Erziehung oder Genetik??

  • Gab es denn Zweifel daran, dass man DNA nicht wegerziehen kann? 😉

    0 oder 1 bringt uns ja in diesem Thema nicht weiter. Es sind ja Lebenwesen, da wird es komplexer. ;)


    Natürlich kann man die Genetik erzieherisch abschwächen oder in ihre Richtung arbeiten.

    Wenn Du einen genetisch entsprechend veranlagten Hund nie stark machst, sondern

    genau in die gegensätzliche Richtung arbeitest, dann bekommst Du zu einen

    anderen Hund, als wenn Du schon im Welpenalter mit Helfertreiben anfängst.

    Macht natürlich keinen Sinn, aber zeigt den Grundsatz.


    Aber geht es in der Genetik nicht genau darum einen Hund zu schaffen, der im Schwerpunkt möglichst schon das mitbringt, was ich am Ende raushaben will? Bzw. eine Veranlagung hat, die ich entsprechend dem Ausbildungsziel formen kann?

    Es geht doch nicht darum, gegen die Genetik zu arbeiten, sondern mit ihr. Sie ist - wie schonmal gesagt - das Grundfundament. Auf sie setzt die Erziehung weiter formend auf.


    Und in Bezug auf die Erziehung sehe ich es als Koordinatenkreuz.

    Je mehr ein Hund genetisch seinen Schwerpunkt hat, um so anspruchsvoller ist die Erziehung und um so präziser muss sie sein. Heißt, um so weniger Fehler darf ich machen.

    Gleichzeitig ist das Ergebnis aber auch entsprechend gut für den Verwendungszeck, wenn ich es richtig mache. Wenn ich bei der Erziehung patze, ist das Ergebnis halt entsprechend Mist bzw. kann bis gefählich sein.


    Im Podcast "IGP im Kopf" Folge 14 "Helfertreiben ins Neue Jahr" ab Minute 20:30 geht es auch um Genetik und Ausbildung.

  • Gab es denn Zweifel daran, dass man DNA nicht wegerziehen kann? 😉

    Ja, deswegen habe ich den Faden aufgemacht.


    Aber geht es in der Genetik nicht genau darum einen Hund zu schaffen, der im Schwerpunkt möglichst schon das mitbringt, was ich am Ende raushaben will? Bzw. eine Veranlagung hat, die ich entsprechend dem Ausbildungsziel formen kann?

    Es geht doch nicht darum, gegen die Genetik zu arbeiten, sondern mit ihr. Sie ist - wie schonmal gesagt - das Grundfundament. Auf sie setzt die Erziehung weiter formend auf.

    Ja genau!

    Habe ich dann vorher gesagtes irgendwie falsch verstanden?? :/

  • Also, mein Anspruch ist es Hunde zu züchten, die mir selbst gefallen und die ich selbst gerne führen mag.


    Dieser Typ kann einer sein, der für einen Nicht-Sportler passt und gefällt oder auch nicht.


    Mein Anspruch ist es nicht, Hunde für irgendeinen „Markt“ zu produzieren, was sich bei mir auch in den Preisen widerspiegelt.


    Ob die dann jemand zu reaktiv, angekratzt, lahm, whatever findet ist mir ziemlich egal, davon mache ich mich frei.


    Aber geht es in der Genetik nicht genau darum einen Hund zu schaffen, der im Schwerpunkt möglichst schon das mitbringt, was ich am Ende raushaben will? Bzw. eine Veranlagung hat, die ich entsprechend dem Ausbildungsziel formen kann?

    Es geht doch nicht darum, gegen die Genetik zu arbeiten, sondern mit ihr. Sie ist - wie schonmal gesagt - das Grundfundament. Auf sie setzt die Erziehung weiter formend auf.

    Genau, Genetik ist dazu da, dass ich eben kein Profi sein muss um mit dem Hund auf dem Platz arbeiten zu können. Und da wird bei jeder vernünftigen Gebrauchshundezucht auch der Schwerpunkt drauf liegen und nicht darauf, dass Frau Müller einen möglichst phlegmatischen Hund in DSH-Optik bekommt.


    Was nicht ausschließt dass ein Gebrauchshund für Frau Müller passen kann, weil sie mit dem Typ Hund gut zurecht kommt. So wie er ist, als Gebrauchshund.

  • Ich sage, dass Genetik mehr wiegt als Erziehung, weil du eben nur in dem Rahmen erziehen und ausbilden kannst, den der Hund/das Tier genetisch mitbringt

    Das ist mir zu pauschal und so auch nicht richtig. Genetik ist nicht Wonderwomen.

    Natürlich kann man auch "gegen" die Genetik erziehen.


    Ein genetisch veranlagter Schutztrieb z. B. kann durch konsequente Sozialisierung in ungefährliche Bahnen gelenkt werden – oder durch falsche Führung verstärkt und problematisch werden.


    Oder um es ganz platt zu sagen: Wenn Du einem Jagdhund jedesmals mit dem Stromhalsband einen verpasst, sobald er auf einen Hasen ansetzt, jagd der nach kurzer Zeit nichts mehr, da bin ich mir ziemlich sicher. Und, hat er jetzt eine andere Genetik als vorher?


    Genetik ist Veranlagung, sprich ohne erzieherischen Einfluß bringt der Hund bestimmte Verhaltensweisen mit.


    Hab diese zwei Beispiele mal ChatGPT abgeluchst :)


    Deutscher Schäferhund (Schutztrieb & Wachsamkeit)

    • Genetik: Schäferhunde wurden für Schutz und Arbeit gezüchtet – sie sind intelligent, aufmerksam und haben einen ausgeprägten Schutztrieb.

    • Erziehung: Wird dieser Hund nicht konsequent sozialisiert und geführt, kann er aus Unsicherheit oder Überverantwortung aggressiv reagieren.

    • Fazit: Gute Führung kanalisiert seinen Schutzinstinkt sinnvoll (z. B. als Familien- oder Diensthund). Ohne Erziehung wird er zum Problemhund.


    Labrador Retriever (freundlich & menschenbezogen)

    • Genetik: Labradore wurden für Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet, sind oft freundlich, nervenstark und lernwillig.

    • Erziehung: Sie sind leicht erziehbar – aber ihre Begeisterung kann ohne klare Regeln in Hyperaktivität oder aufdringliches Verhalten umschlagen.

    • Fazit: Die Genetik erleichtert die Erziehung, aber ohne Führung wird auch der gutmütigste Hund "nervig".


    Zusammenspiel von Genetik und Erziehung

    Formelhaft ausgedrückt:

    Zitat
    Verhalten = Genetik + Erfahrung (Erziehung & Umwelt)

    Einige Fachleute geben sogar grobe Richtwerte an wie:

    • 30–50 % Genetik

    • 50–70 % Umwelt/Erziehung

    Das variiert aber stark je nach Hund, Rasse und individueller Geschichte.


    Und da es so variiert, kann man hier auch keine pauschale Aussage treffen. :)

  • Leute, ich habe mich falsch ausgedrückt.
    Ich wollte mit meinem letzten Beitrag in diesem Faden nicht speziell Korbi kritisieren. Ich habe nur seinen Beitrag quasi zum Anlass genommen, das hat etwas impliziert was ich so nicht ausdrücken wollte. Korbi, ich schätze deine Beiträge hier und man merkt, dass du weißt wovon du sprichst.. deinen Wunsch, nach einem LZ DSH, der nicht für den "großen Sport" "reicht" kann ich auch nachvollziehen und das was DU darunter verstehst gibt es auch zu genüge. Denn solche Hunde machen einen großen Teil der Population aus.. das sind halt einfach die "normalen" Exemplare, also trieblich und aggressionstechnisch gesehen. Bestmögliche Nerven wünscht man sich natürlich immer, egal ob für "nur daheim" oder die ganz große Bühne.

    Mich nervet es nur, dass allgemein von vielen Seiten, hauptsächlich von "Unwissenden" (= Hundeneulinge, oder mindestens Rasseneulinge) nach moderaten LZ DSH geschrien wird, weil die Spezialisten ja nicht zu halten wären. Ja, dann HOL dir halt keinen Spezialisten, bitte!

    Denn was DIESE Leute unter "moderat" verstehen, wäre der Untergang für die Rasse. Und es kann nicht sein, dass die Zucht einer ganzen Gebrauchshunderasse leidet, weil Lieschen Müller und ihre drölfzig Sofaschmuser-Freundinnen LZ(!) DSH "brauchen". Schon dreimal nicht, wenn die einzige Begründung für diesen Wunsch das nicht-wollen einer anderen (passenderen) Rasse ist, meist wohl aufgrund der Optik.


    Ich gebe auch an Nicht-Sportler wenn es passt und ich ein gutes Gefühl habe. Überhaupt kein Thema. Aber erziehen muss man dann können und wollen. Und daran scheitert es leider zu 99% bei den Anfragen.

    Das habe ich gemeint, danke. ^^ :thumbup:


    was würdest du denn mit einem owtscharka anfangen wollen Ruebchen? Für den hundesport sind die doch eher nicht geeignet?


    Nein, die sind nichts für irgendeinen Sport. ^^


    Was ich mit dem anfangen wollen würde? Na anhimmeln! :D
    Ich finde die Rasse einfach so cool... ich habe ein Herz für richtig große, zottelige Hunde, und ich habe ein Herz für Hunde die ihrer Genetik entsprechend arbeiten und agieren.
    Es sind Herdenschutzhunde, wie du schon geschrieben hast zur Wolfs- & Bärenabwehr.

    Und darum schreib' ich ja, ich habe weder das entsprechende Grundstück, noch eine Herde zum beschützen, deshalb werde ich nie einen solchen Hund halten. Aber ich find' sie trotzdem mega toll. ^^

  • Denn was DIESE Leute unter "moderat" verstehen, wäre der Untergang für die Rasse. Und es kann nicht sein, dass die Zucht einer ganzen Gebrauchshunderasse leidet, weil Lieschen Müller und ihre drölfzig Sofaschmuser-Freundinnen LZ(!) DSH "brauchen". Schon dreimal nicht, wenn die einzige Begründung für diesen Wunsch das nicht-wollen einer anderen (passenderen) Rasse ist, meist wohl aufgrund der Optik.

    Ich wollte nen DSH wegen der Optik!!!!

    Und meiner schmust nicht mal richtig ;(
    Aber wir arbeiten dran 8o

  • Natürlich kann man auch "gegen" die Genetik erziehen.

    Kann man. Aber wozu?
    Ich verstehe diese Leute nicht, die sich und den Hunden das antun.

    Warum einen Greyhound kaufen, und dann dem Hund und sich selbst das Leben mit ewigem anti-Jagdtraining versauen?

    Warum einen Alaskan Husky kaufen, und dann an der Leinenführigkeit und am desire-to-run verzweifeln?
    Warum einen Kangal kaufen, und dann am territorialverhalten ggü. Fremden schrauben wollen (und eh scheitern)?

    Warum einen Bordercollie kaufen und dann sich dann wegen der gestressten Hüte-Ersatzhandlungen die Haare raufen?

    Also warum einen LZ(!) DSH kaufen, und dann gegen Härte, Kampfgeist, Durchsetzungsvermögen und mentale Ausdauer ankämpfen?

  • Denn was DIESE Leute unter "moderat" verstehen, wäre der Untergang für die Rasse. Und es kann nicht sein, dass die Zucht einer ganzen Gebrauchshunderasse leidet, weil Lieschen Müller und ihre drölfzig Sofaschmuser-Freundinnen LZ(!) DSH "brauchen". Schon dreimal nicht, wenn die einzige Begründung für diesen Wunsch das nicht-wollen einer anderen (passenderen) Rasse ist, meist wohl aufgrund der Optik.

    Ich wollte nen DSH wegen der Optik!!!!

    Und meiner schmust nicht mal richtig ;(
    Aber wir arbeiten dran 8o

    Ich weiß! Ich mag dich sehr, aber diesen Ansporn finde ich fragwürdig... und was man sagen muss: du hattest auch echt einfach ein Riesen Glück mit deinem Hund. Das hätte auch anders laufen können, sehen wir hier ja auch immerwieder.

    Aber ich gönne es dir ja auch, so ist es nun ja nicht. :D ;)

  • Das hätte auch anders laufen können, sehen wir hier ja auch immerwieder.

    Ja voll! :D

    Ich weiß das Du es mir gönnst...ja, ich hatte echt Glück...aber nicht nur mit dem Hund.

    Auch das Katharina anfangs aus Angst so einen Druck gemacht hat...sonst hätte ich das

    mit der Erziehung nicht so ernst genommen.

    Auch hatte ich von Anfang an totales Vertrauen in meinen Hund...keine Ahnung warum.


    aber diesen Ansporn finde ich fragwürdig

    Für mich hat ein Hund eine lange Schnauze und Stehohren. Da blieb dann nur Dobermann (ist mit den Ohren ja jetzt auch vorbei) und DSH.
    Und beim DSH mochte ich diese Verbundenheit mit seinem Menschen. Am Ende war die Reportage über Jessat und das Telefonat mit ihm Schuld.

    Dann lief er los mit seinem Idealbild vom "Mann und sein Schäferhund" im Kopf. :saint:


    Sorry für das Glück...ich bete jeden Morgen und bedanke mich beim universum, versprochen!

  • sonst hätte ich das

    mit der Erziehung nicht so ernst genommen.

    Auch hatte ich von Anfang an totales Vertrauen in meinen Hund...keine Ahnung warum.

    Die Unbedarftheit eines Newbies. 8o

    Aber so eine Prise davon ist auch gut, wer zu verkrampft und verkopft ran geht macht auch wieder nur Murks. :D

  • Ruebchen
    JA - ich habe eine (persönliche) genaue Vorstellung....

    Ich kann auch einen sehr triebigen Leistungshund "regeln"......nur ist ein imens triebstarker Hund in meinen Augen viel besser im Sport aufgehoben.

    Charakterstärke ist für mich eine wichtige Anlage......nachdem ich schon so vieles - in die andere Richtung- gesehen habe und jetzt auch hier habe.
    Es ist einfach nur traurig, mit zu erleben oder erfahren zu müssen, dass Dein eigener Hund NIEMALS etwas hinkriegen wird, weil er dazu nicht in der Lage ist......bzw. schon von Kleinigkeiten maßlos überreizt ist.

    Und ich bin nach wie vor der Meinung.....was ein Hund NICHT an Anlagen in sich trägt, kann ich nicht herzaubern.....- also ist die Genetik ausschlaggebend für die Anlagen IM Hund.

    Die zukünftigen Besitzer......steht wieder auf einem ganz anderen Stern..... ;)

    Hunde aus der LZ sind ganz bestimmt nichts für Hundeschulen und Wattebällchen-Werfer.....aber das bin ich auch nicht - ganz und gar nicht.
    LZ-Hunde die dann in Familien gehalten werden, nur an der Leine laufen dürfen bzw. niemals leinenführig "erzogen" werden, viel zu fett gefüttert, dass sind genau die Dinge, wo ein Hund in den falschen Händen ist.

    Meine Hündin wurde knapp 12 Jahre alt....und ich habe bis heute noch Kontakt zur Züchterin....ich treffe sie auch auf der LGA...
    Wenn ich einen Wunsch frei hätte oder zaubern könnte.....dann WILL ich meine Hündin wieder haben....vom Charakter und vom Wesen her....das BESTE war mir passieren konnte !!!

  • Ich finde beim DSH ist das Problem nicht mal, dass man so sehr gegen die Genetik arbeiten müsste um einen alltagstauglichen Hund zu haben.


    Das Problem ist viel mehr, dass der Anspruch daran was einen alltagstauglichen Hund ausmacht immer absurder wird und die modernen Trainingsmethoden nicht zu dieser Rasse passen. Wie Gerd Leder mal so schön über den AAH sagte: die sind zu einfach gestrickt für die Leute. Und genau so empfinde ich das auch beim DSH.


    Und dann wird halt gegen alles „trainiert“ was diese Hunde ausmacht. Das macht einfach keinen Sinn und mir persönlich wären meine Ressourcen dafür auch zu schade. Es gibt so viele moderate Rassen, wo man sich nicht mit diesen Eigenschaften befassen muss und auch wesentlich besser geeignete Hundetrainer findet.


    Das geht ja sogar so weit dass ich mich echt frage, warum man seine Ressourcen dann nicht dafür opfert die Hunde typgerecht auszulasten. Da wäre der Aufwand dann auch nicht mehr höher, der Hund aber sicherlich zufriedener.

    Einmal editiert, zuletzt von Secans ()