Die Sache mit dem Jackpot

  • Mich beschäftigt seit einiger Zeit die Frage, was für den Hund ein Jackpot ist, bzw. einer sein könnte.


    Viele denken dabei wahrscheinlich in erster Linie an eine außergewöhnliche Futterbelohnung, ein besonderes Spielzeug oder ein Spielritual gemeinsam mit dem Hund, ohne ein Spielzeug.


    Was mich so zum Nachdenken brachte ist, ob es für den Hund nicht so ist, dass er nach dem Training an einem heissen Tag nicht einfach nur das Trinken, Planschen im Wasser oder Schwimmen als Jackpot empfinden könnte. Oder sich nur im Schatten ausruhen möchte und das nun sein Jackpot-Feeling ist.

    Auch Schnüffeln, sich wälzen oder buddeln(wo es erlaubt ist!) können dazu werden.


    Was denkt ihr darüber? Was sind die Jackpots für eure Hunde?

    Welche außergewöhnliche Futterbelohnungen gibt es bei euch, wie gebt ihr sie, also Tube/Roller zum Lecken oder aus der Hand, einer Tupperbox? Stellt ihr selber etwas zusammen für die Tube oder gibt es die gekaufte Leberwursttube? Gibt es selbstgebackene Kekse? Trockenfutter, Nassfutter, kleine Kausnacks?


    Welches besondere Spiel oder Spielritual mögen eure Hunde als Jackpot?


    Wird der Jackpot dadurch „aufgebraucht“ wenn er nun nach dem Training zB. ins Wasser darf oder motiviert das erst richtig für das nächste Mal?


    Fragen über Fragen😅😅😅

  • Alles kann ein Jackpot für einen bestimmten Hund sein.
    Das was er am meisten begehrt, was ihn die meisten Glücksgefühle ausschütten lässt, ist der perfekte Jackpot.
    Für einen faulen Hund kann das Ende des Trainings in Kombination mit rumlümmeln durchaus ein Jackpot sein, aber für meine Spitzohren wäre das jetzt nichts. ^^
    Außer vielleicht im SD, da mache ich mir die "Erschöpfung" schon auch mal zu Nutze...


    Bei uns kann beim Gassigehen durchaus auch einfach mal die Freigabe zum losfetzen, oder der Sprung in den See als Jackpot herhalten.
    Am Hundeplatz ist es entweder Spezialfutter (Nassfutter aus einer Filmdose oder ein Hühnerhals) oder womit ich auch gerne arbeite ist eine ungewöhnlich große Menge vom üblichen Futter.
    Also wenn ich grade eine Übung mit Futter bestätige, bekommt der Hund immer ein und ein Stückchen käse, und ein Jackpot würde dann so aussehen, dass er eine ganz Hand voll Käse auf einmal kriegt. Das wird begleitet von aufgeregtem freudigen Lob meinerseits und Tätscheln, da drehen die immer fast ab :D

    Wenn ich mit Beute bestätige, dann geht es bei Ero definitiv um die Größe. ^^

    Je größer das Beutestück, als desto hochwertiger empfindet er die Bestätigung.


    Und grundsätzlich ist es bei uns auch so: je mehr ich mich freue, desto mehr freuen sich die Hunde. Also manchmal darf man auch einfach mal gepflegt ausflippen vor Freude, und auch mal etwas länger als nur 10 Sekunden. Auch das wird hier als Jackpot empfunden. :)

  • Ruebchen

    Ich stell mir grad Ero mit seiner großen Beute vor, er platzt sicher vor Stolz😄

    Wir sind da ziemlich konform. Ich nehme meist auch das normale Futter und beim Jackpot gibt es dann eben deutlich mehr davon plus großer Begeisterungsstürme meinerseits.

    Und weil ich mich so freue, freut es die Hunde und der ganze Popes wackelt beim Wedeln😄

    Mir war nur nicht ganz klar, ob es tatsächlich so ist, dass der Hund auch das Planschen etc. als Jackpot wahrnimmt. Für Boss ist es definitiv Wasser und Spielen, für Ganja alles Fressbare. Und Wasser, aber erst bei angenehmer Temperatur, Prinzessin eben 👑

  • Mir war nur nicht ganz klar, ob es tatsächlich so ist, dass der Hund auch das Planschen etc. als Jackpot wahrnimmt.

    Das kann ich mir schon vorstellen, aber im Training ist das ja nicht wirklich umsetzbar. Auch ein Jackpot muss ja unmittelbar kommen, damit der Hund ihn mit der Handlung verknüpft. Also wenn ihr nicht grade den Baggersee am Hundeplatz habt, scheidet das für das reguläre Training als Jackpot wohl eher aus. Außer halt eben beim Gassi zb. ^^

  • Oder man hat unmittelbar neben dem Wasser eine Wiese oder ein Gelände fürs Training. Da gibt es zwei, drei Stellen, wo das möglich ist🍀


    Das wird dann spannend, wenn es wieder feine Außentemperaturen hat. Mal sehen.

  • der größte Jackpot bei Witus wären eindeutig Katzen oder die in den Boxen wartenden Hunde auf dem Hundeplatz... :D

    Leider wird er diesen Jackpot nie wirklich bekommen.


    Aber ich bin mir nicht sicher ob das Konzept des Jackpottes wirklich vom Hund so wahrgenommen wird. Das ist mMn eher eine Vermenschlichung.

    Genau so wie viele Hunde keine weitere Gangart zwischen Liegen und Sprinten kennen - also entweder sie dösen oder sie sprinten schnell irgendwo hin - gibt es für diese Hunde auch keinen Jackpot. Witus macht für jeden Sch..ß ein freudiges Fuß oder ein spritziges Platz. Egal ob es eine Beißwurst, ein Ball, ein Knüppel oder ein Zweiglein / Halm eines Unkrautes ist.

    Auch bei der Belohnung mit Leckerchen konnte ich nicht feststellen dass er da für ein Hähnchenbruststückchen besser "arbeitet" als für einen TrFu-Brocken. Wenn er im Futtermodus ist dann macht er auch alles toll für ein olles, ausgetrocknetes Stück Fährtenwurst. ^^


    Ansonsten, was soll ein Jackpot sein? Wenn ich nur sage, ok du warst heute super toll in der UO auf dem HuPla oder draußen bei einer Hundebegegnung, jetzt gehen wir ganz toll Baden im Waldsee. Das ist doch kein Jackpot, kann er eh niemals verknüpfen.


    Jackpot ist, wenn der Hund unmittelbar nach einer tollen Verhaltensweise schnell und freudig belohnt wird, egal ob mit Spielie, Keks oder überschwänglichem Lob mit heller Stimme.

    Einmal editiert, zuletzt von Micha369 ()

  • Das Thema Jackpot ist total interessant.


    Micha369 hat Recht, Jackpot ist ein Event Marker, zumindest wenn man es im Sinne des Erfinders sieht.


    Das heisst, ein Jackpot muss unmittelbar auf das Verhalten folgen, nicht erst nach einem Marker. Und er muss absolut unerwartet, überraschend erfolgen.


    Man muss beachten, dass das Geben von Jackpots auch Nachteile haben kann. Wenn man zu oft Jackpots gibt, kann das sogar negative Auswirkungen auf das angepeilte Verhalten haben. Verhalten kann damit nicht unmittelbar beeinflusst werden. Also weder die Schnelligkeit, noch die Präzision der Ausführung kann damit hervorgehoben werden, der Hund hat kein Bewusstsein über "schneller, höher, besser = mehr Belohnung"


    Wenn man zu oft Jackpots gibt kann es den Wert des ansonsten gegebenen Belohnungsfutters herabsetzen oder es kann zu Frust/Enttäuschung führen wenn der Hund die Erwartungshaltung entwickelt, einen Jackpot zu bekommen, kriegt dann aber "nur" ein normale Belohnung.


    Wenn das Fressen des Jackpots länger dauert, verringert sich sogar die Assoziation mit dem Verhalten das den Jackpot hervorgerufen hat.


    Im Clickertraining gibt man einen Jackpot normalerweise wenn der Hund ein neues, gewünschtes Verhalten zum ersten Mal zeigt oder das erste Mal ein schwieriges, komplexes Verhalten zustandegebracht hat.


    Dann gibt es noch die Unterscheidung "alles auf einmal" oder "jedes Stückchen einzeln nacheinander". Original Jackpot ist aber "alles auf einmal".


    Ich benutze jedoch gerne die "jedes Stückchen einzeln nacheinander" Methode, wenn ich die Dauer eines Verhaltens verstärken möchte. Also zB beim Rückruf, wenn der Hund kommt, etliche einzelne Stückchen füttern damit das Dableiben gefördert wird. Auch im Vorsitz zum Beispiel. Aber ich würde sagen, das ist dann kein wirklicher Jackpot. Auch beim Festigen des Verweisens für Fährte oder Substanzsuche wendet man das an um den Fokus auf das Objekt bzw. Geruch zu verstärken.


    Es gibt viele verschiedene Ansichten und jeder wendet es etwas unterschiedlich an. Die Wissenschaft hat übrigens keine besonderen Vorteile des Jackpots in Versuchen festgestellt.


    Manche sagen er dient vor allem dem HF, weil es Spass macht Jackpots zu geben, und damit kann es gut für Beziehung und Motivation des Teams sein, durch die guten "Vibes".

  • sehe ich auch so. Der Hund kann nicht unterscheiden zwischen riesen Beute und kleiner Beute. Das sehe ich immer wieder wenn wir draußen spielen. Ich werfe einen großen Ball, eine große Beißwurst, einen großen Knüppel und der Hund rennt hinterher und bring es stolz zu mir zurück. Dann nehme ich ein mini Stöckchen oder eine sehr kleine Beißwurst und dem Hund fällt sofort die große Beute aus dem Fang und er will nur noch die winzige Beute von mir haben.


    Genau so mit Leckerchen. Ich kann mit einem winzigen Leckerchen meinen Hund genau so freudig laufen sehen bzw. er wirft sich genau so eifrig ins Platz wie mit einem großen Brocken Rindfleisch in meiner Hand.


    Da ist auch wieder mal viel Vermenschlichung im Spiel.

    Man unterstellt dem Hund menschliche Fähigkeiten. Er kann aber nicht vergleichen. Und Logik bleibt unseren geliebten Tieren leider (oder zum Glück??) auch verwehrt. Logik ala: "Wenn ich mich ganz doll anstrenge und meinen Zweibeiner zur Begeisterung bringe dann bekomme ich ganz bestimmt etwas ganz tolles dafür"

    Einmal editiert, zuletzt von Micha369 ()

  • Also meine Hunde schätzen einen Jackpot sehr. Und dieser hat in keinster Weise etwas mit groß oder klein sondern mit „Besonders“ zu tun. Offensichtlich hat ihnen niemand die Wissenschaft erklärt.


    Ich verwende derzeit den Jackpot, um z.B. ganz gezielt Schnelligkeit in eine Übung zu bekommen. Sobald mein Hund diese Übung(mit normalem Futter und viel verbalem Lob) immer schneller ausführt, gibt es nach drei/vier Versuchen einen Jackpot und dann ist Übungsende. Das motiviert fürs nächste Training und der Hund weiß auch, er ist auf einem tollen Weg. Wenn ich dann später diese Übung wieder abfrage, geht es wieder so weiter, der Hund ist aber schon schneller geworden.

    Für Übungen, die der Hund bereits kann und auch generalisiert sind, gibt es hier intermittierende Verstärkung.


    Ich sehe da nichts von Vermenschlichung. Auch nicht vom Idealismus des HF, der sich so freut, seinem Hund mal einen Jackpot geben zu können. Das sehe ich hier als sehr falsch interpretiert, hat es doch mit meiner alleinigen Freude zu tun. Ich sehe, mein Hund ist hoch motiviert und das freut sowohl mich ALS AUCH meine Hunde. Und wenn ich einen großen Brocken Rindfleisch für meine Hunde in den Händen halten würde, würden sie sich 100%ig vor lauter Begeisterung über so einen tollen Jackpot besonders anstrengen um herauszufinden, wofür sie das Rindfleisch bekommen.


    Und das wiederum hat mit der Kunst der Motivation des Hundes zu tun. Je genauer ich weiß, wie ich meinen Hund am Besten motivieren kann-dass er mir genau das zeigt was ich möchte-umso eher begreift er, was er zu tun hat.

  • Also, Axel unterscheidet zwischen einer Beisswurst oder einem Beisskissen oder einem Beissarm und es kommt ihm wohl prinzipiell schon erstmal auf die Grösse an aber ein "toter Beissarm" ist halt dann auch wieder weniger wert als eine durch die Luft zischende Beisswurst.


    Man kann die Hunde aber durch Üben dazu bringen von einem grösseren "lebendigen" Motivator abzulassen um mit einem eigentlich kleineren Motivator belohnt zu werden. Also zB. den Beissarm loslassen und mit einem Ball dafür belohnt werden. Funktioniert nach Übung auch wenn der Beissarm in Aktion ist.


    Oder einen Ball loslassen und dafür mit einem Futterstückchen belohnt werden.


    Ich glaube der Jackpot kann gut funktionieren als Teil eines, wie Boss sagt, intermittierenden Verstärkungssystems. Wenn der Hund nicht genau weiss wann und/oder welche oder wieviel Belohnung kommt, steigert das die Motivation dafür mit vollem Eifer zu arbeiten.


    Ich sehe, mein Hund ist hoch motiviert und das freut sowohl mich ALS AUCH meine Hunde.

    Ja klar, so ist das auch gemeint. Diese motivationssteigernde Freude ist natürlich keine Einbahnstrasse. :S

  • Ich sehe, dass der Jackpot hier sehr gut funktioniert. Ob das nun wissenschaftlich belegt ist oder auch nicht, ist für mich nicht relevant. Ich orientiere mich da ausschließlich an meinen Hunden, die sind immer ehrlich in ihrem Verhalten und zeigen mir sehr genau, so geht es oder so eher nicht. Oder nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe😅


    Das, was du mit Beisswurst oder Beissarm beschreibst, bestätigt meine Meinung für das Besondere. Oder auch anders ausgedrückt „Wertigkeit“ für den Hund. Denn was genau eine Belohnung für den Hund ist, kann und wird er entscheiden. Und es ist ja auch immer interessant zu entdecken, welchen Wert gerade in diese Situation für meinen Hund eine besondere Belohnung ist.


    Allerdings sehe ich den Jackpot sehr wohl als wunderbar effektiven und sehr vorhersehbaren Verstärker für den Hund im Rückruf. Da geht nichts mit intermittierend. Das muss für den Hund ganz klar sein, wenn er kommt, dass es Party und was Tolles als Belohnung gibt.

    Es kommt also, wie immer, ganz auf die Situation an. Und ich habe auch von erfolgreichen Obedience-Teilnehmern bereits meine Theorie bestätigt bekommen, dass eine Belohnung nicht immer etwas mit Futter oder Spielzeug zu tu haben muss, sondern es durchaus einfach Durst löschen nach einem Training in der Hitze sein kann.

    Das ist dann in dieser Situation das, was der Hund am liebsten hat. Was mich wieder zum Satz bringt, dass nur der Hund entscheiden kann, was für ihn in dieser Situation die beste Belohnung sein kann.


    Sicher kann man dem Hund viele Ersatzalternativen anbieten. Dann ist er zwar auch zufrieden. Aber, einJackpot soll ja eine wahre Flut an Glücksgefühlen auslösen können, sonst ist es eben kein Jackpot.