ruhe selbst, das auf gar keinen Fall. Nur eben irgendwie anders. Der Unterschied zwischen von extrem vielen Außenreizen überfordert und in Panik. Muss ja nicht mal der eigene Hund sein, der so richtig Angst hat, aber das ist irgendwie ne andere Stimmung. Ich wollte jetzt nicht sagen, dass eine Veranstaltung auf einem fremden Platz einfach ist, oder so.


    Bin beim Tierarzt eben einfach ein bissi nachsichtiger mit dem Wauzer…wobei das bei meiner wahrscheinlich völlig falsch ist...

  • Ich hatte noch nie einen Hund der beim Tierarzt irgendwelche Probleme hatte. Meine gehen da immer gerne hin. Obwohl gerade bei ihnen (weil so unkompliziert) manches ohne Narkose gemacht wird, wo die Tierärzte bei anderen Hunden in solchen Fällen i.d.R. narkotisieren. Selbst die Drama-Queen ( = der Spitz) geht problemlos in jede Praxis.

  • Wahnsinn, das ist echt klasse. Der Hund von meinen Eltern war regelmäßig völlig außer sich...eigentlich als Dackelmix ein recht mutiger Kerl, aber kurz vor der Praxis waren Mut und Rute erst mal völlig weg. Der musste da unter Jammergesängen reingetragen werden. Tilli siehst auch recht locker, die fällt da eher unter überdreht.


    So und jetzt wünsche ich allen ein tolles Wochenende, wir kriegen gleich Besuch mit zwei Pudeldamen. Es kommt Stimmung in die Bude :D

  • Hi,


    Zitate aus dem verlinkten Artikel:

    "Beim ersten praktischen Termin des Leistungsbereichs haben wir zunächst feststellen wollen, was Hunde im vorgesehenen Alter und ohne Training leisten können."


    "Eine Übung bei der Wesensbeurteilung...."


    "...was ein Deutscher Schäferhund im Alter von 9 bis 12 Monaten können muss, um ein würdiger Vertreter der Rasse zu sein."


    [Quelle: https://www.der-gebrauchshund.…Fs/DGH%201-2019%20LP.pdf- Hervorhebungen von mir]..


    Das bestätigt den Verdacht doch eher als es ihn entkräftet: Es geht um einen Könnenstand eines Hundes, der anhand verschiedener Übungen überprüft wird. Es geht um "Können", und das hat etwas mit dem Trainingsstand zu tun.

    Wäre der irrelevant, würde man nicht drauf verweisen müssen, dass die Grundlagen von Hunden "ohne Training" abgeleitet wurden.


    Auch das Argument mit dem "fremden Platz" ist mE kein gutes. Natürlich erschwert es ein fremder Platz! Aber ein fremder Platz + dem Hund fremde Übungen erschweren es eben noch deutlich mehr. Und die Übungen kann man eben üben, weil sie ja standardisiert sind.


    Wesen ist etwas innerliches, das sich, je nach Individuum mehr oder weniger im konkreten Verhalten zeigt. Es beschreibt das Sein, nicht das Können. Das Wesen eines Hundes (wie Menschen) ist etwas anderes als seine Leistungsfähigkeit, die man durch Training verbessern kann. Entsprechend wird am Ende des Artikels ja auch auf die BH verwiesen. Und da wird ja fleißig für geübt....

    Es gibt sicher gute Hundekenner, die bei einem Hund das Wesen erkennen können. Und wenn so jemand einen solchen Test abnimmt, kann er auch etwas über das Wesen des Hundes sagen. Das könnte er aber auch, und vielleicht sogar besser, könnte er den Hund in alltäglichen Situationen (die man zudem nicht so einfach trainieren kann wie festgelegte Übungen beim aktuellen Test) beobachten.


    Bin gespannt auf den gesamten Artikel. Aber bisher findet sich da nichts, was der Idee, dass Training bei dem Test einen Einfluss hat, widersprechen würde.



    Liebe Grüße

    Lupus

  • Vielleicht liest Du erst mal den ganzen Artikel und nicht nur einen Bruchteil davon? Und nein, man kann nicht daher gehen und einen Hund, ohne validiertes Beurteilungschema, einfach so im Alltag beurteilen. Dann beurteil man bei Hund A wie er auf Enten reagiert, während bei Hund B gar keine Enten vorbei kommen...


    Die Leute, die an dieser Beurteilung mirgewirkt haben, sind doch nicht doof... Vom Ursprungsgedanken her ist diese Beurteilung vom schwedischen Mentaltest abgeleitet (wobei auch ich zu den Leuten gehöre, die gerne mehr Elemente von diesem Test in der SV-Wesnsbeurteilung drin gehabt hätten, vor allem die Gespenster). In Schweden ist Kynologie ein Studiengang, und der Mentaltest wurde an einer Universität entwickelt und wird u.a. erfolgreich bei der Zuchtselektion von Diensthunden fürs Militär angewendet. Auch Esther Schalke ist in Bezug auf Wesen und Lernverhalten von Hunden nicht gerade auf den Kopf gefallen, und sie hat an dieser Wesensbeurteilung mitgewirkt. Im Laufe der Zeit wird da noch was nachgebessert werden. Aber lass doch die Sache erst mal in der Praxis anlaufen, damit Erfahrungen gesammelt werden können. Immer nur diskutieren verändert nix...

  • Und Du meinst auf einer Landesgruppenveranstaltung mit entsprechendem Publikum und vielen jungen Hunden und vielen nervösen Besitzern sind dann alle Hunde die Ruhe selbst?

    Dann will ich auch noch mal von uns berichten:

    Mit meinem vorigen Mali habe ich die Gruppenarbeit und später Obedience auch öfters als Gast auf fremde Plätze trainiert. Ich habe auch bei uns in der Stadt auf dem Marktplatz oder auf der Strandpromenade mit viel Publikumsverkehr trainiert.

    Mit jeder Obe-Prüfung wurde mein Mali und auch ich sicherer und ruhiger. Unsere letzten Prüfungen waren für mich und ich glaube auch für meinen Mali nichts anderes, als wenn wir nur zum Gasttraining gefahren wären.

    Eine Landesmeisterschaft oder Bundessiegerprüfung hätten wir bestimmt auch gemeistert.

  • Wir reden hier aber über junge Hunde, viele davon gerade mal nur 9 Monate alt. Die u.a. von Menschen vorgestellt werden, die noch nie in ihrem Leben mit ihrem Hund eine Prüfung gelaufen sind. Das ist doch etwas völlig anderes als ein älterer routinierter Sporthund.

  • Und Du meinst auf einer Landesgruppenveranstaltung mit entsprechendem Publikum und vielen jungen Hunden und vielen nervösen Besitzern sind dann alle Hunde die Ruhe selbst?


    Wir reden hier aber über junge Hunde, viele davon gerade mal nur 9 Monate alt.

    Mit einem 9-13 Monate alten Hund kann man aber noch nicht auf einer Landesgruppenveranstaltung teilnehmen.

    Klar, man kann einen 9 Monate alten Hund noch nicht alles beibringen.

    Mein Beispiel zeigt aber mal wieder, daß man mit Üben das Wesen beeinflußen kann und so einen Wesenstest würde ich nicht so überbewerten.

  • so einenWesenstest würde ich nicht so überbewerten

    Also zum Wesen meines Hundes kann ich soviel sagen:

    Bei mir und allen aus der Familie und Firma ist er ein großer, sehr sanftmütiger, verschmuster Kuschelriese.

    Bei Fremden bellt er manchmal so laut und scheinbar gefährlich, dass er wie ein wilder und gefährlicher Riesenhund wirkt.

    Der selbe Hund aber zwei total gegensätzliche Wesenszüge.

  • Vielleicht liest Du erst mal den ganzen Artikel und nicht nur einen Bruchteil davon? Und nein, man kann nicht daher gehen und einen Hund, ohne validiertes Beurteilungschema, einfach so im Alltag beurteilen. Dann beurteil man bei Hund A wie er auf Enten reagiert, während bei Hund B gar keine Enten vorbei kommen...


    Die Leute, die an dieser Beurteilung mirgewirkt haben, sind doch nicht doof... Vom Ursprungsgedanken her ist diese Beurteilung vom schwedischen Mentaltest abgeleitet (wobei auch ich zu den Leuten gehöre, die gerne mehr Elemente von diesem Test in der SV-Wesnsbeurteilung drin gehabt hätten, vor allem die Gespenster). In Schweden ist Kynologie ein Studiengang, und der Mentaltest wurde an einer Universität entwickelt und wird u.a. erfolgreich bei der Zuchtselektion von Diensthunden fürs Militär angewendet. Auch Esther Schalke ist in Bezug auf Wesen und Lernverhalten von Hunden nicht gerade auf den Kopf gefallen, und sie hat an dieser Wesensbeurteilung mitgewirkt. Im Laufe der Zeit wird da noch was nachgebessert werden. Aber lass doch die Sache erst mal in der Praxis anlaufen, damit Erfahrungen gesammelt werden können. Immer nur diskutieren verändert nix...

    Hi,


    habe extra dazu geschrieben, dass sich das natürlich nur auf das bezieht, was in dem Auzug zu lesen ist. Da steht aber nunmal, was dasteht - und das habe ich gedeutet. Wenn ich es falsch gedeutet habe, erkenne ich das auch an, wenn entsprechende Argumente kommen.

    Es kann auch sein, dass "Wesen" in der Hundewelt ganz anders verstanden wird als sonst.

    Wesen ist demnach das, was den Hund im Innersten ausmacht, sein eigentliches Sein. So kann ein Hund eher extrovertiert oder introvertiert sein, eher nach außen orientiert oder nach innen, ein großes Maß an Selbstsicherheit haben der ein kleineres und entsprechend auf Fremdes reagieren, eher dominant sein oder zurückhaltend, usw. Das bringen Kinder wie Welpen ja schon mit, wenn sie auf die Welt kommen. Man kann da sicher viel kritisieren, aber die Idee einer "vererbten Rudelstellung" geht eher in Richtung des Wesens als das Übeprüfen von konkreten Leistungen bei Prüfungen.

    Wesen beschreibt sozusagen die Anlage, der Trainingsstand das, wa aus dieser Anlage gemacht wird. Je besser das Training zum Wesen passt, desto "erfolgreicher" ist das Training. Daher kann ein gebübter Beobachter, aber auch da wiederhole ich mich, sicher auch was aus einem solchen Test herauslesen über das Wesen des Hundes.


    Aber nochmal: Ich hab nix gegen so einen Test! Grad für HH, die neu sind, kann das ein guter Anhaltspunkt sein, sich und den Hund vorzubereiten, wobei der Hund ja auch was lernt. Es soll ja auch vor allem für Züchter sein. Und auch da find ichs gut, dass das Verhalten des Hundes vermehrt eine Rolle spielen soll. Warten wir den ganzen Artikel ab - vielleicht wirds dann klarer:)


    Liebe Grüße

    Lupus