Das andere Rasseportrait - Deutsche Dogge

  • Den FCI Standard kann jeder selber bei Tante Google nachschauen.


    Die Mär vom sanften Riesen:


    In beiden VDH Clubs werden um die 1500 - 2000 Welpen jährlich gezüchtet, mit Dissidenz, Hinterhof und Importen kommen da gut noch mal um die 2 - 3000 Welpen dazu.


    5 Notorgas kümmern sich nur um die DD.


    Selten bis nie sieht man eine Dogge m Alltag.


    Warum ist das so?


    Zum einen wächst die Dogge gerade Neulingen sprichwörtlich schnell über den Kopf, zum anderen ist massives Unwissen und Fehlinformation vor dem Kauf schuld.


    Die DD ist ursprünglich ein Jagdhund. Die Vorfahren der DD sind die Saupacker und Hatzrüden (Jagdrüden) des Mittelalters. Die wiederum waren ebenfalls Kriegshunde.


    Was heißt das im Einzelnen?


    Verwendung als Jagdhund:


    Dogge kommt sowohl von großer, starker Hund, als auch von andocken = festbinden, anbinden.


    Die Stöberhunde fanden das Wild, hauptsächlich Sau und Bär, die Doggen wurden in Paaren oder kleinen Gruppen von 2 - 6 Tieren angeleint mitgeführt. Wenn die Sau nun aus dem Gebüsch und in Sicht kam, wurden die Doggen los gemacht. Diese hetzten nun die Sau. War die Sau in die Enge getrieben war es ihre Aufgabe die Sau zu binden (an Ort und Stelle zu halten) oder zu nieder zu ziehen (töten).


    Das Mittel der Wahl waren Scheinangriffe zu führen um die Sau weiter zu ermüden. Brauchte der Jäger zu lange oder die Sau erwies sich als besonders wehrhaft mussten die Hunde die Sau töten. Ein Teil lenkt mit Attacken von hinten ab, so das ein anderer an den Hals/Kehlbereich kommt, die Sau niederdrückt und schließlich tötet.


    Dazu braucht ein Hund Mut, Entschlossenheit und Selbständigkeit, sowie Teamfähigkeit und eine hohe Schmerztoleranz.


    Als Kriegshunde wurden sie in Rüstungen gesteckt,an den Rüstungen waren Klingen/lange massive Stacheln angebracht, die Hunde so zwischen die Reihen der gegnerischen Kavallerie geschickt um die Pferde zu verletzen und zu Fall zu bringen und Panik auszulösen.Auch das erfordert Mut.


    Mit dem Aufkommen der Schusswaffen brauchte man die Hunde kaum noch, sie wurden umgeschult zu Kammerhunden. Dem Adel vorbehalten wurden sie nun zum persönlichen Wächter, die das Privileg genossen ihren Herren überall zu begleiten und gegebenenfalls vehement zu verteidigen.


    Zu Zeiten Bismarck war die Dogge in etwa so gross wie der Rottweiler heute, dann fand man die Hunde zu ungeschlacht und zu klein. Um mehr Größe und Eleganz zu bekommen wurden Irische Wolfshunde und Greyhounds mit ein gezüchtet.


    Was bedeutet das für die moderne Dogge - abgesehen von der DCM durch den IW?


    Die Dogge hat Jagdtrieb - sie reagiert unter Umständen auf Spur und Sicht. Im Spiel sieht man deutlich die alte Jagdmethode - in etwa griechisch römisch ringen, im Wechsel mit weitläufigen Rennspielen. In der Regel ziehen Doggen es vor mit mindestens einer anderen Dogge zu leben.


    Obwohl grundsätzlich verträglich da ehemalige Meutehunde,wenn mehrere Doggen zusammen kommen neigen sie dazu andere kleinere Hunde zu mobben.


    Die Dogge ist sehr auf ihre Menschen bezogen und eher neutral bis misstrauisch Fremden gegenüber.


    Die Dogge hat ein recht feines Gespür für mein und dein und legt Wert auf Etikette. Erwachsene Doggen schätzen es in der Regel nicht wenn ein fremder Hund in "ich bin dein neuer bester Freund, lass uns spielen " angedonnert kommt, der Fremdling sollte sich geziemend vorstellen.


    Die Dogge hat Schutztrieb - darauf wurde selektiert und bis Ende der 80ger war Schutzdienst mit der DD normal. Das wird heute gerne verschwiegen und stellt Neulinge vor ein Problem, besonders da die DD spät Erwachsen wird - Rüden brauchen schon mal vier Jahre.


    Es gibt auch heute noch Doggen im jagdlichen Einsatz.


    Einerseits ist die DD sehr menschenbezogen und will gefallen, auf der anderen Seite ist sie aber auch selbständig und trifft eigene Entscheidungen und fragt nach und prüft ob das was Mensch will und sagt auch Sinn macht.


    Das gepaart mit Schutztrieb, Jagdtrieb und der schieren Größe - Rüden min 80cm, Hündin min 72cm nach oben keine Grenze und Gewichte die schon mal die 100kg knacken können, ist die DD eine Herausforderung. Die Notorgas sind voll mit pubertierenden Rüden.


    Die DD ist auch logistisch nicht einfach und der Sabber ist nichts für Ordnung s lieb hab er.


    Wo der Labbi das Kissen zerlegt im Zahnwechsel, zerlegt die Dogge die Couch - komplett. Wenn die DD sich nach dem saufen schüttelt dann klebt der Sabber überall und an der Tapete hilft nur überstreichen. Als DD Halter braucht es eine gewisse Dreckresistenz - ungelogen - iwann zuckst du wegen Sabber auf der Pizza nicht mehr mit der Wimper, du isst drum rum oder wirfst ein Vermögen an Pizza weg.


    Fotos zeigen Princess meine verstorbene AH und Schlunzkönigin. Das letzte Bild ist stellvertretend für meine Wände - klar feudelst du die Schnauze nach dem saufen, aber du bist nicht immer zuhause, schläfst oder folgst dem Ruf der Natur. Und was dir der DSH im Fell an Dreck bei Sauwetter in die Wohnung trägt, das macht die Dogge mit einer Pfote ...und dann hat sie noch 3,weitere und den Rest.


    Mit einer DD körperlich zu spielen bedarf ebenfalls einer bestimmten Technik und trotzdem sind gebrochene Knochen nicht auszuschließen, egal wie vorsichtig die sind. Es ist einfach genetisch durch die alte Jagdmethode das die Dogge sich unvermittelt fallen lässt. An die blauen Flecken vom Schweif der wie eine Peitsche wirkt gewohnt man sich zwangsläufig.

  • Wow, supertoller, ausführlicher und sehr interessanter Beitrag! Was mal wieder zeigt, dass sich jeder, der sich für einen bestimmten Rassehund interessiert, sich besser mit Hundehaltern unterhält, die diese Rasse haben oder sich in Foren informiert. Was man auf Züchterseiten oder in Büchern findet, ist ja meist durchgängig eher einer Werbung entsprechend, als dass es die (ganze) Wahrheit ist.

    Dabei wäre so vielen Hunden und auch Menschen geholfen, wenn man auch mal Negatives erfahren würde im Vorfeld.

  • Wow, danke für den Bericht.

    Eine Bekannte hatte 2 mal eine Dogge und wollte uns weiß machen, dass die doch viel genügsamer sind als ein DSH.

    Allerdings hatte sie beide erst später bekommen. In deinem Bericht klingt das alles sehr viel realistischer. Dass es problematisch ist, einen Hund auf Größe und Erscheinung zu züchten, der aber seine Anlagen aus der Vergangenheit mitbringt, kann man sich denken. Schade, dass sich Interessenten nicht mehr informieren. Ist es schon schwer, einen erwachsenen DSH zu vermitteln, ist es mit einer DD sicher noch viel schwieriger.

    Ludwig ist gestern im Spiel mit Lotte zusammen gestoßen. Sie hat kurz gejault, kam leicht humpeld zu uns. Ich habe sie abgelegt, etwas gewartet, dann war alles wieder gut. Sie läuft aber seitdem vorausschauender und springt Ludwig aus dem Weg, wenn er angerannt kommt. Wenn schon 42 kg so etwas auslösen, kann ich mir gut vorstellen, wie das mit 90 kg und mehr aussieht.

  • Genügsamer - nicht wirklich. Sicher die fordern aktives Arbeiten nicht so ein wie ein DSH oder ein BC und Ruhe halten und runter fahren fällt ihnen leichter. Da sie nicht die gleiche Art will to please zeigen wie der DSH meinen viele das sie deshalb einfacher wären, das ist dann oft ein Trugschluss. Und Nachlässigkeit und Inkonsequenz beim Welpen rächt sich sehr viel fataler als beim 40kg Schäfi.


    Im englischen gibt es für von Doggen unabsichtlich verursachte Verletzungen den Begriff GDRI = Great Dane Related Injury


    Princess bekam ich als praktisch nicht vermittelbaren Problemhund mit einer massiven Angstagression gegen alles und jeden mit 18Monaten. Männern ging sie an die Kehle, alles andere incl Blätter im Wind, nasses Gras, freundliche Hunde führten zu panischer Flucht. 3x hat sie mir die Schulter ausgekugelt weil sie erschrocken ist und einen Satz gemacht hat. Boy hat mir 2x die Hand gebrochen weil sein Schädel im Sprung mit meiner Hand kollidiert ist. Ich hab ihm das Signal Sitz aber nicht Sitz Bleib gegeben beim werfen vom Dummy. Beim Sprung vom Strohballen war er zu schräg - Ergebnis ich lag Bewusstlos mit 2 gebrochenen Rippen minutenlang im Acker bevor ich zu mir kam. Einmal saß ich auf der Sofakante und hab mir die Schuhe gebunden, Boy steckt den Kopf dazwischen, mein Ältester sperrt die Tür auf, boys Kopf geht nach oben - Brille kaputt, 2 Veilchen und Nase gebrochen. Mein Kind hat herzhaft gelacht. Besi von seinem Bruder spielt mit dem Hund und bringt Zuviel Abstand zwischen sich und Buddy - Ergebnis gebrochner Nacken, 4 Monate Krankenhaus, 9 Monate ReHa, als er wieder kam hat er sich Buddys Kopf in Lebensgröße auf den Rücken tätowieren lassen. Und das ist nur eine kleine Auswahl ?

  • Ohaaaa8|. Das ist ja schlimmer als jede Extrem-Sportart!

    Ludwig ist auch schonmal mit dem Kopf gegen meine Hand gesprungen. Prellung, das wars dann aber. Mein 32 kg-Prinzesschen, das zudem kein Grob-Motoriker wie Ludwig ist, hat mir noch nie weh getan.

    Deine Faszination für DD ist also größer als die Angst vor Verletzungen?

    Wie alt war der beste Freund (Besi?) deines Sohnes, als er sich im Spiel mit dem Hund so schlimm verletzt hat?

  • Besi = Besitzer von Buddy, Buddy ist der Bruder von Boy. Der gute Mann war 38 als das passiert ist.


    Eine gewisse Leidensfähigkeit gehört schon dazu eine Riesenrasse zu halten. Bei den großen Molossern ist die DD so ziemlich die temperamentvollste.


    Ich mag die grossen Trampel einfach. Die Zucht auf Größe sehe ich allerdings sehr kritisch. Es war mal so dass im Standard für die Rüden 80cm als Maximalhöhe fest geschrieben war, jetzt ist es die Mindesthöhe. Dann sind da die ganzen gesundheitlichen und andere Probleme die mehr oder weniger noch ignoriert werden bzw zu lange ignoriert wurden. DCM, Tumore vor allem Lymphosarkom, Aggression die auf bestimmte Rüden zurück geht, die trotzdem massenhaft eingesetzt wurden obwohl teils ganze Würfe vor dem 6. Lebensmonat eingeschläfert wurden. Die geringe Lebenserwartung, besonders tragisch bei den gelben mit im Schnitt 5 Jahren durch Inzucht und Linienzucht. (Weshalb sich mir beim DSH jedes mal der Magen umdreht wenn ich seh wie stolz man da auch auf Rüde x oder z inzüchtet - was juckt mich Population s Genetik wenn ich doch kurzfristig Erfolge im Sport und beim Verkauf der Welpen haben kann, nach mir die Sintflut).

  • Besi = Besitzer von Buddy, Buddy ist der Bruder von Boy. Der gute Mann war 38 als das passiert ist.

    Ah okay, habe ich ganz falsch verstanden. ^^ Tragisch, wenn einem das mit dem eigenen Hund passiert.


    Das stimmt leider, egal bei welcher Rasse, wenn ohne Rücksicht auf die Gesundheit gezüchtet wird, weil ein bestimmtes Erscheinungsbild gerade Mode ist.

  • Toller Bericht, sehr ausführlich udn interessant.

    Harras hat mal meinen Man ausgenockt im Spiel: mein Mann saß auf dem Sofa und Harras ist mit seinem Kopf von unten gegen das Kinn meines Mannes gestoßen. Mein Mann ist so k.o. gegangen und so nach hinten weg aufs Sofa gekippt.

    Ich saß zwar daneben, hatte das aber alles so schnell nicht kapiert und war schockiert, weil mein Mann echt weggetreten war für eine Weile. Das ist aber zum Glück das Schlimmste, neben meinem Fußbruch letzten November, was uns selbst körperlich mit unserem Hund passiert ist.


    Ich kenne ein paar Doggen vom Hundeplatz und vom Nordseestrand. Bisher habe ich diese Hunde immer als sehr angenehme und ruhig und etwas tolpatschig empfunden.

  • Interessant geschrieben. Mir gefallen Doggen ja wahnsinnig gut aber der Aufwand (riesen Auto, Tragen) die Krankheiten und die so kurze Lebenserwartung haben mich davon abgehalten.

    Und was dir der DSH im Fell an Dreck bei Sauwetter in die Wohnung trägt, das macht die Dogge mit einer Pfote ...und dann hat sie noch 3,weitere und den Rest.

    Das kann ich mir nicht vorstellen. :/ Die Dogge hat ja kurzes Fell auch wenn sie so riesig ist. Unser Dobermann war auch sehr groß (76 cm und knapp 48 kg) aber der Dreck im Vergleich zu Dogmeat war minimal .

    Mit einem guten Handtuch war der wirklich sauber und trocken.

    Dogmeat kann ich solange abtrocknen wie ich will er ist immer noch feucht und dreckig im Unterfell. Ich sauge 2 mal täglich und putze jeden Tag bei Bedarf auch mehrmals. beim Dobi war das nicht nötig 8)

  • Haaren tun die Doggen das ganze Jahr, die gefleckten am meisten. Die DD hat mehr Körperoberfläche als der Dobi und zumindest meine sind immer Schlammschweine gewesen ?


    Das Shreddertier hat ein Ganzkörperkondom für Sauwetter, das hilft viel den Dreck einzugrenzen.


    Ich hab kein Auto - aber im Bus ist genug Platz für die Dogge, davon abgesehen, ohne Rücksitz passen 2 Doggen und ein Chi auch bequem in einen Panda.


    Die Lebenserwartung bei der DD hängt stark am Farbschlag, gelb mit ca 4,5 - 5 Jahren, Blau & schwarz aus Blauzucht ca 6 - 6,5 Jahre und Gefleckt, Grautiget und schwarz aus gefleckt ca 7,5 Jahre. Es gibt aber auch gute Linien da sind 12 oder 14 Jahre alte Doggen keine Seltenheit - sind halt zum Teil Dissidenzzuchten.

  • Dogmeat kann ich solange abtrocknen wie ich will er ist immer noch feucht und dreckig im Unterfell. Ich sauge 2 mal täglich und putze jeden Tag bei Bedarf auch mehrmals. beim Dobi war das nicht nötig 8)

    Kann ich bestätigen. Mir graut schon vor der kalten und nassen Jahreszeit. Wenn dann der Dreck im Fell ist, geht ohne Dusche nichts. Lasse ich es trocknen, legt sich der Lehm-Staub in alle Ritzen.

  • Klar die Haare hatte ich auch beim Dobi überall haben die sich fest gesetzt. Meinte nur eher so den wirklichen "Dreck"

    Die Lebenserwartung bei der DD hängt stark am Farbschlag, gelb mit ca 4,5 - 5 Jahren, Blau & schwarz aus Blauzucht ca 6 - 6,5 Jahre und Gefleckt, Grautiget und schwarz aus gefleckt ca 7,5 Jahre. Es gibt aber auch gute Linien da sind 12 oder 14 Jahre alte Doggen keine Seltenheit - sind halt zum Teil Dissidenzzuchten.

    4,5 bis 5 Jahre =O :(


    Aber der Dobermann steht auch nicht besser da....:(

  • Gerade bei den Gelben gab es lange Zeit nur sehr eng verwandte Deckrüden und grade der DDC wehrt sich strikt gegen Einkreuzen von Blau oder Schwarz obwohl eig möglich, das Gleiche mit Deckrüden aus den Ausland wo die Farbreinzucht nicht so lächerlich streng gehandhabt wird. Zahlenmäßig sind die Gelben die kleinste Population, die Gefleckten die größte, da macht sich das jahrzehntelange ignorieren und leugnen der DCM natürlich auch am stärksten bemerkbar.


    Der Lehm der Boy in den Pfoten hängt reicht zum Kartoffelpflanzen ?

  • Lolu und Asnea ich hab wirklich alle Hochachtung vor Menschen die Hund mit viel Fell handeln. Wenn es nach mir ginge dürfte es den DSH gerne auch in Kurzhaar geben. Mir war schon der Tibet Terrier zu viel vom Fell ...die war im Sommer radikal geschoren und im Winter relativ kurz.