Hallo von Tay mit osteuropäischer Schäferhündin

  • haben uns über Anzeigeverhalten ausgetauscht und ich hab sooo viel gelernt in der Zeit. Ich hab die ganze Zeit immer noch viel zu spät reagiert, Arwa zeigt wirklich sehr weit im Voraus an. Hat natürlich Vor- und Nachteile, meine Trainerin sagt im Extremfall können die bis zu 3 Tage im Voraus anzeigen.

    Darf ich dich fragen was dein Wuffel dann anzeigt? Hat das etwas mit der Arbeit als Assistenzhund zu tun?

  • Darf ich dich fragen was dein Wuffel dann anzeigt? Hat das etwas mit der Arbeit als Assistenzhund zu tun?

    Sie sagt, wenn mein Stresspegel so hoch geht, dass ich lieber nach Hause sollte. Das war natürlich der Fall auf der Suche nach dem Hund, aber ich hab immer nur quasi das Ende der Fahnenstange gesehen, und einige subtilere Anzeichen die vorher kommen übersehen. Oder halt missgedeutet. Also sie warnt mich im Prinzip vor, wenn ich sehr müde/gestresst bin und es besser für mich wäre, wenn ich mich ausruhen kann. Das fängt bei ganz kleinen Gesten an, und bisher war das massivste was sie gemacht hat mich mit Anlauf anzuspringen. Je früher ich es realisiere, desto besser ist es natürlich, weil ich ihr auch sagen kann, dass ich sie verstanden habe und mich um das Problem kümmere und sie damit aus dieser Arbeit entlassen kann.


    Sie zeigt auch an wenn ich nicht gegessen habe oder trinken soll. Ich hab halt ein extrem schlechtes Körpergefühl für meine Bedürfnisse. Das einzige was ich zuverlässig erkenne ist Müdigkeit im Sinn von schlafen gehen. Hab auch manchmal Tennisballgroße massive blaue Flecken oder beim Training reißt mir irgendwo die Hand auf und ich merk das nicht, hab dann keine Ahnung wie das passiert ist. Bin auch schonmal mit angebrochenem Schienbein 50 km gelaufen :D Aber ich werde tatsächlich langsam etwas besser darin seit der Hund da ist. Wenn die mir ganz klar sagt "Das lässt du bleiben" und es besteht keine Notwendigkeit, lasse ich es wirklich und daran kann ich erkennen wie es sich anfühlt, wenn das keine gute Idee ist.

  • Dazu eine kurze Anekdote aus der Anfangszeit: Ich hatte den Hund nach 2 Wochen zurück geben müssen. Wir haben uns gegenseitig immer weiter hochgestresst und an dem Punkt, wo ich Gefahr lief, unfair zu werden weil meine Nerven durch waren hab ich gebeten dass sie nochmal zurück geht und wir einen Neuanfang starten. Das war auch eine super Entscheidung. So konnte auch der Hund runter fahren und wir konnten uns neu kennenlernen. Die Trainerin ist eben nicht so dass sie ihre Hunde jemandem gibt bei dem sie nicht sicher ist, dass der Hund das will, einer der Hund die ich kennengelernt habe hat mir zB einfach n Stinkefinger gezeigt, da meinte sie, wenn ich unbedingt diesen will können wir versuchen wie sich das entwickelt, aber das wär jetzt keine Liebe auf den ersten Blick, der Hund wollte einfach nicht zu mir. Arwa schon, ziemlich deutlich, ich hatte drum gebeten, dass ich beim dritte Treffen alleine mit ihr sein kann, weil ich mit fremden Menschen immer in einen sozialen Funktionsmodus rutsche und gar nicht wirklich "da bin". ich wollte aber dem Hund Gelegenheit geben, mich "in echt" zu erleben und wollte sehen wie sie darauf reagiert. Rückblickend natürlich Quatsch, der Hund hatte schon längst kapiert wer ich bin, der lässt sich von Schauspielerei sicher nicht täuschen, aber so hab ich halt gedacht. Also bin ich alleine mit ihr los, war alles super toll, und danach ist sie ohne Umwege eingezogen.


    Anfangs alles super, hat 21 Stunden geschlafen, aber sie wurde immer aufgeregter und hat GENERVT. Ich hab ständig geprüft ob der Hund alles hat, was er braucht, aber es ging darum, dass ich nicht habe was ich brauche, da bin ich natürlich nicht drauf gekommen. Immer wenn meine Trainerin in den ersten 2 Wochen gekommen ist, hat sie mir übersetzt, was der Hund will, und JEDES Mal ist der Hund danach sofort entspannt eingeschlafen. Aber selbstständig konnte ich das nicht lesen, deshalb hab ich zu oft nicht verstanden und der Hund wurde nervöser und ich immer gestresster, was den Hund nervöser gemacht hat, bis eben die Reißleine fällig war und der Hund auf räumliche Distanz musste.


    In den ganzen Filmen und Reportagen und Spendenaufrufen sieht man immer das Ergebnis, was Assistenzhunde alles können und machen. Leider gibt es wenig Bewusstsein dafür, wie hart der Anfang ist und dass nicht der Hund arbeitet, sondern beide arbeiten müssen. Je weniger der Hundeführer arbeitet, desto mehr muss der Hund arbeiten. Das war mir vorher absolut nicht klar, sicher, man bekommt gesagt, dass man lernen muss den Hund zu verstehen und alles... Aber ich zumindest dachte "Ja klar, kein Problem, ich muss ja nur wissen was was bedeutet", aber ganz so einfach ist das nicht. Der Hund merkt einfach viel früher was Sache ist.

  • Toll, Tay , dass du das hier mit uns teilst. Danke. Jemand, der noch nie mit dem Thema Assistenzhund zu tun hatte, kann sich

    wohl auch nur schwer vorstellen, was da alles zugehört und wie viel Arbeit für beide Seiten dabei nötig ist, bis alles perfekt aufeinander abgestimmt ist.

  • Danke Tay für deine tolle Beschreibung. ❣️

    Das was du da schreibst selle ich mir sehr schwer vor und habe höchsten Respekt a) vor deiner Offenheit und b) vor dem was du da mit Arwa machst. Und andersrum. :thumbup:

  • Sooo wir melden uns mal zurück... hier war viel los.


    Arwa wurde inzwischen kastriert - es gibt eine Assistenzhundeprüfung vom BHV, die Kastration voraus setzt, die wir dann demnächst (in einigen Monaten) machen. Irgendwann wird es eine geben, die keine Kastration voraussetzt, die allerdings voraus setzt dass man NACH dem 15. Lebensmonat noch 60 Trainerstunden nimmt - egal wie gut alles klappt und wie der Hund ausgebildet ist etc. Hat man einen Hund, der schnell kapiert und einen Hundehalter, der viel kann, Pech - 60 Trainerstunden im Assistenzhundebereich sind halt echt ein übler Kostenpunkt. Die ein oder andere Stunde werde ich schon noch nehmen, aber selbst zeitlich haut das nicht hin bei uns, es würde dann gut ein Jahr länger dauern bis ich Arwa als Assistenzhund führen kann.


    Hab sie also minimalinvasiv kastrieren lassen. Tatsächlich geht es ihr seitdem besser, sie hat weniger Stress mit Hündinnen und insgesamt weniger Stress. Aber die Narkose war natürlich nicht cool.


    Jetzt ist es, wie es ist, bin kein Fan davon Kastration als Voraussetzung zu machen, besser wäre eine Individualentscheidung, aber der Zeitfaktor und auch der finanzielle Faktor (knapp 4.000 Euro Unterschied, Kastrationskosten schon eingerechnet) sind einfach doch sehr wichtig für mich.


    Aber mal was Schönes: Bilder :P



    Hund schimmelt


    Hund ist albern


    Hund versucht mit zum Lachen zu bringen (ich glaube mittlerweile wirklich, dass sie das gezielt tut)


    Hund ist noch alberner


    Ansonsten geht alles voran. Ich finde sie für ihr Alter wirklich stabil gut gehorsam, sehr unkompliziert, ich fühle mich immer sicherer mit ihr und kapiere immer mehr, warum sie sich wie verhält. Beispielsweise hat sie neulich einen Labrador angepampt, mit dem sie sich vorher gut verstanden hat. Ich war ziemlich irritiert, der Besitzer leicht sauer - bis ich kapiert habe, dass der Labrador vorher im Wald gewesen ist. Arwa weiß, dass Hund im Wald nix verloren hat, wenn sein Mensch auf dem Weg ist - zusammen ist okay, alleine bleibt Hund auf dem Weg. Und der Labrador hat dagegen verstoßen, da kann man das schöne (anpampen :evil:) mit dem nützlichen (der muss ja korrigiert werden :saint:) verbinden und zack, haben alle was davon. So hat sie sich das jedenfalls gedacht. Und das erklärt auch imNachhinerin, warum ich immer ein ungutes Gefühl hatte wenn mein Hund einen anderen durch den Wald jagt und die Besitzer immer meinten "Also für meinen fällt das unter Spiel..." und ich skeptisch war. Spiel war das wohl für keinen von beiden. Ich lass sie also nicht mehr mit Hunden laufen, die nicht wegetreu sind. Die Debatte muss ich ja nicht mit jedem führen.

  • den Blick und das fixieren von Frauchen aufs Sofa mittels Vorderpfoten und Gewichtsverlagerung a

    Das scheint genetisch verankert zu sein ^^

    Und wenn das nicht hilft, kann man noch auf das liegende Frauchen draufspringen und mit der Nase ins Gesicht dem Ganzen noch Nachdruck verleihen ^^

  • Kenne ich zu gut😄

    Schon am frühen morgen den Kopf aufs Bett legen, einen anstarren, so nach dem Motto " Biste schon wach?"...😄😉

    Schmusen, Hunger, Spielen...

  • Und wenn das nicht hilft, kann man noch auf das liegende Frauchen draufspringen und mit der Nase ins Gesicht dem Ganzen noch Nachdruck verleihen ^^

    Ja, etwa 7 Sekunden später hatte ich eine vor Begeisterung tropfende Nase im Gesicht. Weil, Zunge ist ja nicht erlaubt. Von Nase war keine Rede.