Hüten mit Deutschen Schäferhunden - ein Berufsschäfer erzählt

  • Schafring, ich glaube wenn dsh so einen job machen, wie das schafe hüten, dann sind sie richtig glücklich. Es heisst ja vielleicht nicht umsonst Schäfer-Hund?

    Das hängt, wie bei allem, davon ab ob der Hund für diese Aufgabe "brennt" oder nicht. Es gibt DSH mit einem starken Hütetrieb und belastbaren Nerven, die leben für so eine Aufgabe. Es gibt aber auch welche für die sind Schafe einfach nur Schafe, die ihrer Meinung nach bleiben können wo der Pfeffer wächst. Am liebsten möglichst weit weg... Und dann gibt es noch die nervösen Krischperln, die zwar die Schafe gerne treiben, denen dabei aber die Nerven durch gehen und für die es eine große nervliche Belastung ist im Gehorsam stehen zu müssen (für die bedeutet Hüten Stress, was auf Dauer krank macht).


    Ein Bekannter von mir bildet sehr oft Hunde für andere Schäfer aus. Früher hat er teilweise auch Hunde ausgebildet die lediglich einmal die HGH bestehen sollten für die Zuchtzulassung, und die Du ansonsten dann nur noch im Showring und der Wurfkiste gesehen hast. Und da hat er sich dann schon die besser geeigneten heraus gesucht... Trotzdem war es für jeden Laien zu erkennen dass sich manche dieser Hunde in dieser Aufgabe überhaupt nicht wohlgefühlt haben.

  • Ja genau! Es geht im Moment in Spanien die Debatte darüber, ob eben diese HSH länger als 3 Tage unbeaufsichtigt bzw. ohne Kontrollbesuche auf der "Alm" bleiben dürfen.


    Die spanische Regierung setzt gerade zum Rundumschlag in Sachen Tierschutz an und manche Ideen sind ein bisschen skurril.


    Ich wollte mal von jemandem vom Fach eine neutrale Einschätzung hören, ich habe ja nichts mit dem Thema zu tun, es ist nur interessehalber. :)


    Ich als Laie (und Haushundhalter) denke erstmal, dass in 3 Tagen ganz schön viel passieren kann, Tiere verletzt herumliegen etc.... andererseits sind die Gebiete in denen sie sich im Einsatz befinden oft weitab der Zivilisation und naja, ich weiss nicht wie die aktuellen Praktiken sind. Wie lange die oft da gelassen werden. Tendenziell zu lange? Deshalb die gesetzliche Einschränkung und alle Viehhalter schimpfen? :/

  • und alle Viehhalter schimpfen?

    das kann ich gut nachvollziehen, diese Vorgaben und Vorschriften werden häufig von Leuten getroffen die von der Materie zu wenig verstehen, oft ist es aber auch so dass sich die entsprechenden Verbände zu spät in die Diskussion einbringen.

    Wir hatten in D. eine ähnliche Diskussion als vor ca. 10 Jahren die ersten Betriebe HSH in ihre Koppelschafhaltungen integrieren mußten. Da gings hauptsächlich um die gesetzl. Vorgabe den HSH eine Schutzhütte in die Schafherde zu stellen, was von der Praxis selbstredend als kontraproduktiv abgelehnt wurde. Der HSH sucht diese auch garnicht auf.


    Ob man HSH länger als 3 Tage unbeaufsichtigt in ihrer Herde lassen kann, und somit natürlich auch die Schafe länger wie 3 Tage nicht kontrolliert werden , maße ich mir von hier aus nicht an zu beurteilen da ich die Verhältnisse und Strukturen der Schäfereien in den unterschiedlichen Gebieten bei Euch nicht kenne.

  • Schafring Ja, du hast vollkommen Recht, leider sind oft so Sesselpupser am Werk die die Materie vielleicht mal auf einem Video gesehen haben. Und das mit den Verbänden zu spät in die Diskussion etc etc scheint hier auch geschehen zu sein.


    Das mit der Hütte in die Herde..... :D


    Und ebenfalls, ja, man kann nicht wissen wie die Umstände dort sind. Ich mag auch nicht mutmaßen aber die Spanier sind schon so Pappenheimer in Sachen Tierhaltung.


    Stellt sich nicht eher die Frage, ob damit die Hunde nur alle drei Tage gefüttert werden?

    Dass Hunde, auch Haushunde länger als 3 Tage irgendwo alleine sind, ist hier an der Tagesordnung. Da kommt dann maximal 1x pro Woche jemand vorbei, schüttet einen grossen Haufen Futter in die Ecke und einen grossen Eimer Wasser und das wars dann. Jagdhunde und sonstige Arbeitshunde werden oft auch mit trocken Brot und sonstigen Küchenabfällen, also das was ich auf den Kompost werfe, gefüttert.


    Einer der Gründe, warum das spanische Volk gerade so aufgebracht über neue Gesetze reagiert. Es wird unbequem für alte Gewohnheiten.

  • Stellt sich nicht eher die Frage, ob damit die Hunde nur alle drei Tage gefüttert werden?

    ich könnte mir vorstellen das da irgendwo in dem Weidegebiet eine Art Luderplatz mit Schlachtabfällen o.ä. für die HSH angelegt wird wo die Hunde sich selbst bedienen.

    Es gibt schon Weidegebiete in Europa in denen Schafherden die ganze Sommerweidezeit nahezu unbeaufsichtigt unterwegs sind,

    In Island zb werden die Tiere im Frühjahr in die Berge verbracht und im Herbst werden sie wieder zusammengesammelt und auf die einzelnen Besitzer verteilt.

    In Schottland und den Inseln im Nordatlantik gibts das stellenweise ebenso., nur brauchen die dort keine HSH da es da keine großen Beutegreifer (mehr) gibt

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    Schafring

    Mich würde mal interressieren , was Du als Profi davon hälst

  • das was da gemacht wird ist die sog. Koppelgebrauchshundearbeit wie sie mit BorderCollie u.ä. Hunden gemacht wird.

    Diese Prinzipien vermittelt die Trainerin auch recht gut, wobei Nora erst mal noch einen Englischkurs besuchen sollte :)

    Dies ist ja nur eine kleine Videosequenz aber man sieht am Anfang dass dieser Schäferhund nicht die Schafe fast ununterbrochen im Visier hat sondern seinen HF ständig fragt - was sollen wir eigentlich hier.

    Als dann die kleine Herde auf ihn zukam war auch etwas Meideverhalten zu sehen.

    Aber das alles ist nicht ungewöhnlich für einen Hund der bereits Älter ist und gut im alltagstauglichem Gehorsam steht.


    Ich habe von einem Hund bei dem ersten Kontakt mit der Schafherde erwartet dass der Blick nicht von den Schafen weggeht, der Kopf quasie die Bewegung der Herde mitmacht Aber die Situation an einer großen Herde ist eine ganz andere.

    Unsere erste Arbeit an der Herde war stets das Wehren an der Grenze, also das Pendeln in der Furche. Um die Schafe herumlaufen, Zusammenklopfen Jagen oder Absprengen einzelne Tiere ist da absolut Tabu..

    Beim Wehren an der Grenze, idealerweise im flotten Trab, kann der Hund seinen Hütetrieb , wie die Trainerin auch sagt verkürzter Jagdtrieb, ausleben und seine Selbstsicherheit und Selbständigkeit festigen.

    Die anderen Sachen die in dem Video gezeigt wurden kommen bei der großen Herde erst wenn das Wehren an der Grenze, auf der Seite des Schäfers! gefestigt ist. Hier ist ein Junghund bei seinen ersten Lektion des Whrens an einer Grenze zu sehen, zwischen ihr und der Herde ist auch noch ein Litzenzaun.

  • Ich bin immer so begeistert von deinen Beiträgen!

    Ich kann mich dem nur anschließen!


    Hier eine kleine Anekdote von meinen Erfahrungen.

    Ich war mal einen Sommer "Betreuerin" zweier Mutterschafe mit je 2 Lämmer. (Heidschnucken) Ich wollte meinen DSH mit zu den Schafen nehmen, da ich sie ja tatsächlich versorgen musste. Ich war mir sicher mein Hund würde den Schafen nicht machen. Also ohne zu zögern in die über 3000m² große, umzeunte Weide rein. Ohne Leine, der Hund macht ja nichts!

    Was ich aber nicht bedacht hatte: =O Was wenn die Schafe auf mein Hund losgehen?

    Und genau das ist nämlich dann passiert! Mein Hund hat nicht gemacht, außer gerannt und dannach die Prügel ihres Lebens kassiert. Und zwar erst von einem dann von beiden Mutterschafen.

    Meine Maus ist in ihrer Panik, natürlich nicht Richtung Ausgang gerannt. So, dass ich erst mal über die Weise hinter allen her rennen musst und dann meinen DSH über den Zaun geworfen habe, zu ihrem Schutz. Ich konnte ihr anders nicht helfen. Ab dann musste sie um Auto auf mich warten. ;(

    Passiert ist ihr nichts, aber ich Doof Kopf hätte ihr das ersparen können. ?(