Bene Baronin von Bärentatz, Chia Chaosfürstin von Flitz und Piepe und irgendwann ...

  • Ok auch wenn ich nicht weiß ob es hilft.

    Andere Hunde hätten in dieser Situation das Reh getötet! Deine beiden haben das nicht getan! Eigentlich was sehr gutes worauf du stolz sein kannst.

  • Das war jetzt der nette Holger ... und der "arschige" stellt vermutlich fest, dass ich in meinem Vertrauen, dass meine Hunde nicht jagen, vollkommen versagt habe?


    Dieser Holger hätte Recht ... aber das was der nette Holger schreibt, tröstet mich eher ;)

  • Da schließe ich mich Holger an Verbena.

    Hunde sind Hunde, das darf man nicht persönlich nehmen, wenn sie nicht nur auf den HF fixiert sind, sondern auch mal ihrem Instinkt nachgehen. Sicher, mir hätte das Reh mit seinem Schrei auch sehr leid getan, aber unterm Strich ist ihm nichts passiert und da wiederum kannst Du auf Deine beiden Mädels stolz sein. In Hundeaugen war das eh schon eine Leistung für sie.


    Alles ist menschlich und auch dass Du dann die Fassung verloren hast und den beiden eine auf den Hintern gegeben hast.


    Hak es ab, weil heute lief es ja wieder gut :)

  • Sabine deine Hunde waren abrufbar, sie haben aufgehört.

    Das zeigt deine Kontrolle.

  • Verbena Ich kann dich gut verstehen. Aber du deine Hunde haben das Reh nicht gefressen...auch nicht verletzt, sondern "nur" erschreckt. Ist nicht schön, aber es ist nichts weiter passiert. Das du die Fassung verloren hast...tja was soll ich sagen- wir sind nur Menschen. Du hast sie ja nicht vermöbelt. Schön ist es nicht, aber eben auch kein Weltuntergang. Dir geht es wie mir als ich ein schlechtes Gewissen hatte weil ich Nika so angeherrscht hatte und auf Kreuz gelegt habe. Unserer Beziehung (jetzt kann ich es ja beurteilen) hat es keinen Abbruch getan. Mach dich nicht fertig- es läuft halt nicht immer perfekt!

  • Das Reh ist mit einem gehörigen Schrecken davongekommen und wird sich beim nächsten Mal hüten, über einen Zaun direkt vor Hunde zu springen.


    Chia und Bene waren sehr nett zu Bambi. Andere Hunde hätten vielleicht so einer großen Versuchung direkt vor ihrer Nase nicht widerstehen können und wären dem armen Tierchen an die Beine oder noch schlimmer gegangen. Und sie sind zu dir gekommen.


    Auch wenn du stinkesauer warst und sie mal gemaßregelt wurden, im Gegensatz zu uns sind Hunde nicht nachtragend. Eventuell werden sie etwas schneller reagieren und wie es sich bereits zeigt, besser hören und auch zuhören. Denn nun wissen beide, dass sogar du mal richtig stinkig werden kannst und dass das dann Konsequenzen hat.

    Kein Hund macht absichtlich etwas falsch. Aber sie müssen eben wissen, was für uns falsch ist. Und dass diese Grenzen wichtig und einzuhalten sind.

  • Ich danke Euch sehr für Eure lieben Worte ... und ja, mit der Distanz der Zeit und Euren Gedanken zum Frevel meiner Mädels war es vielleicht nicht ganz so schlimm, wie es für mich in dem Moment war, als ich fassungslos zusehen musste, wie meine Hunde das Reh einkesselten und es Todesängste ausstehen musste.


    Wahrscheinlich habt Ihr auch Recht: Sie ließen sich - mit etwas Zeitverzögerung - abrufen und das sollte ich honorieren. Auch dass sie dem Reh kein Haar krümmten, rechne ich ihnen aufs Pluskonto an.


    Ich ärgere mich auch vor allem über mich, weil ich das Reh ja hinterm Zaun laufen sah und dachte, dass die Hunde da ja nicht drankommen und Chia bestenfalls kurz schauen geht und Bene sich überhaupt nicht für Wild interessiert. Ich weiß es nun besser und rufe die Hunde dann sofort zu mir und leine sie sicherheitshalber an.


    Micha meinte, dass bei allem, was sie sich da geleistet haben, es doch trotzdem schön ist zu wissen, dass sie ein Team sind und auch wenn Bene sich nicht für jagdliche Abenteuer interessiert, sie Chia unterstützt, wenn die Rehe hüten geht.


    So kann man es auch sehen. :/


    Ich habe tatsächlich auch an @Oskar&Nika gedacht, als ich meine Damen gemaßregelt hatte und überlegt, dass es eben doch leichter ist, aus der Distanz schlaue Ratschläge zu formulieren, wie ich es in Deiner Situation tat, als in einer solchen Situation die Contenance zu behalten ... und ganz ehrlich? Ich weiß, dass ich sie fürs Kommen hätte belohnen sollen, aber mit dem Schrei des Rehs im Ohr konnte ich mich wirklich nicht durchringen, den Hoheiten auch noch Kekse anzubieten.


    Ich will nicht beurteilen, ob Hunde nachtragend sind, aber ganz sicher waren sie sehr verunsichert, mich so in Harnisch zu sehen. Auch da mag das Gute daran sein, dass das für sie eine so seltene Erfahrung ist, die sie noch verunsichert und sie sowas halt nicht gewohnt sind. Vielleicht prägt es sich darum ein.


    Und ja, ich gebe Dir Recht, Boss Die Hunde leben uns nicht zuleide - für sowas verschwendet die Natur keine Ressourcen - aber sie folgten ihrem Trieb, anstatt der Regel, erst bei mir nachzufragen, ob das, was sie planen, für mich in Ordnung ist. Sie wussten also sehr wohl, dass sie eine Grenze überschritten hatten, denn sie kennen die Regel und beachten sie sonst auch.


    Das Schwierige ist aber, dass ich dann überlege, welche Konsequenz dann angebracht ist. Die körperliche Maßregelung war es sicher nicht - obwohl ich sicher bin, dass beide die "Watschn" mit dem Kurzführer nicht mal wirklich gespürt haben. Im Nachhinein fragte ich mich auch, warum ich nicht die Rappeldose verwendet hatte, denn wenn ich mit der klingle, wissen die Hunde, dass sie definitiv ein unerwünschtes Verhalten gezeigt haben - das wäre also Strafe genug gewesen.


    Wobei sich Chia ja nun auch noch selbst strafte, denn sie ist wohl mit einer Pfote im Zaun hängen geblieben und hat sich gezerrt. Gestern hinkte sie auf den Nachhauseweg schon leicht, aber heute Früh war es dann im tiefen Ackerboden deutlicher zu sehen. Sie bekommt jetzt Cissus und muss nun halt das Schonprogramm akzeptieren. Hundeplatz geht ja wegen der Läufigkeit sowieso nicht und Balancieren kann sie auch mit einer Zerrung ein bisschen.

  • Liebe Sabine, als ich deinen Bericht gelesen habe, kam mir als erstes der Gedanke: die beiden hüten das Reh, haben also aus ihrer Sicht nur ihre Arbeit getan. Aber ich kann aus der Entfernung auch nur nett schreiben. Wenn mir das mit Harras passiert wäre, hätte ich bestimmt ähnlich wie du reagiert.


    Letzten Endes ist keinem Tier wirklich was passiert, außer dem Schrecken beim Reh und die Selbstverletzung bei Chia.


    Mein Harras jagt immer wieder mal die großen Raben im Hafen. Es nutzt nichts, wenn ich mir die Stimme aus dem Hals schreie. Er kommt sofort immer wenn ich "NEIN" rufe zurück. Dennoch muss er immer wieder versuchen, doch auf so einen Raben loszurennen, wenn da mal wieder einer so ca. 10 m vor ihm auf dem Boden steht.

  • Ich erzähl jetzt mal von Lokis heutigen Eskapaden.

    Eskapade 1: wir trafen 5 Rehe die oberhalb lang liefen. Loki hing fiepend und jammernd in der Leine und zwar für 10 Minuten, nicht ansprechbar.

    Eskapade 2: steiler Bergabweg wir waren fast unten, meint Frauchen lass doch die Leine etwas weiter. Ich nur dann falle ich, sie nur Quatsch, und was passiert ich lande auf meinem Arsch.

    So und nun knuddel deine beiden Chaotischen Ladys mal.


    Und schöne Grüße an chichibumbum und Bene von Loki der ausrichten lässt das küssis auch garstigste Herrchen und Frauchens beruhigen.

  • Holger, ich habe mir jetzt mal verkniffen, den Lach-Emojii zu nutzen, obwohl die Vorstellung, wie Du auf Deinem Allerwertesten landest, schon richtig gutes Kopfkino war :D Aber zur Verteidigung Deiner besseren Hälfte sei gesagt, dass es sich ja nun lediglich um eine selbsterfüllende Prophezeiung handelte, denn Du wusstest ja, dass Du auf dem Hintern landest, wenn Du die leine länger lässt 8o


    Und Holger, 5!!! Rehe - ja das ist eine Herausforderung für Loki und sich da nicht jedem persönlich vorstellen zu dürfen, ein Affront gegen die Eisbärenehre und ein Grund zum Jammern und nicht mehr mit Dir reden wollen ;)


    Aber Spassmawechda ... Du hast ja Recht. Man möchte manchmal an den lieben Hunden verzweifeln, tut es dann aber nicht, weil man sie eben doch viel zu sehr liebt und verzeiht ihnen schlussendlich dann ja doch - spätestens beim Küsschengeben. ;)


    Aber es ist ebgen auch eine Art "Landung auf dem Hintern" die ziemlich hart ist, wenn man tagelang auf einem Höhenflug ist, weil alles so super klappt und einem der Boden der Tatsachen dann so unsanft empfängt.


    Pflege Deinen blauen Fleck und kuschel Loki von mir.


    Und Pinguetta


    Ach Claudia, ich kenne das Spiel der Rabenjagd auch und diese schwarzen Teufelchen finden das zu 100% auch noch lustig, die Hunde an der Nase herumzuführen, wenn sie kurz vor den Hundepfoten landen und sich kaum dass der Hund losprescht, locker in die Lüfte erheben ... und dann tut mir eher der Hund, als der Rabe leid ;)


    Aber hatte nicht Harras sogar mal einen Rabenfreund? Vielleicht will der ostfriesische Seehund also nur noch ein paar Freunde hinzugewinnen :D


    Ich weiß aber auch, wie das nerven kann, wenn man ständig schauen muss, dass der Hund bei einem bleibt und nicht unachtsam werden und seinen Gedanken nachhängen darf, weil das der Freischein für die Rabenjagd wäre.

  • Achjeh, da hat du ja was erlebt…

    Die Hunde tun mir irgendwie so gar nicht „leid“, denn sie müssen eben auch wissen, dass es verboten ist, selbständig irgendwas „hüten“ zu wollen, besonders ohne Aufforderung und dass es dafür auch gehörigen Anschiss gibt, wenn sie dann sogar mehrfach sich der Ansage bzw. dem Verbot widersetzen.


    Aber ich hatte sehr viel Mitgefühl mit dem Reh, dessen Herz aufgrund seiner eigenen Dämlichkeit wohl bis ins Unendliche pochte und mit dir, Verbena, denn ich kenne das Gefühl, bzw die Gefühle, die einen in so einem Moment überkommen. Sei es Überforderung, weil die Hunde grad mal so gar nicht hören und man nicht weiß, was man nun tun soll. Sei es der Schreck über die Situation - in dem Falle das schreiende Reh. Sei es die Wut, weil insbesondere die Chaosfürstin noch mal abgedüst ist. Ja sei es vielleicht sogar die Angst in dem Moment - da weiß man ja noch nicht den Ausgang - dass dem Reh vielleicht was passiert, oder auch den Hunden, falls sich das Reh wehrt. Sei es die Verunsicherung danach über einen selbst, was man denn falsch gemacht hatte, dass es so so kam, wie es eben kam. Und sei es der Vertrauensverlust in den oder die Hunde, weil man damit niemals gerechnet hätte. Und sicherlich kommt da noch viel mehr hinzu.


    Und ich kann das soooo gut nachfühlen! Brummi ist für mich ja mittlerweile unberechenbar, er hat für mich und von mir - unsichtbar - diesen Stempel auf die Stirn bekommen. Wenn etwas 10x klappt, traue ich ihm immer noch nicht, dass es beim 11. mal genau so klappt, denn zu oft hat er mich eines besseren belehrt und mich eiskalt „erwischt“. Ich nehme jede Situation neu, wie sie ist, erinnere ihn daran, wie er sich nun verhalten muss und belohne oder korrigiere, wie ich das eben muss in dem Moment. Auf ihn ist kein Verlass und wenn man sich mal verlässt und vertraut, zumindest ich bin so, ich werde dann schnell nachlässig, denn daraus wird unterbewusst plötzlich ein neues „selbstverständlich“, auch wenn man rational betrachtet sehr genau weiß, dass man keine Garantie hat, sondern vielleicht grade nur 1-2 gute Wochen.


    Ich finde, dass du die Situation dennoch perfekt gemeistert hast - du hast sofort reagiert und alles getan, um Schäden abzuwenden, bei euch allen. Ich wüsste nicht, wie ich reagiert hätte, wäre danach wohl aber auch stinkig gewesen und das ist der Kompromiss, dass Hunde bei Menschen leben. Nicht nur wir Menschen müssen damit klar kommen, wenn Hunde wie Hunde reagieren - die Hunde müssen auch damit klar kommen, wenn Menschen wie Menschen reagieren. Dennoch bin ich sicher, wie auch bei Nika, dass sie das sehr schnell nicht mehr wissen und für sie alles wieder tutti ist. Denn Hunde sind nicht nachtragend wie Menschen, die nehmen jede Situation auch nur so, wie sie grade ist. :)

  • Ihr Lieben, jetzt ist schon wieder eine Woche vergangen, seit wir das Reh- Desaster erlebten und wie sollte es anders sein? Wir stolperten aus dem einen, in das nächste Drama. Schuld war aber keiner der Hunde, sondern ich oder wie @Azemba das formulierte "die Selbstverständlichkeit meines Vertrauens", weil ich mal wieder dachte: "Klappte sonst auch - wird darum immer klappen."


    Allerdings ging es diesmal um Chias Läufigkeit und meine irrige Annahme, dass ein kastrierter Rüde mit dem Verlust seiner Hoden auch das Interesse an läufigen Hündinnen verliert.


    Darum sagte ich auch gerne zu, als Natalya mich letzten Sonntag fragte, ob wir am Abend zusammen mit den Hunden laufen gehen. Ich hatte wenn, dann überhaupt nur Bedenken, dass wir Chias Hinkerei damit wieder "aufwärmen", denn nach dem "Reh-Hüten", bei dem sie mit einer Vorderpfote in den Maschendraht des Zauns geraten war, hatte sie sich wohl eine Sehne oder ein Band gezerrt und lahmte am Samstag auch noch minimal. Aber am Sonntag lief sie schon wieder rund und ich überlegte, dass wenn sie zu sehr ins Toben gerät, ich sie eben an die Schleppleine hänge.


    Momentan muss ich die Hunde ja sowieso anleinen, wenn ich loslaufe, weil es so zu sein scheint, dass der gesamte Durchgangsverkehr von Holdorf momentan an unserem Hof vorbei fährt ... nein, vorbei rast!


    Das Problem ist wohl zum einen, dass die Dorfausfahrt von Holdorf zum nächsten Ort wegen einer Baustelle gesperrt ist - aber die Strecke ist eben auch die Umgehungsstraße, wenn auf der Autobahn Stau ist und die A1 ist bei uns derzeit wegen der Bauarbeiten des Ausbaus für die dritte Spur dauergestaut. Also fahren alle diejenigen, die über Holdorf in den nächsten Ort fahren, wo dann auch die nächste Autobahnzufahrt ist, nun über Grandorf und über unser Sträßchen vor dem Hof. Wobei ich mal von einer Bekannten aus Hamburg belehrt wurde, dass selbst der Begriff "Sträßchen" für einen asphaltieren Feldweg ja wohl übertrieben wäre. Da gebe ich ihr auch nicht unrecht, denn es passen keine zwei Fahrzeuge aneinander vorbei - eins muss in den Grünstreifen des Wäldchens ausweichen, um das andere durchzulassen.


    Nun wäre das kein Problem, wenn man langsam fährt - aber die meisten ortsunkundigen Autofahrer sind wohl der Meinung, dass sie in der Einöde, in der sie auf der Umgehung gelandet sind, sowieso kein zweites Fahrzeug unterwegs sein kann ... und dass aus einer Hofausfahrt jemand rausfährt oder rausläuft, kommt diesen Leuten meistens auch nicht in den Sinn. Darum heizen sie an unserer Zufahrt vorbei, als wären sie beim Indycar-Rennen.


    Nachdem mir neulich fast ein Autoreifen über den Fuß rollte, weil ich ganz vorne am Rand der Straße stehen muss, um um die Kurve zu sehen, in der des Nachbars Hof steht, nehme ich zumindest die Hunde an die Leine und taste mich mit ihnen ganz vorsichtig zum Rand des Sträßchens. An dieser Stelle bin ich für die morgendliche Dunkelheit und abendliche Dämmerung fast schon dankbar, weil man wenigstens die Lichtkegel sieht, die auf einen zuschießen und vorgewarnt ist - auch wenn man dann temporär erblindet, weil keiner sein Fernlicht ausschaltet, sondern einen mitten ins Gesicht blendet.


    Als darum Natalya kam, waren meine Hoheiten also angeleint und ich war innerlich ein bisschen darauf eingestellt, dass Chia sich genötigt fühlen könnte, das mit Jaulen, Kläffen und Kreischen zu kommentieren, wenn sie nicht gleich zu ihrem Freund Fredy rennen kann, wenn der aus dem Auto steigt.


    Aber wie so oft, überraschte mich meine Chaosfürstin und statt in die Leine zu brettern, benahm sie sich schon fast zivilisiert. Im Nachhinein könnte es sein, dass ihr durchaus bewusst war, dass es besser ist, nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wenn man läufig ist und kein Interesse hat, schwanger zu werden.


    Bis dahin war ich aber noch immer überzeugt, dass es Fredy als schon früh kastiertem Rüden völlig Wumpe ist, ob Chia verlockend duftet, denn in ihren letzten drei Läufigkeiten war er auch immer nur mäßig interessiert und unternahm keine Versuche der plumpen Annäherung.


    Am Sonntag war er dann auch erst mal eher von den Kaninchen unter den Büschen fasziniert und schoß dann auch durchs Gesträuch davon und über den dahinterliegenden Acker, hinter dem Karnickel her.


    Nun ist Fredy ja zum Glück zu träge, um so einem Flitzebogen von Kaninchen wirklich gefährlich zu werden, aber als Fredy die Kurve kratzte, hatte ich meine Mädels auch schon von der Leine gelöst und überlegte, ob das jetzt ein Fehler gewesen sein könnte. Aber weder Bene, noch Chia versuchten das kaninchen einzuholen oder Fredy zu folgen ... bis Natalya ihn zurückrief und Chia wohl dachte, dass ihre Hilfe als Hütehund gefragt ist und sie Fredy zurücktreiben muss.


    Ich kann vorausschicken, dass sie einen super Job machte, denn sie trieb Fredy vor sich her und brachte ihn wieder mit zurück. Meine Begeisterung war aber eher von mäßiger Art und ich überlegte, ob ich ihr Zurückkommen nun belohnen muss oder ihren Hang zum Hüten ignorieren oder unterbinden sollte. Herausforderungen sind das auch manchmal, wenn man das Richtige tun will, aber nicht weiß, was jetzt richtig ist. Also belohnte ich sie fürs Zurückkommen und gab Fredy und Bene auch einen Keks ... und in dem Moment merkte der verfressene Berner Sennenhund, dass da ja noch was viel verlockender duftet, als der Keks in meiner Hand und schon hing er auf Chia!


    Ich war so verblüfft, dass ich nicht gleich reagierte und Chia sich befreite, um vor Fredy zu fliehen - über den tiefen Acker, was natürlich bei einer vorangegangenen Zerrung ganz ungünstig ist.


    Fredy schaffte es dann, Chia den Weg abzuschneiden und nutzte die Gunst des Moments, um meine Chaosfürstin erneut zu bedrängen und statt dass sie zu mir rannte, fetzte sie Richtung Wald los und Fredy hinterher. Ich brüllte "Hier!", dass mir selbst die Ohren klingelten und war heilfroh, dass auch Chia meinen übertriebenen Rückruf wahrgenommen hatte, denn sie zog einen Bogen und stand dann vor mir ... natürlich sofort von Fredy bedrängt.


    Ich sah übrigens das erste Mal, dass Chia nach einem anderen Hund schnappt - sie war also wirklich in größter Not, wenn sie auf ihre 42 Argumente zurückgreifen musste, um sich den triebgesteuerten Freund von der Pelle zu halten. Fredy zeigte sich leider ziemlich unbeeindruckt, aber zumindest konnte ich endlich reagieren und ihn von meiner Hündin ziehen.


    Chia und Fredy wurden dann auch angeleint, aber ich sah gleich, dass Chia wieder hinkte.


    Meine Chaosfürstin war dann auch sehr defensiv unterwegs und suchte meine Deckung. Fredy hingegen war so in Fahrt, dass er sich dann halt Bene zu krallen versuchte ... was keine gute Idee war, denn die schmiss ihn kurzerhand auf seinen breiten Rücken und feudelte mit ihm den Waldboden. So frisch sanktioniert lief Fredy dann auch erst mal brav neben seinem Frauchen her - gut, vielleicht hatte er sein Pulver auch schon weitestgehend verschossen und für mehr Attacken fehlte ihm die Puste.


    Leider hielt dieser Zustand der Entspannung nich besonders lange an, denn Fredy geriet wohl plötzlich wieder Chias olfaktorische Verlockung in die Nase und ins Gehirn und erzeugte dort dichten Wattenebel. Also riss er Natalya fast von den Füßen und hängte sich in die Flexi, dass ich dachte, sie reißt gleich. Ein Glück hat er vor mir mehr Respekt, als vor seinem Frauchen und so stellte ich mich vor Chia und muss dabei bedrohlich genug auf ihn gewirkt haben, dass er sein Vorhaben auf später verschob.


    Natürlich waren wir inzwischen alle gestresst - gut, bis auf Bene, die den Spaziergang trotzdem genoß und erst unleidig wurde, als wir entschieden, die Runde abzukürzen und wieder Richtung Heimat zu laufen. Da stand mein Benchen dann an der Weggabelung und versuchte uns mit einem Sitzstreik umzustimmen. In jeder anderen Situation wäre ich ihrer Aufforderung nach einer größeren Runde gerne nachgekommen, aber in dem Fall war ich einfach nur noch froh, als wir wieder zuhause waren.


    Am Montag hinkte Chia immer noch, was sie aber nicht davon abhielt, erneutes Interesse am Rehhüten anzudeuten.


    Ich lernte somit zwei Lektionen:


    1. Man kann einen Hund maßregeln und zwei Tage später zeigt er das unerwünschte Verhalten trotzdem wieder und hat offensichtlich vergessen, dass man als Mensch damit nicht einverstanden war.


    2. Auch Rehe sind extrem vergesslich, denn anstatt hinter dem Zaun zu bleiben, versuchte das Dusseltier abermals über den Zaun und den Hunden vor die Pfoten zu hüpfen.


    Natürlich kann ich nicht sicher sagen, ob es sich um das gleiche Reh handelte, das am Freitag zuvor in Todesnot geraten war, denn bis auf das schwarze usselige Böckchen, unterscheiden sich die Rehe nicht so markant in ihrem Aussehen, dass man sie auch auf die Distanz voneinander unterscheiden kann. Es war aber ganz sicher ein sehr junges Reh - wie das am Freitag - und es versuchte an der gleichen Stelle über den Zaun zu springen.


    Ich rief also die Hunde zu mir, weil Chia der Situation bereits sehr viel Aufmerksamkeit schenkte und durchaus bereit war, das Reh erneut zu hüten und leinte sie an. In dem Moment setzte das Rehlein auch schon zum Sprung in unsere Richtung an und ich könnte es nur mit viel "Kschksch"-Gezische und einarmigem Gefuchtel (am anderen Arm hingen ja die Hundeleinen) davon abbringen, sich erneut in Gefahr zu bringen.


    Chia war zwar wenig begeistert, dass ich ihr den Spaß verdorben hatte, aber ich konnte sie mit ein paar Keksen trösten.


    Als wir fast zuhause waren, sah ich meinen Nachbarn - oder eher seine gelbe Mütze, die durch Gesträuch leuchtete.


    Er sah uns auch und baute sich dann wie gewohnt am Wegesrand auf, was natürlich Chia schon wieder in den "Hab-acht!"-Modus versetzte. Aber - oh Wunder! - Chia bellte kurz und als ich sie bärenumarmte, schwieg sie sofort und ließ sich von mir ablegen. Ich konnte mich tatsächlich ohne von ihrem Geschrei übertönt zu werden, mit unserem Nachbarn unterhalten.


    Ich weiß nicht, ob das an den Hormonen der Läufigkeit lag, aber wenn ja, dann darf sie gerne wieder öfter läufig werden.


    Ich vermute aber, dass es eher an meinen Rhodiola- und Ashwaganda-Gaben liegt, dass Chia neuerdings so entspannt ist, denn die Kapseln bekommt sie in der Läufigkeit gegen den Fruchtbarkeits-Depri.


    Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag hatte ich Chia dann fast nur an der Leine, weil das Hinken immer noch sichtbar war, wenngleich die Lahmheit weniger wurde.


    Gestern überlegte ich dann aber, dass ich nächste Woche dann doch einen Tierarzttermin vereinbare, aber heute lief die Chaosfürstin dann lahmfrei ... Bene hätte vermutlich eher noch einen draufgelegt, wenn ein Tierarzttermin winken würde, denn die liebt es ja, von allen in der Praxis gekuschelt und verwöhnt zu werden.


    Jedenfalls durfte Chia dann auch ohne Leine laufen und das genoß sie auch sichtlich. Allerdings sah ich dann auch, wie sie plötzlich erstarrte und Richtung Nachbarhof schaute ... wo meine Nachbarin mit ihrem Jack Russel lief.


    In dem Moment konnte ich nur hoffen, dass Chia nicht auf die Idee kommen würde, den Weg zurück zu rennen, um Sammy zu begrüssen und auch wenn ich sehr zweifelte, dass meine Chaosfürsten mir gerade ein Ohr zu leihen bereit war, sagte ich "Lass es!" und ... Chia schaute mich an, kam zu mir, setzte sich vor mich und verlangte nach einem Keks! Ich war extrem erleichtert.


    Nun ist es aber um die Zeit, zu der wir unterwegs sind, auch noch ziemlich dämmrig und ich hätte meine Nachbarin und ihren Hund vermutlich gar nicht wahrgenommen, hätte Sammy kein Leuchthalsband umgehabt und Nadine gewinkt. Ich werde also wohl oder übel in Zukunft die Leinen an den Hunden lassen, bis ich mehr sehe, als blinkende Leuchthalsbänder und schemenhaft fuchtelnde Nachbarinnen.


    Der Gedanke festigte sich dann zusätzlich, als die Hunde einen Kadaver auf dem Weg entdeckten. Ich könnte zwar nicht sehen, was genau sie beschnüffelten, aber im Grunde wollte ich das auch nicht so genau wissen und rief die beiden Hoheiten zu mir. Sie kamen auch beide sofort und sie nehmen zum Glück auch nichts auf, was auf dem Weg liegt, aber das fehlende Tageslicht erschwert die morgendlichen Gassigänge doch ziemlich und ich brauche die Leinen öfter, als wenn es taghell ist.


    Auf dem Rückweg kam uns dann meine Nachbarin mit einer Bollenschaufel entgegen - auf der lag der Kadaver. Ich konnte jetzt auch erkennen, dass es ein Marder war, der vermutlich von einem Raubvogel gemeuchelt und auch schon angefressen worden wurde.


    Man kann sich natürlich fragen, warum meine Nachbarin Tierleichen mit der Bollenschaufel aufsammelt, aber so ist sie halt ... bevor das ein Hund frisst, räumt sie es lieber weg. Ich gebe zu, dass es mir an dieser Umsicht mangelt und ich dann eher denke, dass sich ein Fuchs freut, wenn er noch einen halben Kadaver findet, den er fressen kann.


    Einzig bei einer Katze, die tot auf den Schienen lag, fand ich es angemessen, den Leichnam von den Gleisen zu nehmen und würdig im Wald zu bestatten ... aber bei einem halben Marder organisiere ich keine Beerdigung. Meine Nachbarin schon. Ich schwanke immer zwischen Bewunderung und Kopfschütteln über sie.


    Chia bellte sie übrigens auch nur kurz an und war dann eher an dem Kadaver auf der Bollenschaufel interessiert, denn wenn Nadine den sichert, scheint er ja wertvoll zu sein und dann gewinnt er auch für Chia an Attraktivität.


    Nadine denkt ja nach wie vor, dass Chia bellt, weil sie Angst hat ... ich glaube das nicht, denn sonst würde sie nicht bellen und wenn ich das unterbinde, sich entspannt hinlegen, sondern den Menschen weiter beobachten und fixieren und ihn keinesfalls aus den Augen lassen. Ich glaube immer noch, dass es bei Chia Frust ist. Sie will da hin und erlaube das nicht - also muss Chia ihren Unmut eben rausbellen.


    Wir plauderten dann noch ein Weilchen, weil ich meiner Nachbarin schon letztes Jahr anbot, im Winter meine Reithalle mit zu benutzen und sie mich fragte, ab wann sie Abens mit ihrem Pony kommen könnte, respektive, an welchen Tagen ich die Halle selbst brauche - sie fürchtet ja leider auch, dass Lilo ihr Sternchen für eine Stute halten könnte und zum Angriff bläst ... der Hengst ist bei der größten dänischen Horseshow mitgelaufen und hat sich da nicht für andere Pferde interessiert und ich reite durchaus auch in Stutenbegleitung aus, wenn meine Freundin Janna mit ihrer Haflingerin mitkommt.


    Aber ich erwähnte es ja schon: So ist meine Nachbarin halt ... sie gibt einem hin und wieder Rätsel auf, aber sie ist trotzdem nett ;)


    Das Thema Hundetraining steht morgen ja nach wie vor nicht an. Es wird auf dem Platz zwar wieder trainiert, aber Chia ist läufig und selbst wenn sie mehr oder minder schon durch ist, möchte ich momentan auch nicht riskieren, dass sie sich die Lahmheit beim wilden Spiel mit den anderen Hunden noch mal aufwärmt. Nun haben wir so lange schon Geduld bewisen, da kommt es auf eine Woche auch nicht an ... wenn nicht wieder das Training coronabedingt abgesagt wird, weil die Inzidenzien wieder steigen und wir schon wieder über 300 liegen.