Böser, böser Schäferhund. Ich kann es nicht mehr hören!

  • Ja stimmt, ich wohne eher ländlich.


    Was ich allerdings von einigen schon gehört habe, dass ein Schäferhund doch kein Hund für die Wohnung ist, sondern dass der in den Zwinger gehört ....


    Peppermint, das verstehe ich hier auch nicht. Der Sport wird hier nur auf das Beißen in den Schutzarm reduziert. Ich bin zwar jetzt erst durch Crazy dazu gekommen, aber auch vorher hatte ich nichts gegen diesen Sport, wenn er gut gemacht wird.

  • Cinja: DAS genau ist die richtige Aussage: WENN er gut gemacht wird!

    Kann ich voll unterschreiben! Das Problem ist nur: woran erkennt ein unerfahrener Hundehalter, möglichst noch Erst-Schäferhundhalter, dass es gut gemacht wird und er nicht bei Vollidioten gelandet ist?? Das ist die große Schwierigkeit!

    Wer dann von solchen Idioten mitgeteilt bekommt, dass man einen Schäferhund nun mal so behandeln muss, ist oftmals, aus Unwissenheit, sehr geneigt, diesen Bockmist zu glauben! Und schon nimmt die Katastrophe ihren Lauf!

  • Das ist genau der Punkt der einem Neuhundehalter viele schlaflose Nächte und graue Haare beschert. Man ist geneigt den Bockmist zu glauben und sich beeindrucken zu lassen. Das kann einem aber genau so gut in einer schlechten Hundeschule passieren. Tillis erste Welpenstunde war desaströs. Heute hätte ich die Stunde gar nicht angefangen und wäre gleich beim Anblick der Hunde der Trainerin geflüchtet. Aber damals hatte ich keinen Plan, also waren wir zumindest eine Stunde da. Ein Hoch auf meine Sturheit.


    Als wir da ankamen, gabs erst mal zehn Minuten Selbstbeweihräucherung vom Feinsten. Eine Teilnehmerin wurde angemacht, weil sie wegen Durchfall ihres Welpen beim Tierarzt war. Man selbst hätte mehr Plan und würde auch Futter verkaufen. Tierärzte können da nicht helfen, aber sie.


    Eine andere junge Frau hatte einen Welpen dabei, den sie als griechische Dogge vorgestellt hat. Ich hab selbst über Google nicht geschafft rauszufinden, was das für ein Hund sein soll. Ich schätze was Richtung Cane Corso oder ein Mix davon. Tappsiges etwas schüchternes Riesenbaby, dass beim Anblick so vieler Welpen erst mal lieber zu Frauchen wollte. Den kleinen Kerl hatte die so richtig auf dem Kieker. Da steht also dieses Riesenbaby, weiß nicht recht was es von allem halten soll und die "Trainerin" geht zu dem hin mit den Worten: "Sehr dominante Rasse, da muss man gleich durchgreifen", packt sie sich den Kleinen, dreht den auf den Rücken und hält den am Hals auf dem Boden. Welpe jammert panisch. Das könnte man sich gleich merken, da haben wir schon was gelernt.


    Dann kam sie zu den Schäferhunden. Ein Mann war mit einem schwarzen Schäfiwelpen da, ich mit Tilli, die als Welpe deutlich dunkler war als heute. Kommentar: Bei den dunklen Schäferhunden muss man mehr aufpassen, die sind tendenziell gefährlicher <X:cursing:. Kennt ihr reflexhaftes Augenrollen? Genau das habe ich, ich habe situationsbedingt offenbar keine Kontrolle über meine Gesichtsmuskeln....ich habe nonverbal der Meisterin widersprochen, Asche auf mein Haupt. Tilli hatte ein Geschirr als Welpe, ein Halsband hatte ich in der Tasche dabei. Bevor man hier überhaupt was machen könnte, müsste ich bei ihr ein Halsband kaufen. Gibts in allen Farben. Brauch ich nicht, hab ich dabei. Aber nicht so eins wie sie verkauft. Ich nehm trotzdem meins. Meine Beliebtheit dürfte in dem Moment gestiegen sein, nehme ich an. Mein Blutdruck in jedem Fall.


    Dann durften die Welpen spielen. Riesenbaby, die zwei Schäfis und irgendwas anderes kamen in eine Gruppe. Drei problematische und ein toller Familienhund. Es durfte gespielt werden. Die beiden Schäfis sind entzückt und geben Gas, der tolle Familienhund findet auch ins Spiel...Riesenbaby nicht so. Dem waren die drei Temperamentsbrocken wohl zu viel. Der sah aus wie ein Opernliebhaber im Eingang einer Technoparty. Irgendwann macht sich Riesenbaby mal auf den Weg, wird wieder von der Trainerin geschnappt und landet auf dem Rücken. Der hatte nicht mal Kontakt zu den anderen Welpen. Fand der blöd, hat gar nicht mehr versucht zu den anderen Welpen zu kommen.


    Dann sollte Leine geübt werden. Also Leine an den Welpen und Welpen hinter sich herlocken. Wenn sie trödeln einfach weiterlocken und schauen, dass man die Aufmerksamkeit bekommt. Soweit, so logisch. Da war doch die eine, die gerade die Augen verdreht hat....Tilli und ich durften als erste vormachen :D. Welpe Tilli latscht also mit, sieht neben uns in nicht erreichbarer Entfernung den anderen Schäfi, will da hin und wirft am Ende der Leine Anker. Wir haben als Hörzeichen fürs Weitergehen seit Tag 1 unseres munteren Zusammenlebens etwas, dass mich als seriösen Hundehalter völlig disqualifiziert. Ich schnalze...:huh:. Wird selten gebraucht, klappt aber bis heute. Da faucht die Frau mich an, so geht das nicht. Ich muss "bei mir, bei mir, bei mir"....singen. Schnappt sich die Leine von irgendeinem anderen Welpen, äfft mich schmatzend nach und zieht den leicht verwirrten Terrier völlig übertrieben arschwackelnd hinter sich her. Vor der kompletten Gruppe. Jetzt weiß ich endlich wo ich bin, Sportunterricht 8 Klasse, gepaar mit Musikunterricht, na also, jetzt weiß ich auch wie man damit umgeht. Doch was gelernt 8). Der Unterschied ist nur, damals war das ganze kostenlos und völlig umsonst, aber verpflichtend. Heute nicht. Ich habe es geschafft im verpflichtenden Schulchor nicht zu singen, gegen die ausdrücklichen Wünsche von Lehrer und Eltern mit entsprechenden Konsequenzen. Da werde ich doch nicht im Hundetraining. Vielleicht hätte sie gern mal mich auf die Rücken gedreht, aber ich war zu groß, also musste das Riesenbaby noch zwei Mal dran glauben.


    Der Bezahlvorgang am Ende der Stunde sowie meine formell sehr höfliche Ablehnung den Kurs weiterhin zu besuchen, wo gerade ich es so nötig hätte, waren von einem eher frostigen Klima geprägt. Ein Beispiel soll ich mir nehmen, an denen die den Kurs gebucht haben. Denen kann man ja noch helfen, mir eher nicht so....das geht schief.


    Tilli kann ja stur wie ein Ochse sein, gelegentlich wie einer ziehen, sich wie eine Diva aufführen, mich bis auf die Knochen blamieren und in seltenen Fällen mal eine wirklich unglaubliche Egozentrik an den Tag legen; so hält die Baustellen für eine Spaßveranstaltung und einen Polizeieinsatz in den wir mal zufällig geraten sind, für eine Art Erlebnisgastronomie. Und ich schnalze immer noch. Lieber bin ich die Mrs. Bean der Schäferhundhaltung als dass ich mir ausmale, mit dem inzwischen erwachsenen Riesenbaby vor die Tür zu müssen, der Menschen doof findet, gelernt hat, dass ihm schon beim Anblick anderer Hunde was beängstigendes widerfährt und dass Training Mist ist, und das ganze vermutlich mit deutlich mehr Muskelmasse als Tilli. Ich hoffe die beiden haben noch die Kurve gekratzt ehe es zu spät war.


    Mehr Mist ist in 45 Minuten Gruppenunterricht doch kaum mehr zu schaffen. Versauen kann ich den Hund auch selbst. Dass da überhaupt noch wer hingeht ist ein Rätsel. Einfach mal einen Riesenhype um die eigene nicht vorhandene Kompetenz machen und schwupp, hat man Anhänger. Das einzige was sie konnte, und das nicht mal ansatzweise auf einem rhetorisch mittelmäßigen Niveau, war den Welpenhaltern immer wieder größte Angst vor "dem Problemhund" einzutrichtern, so denn sie nicht kritiklos an ihren Lippen hängen. Ich behaupte ganz platt, wäre die Grundstimmung bei manchen Ersthundehaltern nicht völlig von Versagensangst geprägt, hätte sie mit ihrer schlechten Darbietung keinen hinter dem Ofen hervorgelockt. Jeder Guru muss sich mehr anstrengen um seine Schäfchen zu behalten. Ein Lehrstück in Sachen Angst macht gefügig. Übrigens gehört einschüchtern eines einzelnen Sündenbocks und bloß kleine Zweitmeinung (Tierarzt) ebenso in die ersten Kapitel von "Diktatur für Anfänger".


    Was lange bei mir hängen geblieben ist, war eine Mordswut. Tilli scheint gut weggekommen zu sein, ich bin, wie ich schon mal sagte, nur noch sehr bedingt hundetrainerverträglich. Wenn ich jetzt hier sitze und daran denke, kommt mir immer noch die kalte Wut.


    Oh je, schon wieder ein Roman. Gut dass ich nie versucht habe ein Telegramm zu verschicken, ich wäre kläglich gescheitert und pleite.


    LG

    Babsi & Tilli (singt übrigens sehr gerne)

  • Die gibt es, wir haben ja auch noch das Passende gefunden. Aber als Ersthundehalter fand ich es sehr schwer, mich da durchzutesten. Ich war zeitweise völlig verunsichert. Man weiß ja nicht, ob die eigenen Vorstellungen nicht doch völlig falsch sind. Und in Teilen sind sie es ja auch.

  • Wenn ich jetzt hier sitze und daran denke, kommt mir immer noch die kalte Wut.

    ich hab ähnliche Erfahrungen in einer SV-OG gemacht und auch bei einigen Hundetrainern in Einzel-oder Gruppenstunden und kann deine Wut voll und ganz verstehen.


    Beim ersten mal als mir das passiert ist, hatte ich schon auf dem Rückweg Tränen in den Augen vor Wut auf mich selber, weil ich meinem Hund sowas furchtbares zugemutet habe. Da hab ich mir geschworen sowas passiert mir nie wieder und bin dann bei den nächsten malen tatsächlich auch stur angeeckt und wurde im Prinzip dafür abgestraft wenn ich meinen Kopf nicht am Eingang des Hundeplatzes ausgeschaltet habe.

    Gemeinsames erarbeiten von Problemstellungen und Lösungen - Fehlanzeige.


    Aber wie soll ein Ersthundehalter ohne Erfahrung wissen was richtig und was falsch ist? Es gibt x Methoden zur Hundeausbildung, jeder Trainer weiss es besser. Und viele Leute glauben auch einfach alles ohne zu hinterfragen oder selbst nachzudenken.

  • Genau das nette ich frage mich bis heute, wenn statt des Riesenbabys Tilli dran gewesen wäre, wie weit hätte ich sie gehen lassen? Und wenn ich ehrlich mit mir bin und nichts beschönige, dann gefällt mir die Antwort auf die Frage nicht. Man kann so richtig fies auf die Nase fallen bei dem Versuch, alles richtig zu machen.


    Heute darf an meine Prinzessin nur, wer mir ganz und gar zusagt. Klingt doof, ist aber so....

  • ich kann das so gut nachvollziehen. Ich bin ja auch einmal in einem Schäferhundverein aufgetreten und heulend vor Wut wieder abgezogen.

    Die Hundeschule die ich von Anfang an besuche werde ich nun aber auch aufgeben. Ich komme mit der Trainerin ganz plötzlich nicht mehr auf einen Nenner.

    Ich war ja ein Jahr nicht da nach meiner op und fand das wir echt wieder einen guten Einstieg hatten.

    Unsere Baustellen waren natürlich noch vorhanden und ich fühle mich dort mittlerweile nicht mehr gut betreut.

    Ich weiß nicht warum sich das so geändert hat... kann es nicht wirklich erklären.

    Aber es ist jetzt so, das ich dann zu hören bekomme: dein Hund vertraut dir nunmal nicht!

    Aber es gibt auch keine Lösungsansätze von ihr.

    Es kann sein das sie zur Zeit etwas im Stress ist (frisch getrennt und umgezogen) aber das hilft mir leider nicht.

    Das ich von meinem Hund nicht als souveräner Hundehalter anerkannt werde ist mir klar. Und das ich das wahrscheinlich auch nie hinbekomme auch. Ich habe nunmal Angst vor Hunden und das macht Begegnungen nicht leicht. Kein Wunder das Argos sich immer in der Pflicht fühlt mich zu schützen.

    Auch aufgrund meiner immer noch vorhandenen Lähmung im Fuß und Wade bin ich nicht wirklich standsicher. Muss beim laufen viel auf meinen Fuß und den Untergrund achten.


    Ich bin jetzt soweit das ich auf Hilfe verzichten möchte da ich durch den Unterricht ständig in Stress komme und Argos das 1:1 spiegelt.

  • Ich finde Argos, ihr beide ein tolles Team seid und ich währe froh wenn Loki so weit wie Argos wäre.

  • Argos, solange ihr klarkommt musst Du euch nicht stressen.

    Dina und Basko sind unsere ersten Hunde die in die Hundeschule gehen.

    Und die anderen waren nicht schlechter erzogen.

    Wenn es da nicht Hoppers gäbe, wären wir gar nicht dahin.

    Uns geht's nur um den gemeinsamen Spaß

  • Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mit Hunden, die vernünftig und gut im Sport geführt werden, keine Probleme gibt. Denn die stehen i. d. R. absolut gut im Gehorsam und die Halter lassen sie nicht einfach zu anderen Hunden hinrennen, sondern verhalten sich verantwortungsbewusst.

    tja, da ist was dran !!!

  • Argos : lass dich nicht stressen, wenn jemand keine Lösungen zu bieten hat, was soll man dann auch da. Vielleicht kannst du ohne Trainingsstress mehr Ruhe reinbringen. Vertrauen ist so ein schöner emotionaler Begriff, mit dem man Menschen ködern kann.


    Eben, wenn ihr miteinander klar kommt, ist doch alles gut. Und Baustellen hat doch jeder irgendwie, kann man ja auch punktuell angehen, ohne gleich das ganze Mensch Hund Team in Frage zu stellen.

  • Son bisken steckst du da ja fest. Deine Unsicherheit aufgrund der Angst vor Hunden, aufgrund der Sturzgefahr - und dann nicht gerade ein weichgespültes Seelchen an der Leine... ;)

    Ich sehe da nicht so den Lösungsansatz im angeleiteten Training mit dem Hund, sondern in der Übung und Erfahrung. Nur so gewinnt man mehr Sicherheit glaube ich.