Zwischenbericht von uns

  • Hallo,


    wollte mich nach langer Zeit auch mal wieder melden.

    Nicht sauer sein, gibt aber immer viel zu tun bei uns....


    Es läuft momentan wirklich prima. Diese regelmäßige Training mit meinem Mann tut ihm sehr sehr gut. Er ist mittlerweile gut orientiert am Herrchen und schaut erst, ob er etwas tun darf. Es gibt natürlich auch mal Ausnahmen, er lernt ja immer noch dazu.... was auch noch lange so sein wird bei ihm denke ich.

    Die Trainingspartner sind begeistert, wie toll er sich gemacht hat, keiner hatte uns eine Chance gegeben damals, wirklich keiner aus dem Verein.

    Mittlerweile sehen sie es anders.


    Auch auf dem Campingplatz und im Österreichurlaub war er sehr vorbildlich beim Wandern. Mit Maulkorb versteht sich ja von selbst. Schifffahrt ging auch gut. Sehr gut sogar, mein Mann vermittelt ihm viel Sicherheit.


    Ich finde aber leider immer noch keinen Zugang zu ihm, er liebt mich abgöttisch. Er freut sich so arg, wenn ich heimkomme mittags und wir gehen aus. Man sieht es ihm an, als ob er lacht.

    Dennoch lässt er nach wie vor den Beschützer raushängen und ich bin nach wie vor verunsichert. Es wird besser, ich versuche auch, ruhiger zu bleiben, ihn kurz zu nehmen, weg von der "Gefahr" und schnell weiter. Mehr traue ich mir nicht zu.


    Ich gehe auch nur die Morgenrunde bei uns hier, da kommt niemand. Mittags nur im Notfall, wenn mein Mann nicht im Homeoffice ist. Am Wochenende gehe ich gar nicht.


    Ich muss noch so viel an mir arbeiten, so arg viel und ich komm nicht klar. Ehrlich gesagt muss ich immer wieder gestehen, dass es und er mich belastet. Aber er kann nichts dafür, wir haben uns ja für ihn entschieden, ich kann ihn nicht wieder irgendwo abgeben. Das wäre nicht fair. Er ist so bemüht, alles richtig zu machen, damit er mir gefällt und ich ihn mag.

    Er lernt so gern und schnell, er hört schon auf mich auch, so ist das nicht. Er kennt seine Kommandos, seinen Rückruf usw.

    Ohne Leine darf er aber nach wie vor nicht, nur auf dem Übungsplatz, weil da ein Zaun ist. Damit er auch mal spielen kann mit den anderen. Das gefällt ihm nämlich sehr. Er mag auch die Leute dort, er kennt sie nun, fasst Vertrauen und die mögen ihn, das merkt er. Bei Sport und beim Üben hat er Freude und Spaß.


    Nun, ich halte euch auf dem Laufenden.


    melli

  • Ich muss noch so viel an mir arbeiten, so arg viel und ich komm nicht klar. Ehrlich gesagt muss ich immer wieder gestehen, dass es und er mich belastet. Aber er kann nichts dafür, wir haben uns ja für ihn entschieden, ich kann ihn nicht wieder irgendwo abgeben. Das wäre nicht fair. Er ist so bemüht, alles richtig zu machen, damit er mir gefällt und ich ihn mag.

    Das kommt mir bekannt vor. Als Alleinerziehender habe ich mir ein schwer erziehbares Kerlchen ausgesucht, dass mich täglich an meine Grenzen bringt und ich mich regelmäßig frage, was ich hier eigentlich mache. Und dann gibt wa diese Momente, in denen alle Anstrenungen vergessen sind, weil das Zusammensein mit Threu so schön und bereichernd ist. Das sind die wirklich bedeutenden Momente.


    Diese Zeilen bringen es wunderbar auf den Punkt. Vielleicht ja auch für Dich eine kleine Inspiration, Deine Herausforderung dankbar anzunehmen:


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    Nur ein Hund?


    Von Zeit zu Zeit sagen Leute zu mir „wach auf, es ist nur ein Hund!“

    Sie verstehen nicht, warum man diese Wege zurücklegt, so viel Zeit und Gefühle investiert, oder die Kosten auf sich nimmt, die „nur ein Hund“ mit sich bringt.

    Manche meiner stolzesten Momente verdanke ich „nur einem Hund.“ Viele Stunden sind vergangen, in denen meine einzige Gesellschaft „nur ein Hund“ war, aber ich fühlte mich nicht ein einziges Mal missachtet oder allein.

    Einer meiner traurigsten Momente wurden durch „nur einen Hund“ hervorgerufen und an dunklen Tagen war es „nur ein Hund“, dessen freundliche Berührung mir Wohlbefinden und die Stärke,

    um den Tag zu überstehen, brachte.

    Falls du auch denkst, es ist „nur ein Hund“, dann wirst du vermutlich auch Sätze kennen, wie „nur ein Freund“, „nur ein Sonnenaufgang“ oder „nur ein Versprechen“.

    Es ist „nur ein Hund", welcher das Wesentliche aus Freundschaft, Vertrauen und purer unverfälschter Freude in mein Leben bringt.

    „Nur ein Hund“ ruft in mir das Mitleid und die Geduld hervor, die mich zu einem besseren Menschen macht.

    „Nur ein Hund“ bringt mich dazu früh aufzustehen,

    lange Spaziergänge zu machen und sehnsüchtig in die Zukunft zu blicken.

    Deswegen ist es für mich und den Menschen, wie ich es bin, eben nicht „nur ein Hund“, sondern eine Verkörperung aller Hoffnungen und Träume für die Zukunft, geliebte Erinnerungen und der pure Genuss der Gegenwart.

    „Nur ein Hund“ zeigt, was gut an mir ist und lenkt meine Gedanken ab.

    Ich hoffe die anderen Menschen können eines Tages verstehen, dass es nicht „nur ein Hund“ ist, sondern etwas, dass mir Menschlichkeit verleiht und mich zu mehr macht als nur „ein Mensch“.

    Also wenn du das nächste Mal den Satz „nur ein Hund“ hörst, dann lächle, weil sie es „nur“ nicht verstehen. Wenn du in seine Augen blickst, lässt du all deine Ängste, Sorgen, Traurigkeit und Probleme zurück, denn Hunde geben uns die Flügel, die wir nicht haben und niemals haben werden.


    Richard Dehmel (1863-1920)

  • Gegenseitiges Vertrauen und vor allem Vertrauen in sich selbst brauchen einfach Zeit Wir5 . Besonders letzteres kann sich als äußerst harte Nuss entpuppen. Und als Teufelskreis, solange man sich da selbst unsicher ist, will Herr Hund beschützen, solange er das tut....bleibt man unsicher, weil, ist ja schon unangenehm....usw. Ihr habt so viele tolle Erfolge erzielt, ihr und andere könnt die Veränderung schon deutlich sehen. Das freut mich sehr zu lesen :thumbup: weiter so! Der richtige Trainingsansatz der zu euch allen passt ist also gefunden, bleibt dran. Ihr schafft den Rest sicher auch noch. Warum sollte es bei euch beiden nicht klappen, wenn es bei deinem Mann schon so gut klappt!


    JvG der Text von Dehmel ist wunderschön! Und so wahr.

  • Ich finde aber leider immer noch keinen Zugang zu ihm,

    Was fehlt dir denn, um einen Zugang zu ihm zu finden?

    Das ist wohl mit das wichtigste Ziel für euch. Nur so kann sich auch mit der Zeit etwas ändern.

    Du erzählst von tollen Erfolgen, was mich sehr freut, aber alles hat mit deinem Mann zu tun

    Wie wäre es denn, wenn du mit dem Hund arbeiten würdest? So kannst du positive Erfahrungen machen und mit ihm wachsen.

  • Ich freue mich sehr zu lesen,dass ihr so viele Erfolge verzeichnen könnt.

    Danke dir,für deinen Bericht. 😊


    Ich hoffe sehr für dich,dass auch du einen Zugang zu ihm findest.Das dauert manchmal sehr lange.

    Aber gebe nicht auf,ihr seid schon so weit gekommen,du schaffst das bestimmt.


    Er hört ja schon zum Teil auf dich,er nimmt dich wahr und nach deinen Erzählungen,mag er dich.Das ist schon so viel wert.


    Wünsche euch Alles Gute!


    Liebe Grüsse vom Fuchs und Frauchen 😊🦊

  • Meine Gedanken dazu:


    Es beisst sich gerade die Katze, oder in diesem Fall der Hund in den eigenen Schwanz. Einerseits gibst du gerne die Verantwortung an deinen Mann ab, andererseits wird diese Bindung immer weiter bestätigt und gefestigt und du bekommst immer weniger Zugang zum Hund. Was dich im Moment zwar entlastet, ist aber ein zweischneidiges Schwert an dem man sich sehr leicht schneidet.


    Mein Lösungsansatz dazu wäre: Deinem Mann einige Aufgaben abzunehmen. Das tägliche Füttern, bei Spaziergängen auch die Leine übernehmen und Spass an der Gemeinsamkeit finden. Vielleicht kleine Gehorsamsübungen mit einbauen oder etwas „erobern“. Auf oder über einen am Boden liegenden Baum, Stein usw. klettern. Das stärkt das Vertrauen für beide Seiten. Kleine machbare Aufgaben lösen fördern das wunderbar. Auch Futterbeutel apportieren ist ein feines Teamwork. Ohne dich kommt er nicht ans Futter, ohne ihn kommst du nicht an den Futterbeutel. Der Aufbau ist ganz easy.


    Wenn du dich wirklich einbringen möchtest, dann warte nicht mehr zulange. Es wird sonst immer schwerer, diese Tür zwischen deinem Mann und dem Hund aufzubekommen. Du wirst noch „unwichtiger“ und uninteressanter (bitte versteh mich nicht falsch, mir fallen da keine passenden Worte dazu ein)als es bereits der Fall ist.


    Auf jeden Fall ist es sehr schön, wie sich alles bei euch entwickelt hat. Hab Vertrauen in dich!!! Ein Hund ist (meist) kein Buch mit 7 Siegeln. Du musst es dir erstmal zutrauen. Wenn du dir nicht mal du traust, kann es dein Hund erst recht nicht.

    Solche Aufgaben helfen euch gemeinsam zu wachsen, euch mehr „lesen“ zu können und somit auch, sich aufeinander verlassen zu können.


  • Kann es sein, das Du eigentlich gar keinen Hund willst?

    Das wäre ja nicht schlimm, aber würde Dir den Zugang erheblich erschweren.

    Solange Du nicht mit vollem Herzen dabei bist, wird sich nicht wirklich was ändern.

    Mein Bruder hat sich nach dem Tod von Varko (seinem Seelenhund) lange nicht erlaubt Irko komplett in sein Herz zulassen und dadurch nicht so eine innige Bindung zu ihm aufgebaut.

    Das hat sich erst geändert, als er sich und Irko eine Chance gab

  • Hallo zusammen,


    danke für all eure Anregungen und Worte.


    Vielleicht noch wichtig zu sagen, ich erwarte schon auch von ihm, dass er folgt, meine Anweisungen befolgt oder mich anschaut, wenn ich "schau" oder "wo bin ich" sage.


    Ich erwarte auch, dass er kommt, wenn ich ihn rufe, auch wenn er sich gerade am Balkon über vorbeilaufende Fußgänger echauffiert. Er kommt, er setzt sich und wartet auf Belobigung. Das war ja vor Monaten undenkbar. Da hat er sich so reingesteigert, wenn jemand am Haus vorbeiging. Das ist schon viel besser geworden.


    Er folgt schon, er weiß auch (so habe ich das Gefühl), er darf sich bei mir nichts erlauben, sonst bin ich ihm nicht mehr wohlgesonnen.

    Wenn wir ausgehen, dann darf er einen Stock tragen oder wenn er meint, wieder voran stolzieren zu müssen, dann rufe ich ihn zurück und lasse ihn sitzen. Mehrmals im ganzen Spaziergang. Auch das klappt gut. Er freut sich dann sehr, wenn er es richtig gemacht hat, er ist stolz, das sieht man ihm auch an.


    Es ist nicht so, dass nur mein Mann alles macht. Trainieren auf dem Übungsplatz, das tut er. Aber Futter geben, belohnen, innig kuscheln. Gehorsamsübungen usw. mache ich genauso. Gassi gehen, teilweise ja mehrmals am Tag, falls mein Mann keine Zeit hat.


    Was zählt denn als Gehorsamsübung?
    Dass er kommt, wenn ich es sage? Tut er.

    Dass er seine Kommandos kann? Kann er.

    Dass er aus Situationen abrufbar ist? Kann er nicht. Wird aber besser.


    melli

  • ich finde, dass man nicht immer "erwarten" kann, so wie du das beschreibst Wir5 . Man muss sich auf den hund einlassen, ihn verstehen und sich freuen, wenn er begriffen hat, was man meint und wenn er deine kommandos mit freuden ausführt, dann weisst du, dass ihr auf einen guten gemeinsamen weg seid.


    So sehe ich das zumindestens.