Junghundphase oder was Hänschen nicht lernt, lernt Hans niemals mehr

  • naja Loki ist seit klein auf ein problematischer Hund und daher war mein Fokus auf anderen Dingen. Mir sind Hundebegegnungen bislang egal gewesen. Loki hatte jeden Mensch angebellt, wollte hinspringen, wollte Radfahrer und Jogger stellen etc. Da lag jetzt 12 Monate lang mein Fokus. Das habe ich wegbekommen.

    Jetzt widme ich mich diesem Problem und mir reicht es wenn ich ohne Theater an anderen Hunden vorbei komme.

  • ich finde schon das die ersten Wochen unglaublich wichtig sind. Ich weiß das Koda bis ich ihn bekommen habe in einer Zwingeranlage mitten im Nirgendwo gelebt hat und auch nicht unbedingt viele Menschen gesehen hat. Eigentlich nur einen Mann regelmäßig. Man merk auch das er sehr auf Männer geprägt ist und mit denen aber auch so wild umgeht wie er es mit seinem Vorbesitzer immer gemacht hat. In der Anlage war ständig trubel und er schien dort kaum Ruhe gelernt zu haben. Heute noch ein Problem für uns. Er wurde generell extrem gepusht und auf sich bewegende Reize fixiert. Thema jagen... Beim ersten treffen war er so unglaublich aufgedreht...es hat an dem tag extrem geregnet und das hat man uns an den Klamotten auch angesehen. Koda hat uns so oft angesprungen wie er nur konnte. Da war auch lange ein extremes Problem mit ihm.


    Es gibt noch ein paar dinge die man ihm anmerkt und von denen man sich denken kann das die in der Prägezeit gefestigt wurden.

    Aber ich denke trotzdem das wir es einigermaßen in den Griff bekommen habe und sein von grund auf offener Charakter viel geholfen hat.

  • ... Cora war eine absolute Angsthündin. Sie hatte vor Menschen , Geräuschen und verschiedenen Untergründen Angst . Vieles konnte ich ihr lernen, aber es war sehr viel schwerer als bei einem Hund mit einer guten Prägung. Ich glaube Cora , hat in ihren ersten 8 Wochen einfach gar nichts kennen gelernt. Und das halte ich für das schlimmste überhaupt.

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    Es gibt noch ein paar dinge die man ihm anmerkt und von denen man sich denken kann das die in der Prägezeit gefestigt wurden.

    Aber ich denke trotzdem das wir es einigermaßen in den Griff bekommen habe und sein von grund auf offener Charakter viel geholfen hat.

    naja Loki ist seit klein auf ein problematischer Hund ...


    Danke fürs Teilen Eurer Erfahrungen. Ich denke man kann nicht alles mit fehlender Prägung/Sozialisierung erklären, aber es zeigt eben auch, dass es Grenzen gibt die man eventuell eben als späterer Besitzer nicht mehr verschieben kann - auch wenn man sich noch so sehr bemüht.

  • Nette

    deine Beschreibung von den ersten Erfahrungen kann ich auch teilen

    Die ersten Monate (bis 2 Jahre) sind die Wichtigsten (wie bei uns Menschen auch die Kindheit)

    Wäre ich ein Welpe, würde ich mir wünschen, daß Frauchen Urlaub macht und die ersten Monate viel Zeit mit mir verbringt, weil eben diese Zeit nicht nachzuholen ist.

  • Wäre ich ein Welpe, würde ich mir wünschen, daß Frauchen Urlaub macht und die ersten Monate viel Zeit mit mir verbringt, weil eben diese Zeit nicht nachzuholen ist.

    Genau wie bei den Kindern, das kann ich auch nur unterstreichen (undnicht schon mit sechs Monaten in eine Krippe geben, weil die Gesellschaft/Politik die Mütter gerne wieder schnell am Arbeitsplatz haben will).

  • aber es zeigt eben auch, dass es Grenzen gibt die man eventuell eben als späterer Besitzer nicht mehr verschieben kann - auch wenn man sich noch so sehr bemüht.

    Ich glaube schon, dass man die Grenzen noch verschieben kann, aber sehr viel schwerer als mit einem Hund der in der Prägephase richtig geprägt wurde.

    Gerade bei dem Thema Angst, darf man das nicht immer gleich mit schlechten Erfahrungen gleichsetzen. Ich glaube gerade durch eine fehlende Prägung, haben Hunde nicht gelernt wie das Gehirn mit neuen Reizen umgehen soll. Das Gehirn tut sich später viel schwerer neue Dinge zu verarbeiten. Aber der Hund kann natürlich immer noch lernen Geräusche, fremde Menschen usw. auszuhalten. Nur eben schwerer.

  • Vor allem der Züchter sollte doch wissen "wie es geht" und die Grundlagen vermitteln. Ich hatte irgendwo in einem Blog gelesen, dass von schlechter/keiner Prägung die Trainer profitieren bzw. dass sie sonst kaum gebraucht würden. Wie schon geschrieben, hinsichtlich Prägung muss es klare Vorschriften geben.

  • na wenn es in einem Blog steht, dann muss das ja natürlich stimmen.

  • naja das Problem bei manchen Züchtern ist die Einstellung zur Zucht und den Hunden

    und gerade Ertshundebesitzer können manche Sachen eben nur schwer einschätzen und lassen sich von jemanden der "ich hab schon 30 Jahre lang Zuchterfahrung, mir kann keiner was erzählen" auch beruhigen wenn denen was komisch vorkommt


    nicht jedem Züchter ist es wichtig wie die Welpen sich entwickeln, sondern nur das sie verkauft werden

    ich hatte auch mal "das Vergnügen" einen solchen Züchter kennen zulernen, ich war einmal dort und nach der Besichtigung des Hofes kein weiteres mal mehr...

  • Deshalb hab ich mich so in den Züchter "verliebt", von dem ich in meinem Faden geschrieben hab. Da sieht man schon anhand der Internetpräsenz wie viel Herzblut, Verstand, Fachwissen und Verantwortungsbewusstsein da vorhanden ist. Also wenn Welpe bei uns, dann von da.

  • Rae ist der erste Hund der hier als Welpe einzog. Im Vergleich mit den Tierschutzhunden vorher war alles easy und kein Vergleich.

    Die paar Mini-Baustellen die es gibt habe ich selbst verbockt, aber die sind mit etwas Aufmerksamkeit meinerseits eigentlich nicht vorhanden. Fremde bemerken sie gar nicht und halten sie für den perfekten Hund.

    Vor ihr lebten hier 17 Jahre lang Tierschutzhunde aus Spanien. Sie zogen im Alter zwischen 5 Monaten und 2 Jahren ein. Einer davon war ein Panikhund und die beiden anderen hatten mit Menschen schlechte Erfahrungen gemacht. Leben mit Umweltreizen wie hier kannten sie nicht. Vorgeschichten gab es auch nicht. Es war mit jedem ein langer Weg zu entspanntem Zusammenleben, aber ich denke alle haben es geschafft hier ein schönes Leben zu führen. Sie sind letztendlich alle im Agility gelaufen und zwei davon sehr erfolgreich bis zur höchsten Klasse.

    Einen Welpen zu erziehen und ihn umweltsicher zu machen war dagegen ein Klacks.

    Ich war beim ersten Hund ziemlich blauäugig, wollte keinen Welpen und dachte ich bekomme einen stubenreinen Junghund mit dem ich hier mal so losziehen kann. Mein Leben, und das der Familie, wurde auf den Kopf gestellt und musste regelrecht umgeplant werden. Ich erinnere mich noch gut wie lange es gedauert hat bis dieser Hund mal alleine bleiben konnte.

    Das Gute: ich bin durch sie zum Tierschutz gekommen.

    Allen die einen Hund aus 2. Hand nehmen wünsche ich trotzdem viel Geduld, gute Nerven und gutes Gelingen. Viel kann ein Hund sicher nachholen, aber eben nicht alles und damit muss man leben wollen.

    Ist nur meine Erfahrung. :)


    LG Terrortöle

  • Jein, im Großen und Ganzen, ja, kann ich voll zustimmen. ABER: der superwichtige Punkt Züchter ist eben der, um sich alles dreht. Wenn da etwas nicht richtig läuft, bekommt man einen Welpen, dessen Erziehung sich deutlich schwieriger gestalten kann als die eines Hundes aus zweiter Hand.

    Klar, ein Hund aus dem Auslandstierschutz,wie Terrortöle es beschreibt, ist nochmal was anderes, was Vergangenheit und zuküftige Arbeit angeht. ich vertrete daher auch die Meinung, daß gerade Auslandshunde oft nicht unbedingt für Anfänger geeignet sind, sondern meist Hundeerfahrene Menschen brauchen, weil es echt nicht einfach ist.

    Ich persönlich habe bei 2 meiner Hunde, die ich als Welpe bekam, wesentlich mehr Arbeit investieren müssen, als bei meinen Tierschutzhunden und der Privatabgabe.

    Die eine Hündin war von einem durchschnittlichen DSH Züchter. Im Welpenzwinger ihre 8 Wochen gewesen, kannte ausser Füttern und mal kurz "Hallo" sagen absolut nichts. Diese Hündin war von Anfang an extrem distanziert,dazu noch gesegnet mit einem unwahrscheinlichen Jagdtrieb. Bis ich sie soweit hatte, wie ich es von meinen anderen DSH kannte, vergingen gut 3 Jahre!

    Ein Rüde, den ich als Welpen bekam, war von Anfang an extrem misstrauisch allen Fremden gegenüber, hasste Kinder schon als Welpe und war und ist beim Tierarzt bis heute kaum zu händeln und muss für alles in Narkose. Er ist mit viel Wach- und Schutztrieb ausgestattet, ist aber eine Kombi aus geballtem Selbstvertrauen plus Unsicherheit. Hat dazu eine sehr niedrige Reizschwelle. Dieser Hund ist mein 7. DSH und stellt mich vor herausforderungen, von denen ich bisher nicht mal geahnt habe! Trotz aller Erfahrung, viel Arbeit und Training ist er bis heute ein Hund, dem ich keinen Anfänger zumuten würde! Der auch never zu Kindern könnte. Und das, obwohl er mit 8 Wochen zu uns kam und das von einem Bombenzüchter!

    Er hat bis heute furchtbare panik vor Besen und Schrubbern / Mop. Da hier nie ein Zwischenfall war, muss man vermuten, daß irgendetwas beim Züchter passiert ist. rasenmäher und Staubsauger lassen ihn kalt. Auch sonst ist er zu 80% mutig und geht eher vor. Das tut er aber auch bei den 20%, in denen er unsicher ist.

    Unser TA und unsere Physiotherapeutin, die mit Peggy arbeitet, sagen immer, wenn der Hund nicht bei uns gelandet wäre, wäre er längst im Tierheim als unvermittelbar oder schon tot. Man kann seine Aggressivität schlecht voraussehen, lenken schon gar nicht. Nur festhalten und durch. Trainierbar ist da leider gar nichts, auch nicht mit Experten. Kann man nichts machen, liegt in den Genen, so mehrere TÄ und Trainer. Also damit klarkommen. Für uns kein Problem. Ich selber bin kräftig genug, um ihn in jeder Situation absolut zuverlässig zu halten, bei 53kg und 70 cm schon eine Nummer. Kinder haben wir keine. Aber ich wage nicht , daran zu denekn, wenn dieser Hund bei einem Anfänger oder einer Familie gelandet wäre! Ich kann mich auf ihn einstellen, ihn nehmen, wie er ist. mein Mann auch. Aber wir sind eben auch für uns alleine und haben nicht noch die Verantwortung für Kinder.

    Alle meine anderen 6 DSH hätten problemlos zu Familien mit kleinen Kindern können, auch wenn sie es hier nur von Besuchen her kannten. Auch meine Hunde aus dem Tierschutz. Die hatten zwar auch ihre Baustellen, aber das hätte sich relativ leicht in ein Familienleben einfügen können. Dieser Welpe hingegen absolut nicht!

    Daher bin ich nicht mehr ganz so blauäugig, daß Welpen immer unbedingt der einfachere Weg sind. Im Normalfall mag das gelten, ist auch eigentlich total logisch, aber wenn beim Züchter, sei er auch noch so gut, etwas schiefläuft, kann man mit einem "gebrauchten" Hund wirklich besser beraten sein. Man muss nur etwas geduldiger suchen und braucht vertrauensvolle und ehrliche Infos.

  • Hallo Knickohr , dnake vonmir für diesen Beitrag. Das ist einmal eine sehr interessante Sichtweise.

    Vielleicht hilft mir das auch ein wenig bei meinem Harras. Er ist nicht so extrem wie deine Peggy, zum Glück. Aber mit seiner Kraft, seinem (wie ich meine) ausgeprägtem Schutztrieb muss man umgehen können.

    Ich weiß ihn zu händeln und ich weiß auch, was ich alles nicht (mehr) mit ihm machen werde. Bisher habe ich das alles "nur" auf meine Unerfahrenheit und evtl. gemachte Erziehungsfehler geschoben.

    Aber evtl. liegt so einiges einfach auch am Charakter des Tieres. Ich arrangiere mich und bin lieber etwas vorsichtiger, da ich mir nicht immer sicher bin, wie Harras reagieren würde. Obwohl er bisher,

    trotzt viel lautem Gebelle dann doch immer sehr umgänglich ist.