Den anderen Teil sehe ich aber so: Welche Dinge die wir mit dem Hund tun sind nicht Konditionierung? (Diese Frage würde ich wahnsinnig gerne mal zerpflücken)
Das ist eine wahnsinnig spannende Frage und hängt irgendwie vor allem an der Definition von Konditionierung. Bzw stellt auch infrage, ob es bei Menschen eine intrinsische Motivation zum Handeln gibt, die nicht durch irgendeine Form von Belohnung (und sei es ein gutes Gefühl) bestärkt wird.
Es gab mal eine Studie, in der ein intrinsisch motiviertes Verhalten bei Kindern durch ein Belohnungssystem regelrecht zerstört wurde. Ich glaube, bei meiner Hündin geht das ebenso.
Als ich ihr Anzeigeverhalten noch nicht verstanden habe (die zeigen so an, wie es uns am meisten nervt, weil das das ist worauf wir reagieren und die Hunde wollen ja, dass wir reagieren - sprich der Hund ändert sein Anzeigeverhalten bei einer anderen Person in das um, was diese Person richtig aufregt ) hat sie immer wieder Anschisse kassiert fürs Anzeigen. Theoretisch müsste das ja, wenn alles Konditionierung ist, dazu führen, dass sie damit aufhört. Tat sie aber nicht, weil es ihr aus sozialen Gründen wichtig war, dass ich auf sie höre. Wäre es Konditionierung, würde sie auch nicht entscheiden, bei wem sie anzeigt und bei wem nicht, denn sie hat auch nie gelernt dass sie es nur bei mir soll, oder bei wem sie es soll, oder bei wem nicht - sie entscheidet nach Sympathie. Mag sie jemanden, teilt sie demjenigen mit, wenn er ein Problem bekommt, mag sie jemanden nicht besonders oder ist neutral, ist es ihr völlig egal. Belohnt habe ich sie fürs Anzeigen extrem lange nicht, gemacht hat sie es trotzdem.
Ich glaube nicht, weder beim Hund noch beim Menschen, dass es einfach Konditionierung ist, ich glaube dass der soziale Faktor eine viel größere Rolle spielt als jede Belohnung oder Korrektur. Ein paar Dinge sollten natürlich trotzdem konditioniert werden, aber das sieht ganz anders aus als dieses sozial motivierte Lernen. Meine ich. Man kann aber natürlich argumentieren, dass soziale Zustimmung auch wieder eine Form von Konditionierung ist, nur dann ist generell jedes Verhalten konditioniert und das führt den Begriff ad absurdum oder?