Malinois - geht nach vorne

  • Liebe Community


    Diese Frage richtet sich an Hundehalter, die bereits Malinois selber geführt haben und verschiedene Hunde dieser Rasse kennen. Ich besitze eine 1.5 Jahre alte Mali Hündin. Sie hat die ganze Palette gezeigt, die diese Hunde halt so mitbringen. Ich führe sie klar und konsequent. Sie gehorcht sehr gut. Allerdings ist sie ausgesprochen territorial, beschützerisch und Menschen gegenüber sehr skeptisch (Mali halt.. und ja, ich habe sie sorgsam sozialisiert).

    Sie ist mittlerweile perfekt leinenführig - muss jeweils hinter mir laufen. Ich führe sie sorgsam und vorausschauend - mir ist bewusst, einen Hund zu führen, der bereitwillig nach vorne gehen kann. In der Regel reagiert sie Menschen gegenüber neutral und ich kann mit ihr auch in belebtere Fussgängerzonen. Sie kann bei einzelnen Fussgängern allerdings auch auslösen und nach vorne gehen. Das passiert sehr selten - aber die Möglichkeit ist gegeben. Passiert das, korrigiere ich sie unmittelbar. Für mich gibt es zwei Szenarien: entweder wird das mit der Zeit besser - meine Hündin gewinnt mehr und mehr Sicherheit und lernt nach jeder Korrektur, das nach vorne gehen bei Menschen komplett unerwünscht ist und stellt ihr Verhalten irgendwann ein. Oder aber die genetische Komponente ist einfach zu stark. Das ist das zweite Szenario. Dass meine Hündin zwar durchaus weiss, was ich von ihr will, aber der Instinkt schlicht überwiegt.


    Wie sind Eure Erfahrungen? Wie schätzt Ihr die Situation ein - besser früher als später akzeptieren oder hoffen (und weiter üben).


    Habt vielen herzlichen Dank für Eure Hilfe❤️

  • Das ist seeehr schwierig so von der Ferne aus zu beurteilen.

    Man müsste wissen warum sie das macht, wie sie es macht, wo, wann .........

    Woher stammt deine Hündin?


    Bei den Malinois ist auch nicht einer wie der andere.

    Welcher Teil von dem Verhalten ist genetisch? Wenn man davon ausgehen würde, dass das nach-vorne-gehen genetisch sein könnte also im Sinne von Flight oder Fight und die Lösung des typischen Malinois wäre theoretisch Fight, so kann man dessen auch nicht sicher sein. Nach-vorne-gehen kann durchaus erlerntes Verhalten sein. Auch von Hunden die genetisch eher der Flight Typ sind. Das ist sogar häufiger behaupte ich einfach mal.


    Wenn du meinst "sie gewinnt vielleicht mit der Zeit mehr Sicherheit", deutet das darauf hin, dass ihr Verhalten aus Unsicherheit resultiert oder meinst du "mehr Sicherheit beim Befolgen deiner Erziehung"?


    Man müsste auch wissen, wie korrigierst du, warum korrigierst du? Hast du andere Strategien schon ausgeschöpft?

  • Herzlichen Dank für Deine Antwort. Im

    Welpen-/Junghundehalter ging sie bei allem und jedem aggressiv nach vorne. Für mich war das klar Unsicherheit - und das nach vorne gehen schlicht ihre erste instinktive Reaktion auf Auslöse Reize. Ich habe mit Ankündigungen und positiver Verknüpfung gearbeitet - erst wenn ich damit nicht erfolgreich war, habe ich mit dem Schnauzgriff korrigiert. Kam mir bsp. ein Fussgänger entgegen, habe ich diesen mit entspr. Markerwort angekündigt - worauf die Hündin sich mir in der Regel zugewandt hat - die Zuwendung wurde dann mit einem „Jackpot“ Leckerli belohnt. Sie erfolgte eine Umorientierung an mich und eine positive Verknüpfung. Ich habe mich um Begegnungen mit Menschen bemüht - auch auf Hundeplätzen, damit sie auch unangeleint auf Menschen zugehen und positive Erfahrungen sammeln kann - mit Menschen, die korrekt auf Hunde zugehen.

    Es hat lange gedauert und brauchte viel Geduld - wir waren aber erfolgreich.


    Bin ich allerdings länger als 10 min an einem Ort, würde sie bei allen Fremden Personen, die sich uns frontal nähern, nach vorne gehen. Würde - weil sie es auf meine Ansage hin lässt - diese muss aber frühzeitig erfolgen. Hier ist es sicher Territorialität.


    Wenn sie heute bei Fussgängern auslöst, habe ich das Gefühl, dass es eine Mischung aus Unsicherheit und beschützen ist. Das frontal auf uns zukommen reicht nicht aus - meistens kommt ein Merkmal hinzu, das ihr nicht behagt.


    Ich finde es wirklich schwierig. Ich arbeite positiv soweit es geht - gebe meiner Hündin aber immer zu verstehen, wenn ein Verhalten unerwünscht ist.

  • Hallo,

    schön wäre es, wenn du dich noch etwas genauer vorstellen würdest. Wie lebt ihr, machst du Hundesport, wo kommt der Hund her etc. Vielen Dank.


    Zum Thema. Mein jetziger Malinois war gerade im Welpenalter genau so. Auch heute mit 4 Jahren muss ich auch noch immer sehr aufmerksam sein, hier aber mehr noch wenn plötzlich ein Radfahrer, Jogger etc. von hinten oder von der Seite kommt.

    Er wird nie ein Hund, mit dem ich unbesorgt durch die Gegend schlendere. Bei entsprechender Umsicht sind Fußgängerzonen etc. möglich, er läuft dabei sehr entspannt, aber so ein flotter E-Scooter bringt ihn dann gleich wieder auf 100...

  • Wie sind Eure Erfahrungen? Wie schätzt Ihr die Situation ein - besser früher als später akzeptieren oder hoffen (und weiter üben).

    Nichts riskieren, Maulkorb drauf, weiter am Gehorsam arbeiten und akzeptieren, dass diese Hunde so sein sollen und entsprechend führen. Aus einem Mali wird kein Labbi.

  • Hey,


    Ja, Malis können explosiv reagieren - und sie reagieren blitzschnell - nachdenken tun sie erst hinterher. Daher denke ich, dass ich zwar darauf einwirken kann, dass sie noch seltener auslöst. Aber selbst wenn es mir gelingen sollte, dass die Hündin dieses Verhalten in Zukunft nicht mehr zeigen sollte - darf das keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass dies schlicht zu ihr gehört. Malis sind grossartige Hunde - aber trotzdem - und mit dieser Ansicht bewege ich mich vermutlich auf dünnem Eis - finde ich es wichtig, dass sie eine gewisse Alltagstauglichkeit mitbringen (weit weit weg vom Labbi-Level versteht sich 😉). Das bringt meine mit (- in Kombi mit harter Knochenarbeit:-)). Trotzdem muss man für sich klären, ob man mit dem Worst-Case Szenenario leben könnte - bevor man sich einen Mali holt. So gross können die Unterschiede zwischen den einzelnen Tieren sein. Was ich irgendwie schade finde.


    Aber ihr kennt Euch sicher viel besser aus - ja ich oute mich, es ist mein erster Malinois. Es ist eine wirklich tolle Hündin - war aber ein hartes Einsteigerexemplar. Immerhin war ich nicht blauäugig. (Meine Einstiegsfrage in diesem Forum könnte dies vermuten lassen - weil sich die Hündin aber so krass gemacht hat, ist es als Erstbesitzer schwierig auszumachen, was noch alles drinliegt - aber Genetik bleibt Genetik. Würden mehr Gebrauchshunde geführt - wären die Stimmen „vom anderen Ende der Leine“ vermutlich leiser).

  • Kein Mali hier, aber ein Osteuropäer - klingt für mich ohne es gesehen zu haben nach "Verstanden hat sie es, aber dein Schutz hat Priorität". Hast du mal versucht (nicht in der Innenstadt :D ), ihr zu sagen "Pass auf, wenn du dich so mistkrötig benimmst, dann darfst du nicht mehr bei mir sein" und sie von dir weg geschickt? Wenn Hund schützt und du nimmst sie nah zu dir, kann das das Verhalten bestärken. Bei meiner Hündin war die einzige Konsequenz, die sie dazu gebracht hat, ihr Verhalten zu überdenken, dass ich ihr gesagt hab, dass ich so nichts mit ihr zu tun haben will. Kein Schnauzgriff oder so. Weil das meistens das ist, was dem Hund wirklich zeigt WIE doof man das findet, so n Schnauzgriff steckt ein von seinem Job überzeugter Schäferhund mit einem Grinsen ein :)

  • Bin ich allerdings länger als 10 min an einem Ort, würde sie bei allen Fremden Personen, die sich uns frontal nähern, nach vorne gehen. Würde - weil sie es auf meine Ansage hin lässt - diese muss aber frühzeitig erfolgen. Hier ist es sicher Territorialität

    Kommt drauf an. Wie ist denn die Situation jeweils wenn du länger als 10 Min an einem Ort bist? Warum bist du länger als 10 Minuten an einem Ort, wenn du weisst dass das (noch) Probleme macht? Das ist kein Vorwurf und nicht die Empfehlung "dann sei halt einfach nicht länger als 10 Minuten an einem Ort" sondern ich will rausfinden was das Problem ist.


    Den Schnauzgriff finde ich überflüssig. Was soll das denn bewirken? Bewirkt es denn was? Falls ja, was? Also mein weniger als 3 Monate alter Welpe fand sowas in der Art schon unheimlich stimulierend.

  • Es ist schwierig einzuschätzen. Du scheinst ja in alle Richtungen schon einiges trainiert zu haben.

    Bei solchen Sachen kommt es oft extrem aufs Detail an (da spreche ich aus eigener Erfahrung).

    Du sagst zum Beispiel du hast bei Menschen, die Entgegenkommen mit einem Marker gearbeitet.


    Was hast du denn gemarkert?

    Da gibt es ja schon verschiedene Varianten, manche markern, dass der Hund hinschaut, manche, dass er es schafft den Blick abzuwenden.

  • Kein Mali hier, aber ein Osteuropäer - klingt für mich ohne es gesehen zu haben nach "Verstanden hat sie es, aber dein Schutz hat Priorität". Hast du mal versucht (nicht in der Innenstadt :D ), ihr zu sagen "Pass auf, wenn du dich so mistkrötig benimmst, dann darfst du nicht mehr bei mir sein" und sie von dir weg geschickt? Wenn Hund schützt und du nimmst sie nah zu dir, kann das das Verhalten bestärken. Bei meiner Hündin war die einzige Konsequenz, die sie dazu gebracht hat, ihr Verhalten zu überdenken, dass ich ihr gesagt hab, dass ich so nichts mit ihr zu tun haben will. Kein Schnauzgriff oder so. Weil das meistens das ist, was dem Hund wirklich zeigt WIE doof man das findet, so n Schnauzgriff steckt ein von seinem Job überzeugter Schäferhund mit einem Grinsen ein :)

    Das klingt spannend. Behalte ich gerne im Hinterkopf. Wenn der Moment stimmt und sie entsprechend gesichert ist - vielen Dank für den Input☺️

  • Ich nutze gerne Ankündigungen im Alltag - so kann ich ihr signalisieren, dass ich das, was halt grad kommt, ebenfalls gesehen habe und sie kann an meiner Stimme erkennen, das alles in Ordnung ist. Heute sicher nicht mehr nötig - aber als Welpe/Junghund hat das viel geholfen. Habe nach dem klassischen Schema gemarkert - am Anfang sobald sie den Fussgänger entdeckt hat und später dann nur noch wenn sie diesen gesehen und sich mir zugewandt hat bzw. zu mir kam.


    Natürlich hat das nicht gereicht, das Verhalten zu unterbinden - war aber ein wertvolles Puzzelteil.


    Meine Frage war halt mehr, ob jemand etwas ähnliches erlebt hat oder jemanden kennt, dessen Hund ähnlich gelagert war. Ich würde mir sehr wünschen, dass ich ihr in Zukunft in Bezug auf Menschen stärker vertrauen könnte. Es kann aber natürlich gut sein, dass wir bereits ausgeschöpft haben, was möglich ist. Dann ist es unnötiger Stress für uns beide, weiter am (Alltags-)Training festzuhalten. Muss mich mehr und mehr dazu überwinden, wäre so viel einfacher, sie einfach zuhause zu lassen. Man fällt halt auf, mit einem Belgier - und es ist uncool, sollte sie auslösen (auch gesichert).


    Auf der anderen Seite wäre es ein wahnsinnig gutes Gefühl, ihr stärker vertrauen zu können. Das wäre jede Mühe wert. Und so viel leichter, wenn ich sie im Alltag vermehrt mitnehmen könnte.



  • Bin ich allerdings länger als 10 min an einem Ort, würde sie bei allen Fremden Personen, die sich uns frontal nähern, nach vorne gehen. Würde - weil sie es auf meine Ansage hin lässt - diese muss aber frühzeitig erfolgen. Hier ist es sicher Territorialität

    Kommt drauf an. Wie ist denn die Situation jeweils wenn du länger als 10 Min an einem Ort bist? Warum bist du länger als 10 Minuten an einem Ort, wenn du weisst dass das (noch) Probleme macht? Das ist kein Vorwurf und nicht die Empfehlung "dann sei halt einfach nicht länger als 10 Minuten an einem Ort" sondern ich will rausfinden was das Problem ist.


    Den Schnauzgriff finde ich überflüssig. Was soll das denn bewirken? Bewirkt es denn was? Falls ja, was? Also mein weniger als 3 Monate alter Welpe fand sowas in der Art schon unheimlich stimulierend.

    Gibt es halt immer wieder mal, dass man etwas länger irgendwo verweilt. Als sie klein war habe ich mich auch gerne irgendwo hingesetzt und gar nichts gemacht…


    Und ja, ich gebe Dir recht - sie zu korrigieren, wenn sie auslöst bringt sehr wahrscheinlich nichts. Dass ich das Verhalten nicht will, sollte sie bereits wissen. Ich müsste im Voraus bereits eine Verhaltensalternative anbieten. Aber die Situation vorherzusehen, ist wahnsinnig schwierig.

  • Zum Schluss, vielen Dank für Eure Beiträge🙏🏻 Ich werde mit meiner Hündin weiter üben - kann dann ja in ein paar Jahren berichten, inwieweit wir Erfolge erzielen konnten🙃