Genetik vs. menschliche Einflussnahme

  • Erst mal kommt die (Charakter-)Art des Hundes, dann der Umstand, dass er ein Hund ist und danach kommt dann seine Rasse. Deswegen würde zumindest ich nie die Behauptungen aufstellen, ob ein Schlag innerhalb einer Rasse ruhiger oder aufgedrehter ist, das ist meiner Meinung nach erst mal vorrangig Charaktersache, auch wenn es natürlich Tendenzen geben mag.

    Dem muss ich widersprechen. Du vergisst, dass du einen DSH aus einer Hinterhofzucht hast, ohne dass da im Hintergrund irgendeine Art oder Form einer Zuchtlinie oder gar züchterisches know-how stand, was man am besten wie verpaart. Eine vermutlich miserable Aufzucht beim Vermehrer kommt auch noch hinzu.


    Ein guter Verbandszüchter hat Erfahrung, was sich genetisch gut ergänzt, er hat eine eigene gefestigte Zuchtlinie, die sich durch die Papiere nachvollziehen, verfolgen und auch überprüfen lässt. Das lässt sehr gute Rückschlüsse auf die zu erwartenden Eigenschaften der Welpen zu. Auch sind solche Würfe dann meist recht homogen.

    Natürlich ist nie ein Welpe genau wie der andere, aber die Spannweite von - bis ist innerhalb eines solchen Wurfes nicht so groß wie bei Würfen wo halt einfach irgendwelches generisches Material, das vermutlich garnicht passt, zusammengewürfelt wurde.


    Die gewünschte Rasse (die vom Rassestandart ausgehend natürlich zu einem selbst passen sollte) gibt den Rahmen vor, innerhalb der Rasse sucht man sich die entsprechende Linie und innerhalb der Linie/des Wurfes sucht man den zu sich passendsten Charakter heraus.


    Umgekehrt wäre die Auswahl des Hundes ja garnicht möglich.

    ("ich will einen Welpen mit Charakter XYZ, und den suche ich jetzt bei 3 DSH züchtern, 2 Goldenretriever Züchtern, 5 Bordercollie Züchtern und am Ende finde ich meinen Traumhund dann beim Großpudelzüchter" oder wie sollte das laufen?)

  • Ich glaube, ich wurde falsch verstanden. Mir geht’s hier nicht um den Leistungswillen des Hundes - denn der ist sowohl bei HZ als auch LZ da und selbst da wieder abhängig vom Hund und was man daraus macht und wie man das lenkt ist abhängig vom Menschen. Mir geht’s da um die Aussage, dass HZ ruhig und LZ aufgedreht sind (eins der am meisten verbreiteten Gerüchte) sowie, dass man mit ruhigen Hunden nichts tun müsse, denn die sind von sich aus ruhig und LZs bis zum Erbrechen ausgelastet werden müssen, damit diese ruhig sind, das ist meiner Meinung nach völlig abhängig vom Charakter des Hundes, auch wenn die Zuchtlinie natürlich Tendenzen zeigen kann, so liegt es letztlich immer an Charakter des Hundes und der Formung seiner Menschen, wie er sich verhält.


    Und das völlig unabhängig von meinem „DSH aus Hinterhofzucht mit miserabler Aufzucht“.


    Wären das die einzigen beiden Kriterien, die den Ausschlag dafür geben, ob ein Hund eher ruhig oder aufgedreht ist, wären demnach alle Hunde, die diesen beiden Kriterien abstammen, völlig aufgedreht und alle Hunde aus einer anerkannten Zucht völlig ruhig und dass das nicht so ist, ist uns auch klar. ^^


    Und beim Rest sagte ich im Prinzip das, was du auch sagtest: ein guter Züchter weiß darüber Bescheid, was er verkauft und kann da entsprechend beraten. Gerade (DS)Hundeneulinge wissen das oft nicht einzuschätzen, was sie sonst erwartet und wie die Hunde sich womöglich zeigen werden und ob die Hunde aus jenem Wurf zu ihnen passen und welcher Hund aus Wurf x es am besten wird. :)

  • @Azemba ich habe es schon richtig verstanden. Es geht mir nicht um die Leistungsfähigkeit, sondern um das Wesen des Hundes. (Beim Hund spricht man ja eigentlich nicht vom Charakter sondern vom Wesen).


    Aber was ist denn deiner Meinung nach der >>Charakter<< eines Hundes (in dem Fall eines 5 Wochen alten Welpens, wenn man ihn aussucht)?

    IST denn der Charakter nicht das was den Hund ausmacht, so wie er eben geboren worden ist?

    Also eigentlich seine genetische Veranlagung? :S


    Definition Wesen:

    Das Wesen beinhaltet die angeborenen UND erlernten Anlagen, Fähigkeiten und Eigenschaften die das Verhalten des Hundes zur Umwelt bestimmen, gestalten und regeln.


    So, beim Welpen hast du noch nicht viel unterschiedliches erlerntes Verhalten im Bezug auf die Umwelt. Die purzeln und krabbeln alle durch ihre Wurfkisten, werden von der Hündin gesäugt, hören alle die ersten Geräusche, usw.

    Da bleibt dir in dem Moment (fast) nur die genetische Anlage zu beurteilen.

    Ist das nicht das, was du den Charakter nennst?

  • Jaein - der Charakter bzw das Wesen formt sich ja erst im Laufe der Zeit.


    Der Züchter weiß natürlich, was er da tendenziell in seiner Wurfkiste liegen hat an „Charakteren“, aber wie sich das letztendlich zeigt nach einem halben oder ganzen Jahr beim neuen Besitzer, ist von so vielen mehr als der Genetik abhängig, finde ich. Sonst gäbe es nicht so viele gechillte LZs und extrem überdrehte HZs, um mal beide Extreme zu nennen.


    Wäre nur die Genetik ausschlaggebend für die Art des Hundes, dann würden sich alle Welpen eines Wurfes nahezu identisch entwickeln und was innere Ruhe sowie Bedürfnis nach Beschäftigung angeht alle auf der gleichen Welle schwimmen und das ist eben nicht so.


    Ich finde das festgefahrene Rassedenken einfach nicht korrekt.


    „Rasse“ ist nicht nur, was Papiere hat. „Rasse“ ist nicht nur, was sich an „typischen“ Problemen zeigt. Der Hund bringt Rasseanlagen mit, die aber nicht ausschlaggebend dafür sind, wie ruhig oder aufgedreht der Hund am Ende ist. Eine LZ kann genau so ruhig sein wie eine HZ. Das ist Charaktersache und vom jeweiligen Hund abhängig, der mit seinen hündischen Bedürfnissen diese Eigenschaften zeigt - „unterstützt“ von seinen Rasseeigenschaften, die letztlich (zb das Hüten des Schäfis, das im Endeffekt auf das hündische Bedürfnis bzw den Trieb des Jagens aufbaut) aber irgendwo ganz am Ende kommen.


    Mein papierloser Hinterhofvermehrungskeks ist im Endeffekt erst mal ein Charaktertier, das im Gegensatz zu seiner Schwester zb nicht seit Tag 1 an die Einrichtung zerstört. Darauf folgend ist er ein Hund mit Bedürfnissen, dessen Vorfahren aber dennoch auf Rasseeigenschaften gezüchtet wurden, die aber nicht wirklich relevant dafür sind, dass er letztlich in der Wohnung stundenlang vor sich hin pennt und das, obwohl er wahllos vermehrt entstanden ist und demnach ja scheußlich unruhig sein müsste, wenn man den pauschalen Aussagen mal folgt.


    Denn wie sich der Hund - als völlig individuelles Wesen - am Ende zeigt und entwickelt, liegt eben an seinen Charaktereigenschaften, die sich daraus ergeben, dass er ein Hund mit Bedürfnissen und Trieben ist, der wiederum als letzten Faktor Rasseeigenschaften hat, die seinen Vorfahren angezüchtet wurden. Es ist abhängig davon, was der Mensch aus ihm macht.


    Wobei das ja auch wieder so eine Sache ist - der klassische Schäferhund hat ja heute nichts mehr mit hüten zu tun, der macht Schutzdienst, Fährte und Unterordnung, also etwas völlig anderes als das, was Schäferhunde im ursprünglichen Sinne und worauf sie selektiert wurden, geleistet haben.


    Aber ich glaube, das ufert aus, wenn wir darüber nun schnacken, weswegen ich(!) der Auffassung bin, dass die Rasse als letztes darüber entscheidet, wie ruhig oder unruhig ein Hund (später) tatsächlich sein wird. ^^

  • Wieso hängst du dich eigentlich so an ruhig und nicht-ruhig auf?

    (Un)ruhe an sich ist ja nichtmal ein Wesensmerkmal sondern nur ein Symptom vieler zusammenspieldener Faktoren.


    Jaein - der Charakter bzw das Wesen formt sich ja erst im Laufe der Zeit.

    Richtig, aber darum geht es doch. Diese Zeit haben wir ja gar nicht, wir suchen unsren Welpen mit 5 - 6 Wochen aus. Und da ist das Wesen eben noch nicht viel mehr als das was die Genetik für diesen Hund vorgegeben hat.

    Die TE will sich ja nicht einen 6 oder 12 Monate alten Hund kaufen.


    Wäre nur die Genetik ausschlaggebend für die Art des Hundes, dann würden sich alle Welpen eines Wurfes nahezu identisch entwickeln

    Also innerhalb eines guten homogenen Wurfes (was jeder Züchter anstrebt) ist das in den ersten paar Wochen auch so.

    Natürlich sind es keine Klone, aber ich denke du verstehst. ;)


    Du sagst, der Mensch formt den Hund durch seine Art und seinen Umgang, und die genetische Veranlagung des Hundes spielt da "nur" mit rein.

    Ich sage, die genetische Veranlagung gibt den Rahmen vor, in dem der Mensch Einfluss auf das Wesen seines Hundes nehmen kann.


    Deshalb halte ich es für essentiell, einen Welpen auszusuchen, von dem man aufgrund seiner Zuchtlinie erwarten kann, dass sich die persönlichen Ziele in seinem genetisch abgesteckten Rahmen bewegen können und werden.

    Ich kaufe keinen Rhodesian Ridgeback, wenn ich Hundeschlitten fahren will, ich kaufe keinen Husky wenn ich IGP machen will, und ich kaufe keinen Malinois wenn ich einen Vorstehhund für die Jagd brauche.


    Natürlich hat der Mensch selbst auch einen Einfluss darauf, wie sich der Hund entwickeln wird. Aber meine Art und mein Umgang mit dem Hund ist ja unabhängig vom Hund die einzige Konstante in dem Modell. Also wenn man jetzt statt nur einem Hund gleich drei verschiedene Hunde aus verschiedenen Zuchtlinien oder gar Rassen kauft, und mit allen gleich umgeht, dann werden die ja trotzdem nicht alle gleich.

    Warum? Weil die genetische Basis bei jedem eine andere war, und auf diesen unterschiedlichen Basen hat dann meine Einwirkung als Halter aufgebaut (aber niemals umgebaut).


    Mein papierloser Hinterhofvermehrungskeks ist im Endeffekt erst mal ein Charaktertier

    Er ist ein Charaktertier, und oben schreibst du, dass sich der Charakter des Hundes mit der Zeit (hauptsächlich durch den Umgang des Halters) formt und die Genetik fast keine Rolle spielt.

    Das würde dann ja aber bedeuten, dass Aslan so ist wie er ist, weil du seinen Charakter so geformt hast.

    Aber so wie ich das in der Vergangenheit mitbekommen habe, denkst du das nicht.

    (Ich übrigens auch nicht).


    Viel eher versuchst du nun doch im RAHMEN der Möglichkeiten auf den Hund einzuwirken um ihn in seinem Wesen noch entsprechend zu formen.


    im Gegensatz zu seiner Schwester zb nicht seit Tag 1 an die Einrichtung zerstört.

    Nun, ob und ein Hund jetzt die Einrichtung zerstört oder nicht, ist sicher nicht genetisch festgeschrieben. Das zerstören ist ja auch wieder nur die Folge anderer Dinge.

    Aber du sagtest, dass alle Geschwister von denen du eben weißt, ebenfalls recht früh Verhaltensauffällig waren und es nach wie vor sind, besagte Schwester wurde mittlerweile ja sogar weggegeben?

    Wenn das also nicht genetisch bedingt ist, würde das ja bedeuten, dass alle Halter dieser Hunde (einschließlich dir) unabhängig voneinander(!) dasselbe falsch gemacht haben.


    Rasseeigenschaften (...) die aber nicht wirklich relevant dafür sind, dass er letztlich in der Wohnung stundenlang vor sich hin pennt und das, obwohl er wahllos vermehrt entstanden ist und demnach ja scheußlich unruhig sein müsste, wenn man den pauschalen Aussagen mal folgt.

    Also ich kann mich noch gut an einen Thread erinnern, wo du genau DAS beklagt hast. Dass dein neuer Welpe schrecklich unruhig wäre, permanent jault/winselt/fiepst, umherläuft und überhaupt sehr wenig oder schlecht schlafen würde... :S

    Das ist (schlechte) Genetik. Durch extrem viel und andauernde Einflussnahme deinerseits konntest du das so hinkriegen, dass er nun nach vielen Monaten immerhin in der Wohnung stundenlang schläft.

  • Also ich kann mich noch gut an einen Thread erinnern, wo du genau DAS beklagt hast. Dass dein neuer Welpe schrecklich unruhig wäre, permanent jault/winselt/fiepst, umgerläuft und überhaupt sehr wenig/schlecht schlafen würde... :S

    Das ist (schlechte) Genetik. Durch extrem viel und andauernde Einflussnahme deinerseits konntest du das so hinkriegen, dass er nun nach vielen Monaten immerhin in der Wohnung stundenlang schläft.

    Demgegenüber steht aber zb die Schwester(n), bei denen das nicht so war, wie es bei Brummi war. Bzw da wurde halt nichts dergleichen getan.


    Und demgegenüber stehen auch diverse Rassevertreter mit Papieren aus anerkannten Zuchten, die so sind und wodurch ich über Google erst auf dieses Forum gestoßen bin damals, weil so viele offenbar damit ein Problem haben.


    Wieso hängst du dich eigentlich so an ruhig und nicht-ruhig auf?

    Na weil das meine Ursprungsaussage zu diesem weitläufigen Gerücht HZ vs. LZ war - mehr wollte ich damit gar nicht ausdrücken 🙈 Ich glaube einfach nicht daran, dass der Schlag an Leistung beeinflusst, wie aufgeweckt oder entspannt ein Hund später ist und dass ich(!!!) deswegen auch nicht dazu raten oder abraten würde, weißte?

    Die TE will sich ja nicht einen 6 oder 12 Monate alten Hund kaufen.

    Genau deswegen sagte ich das - man kann sich keinen Hund backen, der als Welpe das ist, was man haben will, wenn er dann erwachsen ist - deswegen sagte ich auch: ein guter Züchter beratet hierzu und weiß, was er einem da mit nach Hause gibt.


    Im Prinzip stimme ich dir durchaus völlig zu, deswegen weiß ich gerade gar nicht, worauf wir überhaupt hinaus wollen? 🤔 Also bis auf dass ich da einem anderen Glauben folge (dass der (LZ) DSH eben nicht bis zum Erbrechen tagsaus und tagein extrem ausgelastet werden muss, aufgrund dieser Aussage: „der DSH muss TÄGLICH geistig und körperlich ausgelastet werden“). Es ist natürlich ein Unterschied, wenn ich meinen Welpen von Tag 1 an täglich trainiere - denn dann wird der das in Zukunft auch so einfordern, oder ob ich ihm beibringe, dass es auch mal ein paar Tage nichts gibt.


    Wäre ein Hund nur Genetik, dann könnte man Probleme nicht lösen. Denn einem Hund kann man die Genetik nicht abtrainieren und dementsprechend auch nicht einfach beibringen, dass er „ruhig“ in dem Sinne ist. Man kann ihm beibringen, dass er selbständig zur Ruhe findet, nachdem es Programm gab und runterfahren kann, aber ein genetisch verankerter, unruhiger Hund wird das oft nur nach Aufforderung tun und nicht die innere Motivation haben (weil das seinem ruhigen Charakter entspricht) das von sich aus zu tun.


    Aber das ist eben mein Glauben der Dinge aufgrund dessen, was ich bisher im Leben mit Hunden erlebt habe. Das heißt aber nicht, dass ich dir widerspreche, im Gegenteil, ich bin eben durchaus völlig deiner Meinung, aber glaube eben darüber hinaus noch an andere bzw. weitere Gegebenheiten. :)

  • @Azemba Ich habe jetzt schnell einen sepersten Thread gemacht, nicht dass wir Hundekeks wieder vertreiben :D


    Ich melde mich am Abend wieder, muss jetzt noch auf den Weg ^^

  • @Azemba Ich habe jetzt schnell einen sepersten Thread gemacht, nicht dass wir Hundekeks wieder vertreiben :D


    Ich melde mich am Abend wieder, muss jetzt noch auf den Weg ^^

    Danke, finde ich super! :)


    Finde das Thema spannend und offen für alle Anregungen. ^^

  • Achso, was das angeht, würde mich tatsächlich (an alle gerichtet) einfach mal interessieren:


    1. welche Eigenschaften eures Hundes macht ihr für die Genetik/Rasse verantwortlich und warum nicht für die Erziehung bzw. die Eigenart „Hund“?

    2. Woran erkennt ihr Erziehung, losgelöst von Genetik/Rasse und „Hund“?

    3. Was ist für euch ganz klar einfach „Hund“, unabhängig von Rasse und Erziehung?


    Ich finde ja, dass alles am Ende irgendwie Hand-in-Hand geht und das letztlich den Charakter dann formt. Das aber auch sehr stark abhängig vom Menschen. Der Ero wäre bei mir niemals Ruebchens Ero, mein Brummi wäre niemals Pinguettas Brummi und Pinguettas Harras wäre niemals Ruebchens Harras. Ich glaube, dass der Mensch da extrem viel Einfluss hat, wie sich ein Hund entwickelt und was aus ihm wird - egal, welche Genetik, Erziehung und Triebe („Hund“) er mitbringt.


    Einfach, weil Menschen so völlig verschieden sind und selbst wenn sie alle danach streben, dass der jeweilige Hund entspannt, ruhig und umgänglich ist, das Endresultat doch völlig verschieden wird und sich ganz anders zeigt.


    🤔

  • kann ich eigentlich einen DSH "verrückt" machen? Also dass er, wenn er auf den HuPla raufkommt, sehr "dreht" bzw. in die Nerven geht?


    Drehen bzw. in die Nerven gehen sind Ausdrücke die ich immer mal wieder höre wenn sich die alten über einen Hund unterhalten.


    Ich habe mit Witus rel. viel gespielt als er klein war und auch später, als er ein junger bzw. fast erwachsener Hund wurde. Dann kam ja erstmal die Zeit in der ich ihn schonen musste, wegen der immer wiederkehrenden leichten Lahmheit und ich soll bis Mitte Februar den Ball immer noch flach halten.


    Wenn ich auf den HuPla gehe und Witus etwas angestaut ist weil er in der Autobox warten musste, dann ist er zuerst immer sehr aufgedreht. Er schreit herum, versucht an die anderen Autoboxen zu gehen und auf dem Platz, wenn ich "Fuss!" verlange dann springt er stattdessen zuerst auch schon mal an mich hoch. Die Alte "Chefin" zu mir, das wäre meine Schuld, weil ich zu viel mit ihm mache und er nun wohl fast "in die Nerven geht". Und was ich immer alles zu Hause mache, das würden sie mir eh nicht empfehlen. Der Hund soll auf dem HuPla "Arbeiten" und zu Hause ist Ruhe. Je weniger ich zu Hause mache desto besser.

    Das steht jedoch im klaren Gegensatz zu vielen Trainermeinungen. Viele geben ja direkt Hausaufgaben, weil man ja ansonsten viel, viel langsamer voran kommt (siehe auch die Heuwinkel-Truppe).


    Meine Meinung ist jedoch: Sie machen mit ihrem Hund (ein ruhiger Vertreter der LZ) immer nur dreimal die Woche für 5-10 Minuten was auf dem HuPla. Auf ihren Spaziergängen machen sie mit ihm nichts weiter als mit ihm an der Leine laufen. Wenn es auf dem HuPla dann aber nicht so klappt (z.B. wegen nicht gemachter Hausaufgaben) dann versuchen sie die Defizite auch schon mal mit Zwang herauszubügeln.


    Ich jedoch gehe immer 3x täglich raus und es werden immer mal 5 Minuten UO-Übungen eingebaut und Bällchen bzw. Stöckchen werden auch immer mal geworfen (ok, derzeit ist er noch in der Schonung).

    Also kann ich einen Hund "irre" machen oder ist das eher genetisch veranlagt? Wobei ich nicht denke dass Witus sonderlich Nervenschwäche aufweist. Ich kann ihn schön anschalten zum Spielen aber ich kann das Spiel auch wieder gut beenden.


    Das Problem ist auch, dass meine Frau das auch denkt, sie hört darauf, was die auf unserem Platz erklären und erzählen. Und wenn Witus zu Hause etwas fordert, Action will oder wieder raus will oder ein Spielzeug anschleppt - alles obwohl ich gerade mit ihm eine Stunde draußen war dann bin ich wieder Schuld weil ich den Hund schon immer überfordert habe bzw. verrückt gemacht habe. :D


    Wenn ich mir überlege dass Hunde in diesem Alter auch mal richtig stundenlang ausgebildet werden bzw. arbeiten müssen dann ist das doch peanuts, was ich mit ihm mache, oder?

    Einmal editiert, zuletzt von Micha369 ()

  • Also ich habe jetzt nicht alles gelesen, aber um bei menschlichen Bezeichnungen zu bleiben: "Temperament" ist angeboren, "Charakter" wird geformt.


    Ich denke es ist durchaus so, dass LZ DSH genetisch bedingt mehr Arbeitsbereitschaft mitbringen als HZ DSH. Arbeitsbereitschaft drückt sich mE nicht unbedingt durch Aufgedrehtheit aus, kann aber darin münden wenn der Hund seine Veranlagungen nicht in Einsatz bringen kann oder anderswie kanalisieren.


    .......Verflixt, mir gefällt der vorige Satz nicht, aber ich finde gerade nicht die richtigen Worte. Vielleicht sollten wir einfach "Aufgedrehtheit" durch Temperamentvoll oder Energisch ersetzen. Selbst wenn ein LZ Hund seine Veranlagung in Einsatz bringen kann, so bleibt er doch normalerweise auch temperamentvoll und energisch, in allem was er tut.


    Ich glaube ausserdem, dass es unbestreitbar ist, dass Arbeitslinien der verschiedenen Rassen andere Haltungsansprüche haben als die "Schönheitslinien".


    Klar gibt es Ausnahmen aber die bestätigen die Regel.

    Einmal editiert, zuletzt von Axman () aus folgendem Grund: Satz hört sich falsch an.

  • Also kann ich einen Hund "irre" machen oder ist das eher genetisch veranlagt?

    Natürlich kann man einen Hund "irre" machen. Schlicht durch Überforderung. Und dazu gehört auch wenn Er (zuviel) Beschäftigung einfordert. Dabei geht es weniger um die Dauer als um den Anspruch den die Beschäftigung für den Hund darstellt.

  • Wobei das ja auch wieder so eine Sache ist - der klassische Schäferhund hat ja heute nichts mehr mit hüten zu tun, der macht Schutzdienst, Fährte und Unterordnung, also etwas völlig anderes als das, was Schäferhunde im ursprünglichen Sinne und worauf sie selektiert wurden, geleistet haben.

    Da hast Du Recht das nur noch sehr wenige DSH mit Hüten zu tun haben aber das er Schutzdienst, Fahrte und UO machen kann, und auch Rettungshundearbeit z,B. liegt in seiner Selektion zum Hütehund begründet.

    Du findest im SD und der UO viele Einheiten die aus der Hütehundarbeit in den Sport übernommen wurden, das Revieren gleicht dem Richtungsanzeigen des Schäfers, der Hurdensprung, das Steh aus der Bewegung und sogar das Stellen und Verbelllen mit anschließenden Anbisss hat seinen Ursprung in der VERTEIDIGUNGSBEREITSCHAFT die selbst bei unserren heutigen Leistungshüten und HGH Prüfung noch abgefragt wird. Hatte aber in der Vergangenheit in Notzeiten auch im richtigen Schäferleben seine Berechtigung .Trau dich bloß nicht an meine Lämmer dran!

  • Da hast Du Recht das nur noch sehr wenige DSH mit Hüten zu tun haben aber das er Schutzdienst, Fahrte und UO machen kann, und auch Rettungshundearbeit z,B. liegt in seiner Selektion zum Hütehund begründet.

    Du findest im SD und der UO viele Einheiten die aus der Hütehundarbeit in den Sport übernommen wurden, das Revieren gleicht dem Richtungsanzeigen des Schäfers, der Hurdensprung, das Steh aus der Bewegung und sogar das Stellen und Verbelllen mit anschließenden Anbisss hat seinen Ursprung in der VERTEIDIGUNGSBEREITSCHAFT die selbst bei unserren heutigen Leistungshüten und HGH Prüfung noch abgefragt wird. Hatte aber in der Vergangenheit in Notzeiten auch im richtigen Schäferleben seine Berechtigung .Trau dich bloß nicht an meine Lämmer dran!

    Jaaaa, das hatte mich so fasziniert! 👏🏼👏🏼Ich hatte vor ein paar Jahren darüber gelesen und es ist einfach faszinierend, dass sämtliche Teile der Schutzdienstprüfung (und auch der anderen Abteilungen) eine Entsprechung bzw den Ursprung in der tatsächlichen Schäferhundarbeit finden.


    Das Verteidigen von Grenzen, Halten des Helfers im Revier, Zupacken und Stellen des Helfers. Der Helfer repräsentiert quasi Schaf und Angreifer in den verschiedenen Aufgaben.