Wie richtig reagieren, wenn der Hund plötzlich etwas tut, was ihm oder andern schaden könnte?

  • Mega das mit dem SUP Board...wie entspannt sie da liegt!

    Eine Sache noch zur Krötengeschichte und mich würde interessieren, wie die anderen darüber denken.

    Ich verstehe Deinen Schreck in dem Moment und den Reflex den man dann hat.


    Ich kenne es von anderen Hunden, die durch dieses "schreiend" hinlaufen ab da ein nicht gewünschtes Verhalten zeigen.
    So lässt sich zum Beispiel der Retreiver aus Kathis Familie kein Stöckchen oder Spielzeug (Ball etc.) mehr wegnehmen, geschweige "reteived" er so Zeugs noch, sondern rennt damit in den Wald und legt sich da hin und wartet.
    Auslöser war, das seine Besitzerin schreiend auf ihn zugerannt ist, als er sich als Junghund mal eine Plastiktüte geschnappt hat und sie Angst hatte, er würde daran ersticken.


    Diese Geschichte, und durch die Streits mit Katharina damals, wo Pepper durch das Geschrei zwischen den zwei wichtigsten Menschen in seinem Leben völlig verunsichert war, habe ich versucht, mir selbst ein Verhalten an zu trainieren, bei dem ich immer ruhig bleibe.
    Also Stimme bleibt unten und ruhig, Bewegung wird nicht hektisch etc. pp


    Wie seht ihr das? Vieleicht ist das sogar ein separates Topic wert, dann bitte hier aus Nettes Faden verschieben :saint:

  • Das ist sicher ein spannendes Thema und man kann meinen Beitrag sonst auch verschieben.

    Bei mir ist es berufsbedingt so, dass ein Hund etwas Geschrei abkönnen muss..

    Heisst nicht, dass ich permanent schreie, aber im Getümmel von mehreren Tieren ( die auch wohlweislich um die Vorteile von Getümmel wissen), kann es schon mal notwendig sein, ziemlich nachdrücklich zu rufen: xy, lass das!!!

    Bei mir ists wie im Zirkus, jeder weiss seinen Namen und fühlt sich unangesprochen auch nicht betroffen, selbst, wenns mal laut war.

    Das ist für mich auch Auslesekriterium, ich frage jeden Züchter explizit nach der Empfindlichkeit seiner Hunde, da ich eher robuste, harte Tiere bevorzuge, wo ich nicht jedes Wort und Tonlage auf die Goldwaage legen muss.

  • ich schreib den Beitrag auch hier nochmal rein:

    ja ich geb dir absolut recht, das ist auch meine Erfahrung und ich versuche das wirklich so oft ich kann umzusetzen. Aber in dem Moment gings einfach nicht. Wir hatten die Kröte erst vor wenigen Wochen aus einer misslichen Lage befreit und freuen uns jedes Jahr wenn das Kleintier erscheint und ich hatte nicht damit gerechnet das Carma sich wie ein Blitz drauf stürzt.


    Grundsätzlich versuche ich es auch mich zusammen zu reissen und ruhig zu bleiben - insbesondere bei Sachen die sie nicht aufnehmen und runterschlucken soll - wie z.B. Steine usw.

    Aber manchmal gehts halt einfach nicht, das kommt dann einfach aus einem raus :|


    Ich versuche viele Sachen über ein ruhiges tauschen zu regeln. Aber es ist nicht ganz so leicht, wenn der Hund das noch nicht für alle spannenden Dinge verinnerlicht hat. Und man selbst ja will das der Hund keine giftigen Sachen schluckt, da wird man manchmal schon leicht hektisch.

  • Um nochmal auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: wie geht man damit um?

    Ich denke, für jedes Tier seinem Charakter entsprechend, anders.

    Das macht für mich, unabhängig von dieser Frage, einen guten Ausbilder aus.

    Das Erkennen des Charakters, der Veranlagung, der Stärken und Grenzen und das Anpassen der Ausbildung an ebendiese führt dazu, dass das Tier sich verstanden und aufgehoben fühlt und über seine Grenzen hinauswachsen kann. Es gilt also möglichst früh herauszufinden, wie ein Hund tickt. Damit man in solchen Situationen dann ggf an der eigenen Impulskontrolle arbeiten kann, sprich, nicht den falschen Kandidaten zu laut anschreit.

    Mit wachsendem Vertrauen und Ausbildung sollte das dann weniger ins Gewicht fallen ( natürlich immer noch mit individuellen Abstufungen).

    Beim Dressurreiten gibt es einen Spruch: Die Dressur ist für das Pferd da und nicht das Pferd für die Dressur.

  • Ich versuche auch immer ruhig und gefasst zu sein, aber wir sind auch alle nur Menschen. Und wenn soetwas nicht täglich vorkommt wird ein einigermaßen normaler Hund darüber hinwegkommmen.


    Ein Beispiel von Plan B hatte ich vor ganz langer Zeit. Die erwachsene Malihündin war erst seit wenigen Wochen bei mir. Super Grundgehorsam, deshalb ohne Leine. Wir liefen an einer Bahnstrecke entlang als der nur stündlich fahrende Zug ankam. Schock, der Hund lief auf der falschen Seite, ich am kreischen sie soll sofort kommen. Hund bleibt stehen und guckt mich etwas fassungslos an, bewegt sich aber keinen mm. Weiteres Brüllen meinerseits führten zu keinem besseren Ergebnis, Zug kommt näher. Da fällt mir Plan B ein, freundliches rufen und Ball aus der Tasche, zack war sie bei mir.


    Seit dieser Situation fällt es mir tatsächlich leichter umzuswitchen.

  • Ich denke, das ist sehr unterschiedlich.....abhängig von Rasse, Wesen und Hundeführer.....

    Wir haben hier eine Münsterländerhündin.....die IMMER fröhlich und glücklich durch die Welt hüpft ^^
    würde man diesen Hund ernst (stenger) ansprechen, bricht die sofort ein......
    Sie ist einfach sehr zart beseitet....

    Hast Du hingegen einen Hund, den eine Aufforderung eigentlich für den Moment nicht interessiert oder der trotz mehrmaligen Versuchen immer noch nicht interessiert, sollte man an konsequentem Gehorsam arbeiten.

    Ich meine damit, wenn ein Hund bei menschlichem Geschrei unsicher sein kann, kann es einen anderen nicht "im geringsten" interessieren.

    In Schreckmomenten, die wir auch mit unseren Hunden erleben, wird JEDER schreien, weil Dinge passieren können, die man nicht erwartet bzw. nicht allgemein steuern kann.
    Man wird nicht am Feldrand stehen und ruhig rufen können, wenn der Hund Richtung Straße läuft...(oder so wie Maline es beschrieben hat).....da handelt man im ersten Moment in Panik.

    Ich versuche bei meinen Hunden mit der Stimme (im Laufe der Erziehung) zu arbeiten.
    Meine Stimme kann weich, gelassen sein - sie kann fest sein (nicht laut) - oder emotionslos.......

    Emotionslos ist bei mir nur ein Kommando: RAN......
    Das kommt immer gleich und sehr bestimmend, dass ist das Kommando für Jagdversuche und/oder der Rückruf in bremslichen Situationen.

    Bei einem Hund, der vom Wesen her klar und stabil ist, hat das immer funktioniert - und die Hunde erkennen die Stimmunterschiede so schnell.....
    Wenn ich sage: "Mein Freund".......dann lässt der Hund das, was er gerade an Unfug getrieben hätte.....
    :D :D :D

  • @Bass
    Ja - eine gute Ausbildung - die auf den Hund abgestimmt ist mit dem richtigen Ausbilder ist Gold wert !!

    Nur das Problem ist, einen guten Ausbilder zu finden - extrem schwer manchmal

    In meiner früheren SV Zeit wurden alle Hunde auf den Plätzen gleich gearbeitet......da wurde nicht groß unterschieden....entweder der Hund hat denen gefallen oder nicht.....

    Viele Hunde hätten sich bestimmt viel besser entwickelt, hätte man ihnen die Zeit dazu gelassen....für manche war es einfach "zu früh - zuviel"..........
    Auch mit ein Grund, warum ich "raus" bin........

  • Das Erkennen des Charakters, der Veranlagung, der Stärken und Grenzen und das Anpassen der Ausbildung an ebendiese führt dazu, dass das Tier sich verstanden und aufgehoben fühlt und über seine Grenzen hinauswachsen kann. Es gilt also möglichst früh herauszufinden, wie ein Hund tickt. Damit man in solchen Situationen dann ggf an der eigenen Impulskontrolle arbeiten kann, sprich, nicht den falschen Kandidaten zu laut anschreit.

    Jap, das ist genau der Punkt.


    Gebrauchshunderassen sind prinzipiell auf Resilienz gezüchtet, das heisst ein Exemplar so wie man es wünscht, kann nach einem aufregenden, erschreckenden oder unangenehmen Erlebnis, dieses schnell verarbeiten und das Nervenkostüm umgehend reparieren.


    Das ist natürlich wie alles andere auch nicht bei jedem genau gleich ausgeprägt, von daher, das was Bass23 oben schreibt.


    Insgesamt denke ich ist es auch nicht gut einen jungen Hund in Watte zu packen. Schliesslich sollen sie auch lernen, dass nicht alles so heiss gegessen wird wie es gekocht wird und Menschen auch mal rumplärren aber es in den allerwenigsten Fällen mit unangenehmen Folgen verknüpft ist.


    Hier im Fall von Carma glaube ich, dass sie in dem extrem jungen Alter noch gar nicht richtig geschnallt hat, was überhaupt passiert ist, die Kröte hat garantiert auch nicht lecker geschmeckt ^^ . Sie hat das Apportieren und Sachen abgeben/tauschen ausserdem schon positiv belegt, also ich bin ziemlich überzeugt, dass dieser Zwischenfall und auch andere Male notgedrungen irgendwas aus ihrem Maul nehmen keine nachteiligen Folgen für irgendetwas haben werden. Sie wird bestimmt schnell lernen die Situation und Gegenstände zu unterscheiden.

  • Ich versuche auch immer ruhig und gefasst zu sein, aber wir sind auch alle nur Menschen. Und wenn soetwas nicht täglich vorkommt wird ein einigermaßen normaler Hund darüber hinwegkommmen.


    Ein Beispiel von Plan B hatte ich vor ganz langer Zeit. Die erwachsene Malihündin war erst seit wenigen Wochen bei mir. Super Grundgehorsam, deshalb ohne Leine. Wir liefen an einer Bahnstrecke entlang als der nur stündlich fahrende Zug ankam. Schock, der Hund lief auf der falschen Seite, ich am kreischen sie soll sofort kommen. Hund bleibt stehen und guckt mich etwas fassungslos an, bewegt sich aber keinen mm. Weiteres Brüllen meinerseits führten zu keinem besseren Ergebnis, Zug kommt näher. Da fällt mir Plan B ein, freundliches rufen und Ball aus der Tasche, zack war sie bei mir.


    Seit dieser Situation fällt es mir tatsächlich leichter umzuswitchen.


    Danke Maline für das Beispiel.


    Ich glaube, das es einen Unterschied macht, ob wir einfach nur lauter sind um, wie Bass23 und Korbi es beschreiben, dem Hund eine andere Dringlichkeit bzw. ein Signal zu geben, das er gerade die Grenze seines Ungehorsams erreicht hat, oder ob wir "in Panik", wir also selbst unsicher sind.


    Wenn wir es also erreicht haben, das sich unsere Hunde an uns orientieren, sie uns immer fragen, was als nächstes zutun ist - dann wird auch klar, was unsere Unsicherheit bei ihnen für Auswirkungen haben kann.


    Je nach Charakter und Situation geht der eine Hund nach vorne und regelt, der andere zieht den Schwanz ein und meidet.
    Im Ergebnis geht ein Stück weit das Vertrauen in unsere Führungsfähigkeit verloren.


    Kann man das so sagen?

  • Danke Maline für das Beispiel.


    Ich glaube, das es einen Unterschied macht, ob wir einfach nur lauter sind um, wie Bass23 und Korbi es beschreiben, dem Hund eine andere Dringlichkeit bzw. ein Signal zu geben, das er gerade die Grenze seines Ungehorsams erreicht hat, oder ob wir "in Panik", wir also selbst unsicher sind.


    Wenn wir es also erreicht haben, das sich unsere Hunde an uns orientieren, sie uns immer fragen, was als nächstes zutun ist - dann wird auch klar, was unsere Unsicherheit bei ihnen für Auswirkungen haben kann.


    Je nach Charakter und Situation geht der eine Hund nach vorne und regelt, der andere zieht den Schwanz ein und meidet.
    Im Ergebnis geht ein Stück weit das Vertrauen in unsere Führungsfähigkeit verloren.


    Kann man das so sagen?

    Das ist wirklich ein total wichtiger Punkt!!


    Es ist sehr empfehlenswert, (lebenswichtige) Kommandos in verschiedenen Stimmlagen zu üben!!! Dann generalisiert der Hund das Kommando und wenn man mal nicht mit gewohnter Stimme sprechen/rufen kann, folgt der Hund auch dann.


    An Hundesportler wird immer die Frage gestellt "warum brüllt ihr eure (armen) Hunde so an? Hunde haben doch gute Ohren!" und "warum auch auf dem Trainingsplatz und in Unterordnung laute Kommandos geben?"


    Mein damaliger Trainer hat mit seinen Border Collies immer Brüllkommandos geübt, wir haben uns kaputtgelacht darüber aber es ist wirklich sinnvoll. Es macht 2 Sachen: Die Hunde empfinden angebrüllt werden nicht mehr als unangenehm + sie hören und erkennen das Kommando auch, wenn Frauchen/Herrchen mal in einer misslichen Lage sind.


    Danke für die Erinnerung! Das hatte ich echt fast vergessen.


    Hinzufüg:

    Warum glaubt man so oft, dass man Dinge vermeiden sollte um die Psyche des Hundes zu schonen, anstatt es ihm beizubringen und ihn dadurch stärker werden zu lassen? (ich schliesse mich da ein)

  • Bei dem letzten Satz fallen mir unsere Nachbarn mit ihrem Collie ein, da wird auch alles vermieden und lieb tutzitutzi gemacht.

    Am Freitag ist er einen Tag bei uns und dann muss er einfach mal.

    Das hat ihm die letzten Male wenn er bei uns war, auch noch nie geschadet.

    Im Gegenteil, der liebt uns!

    Wenn er es fürchterlich finden würde, würde er uns ja eher meiden.

    Aber der liebt die klare Struktur, die ihm zuhause leider fehlt.

  • Das hat ihm die letzten Male wenn er bei uns war, auch noch nie geschadet.

    Im Gegenteil, der liebt uns!

    Wenn er es fürchterlich finden würde, würde er uns ja eher meiden.

    Aber der liebt die klare Struktur, die ihm zuhause leider fehlt.

    Exakt die gleiche Beobachtung mache ich bei Pepper auch.

    Je klarer und direkter die Ansage, um so näher rücken wir zusammen.

  • Wenn wir es also erreicht haben, das sich unsere Hunde an uns orientieren, sie uns immer fragen, was als nächstes zutun ist - dann wird auch klar, was unsere Unsicherheit bei ihnen für Auswirkungen haben kann.

    Wenn sie es dann tun kann es echt nervig sein, wenn man den Hund mal auf Abstand halten will um vernünftige Fotos zu machen :D