Hund beißt in Leine und zerrt wie ein Wahnsinniger

  • Hallo zusammen.

    Flash ist ein 15 Monate alter DSH-Rüde aus Leistungszucht. Noch stecken wir mitten in der Erziehung und vieles wird auch immer besser. Was mich derzeit aber am meisten nervt ist, dass er in die Leine beißt und nicht mehr loslässt. Da scheint er vollkommen weggetreten und zerrt wie ein Verrückter. Auf "Aus" reagiert er in dem Moment nicht mehr, und sein Blick verrät mir, dass er nicht mehr ansprechbar ist. Dieses Verhalten zeigt er wenige Minuten, nachdem wir das Haus verlassen haben und zum Spaziergang aufbrechen. Das einzige, womit er sich von der Leine ablenken lässt, ist sein Spielzeug, aber das möchte ich ihm in dem Zustand nicht geben bzw. nur im äußersten Notfall, wenn wirklich nichts mehr geht. Was ich schon probiert habe: den Hund nach Hause zerren (ist extrem anstrengend, wenn er sich mit seinen 30 Kilo zerrend in die Leine hängt); die Schlaufe der Leine über einen Pfosten hängen, damit er sich beruhigt (funktioniert solange, wie ich die Leine nicht in er Hand halte); außerdem habe ich ihn auch schon losgelassen, aber dann bestätigt er sich mit der Leine im Maul durch rennen selbst und ist nicht mehr abrufbar.


    Hat vielleicht jemand einen Tipp, was ich noch versuchen könnte? Ich setze ihm bereits einen Maulkorb auf, damit er nicht in Versuchung kommt, aber das soll ja kein Dauerzustand sein :(.


    Flash ist übrigens nicht mein erster Hund, sondern der vierte Schäferhund, aber solche Probleme hatte ich noch mit keinem.


    Freue mich auf Ideen.


    Beate

  • Hallo Beate,

    meine Liselotte ist mittlerweile über 8 Jahre alt und hat das auch immer gemacht (schon als Welpe). Ich habe ihr einen Ball mit Schnur ans Halsband gemacht, den trägt sie fast über den gesamten Spaziergang. Wenn sie ihn mal losläßt, kann sie ihn nicht verlieren und sie nutzt ihn auch als Ventil, wenn sie sauer auf einen keifenden fremden Hund ist. Das ist natürlich keine Lösung, wenn der Hund mit anderen Hunden spielen soll, da gibts nur Stess. Da ich immer mit mehreren Hunden spazieren gehe, lasse ich eh keinen Kontakt zu fremden Hunden zu. Hat sie den Ball nicht dabei und muß an der Leine gehen, fällt sie heute noch in dieses Verhaltensmuster zurück.


    Liebe Grüße Petra

  • seitdem er das "nein" als das akzeptiert was es ist, ist bei uns vieles leichter geworden.

    Wenn Argos seine "5 Minuten " bekommt versucht er das auch... oder in meine Schuhe beißen. Das hat er schon als Baby gemacht.

    Ein klares Nein und ich bleibe Stock steif stehen... bis er es sein lässt. Mittlerweile brauche ich nicht mehr so lange stehen. Hat aber auch gedauert.

    Was er darf: er nimmt gerne mal die Leine direkt vorne bei sich ins Maul und hält sie beim spazieren gehen fest. Kein reißen und kein knabbern... nur halten. Das gefällt ihm... warum auch immer... richtig gut.

  • Ist er aufgedreht schon wenn du aus dem Haus gehst?

    Wäre es eine Idee, ihn erst runterkommen lassen und erst dann Leine in die Hand? Wenn er aufdreht, Leine weg. Fuß vor die Türe wenn er sich beruhigt?

    Wie ist er drauf wenn ihr Gassi gehts? Mir fällt sonst nichts ein, was du nicht ausprobiert hast außer eben sein Energielevel vor dem Spazieren gehen runter zu bekommen. :/

    Weil ich denke so: der Hund WILL Gassi und Halli Galli, kann kaum abwarten. Er soll lernen das er nur an sein Ziel kommt, wenn er ruhig ist. Und da hast du noch in der Wohnung / Haus mehr Karten in der Hand einfach, weil er noch nicht in die alten Muster so hineinfallen kann. Zb. das Bestätigen sich selbst durch das Abhauen. In der Wohnung macht es keinen Spaß ;) Weißt du was ich meine?

  • Vielen Dank für die Antworten.


    Petra, das mit dem Ball hat mir schon mal jemand gesagt, und er bekommt seinen Ball auch, wenn wir spazieren gehen, aber halt erst, wenn er sich in meinen Augen gut benimmt, sprich, nicht in die Leine beißt. Möglicherweise liegt da bereits der Fehler? Dass er es einfach nicht abwarten kann, seinen Ball zu bekommen? :/


    Argos, wie hast du das "Nein" aufgebaut? Bisher klappt das bei uns noch nicht zuverlässig mit dem Abbruchkommando. Manchmal ja, manchmal kann Flash sich einfach nicht beherrschen.


    Cuki, ich habe nicht den Eindruck, dass Flash übermäßig aufgedreht ist, wenn wir rausgehen. Ich lasse ihn und meine ältere Hündin vor der Tür im Flur absitzen, mache die Tür auf, schaue mich um, und dann gehen wir raus. Ich denke, das klappt ganz gut. Manchmal kommen wir 20 Meter weit, dann fällt ihm ein, dass er die Leine will, manchmal schaffen wir 200 Meter. Im Haus beißt er ab und zu in die Leine, lässt sie aber sofort los, wenn ich "Aus" sage. In dem Fall warte ich, bis er sich beruhigt hat. Möglich, dass die innere Anspannung aber immer noch zu groß ist?

  • Hmm.. also ich tue mal nur laut denken ok? Ich hatte so einen Fall nicht, daher nur meine Gedanken.

    Leinenbeissen würde ich einstuffen:

    a) Mein Hund will JETZT meine Aufmerksamkeit, weil er ETWAS will.

    b) Übersprungshandlung?


    Zur a)

    • Du hast geschrieben, dass er das nicht immer an der gleichen Stelle macht. Hast du mal überlegt, was er unbedingt wollen würde von dir? Was ist für ihn das Größte draußen? Weil vielleicht fordert er das von dir. Hollt deine Aufmerksamkeit, die er immer bekommt, weil du ja reagierst. Wenn es "nur" etwas ist was er am Anfang einfordert, kann man es auf der Basis trainieren. Nach dem Motto: das "etwas" passiert nur wenn du nicht in die Leine beisst. Natürliche Bestätigung. Am Anfang muss das "etwas" vor dem in die Leine Beissen passieren. EDIT: Ball?
    • Das Leinebeissen resultiert in deiner Reaktion. Zerren? -> Spiel! Selbstbestätigend. Nach Hause zerren? -> Reaktion. Laufen lassen? -> Jackpot Frauchen rennt mir noch hinter her und wir spielen fangen. Action, Action, Action. Du hast Resultate gehabt mit nichts tun. Keine Reaktion auf das Gezerre hat ein Pfosten gezeigt. Nun, hast du probiert zum Pfosten zu werden? Binde mal die Leine um den Bauch. In der Hand halten ist ungünstig. Hund beisst und zerrt, deine Hand geht automatisch in seine Richtung. Du hollst unbewusst deine Hand wieder zu dir. Hund bekommt seine Bestätigung: haaa Frauchen reagiert! Also um den Bauch rum machen und abwarten, wie ein Pfosten wenn er damit anfängt. Hört er auf, weiter gehen. Beisst er? Pfosten. Ich kann mir vorstellen das es am Anfang ausgetestet wird "wer den längeren Atem" hat. Den musst du haben, sonst hast du verloren. Hole ein Buch raus, wenn es sein muss ^^ Du kannst dann von Bauch in die Hand nehmen übergehen (vorausgesetzt es hat geklappt und Flash reagiert wie gewünscht auf die Methodik), achte aber darauf, das du deine Hand so steif haltest das beim Anziehen die Hand nicht in Richtung Hund geht ( und wieder an den Körper)

    Das letztere machen wir bei Welpengruppen. Wir lernen dem HH auf die Leine draufzusteigen am Anfang, damit der Welpe gar nicht lernt, dieses Spielchen Hand weg wegen anziehen, Hand zurück ahaaa! Reaktion. Später können die HH die Leine "normal" halten in der Hand beim stehen. Daher habe ich versucht es auf "mobil" sein bei dir umzudenken -> Bauch kann sich nicht zurück an Körper bewegen, ist mehr wie ein Pfosten.


    Zur b)


    • Passiert da kurz vor dem Auszuck nicht etwas bestimmtes was eine Übersprungshandlung auslösen könnte? Kleinigkeiten? Wie ist Flash seine Körpersprache kurz bevor er "damit" anfängt? :/
  • Dogmeat hatte auch eine Phase, in der er meinte er muss in die Leine beißen und zerren. Aus nein usw hat ihn null interessiert, es hat ihn eher aufgeputscht.


    ich hab ihn jedesmal kommentarlos angebunden und bin weiter gegangen. Hatte er sich beruhigt, was ziemlich schnell ging habe ich ihn wieder geholt. Ging es von vorne los, sofort wieder irgendwo festgebunden und das selbe Spiel.


    Bei ihm hat es erstaunlich gut gewirkt, das Thema war dann recht flott erledigt.


    Vielleicht ist das ein Ansatz :)


    Edit: Mit Spielzeug ablenken, leckerlie usw verhindert vllt das Verhalten es beseitigt es aber nicht und das ist das wichtigste. Ist genau wie die Leute die ihre Hunde nur mit Leckerlie an anderen vorbei bekommen. Da wird nur das Verhalten verhindert die Ursache bzw der Auslöser aber nicht.

    Ich rede nicht von Leckerlie oder Spieli als Belohnung, sondern wirklich davon das ein Hundeleben lang nur abgelenkt wird statt an der Ursache zu arbeiten

    Man will doch nicht jeden Spaziergang mit dem Ball vor dem Hund rum wedeln ;)

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  • Ich tendiere bei deinen Ausführungen zu a). Flash fordert häufig Aufmerksamkeit, hat er Zuhause auch oft gemacht, aber da hat es nachgelassen bzw. so gut wie aufgehört, als ich angefangen habe ihn zu ignorieren bzw. alleine im Raum stehen zu lassen. Bin dann weggegangen, wenn er mich z.B. angebellt hat oder so. Zusätzlich hat mein Mann kürzlich einen Brüller gelassen, als Flash während unseres Abendessen laut bellend Aufmerksamkeit wollte, seitdem ist Ruhe, wenn mein Mann Zuhause ist :thumbup:. Es stimmt auch, dass ich natürlich automatisch an der Leine gegen zerre, wenn der Kerl an der Leine zerrt. Eine Zeitlang hat es funktioniert, wenn ich ihn am Halsband festgehalten habe, damit er loslässt, aber mittlerweile wird dann richtig aufgedreht und zeigt Übersprungshandlungen. Dann benagt er meinen Arm oder zerrt am Jackenärmel, ist also auch nicht das gewünschte Verhalten. Ich könnte aber tatsächlich mal versuchen, die Leine am Körper zu befestigen, das ist eine sehr gute Idee. Ich werde zum Pfosten ^^

  • Asnea, du hast vollkommen recht, deshalb will ich das mit dem Ball nicht auf Dauer machen. Ich habe Flash auch schon an einen Pfosten gebunden, wenn grade einer in der Nähe war. Da hat er dann losgelassen, aber gleich mit seinem Spielchen weitergemacht, wenn ich die Leine in die Hand genommen habe. Ich habe ihn auch schon an einen Baum gebunden, aber dann hat er versucht, den Baum zu zerlegen, das war nicht sehr hilfreich.

  • Dann sofort wieder anbinden und weggehen. Ich hab das etliche mal machen müssen ganz am Anfang aber irgendwann hat er es gerafft. Von heute auf morgen geht das nicht.


    Was spricht dagegen ihn den Baum zerlegen zu lassen? Irgendwann wird ihm das mit Sicherheit zu doof. Da muss man dann halt eventuell mal ne ganze Weile warten bis sich der Flegel beruhigt ^^


    Und ruhig weit weg gehen und mit was anderem beschäftigen (ich hab immer Grashalme gepflückt :S) den Kerle links liegen lassen, nicht anschauen gar nix.

  • Hehe Anbinden und Weggehen und total ignorieren hat den Vorteil gegenüber der um den bauch und Pfosten Methode, dass dich der Hund durch randalieren (Jacke kratzen, beissen) nicht zur einer Reaktion zwingen kann ^^


    Die Hundegesichter wenn man die links liegen lässt sind sicher göttlich.

  • was ich auch gemacht habe und gut geholfen hat als es hauptsächlich um das leine beissen ging.


    Ich hab zwischen Halsband und leine eine Metall Kette befestigt ( aus dem Material der kettenhalsbänder gibt's in jedem baumarkt) so das er überall dort wo er reinbeissen wollte schön das Metall im Mund hatte was natürlich gar keinen Spaß macht darauf zu kauen ;)


    Am Anfang hatte ich das Stück immer im Einsatz bis es gut ging. Fing er dan doch ab und zu wieder an mal reinbeißen zu wollen, zack kommentarlos Metall Stück dazwischen und weiter gelaufen.

    Ohne Stress ohne schimpfen und vor allem ohne Aufmerksamkeit für ihn. Sollte er dan anfangen an dir zu zerren oder in die klamotten zu zwicken -> anbinden.

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  • das "Nein" war lange ein Wort das er nicht gehört hat.

    Im Zuge seiner "anti-lichtreflex-therapie" habe ich eine Wasserflasche genommen.

    Als er dann wieder lossagen wollte habe ich laut Nein gesagt (fast gebrüllt) und einen kräftigen Stahl vor die Nase.

    In dem Moment hat er sich so sehr erschrocken das er sofort abgebrochen hat. Und nun ist sein Wortschatz um ein Nein erweitert.

    Eine Kette zwischenhängen hat unsere Trainerin bei einem anderen Hund auch empfohlen.... hat geklappt.

    Und ganz wichtig... wie die anderen schon schrieben.... keine Reaktion auf seine Aktion.

  • Das mit der Kette habe ich schon probiert, aber selbst daran zieht er herum (natürlich nicht so extrem) bzw. versucht er an die Handschlaufe zu kommen, die an der Kette befestigt ist. Die Wasserflasche habe ich eine Zeitlang angewendet, weil Hundi meinte, er müsse Steine aufsammeln. Zumindest das lässt er jetzt, aber wenn er an der Leine zerrt bräuchte ich schon einen Eimer voll Wasser, um ihn davon abzubringen.


    Die Kettenleine teste ich auf jeden Fall nochmal, kann ja nicht schaden. Vielleicht indem ich mir diese irgendwie am Körper befestige :/ .


    Oh ja, sein Gesichtsausdruck ist in der Tat herrlich, wenn ich mal nicht so funktioniere, wie er sich vorgestellt hat.