Hänno und Tony aus Leipzig

  • Hey :)


    wir sind neu und wollen uns auch mal vorstellen. Ich bin Tony (29) und das ist Hänno - 1 Jahr und 1 Monat alt. Wir leben in Leipzig, nahe des Zentrums und haben uns Hänno von einer Züchterin geholt. Hunde hatten wir unser ganzes Leben lang Zuhause und mir war wichtig, dass es ein Hund wird den ich zu einem Therapiebegleithund ausbilden kann - ich selbst bin Sozialarbeiter und arbeite an einer Förderschule ... dort soll er auch irgendwann mal eingesetzt werden. Unsere Ausbildung dafür startet nächstes Jahr im April.


    Da Hänno viele gute aber auch viele schwierige Seiten hat, hoffen wir in diesem Forum vielleicht ein paar Ideen oder gute Tipps zu bekommen.


    Zu den guten Sachen: Hänno ist ein super menschenfreundlicher Hund. Der lässt so ziemlich alles mit sich machen, sich überall anfassen und wenn ihm mal was "zu viel" wird, dann nimmt er sich einfach raus und geht weg. Manchmal ist er etwas zu überschwänglich was neue Leute oder Besuch angeht, dabei ist er aber trotzdem immer freundlich und zeigt keinerlei aggressives Verhalten. Auch gegenüber Kinder ist er super - da manchmal auch zu überschwänglich was das Spielen angeht ... mit bisschen Anleitung klappt das dann aber oft super. Menschen findet er grundlegend einfach cool. Auch unsere Tierärztin ist total begeistert wie viel er bei Untersuchen mit sich machen lässt ohne dass er meckert. Alleine bleiben kann er auch super und das notfalls auch über mehrere Stunden - ohne dass er was kaputt macht oder ihm zu langweilig wird.


    Unser großes Problem findet in der Umwelt bzw. auf den Spaziergängen statt. Hänno ist stark Reaktiv bei Hundebegegnungen. Sobald wir draußen sind ist er schon grundlegend in einem super hohen Erregungslevel. Sobald er einen Hund sieht fängt er dann stark an zu ziehen, zu bellen, zu springen und klingt dabei auch wirklich böse. Wir hatten eine Welpenschule gemacht, einen 3 Monatigen Online Kurs und uns noch eine Hundetrainerin geholt. Wir arbeiten überwiegend mit positiver Verstärkung und haben konstant versucht daran zu arbeiten, dass sich Hänno durch ein Markerwort an mir umorientiert und wir so die Hundebegegnungen Gegenkonditionieren. Das funktioniert mit hoher Distanz ganz gut, so wirklich Fortschritte machen wir aber trotzdem nicht. Die Pubertät knallt da irgendwie oft auch rein und manchmal haben wir Tage, wo seine Erregung so hoch ist das wir Spaziergänge sein lassen müssen weil es seine Erregung immer weiter nach oben treibt.


    Wir gehen ab und an auf eine große eingezäunte Hundewiese. Im Freilauf war Hännos Hundekontakt dort immer in Ordnung. Seit wenigen Wochen wird sein Verhalten aber immer obsessiver - er will die Hunde zunehmend nur noch jagen, wird immer gröber und es gab auch schon Momente die kurz davor waren grenzwertig zu werden. Seit dem gibt es keinen Hundekontakt mehr. Auf unserer Hundewiese gibt es zum Glück 3 eingezäunte Bereich wo man ausweichen kann. Aber wenn er nen Hund am Zaun sieht, dann kann er auch nicht ablassen zu bellen und den Hund am Zaun entlang zu jagen.


    Jetz sind wir jedenfalls bei einem anderen Online-Trainingsprogramm angekommen. Da geht es aber weniger um "Training", sondern um die richtige Mentale Stimulation und Rassespezifischer Auslastung. Angefangen mich da einzuarbeiten hab ich aber erst seit ca 2 Wochen.


    Ich könnte wahrscheinlich noch mehr schreiben, aber soll ja dann auch erstmal reichen. 😆


    Ihr könnt natürlich gern nachfragen stellen. Hoffentlich habt ihr paar gute Tipps, Ideen oder hattet ähnliche Probleme.


    Liebe Grüße,


    Tony ✌🏻


  • Hallo Tony,


    schön, dass du zu uns gefunden hast und herzlich willkommen hier. Hänno ist ein wunderschöner Schäferhund.

    Da sicherlich die Frage aufkommen wird, frage ich schon einmal hier: magst uns de
    n Zwingernamen der Züchterin nennen?


    Dazu


    Sobald er einen Hund sieht fängt er dann stark an zu ziehen, zu bellen, zu springen und klingt dabei auch wirklich böse.

    ist mir sofort das Folgende eingefallen:


    Schäferhunde "spielen", also agieren mit Artgenossen oft sehr laut und körperlich. Das ist bei der Rasse manchmal so. Ich kann mich an eine Begegnung am Hundestrand mit meinem Schäferhund und einem fremden Schäferhund erinnern: Die beiden haben aus meiner Sicht und der Sicht des anderen Hundehalters sehr gut miteinander agiert. Es war wie oben gesagt sehr laut und sehr körperlich. Außenstehende empfanden dieses "Spielen" z.T. als gefährlich, was es aber in keiner Sekunde war.


    Auch später hatte ich noch einmal so eine ähnliche Situation auf der Hundespielwiese. Dort hat mein Harras mit einer Schäferhündin ähnlich gespielt. Wir hatten mit unseren beiden Hunden die eine Hälfte der Wiese, alle anderen hielten sich auf der zweiten Wiesenhälfte auf.


    Wenn ich mit Harras im Auto fuhr und er draußen einen anderen Hund gesehen hatte, dann "tobte" hinten mein Auto. Das war nie aggressiv gemeint, sondern eher so in der Art "Hey Kumpel, guck mal rüber, hier bin ich!".


    Da das aber andere Hundebesitzer oft leider nicht so sehen/verstehen, bin ich irgendwann dazu übergegangen, Hundekontakte nur noch selten und sehr gezielt zuzulassen.

  • Wenn ich mit Harras im Auto fuhr und er draußen einen anderen Hund gesehen hatte, dann "tobte" hinten mein Auto. Das war nie aggressiv gemeint, sondern eher so in der Art "Hey Kumpel, guck mal rüber, hier bin ich!".


    Hui .. das ist aber sehr differenziert zu betrachten. Mein Auto tobt ja auch .... und es wird immer schlimmer. Allerdings bin ich bei Django ziemlich sicher, dass es kein freundliches "Hallo hier bin ich" ist. Eher so: "Du hast Glück, dass ich hier eingesperrt bin, sonst würde ich Dich in Stücke reissen".

    Herzlich Willkommen Tony ... tja - so, wie Du Deinen Hänno beschreibst, so war es bei uns auch. Ich hab's leider trotz allem Training nicht hinbekommen, dass Django mit Artgenossen sozialverträglich wird. Gerade Schäferhunde sind wohl bekannt dafür, dass sie nicht unbedingt andere Hunde "brauchen". Das musste ich erst lernen und akzeptieren.


    Auch jetzt noch ist bei uns jede Hundebegegnung ein Krampf; was mit 100%iger Sicherheit meistens an mir und meiner Unsicherheit liegt.

    Hoffentlich haben die anderen noch ein paar gute Tipp's für Dich.

  • Herzlich willkommen hier im Forum und danke für die Vorstellung.

    Das Hänno mit Kindern gut klar kommt, ist ja schon mal das Wichtigste. So steht eurer gemeinsamen beruflichen Karriere nichts entgegen :) Und die Kinder sehen, dass die Hundewelt nicht nur aus Labrador besteht (die werden doch meist in dem Bereich eingesetzt).


    Leider habe ich hier ein sehr unverträgliches Exemplar an der Leine, dass meine Bemühungen mit anderen Hunden klar zu kommen boykottiert. Bei Begegnungen achte ich auf ausreichend Abstand, dann geht es. Es gibt in unserer näheren Umgebung 2 oder 3 Hunde, da flippt er trotzdem aus. Im Auto bleibt er glücklicherweise ruhig, wenn nicht gerade jemand direkt daran vorbei geht.

  • Hallo Tony,


    schön, dass du zu uns gefunden hast und herzlich willkommen hier. Hänno ist ein wunderschöner Schäferhund.

    Da sicherlich die Frage aufkommen wird, frage ich schon einmal hier: magst uns de
    n Zwingernamen der Züchterin nennen?

    Der Zwinger heißt "Zwinger vom Tal der Quellen" aus Brandenburg. Haben auch die Mutter kennen gelernt und waren insgesamt sehr zufrieden.


    Bei Hänno glaub ich tatsächlich auch nicht dass seine Aufforderung reines Spielverhalten sind. Von allem was ich bisher über diese Art von Problem und meinem Hund verstanden habe, ist es ein obsessives Verhalten weil der "Kick" den er bekommt, sobald er einen anderen Hund sieht, für ihn das ist was am meisten Dopamin ausschüttet und daraus-resultierend dann die meiste Befriedigung im Alltag bekommt. Wie so n kleines Suchtverhalten.

    Herzlich Willkommen im Forum :)


    Hast du dir denn mal einen Trainer oder einen Verein gesucht, der sich mit Gebrauchshunden auskennt?

    Jain. Wir haben einen Hundesportverein in unmittelbarer Nähe, da wollte ich hin. Am Telefon wurde mir aber deutlich gesagt, dass die dort "nach alter Schule" arbeiten ... und ganz ehrlich, das würde ich aufjedenfall nicht aushalten wenn jemand anfängt meinen Hund zu züchtigen oder körperlich heftigst zu drangsalieren. Ich hab per se kein Problem auch mit Körpersprache oder "sinnvollen" Korrekturen zu arbeiten ... aber das klang aufjedenfall nach einer etwas derberen Varianten. Da wir schon ne gute Menge Geld investiert haben und ich jetzt auch noch keine bahnbrechende Methode entdeckt habe die mir jemand anbieten, versuchen wir es jetzt erstmal mit mehr mentaler Stimulation und schauen, welche Rassespezifische Auslastung für ihn am sinnvollsten ist. Momentan geht unser Denken in Richtung Bitework/Beißarbeit.

  • Ich würde erstmal auch alle Hundekontakte streichen. Kein wildes spielen mehr. Wenn er den wirklich sofort in Erwartungshaltung geht, dass jetzt ein tolles Spiel anfängt wird diese Erwartung eben nicht mehr erfüllt, solange er nicht gelernt hat hier sich selbst runter zu regeln und im Vorfeld ruhig zu bleiben.

    Wenn möglich bei Hundebegegnungen die Distanz so wählen, dass er bei dir bleibt und die Aufmerksamkeit bei dir belässt. Klappt das gut Distanz Stückchenweise verringern. Bis man an anderen Hunden vorbei gehen kann ohne das es eskaliert.

    So zumindest in der Theorie. Was am Weg zum Ziel für Probleme auftreten muss man sich dann ansehen. Am besten mit einem Fachmann vor Ort. Das man über Online Kurse ein Problem beheben kann, wage ich zu bezweifeln.


    Die Frage ist auch, was macht ihr jetzt so für die geistige Auslastung?

  • Wir haben einen Hundesportverein in unmittelbarer Nähe, da wollte ich hin. Am Telefon wurde mir aber deutlich gesagt, dass die dort "nach alter Schule" arbeiten

    Während meiner aktiven Obediencezeit bin ich wirklich weit gefahren, zum Beispiel hierhin : https://www.hsv-knauthain.de/ gehört zu Leipzig und war schon damals sehr modern in den Trainingsmethoden, vielleicht einfach mal fragen?

  • So zumindest in der Theorie. Was am Weg zum Ziel für Probleme auftreten muss man sich dann ansehen. Am besten mit einem Fachmann vor Ort. Das man über Online Kurse ein Problem beheben kann, wage ich zu bezweifeln.


    Die Frage ist auch, was macht ihr jetzt so für die geistige Auslastung?

    Ich glaube dass es halt keine reine Trainingsfrage in unserem Fall ist, sondern mehr über die Auslastung zu regulieren. Man merkt schon dass Hänno von den Reizen der Stadt etwas "erschlagen" ist. Aber auch da muss man sagen: eben nur alles was mit Hunden, Hundegerüchen und Hundegeräuschen zu tuen hat. Sind auch schon einige mal durch ein riesiges Einkaufs-Center mitten im Zentrum, eng vorbei an anderen Menschen, Kinderwägen, Fahrrädern und sonst was gegangen - alles absolut machbar für ihn. Aber sobald sich ein Hund anbahnt, schießt seine Erregung sofort nach oben.


    Aber ja - ich halte weiter Ausschau nach Trainer die für uns in Frage kommen. Nur nochmal 100€ oder mehr dafür auszugeben, dass uns wieder geraten wird mit Umorientieren, Markern und Belohnen zu arbeiten, will ich echt nicht. Das machen wir so schon tagtäglich wie es halt möglich ist.


    Für seine jetzige Auslastung haben wir meist folgende Struktur:

    - Früh gegen 5.00 Uhr eine Stunde spazieren und leinenführigkeit üben bei uns im Viertel (ist meistens kein anderer Hund unterwegs um die Zeit)

    - Danach erste Mal Futtergabe, verbunden mit Futterspielen oder Futtersuche

    - Dann viel schlafen

    - Zwischenzeitlich Zerrspiele und ein Spiel, wo er Beute wie Socken "verteidigt" und durch unsere Wohnung gejagt wird (sein absolutes Lieblingsspiel)

    - Danach wieder viel schlafen

    - Am Nachmittag dann auf eine eingezäunte Hundewiese und da dann 1 - 2 Stunden Freilauf

    - Gegebenenfalls Grundkommandos üben und ins Spiel mit einbauen

    - Fütterung am Abend und danach Ruhe und Schlaf


    Hänno wirkt grundlegend ganz zu Frieden - aber ich glaub halt, dass es ihm echt gut tuen würde wenn wir noch eine gemeinsame Aktivität hätten die in ihm die gleiche Obsession auslöst wie es andere Hunde tuen.

    Wir haben einen Hundesportverein in unmittelbarer Nähe, da wollte ich hin. Am Telefon wurde mir aber deutlich gesagt, dass die dort "nach alter Schule" arbeiten

    Während meiner aktiven Obediencezeit bin ich wirklich weit gefahren, zum Beispiel hierhin : https://www.hsv-knauthain.de/ gehört zu Leipzig und war schon damals sehr modern in den Trainingsmethoden, vielleicht einfach mal fragen?

    Danke für den Tipp! Werd ich mir mal anschauen :)

  • Herzlich willkommen hier im forum.

    ich reihe mich mit meinem dsh auch in die "unverträglichen" ein. Er hat zwar noch nie schäden angerichtet, aber er mobbt andere hunde so stark, dass ich einen guten abstand halten muss (seine individualdistanz mit der er zurechtkommt). Und auch wenn wir einen zweithund haben, mit dem er sich sehr gut verträgt, das ändert trotzdem fremden hunden gegenüber rein gar nichts..

    Ich habe auch schon viel versucht, aber nach all den jahren vergeblicher mühe, kann ich ihn gut berechnen und dadurch auch seine "eigenart" händeln.


    Ich glaube, dass so manchen dsh das einfach in die wiege gelegt wurde. Keiner meiner früheren dsh hatte dieses verhalten. Aber mich tröstet es immer, dass es auch anderen dsh haltern hier aus dem forum so geht.

  • Herzlich Willkommen


    Also wenn Schäferhunde spielen hört es sich immer laut und gefährlich an.


    ich kenne 3 Hundetrainer bei YouTube die ,entweder selbst (Andre Vogt & doguniversity) Schäferhunde haben oder damit arbeiten (Stadtfelle).


    Ansonsten Guck hier mal im thread: interessante Instagram Accounts.....

    Da haben wir hier über Lehrerinnen mit Schäferhund gesprochen.

  • ich kenne 3 Hundetrainer bei YouTube die ,entweder selbst (Andre Vogt & doguniversity) Schäferhunde haben oder damit arbeiten (Stadtfelle).

    Von Doguniversity hatte ich den Kurs "Vom Problem in die Harmonie" gekauft und angeschaut ... am Anfang war ich noch offen, aber die "Methoden" sind teilweiße einfach nur seltsam. Leinenführigkeit wird da beispielsweise mit Leinenruck aufgebaut. Und die ganzen Erklärungen dazu wirken so unglaublich pseudo-esoterisch. Hat mir aufjedenfall nicht zu gesagt.

    Ich habe auch schon viel versucht, aber nach all den jahren vergeblicher mühe, kann ich ihn gut berechnen und dadurch auch seine "eigenart" händeln.


    Ich glaube, dass so manchen dsh das einfach in die wiege gelegt wurde. Keiner meiner früheren dsh hatte dieses verhalten. Aber mich tröstet es immer, dass es auch anderen dsh haltern hier aus dem forum so geht.

    Es beruhigt mich auch das viele hier ähnliche Probleme haben. Mir tut das immer so unglaublich für den Hund leid - wir werden echt oft mit bösen Blicken und Kopf schütteln verurteilt wenn wir mal durchs Viertel laufen und Hänno dann nen Hund sieht. Aber keiner von denen sieht was er eigentlich für tolle Seiten hat. 🥺

  • Und gute Auslastung ist für einen Schäferhund / Arbeitshund unabdingbar. Mit Gassigehen und ein bisschen spielen ist es definitiv nicht getan.


    Du kannst Richtung IGP schauen (Beißarbeit wie Du oben geschrieben hast) beinhaltet aber eben auch Fährte und Unterordnung. Fährten lastet Deinen Hund 3 x soviel aus, wie 2 Stunden spazieren gehen ... und Unterordnung ist sowieso wichtig. Wobei die UO auf dem Platz was ganz anderes ist, als Gehorsam im Alltag X/. Und mit der "Wattebällchen-Methode" kommst Du bei einem Schäfi auch nicht weit. Das werden Dir hier 98% aller Schäferhund-Halter bestätigen. Das heißt natürlich nicht, dass Du den Hund prügeln sollst ... aber die brauchen SEHR SEHR klare Ansagen. Meist geht das nur in Kombination mit "körperlich".