Muss es ein Gebrauchshund sein?

  • Was ist an diesem Post eine Provokation. Das war das oder der Eröffungspost.

  • Ich wäre dafür das ein Teil der Beiträge verschoben würden und nur noch die welche sich mit der Eingangsfrage beschäftigen drin bleiben.


    Grundsätzlich finde ich die eigentliche Fragestellung nämlich durchaus wichtig, gerade wenn man sich einen Hund in die Familie holen will und man Hundeneuling ist. Leider driftet der Faden schon auf den ersten Seiten so ab, dass hier kein Interessierter weiter lesen wird :(

  • nette


    Ich finde, dass das eine super gute Idee ist, denn wie Du, finde ich die Eingangsfrage sehr interessant und wenn man sich bemüht, nicht zwischen den Zeilen irgendwelche negativen Intentionen zu suchen, dann kann das Thema vielleicht tatsächlich dazu beitragen, einem zukünftigen Ersthundebesitzer ein paar nachdenkliche Überlegungen nahe zu bringen und ihm den Entscheid leichter machen, ob es zwingend ein Gebrauchshund sein muss, der züchterisch gezielt auf Eigenschaften selektiert wurde, die dem Hundesportler, dem beruflichen Hundeführer oder dem sportlichen Menschen ein toller, motivierter und leistungsbereiter Begleiter sein kann, aber den "Hundespaziergänger", der eine Stunde täglich gemütlich durch den Wald laufen will (mit Smartphone in der Hand :evil: ) vor Herausforderungen stellt, mit denen er überfordert sein könnte.

  • Diesen Faden, im Schäferhundeforum, finde ich etwas sinnlos.


    Geht doch einfach auf einen SV-Hundeplatz und fragt die Hundesportler dort ob es nicht besser wäre sich einen Pudel zu kaufen.

  • Diesen Faden, im Schäferhundeforum, finde ich etwas sinnlos.


    Geht doch einfach auf einen SV-Hundeplatz und fragt die Hundesportler dort ob es nicht besser wäre sich einen Pudel zu kaufen.

    Wieso sinnlos?

    Warum macht es keinen Sinn sich in einem Schäferhundforum über Vor- und Nachteile bei der Anschaffung eines Schäferhundes - welcher ja ein Gebrauchshund ist - zu informieren? Und der Fragen nachzugehen warum es ein Gebrauchshund sein muss?

    Was ist hier anders als auf einem SV-Hundeplatz ? Und warum soll ich nur Hundesportler fragen und nicht auch andere mit Gebrauchshund die keinen Hundesport machen?


    Ich finde das gerade in diesem Forum mit einer der grundlegendsten Fragen in Bezug auf Hundeanfänger.

  • Vielleicht sollten wir einen Faden eröffnen, in dem jeder von seinen persönlichen Pro- und Kontra-Erfahrungen berichten kann und nicht unbedingt die Frage beantworten, was man dafür mitbringen muss, denn ich finde, das lässt sich gar nicht beantworten.


    Die einen sagen nämlich: körperlich völlig fit. Ich weis von Menschen unter uns, die nicht ganz so fit sind - und es ist gar kein Problem.


    Oder psychisch fit - ich kenne Menschen, die nutzen ihren Schäferhund als PTBS-Therapiehund und wegen ihrer Depressionen.


    Oder fünf Stunden Hundeplatz am Tag - wieso gibt es so viele Schäfis, die dann nur in der Familie glücklich sind?


    Aber so kann zb Verbena von ihrem Hüteschäfi berichten, ich von meinem absolut nervenschwachen Übersprungschaoten, Rübchen von ihrem Schutzdiensthundi und Ellionore von seinem Wanderprofi.


    Jeder Hund hat seine ganz eigenen Vor- und Nachteile, die im Endeffekt oft auf die Rasse und Züchtung zum Gebrauchshund zurück zu führen sind.


    Denn das pauschale „Ultra fit, Ultra stabil, Ultra Hundeplatz, Ultra garten, Ultra sonstwas“, ja, das trifft halt einfach nur ganz selten zu, man muss einfach ein Mensch sein, der bereit ist, sich dem Hund voll und ganz anzupassen, den er in die Familie holt, egal welcher Hund das ist, meiner Meinung nach :D

  • Ich bin auf der einen Seite ganz bei nette, weil ich eben wirklich glaube, dass sich viele Leute mehr Gedanken bei der Anschaffung eines Fernsehapparates machen und sich besser informieren, was sie wollen und was die Geräte bieten und was dann schlussendlich passt, als bei der Anschaffung eines Hundes.


    Viele Leute suchen sich ihren Traumhund ja zunachst mal nach einem Profil aus, bei dem die Optik, die Größe und die Fellbeschaffenheit des Hundes erst mal im Vordergrund stehen und informieren sich erst dann, ob das auch vom Wesen passt ... oder informieren sich dann eben doch nicht, weil sie sich schon in einen Welpen oder einen Tierheimhund verliebt haben.


    Wo könnte sich also der Ersthundeinteressent besser über den Schäferhund informieren, als hier, wo teilweise längjährige Schäferhundhalter, Hundesportler und Schäferhundzüchter ihre Erfahrungen gerne teilen?


    Und abgesehen davon fragte @Ellionore ja nicht nur nach dem DSH, sondern nach dem Gebrauchshund im Allgemeinen und ich persönlich finde es auch interessant, wenn jemand, der auch andere Rassen kennt, seine Erfahrung mit uns teilt.


    Ich gebe aber auch @Azemba Recht: Man kann nicht von dem DSH oder sonstigem Gebrauchshund auf alle Hunde der gleichen Rasse schließen. Zu pauschalisieren wäre also sicher auch nicht zielführend oder hilfreich, um jemandem einen fundierten Rat zu geben, ob ein Gebrauchshund die beste Wahl für ihn ist.


    Ich glaube aber trotzdem, dass auch wenn beispielsweise der DSH auf seine Leistungsbereitschaft züchterisch selektiert wurde, wie das beim LZ und dem HGH definitiv der Fall ist, man sich vorsichtshalber auf den "worst case" einstellen und besser nicht davon ausgehen sollte, dass der Hund ein fauler Couchpotatoe sein wird, dem eine Stunde Gassi am Tag vollkommen ausreicht.


    Ganz gewiss spielt die Art und Weise, wie wir die Hunde von Welpe an beschäftigen, auch eine Rolle, ob ein Hund aktiver oder ruhiger ist - je mehr ich fordere, desto mehr fordert der Hund.


    Aber ist nicht auch das ganz wichtig zu wissen, wenn jemand vor dem Entscheid steht, ob es ein DSH oder ein anderer Gebrauchshund sein muss?


    Wenn eine Rasse über lange Zeit züchterisch auf ihre Arbeitseigenschaften selektiert wurde, dann ist die Wahrscheinlichkeit eben auch groß, dass der Hund auch etwas mehr körperliche und geistige Auslastung einfordert, als beispielsweise meine Leonberger das taten, die mir stets die Mittelkralle zeigten, wenn ich solche Ideen wie Apportiertraining umzusetzen versuchte. "Du hast es weggeworfen. Warum sollte ich es jetzt holen? Hol es doch selber, wenn Du es wiederhaben willst!" Das war die Einstellung. Werfe ich Chia einen Dummy, kann man so schnell gar nicht schauen, wie die losflitzt, um die "Beute" zu holen ... und meistens auch zu mir zurück zu bringen.


    Und nein, ich behaupte nicht, dass alle DSH so sind oder alle DSH und Gebrauchshunderassen den unstillbaren Trieb nach Beschäftigung in sich tragen, aber wer über die Anschaffung eines solchen Hundes nachdenkt, tut eben gut daran, das mit einzuplanen. Wenn es dann anders kommt und der Hund ein buddhistisches Wesen hat, dann ist das wahrscheinlich super (oder auch nicht, wenn Hundesport geplant war) und die Chance, dass der Hundehalter seinen Gebrauchshund ins Tierheim bringt, weil er damit überfordert ist, wird deutlich geringer.

  • und die Chance, dass der Hundehalter seinen Gebrauchshund ins Tierheim bringt, weil er damit überfordert ist, wird deutlich geringer.

    Das glaube ich wiederum nicht, ganz oft sind es auch die Leute, die hochmotiviert sind, die viel machen wollen, auf alles vorbereitet sind - aber dann ist das Zusammenleben einfach so knifflig, dass es einfach nicht mehr geht. Überforderung also trotz Wissen - nicht Überforderung weil blinder Kauf.


    Mein Hund ist extrem freundlich - so extrem, dass er dabei trotzdem Menschen verletzt. Ich kann derzeit keine Kinder im Haus empfangen, das Risiko ist mir viel zu hoch, obwohl er von sich aus niemals jemandem etwas antun wollen würde.


    Oder ein Schäfi, der einfach auf Reize viel zu stark reagiert - erst war alles gut und plötzlich wird aber die Katze gejagt - nicht um sie zu töten, sondern weil es animiert und lustig ist und das arme Kätzchen sitzt nun nur noch völlig terrorisiert unter der Ecke.


    Oder der Arbeitnehmer, der eine 50h-Woche hat, seinen Hund aber seit drei Jahren immer dabei hatte - der reagiert nun aber so verstört, nachdem auf der Arbeit eine Tonne aus Metall laut neben ihm krachend zu Boden fiel, dass er nonstop bellt und sich nicht mehr beruhigen lässt, sobald er im Büro ist, 12h täglich alleine daheim gehen aber auch nicht.


    Oder die Familie, die „plötzlich“ allergisch reagiert, weil der Hund im Sommer die Pollen ins Haus trägt, was man aber erst nach 9 Monaten im nächsten Sommer merkt und vorher nie Thema war.


    Oder der Mali, der neben dem Hundesport zuhause einfach auch eine Flitzrakete mit unbändiger Energie ist und trotz Beschäftigung den kompletten Garten schick neu dekoriert hat und sich nun an das Haus rantastet.


    Oder der Schäfi, der mit keinem ein Problem hat, außer Schwiegermuttern, die wird konsequent „attackiert“, aber die muss leider mindesten drei mal die Woche kommen, weil die Kinder gehütet werden müssen.


    Bis auf das mit der Allergie durchaus durch die Rasse geförderte Eigenschaften, niemand wollte den Hund abgeben, macht wirklich sehr viel mit ihm und ist dennoch am Ende überfordert. Ich glaube, das gibt es viel öfter, als das blinde „oh schicker Schäfi, ob hoppla der will ja Aufmerksamkeit“. 🤔


    Nehmen wir allen voran doch mal mich als Beispiel, vom typischen Griff ins Klo hänge ich grade mitsamt Schulter in der Schüssel und wühle irgendwo in der Kanalisation rum. Damit beschreibe ich nicht Brummi, aber:


    Ich, relativ sportlich-fit, mental und körperlich aktiv und gesund - gesund genug für einen anspruchsvollen Hund definitiv. Wir sind sogar zu zweit, wenn’s mal nicht so ist wegen akuter Beeinträchtigung. Toll!


    Ambitioniert, den Hund sportlich zu führen, dennoch offen für alles, auch wenn er nur rumlungert. Hundeerfahren, mit Hunden aufgewachsen - auch mit einem Schäfi -, Erfahrung mit Angsthunden, Hunden mit Beschädigungsabsicht, traumatisierten Hunden, körperlich schwer kranken/eingeschränkten Hunden, „Kampfhunden“, Ressourcenaggression, Fremdhundeaggression, Menschenaggression und so weiter.


    So, nun hatte ich den typischen Welpenblues, weil mein kleiner Welpe nicht schlafen konnte, um sich biss und schrie wie am Spieß, wo auch immer man ihn mit hin nahm und Verständnis gabs dafür: absolut keins, im Gegenteil, man wird noch Platz gemacht, ganz oft mit „ja das hättest du vorher wissen können“. Ja ich weiß auch vorher, dass ich mich bei einem Autounfall schwer verletzen kann, rechnet man nun damit? Nein. Ist das toll, wenn es passiert? Nein. Bracht man dann Leute, die einem noch Vorwürfe machen? NEIN! HILFE!


    Dann schlief der endlich und das getacker hörte auf, das schreien wurde besser oder wir nahmen ihn nicht mehr mit (zb in den Fressnapf). Dann gabs Probleme mit Hundebegegnungen - unlösbare, für mich, die doch eigentlich damit klar kommt. Das führte zur Anzeige und schließlich psychischem Terror durch die Nachbarn. Einige Monate später auch zu diversen körperlichen Verletzungen. Junghundeblues? Oder einfach nur Pech? Oder gar verdient?


    Egal, hilft ja nix - aber ich stand ganz oft am Abgrund und blickte in die Tiefe und wurde von hinten immer weiter angeschubst. Spannendes Gefühl!


    So, dann sitzt man da:


    - Hund kann nicht auf den Sportplatz

    - Hund ist auf der Straße kaum zu führen

    - Hund ist in der Wohnung nur „okay“, wenn es nie klingelt, nie jemand vorbei kommt

    - Hund hat mich psychisch und körperlich stark lädiert

    - auf dem Zahnfleisch gehen? Ich krabble auf meinen Knochen rum

    - Hund genießt es trotzdem, körperlich und geistig beschäftigt zu werden, ebenso ich mag das

    - HORMONE!!!

    - finanzieller Aspekt: IMMENS!


    So viel Zubehör, das angeschafft werden musste, weil der Hund so viele Probleme macht oder zb nicht in normale Geschirre passt. Wer rechnet damit, mal eben um die 1500€ (habe völlig den Überblick verloren, sehe aber ungefähr was fehlt und nicht auf andere Dinge wie Auto anzurechnen ist etc) und weiter deutlich und rasant ansteigend (Trainerin, Kastration, Bauchgurt…) in einen „eigentlich“ gesunden jungen Hund zu investieren, um sich selbst zu schützen und sich weitere Dramen fern halten zu können?


    Nun hab ich den absoluten Luxus: ich studiere und bin zeitlich extrem flexibel und das wusste ich vor der Anschaffung, mein Freund verdient sehr gut und wir wohnen im Eigentum - wenn auch in einer Wohnung. Ich hatte sogar das Glück, mein Studium durchaus wegen dem Hund ein Semester mal eben verlängern zu können - ich habe also Zeit, bis der Hund 15-16 Monate Zeit ist, mich ihm voll und ganz zu widmen. Und mein Umfeld ist komplett hundeerfahren und hundefreundlich - die haut es - wortwörtlich - nicht um, wenn sie unsere Wohnung betreten, jammern nicht, wenn da mal die Haut etwas angeschubbert ist durch eine Kralle und motzen nicht, wenn der Hund vor Stress jammert.


    Mit zwei Wochen Urlaub zu Beginn wäre das nicht zu wuppen gewesen - aber weiß man ja vorher nicht, als wir ihn angucken, waren alle Hunde freundlich, lieb, verspielt, extrem zutraulich - und dank meiner Recherche weiß ich: solche Exemplare gibts auch aus anerkannten Zuchtstätten und für seine Hormone kann er zum Beispiel auch nichts. Ja und jetzt? Wie wuppt das eine normal existierende Familie oder gar Einzelperson?


    Ich würde also sagen: wir hatten die besten Voraussetzungen und die besten Ambitionen - wäre ein Faktor davon nicht gegeben (Finanzen, Zeit, Psyche, Körper, irgendwelche anderen Ressourcen), ja dann…


    … ja dann hätte er ausziehen müssen. Das wäre gar nicht umzusetzen, nicht tragbar, nicht durchführbar, nicht finanzierbar und damit rechnet man einfach nicht, selbst wenn man schon „alles gesehen hat“ und mit sind eben Leute bekannt, die Schäferhund aus einer Zucht mit ähnlichen oder gleichen Macken haben. Irgendwann findet man sich und tauscht sich aus. Also rasseabhängig?


    Was muss man also mitbringen, um das, ein solches, absolutes worst case, abfedern zu können?


    Wer kann mal eben über ein Jahr zuhause bleiben - für den Hund?

    Wer kann mal eben das Konto ohne Aussicht auf Ende plündern - für den Hund?

    Wer kann mal eben das komplette Leben so derart umkrempeln - für den Hund?

    Wer kann und muss das leisten und mitbringen? Der Ottonormalhundehaltermensch? Kann man so was überhaupt einfach so mitbringen und leisten? MUSS das jeder, der sich einen Gebrauchshund holt, leisten können, weil ist ja ein Genrauchshund und es gibt ja zig worst cases? Kann und muss man für alles gewappnet sein?


    Oder gibt man den Hund eben doch ins Tierheim, weil man merkt: hey, ich hab alles getan, es geht einfach nicht mehr, sowohl dem Hund als auch mir/uns geht’s schlecht, wir passen nicht in das Leben des jeweils anderen?


    Und ist man dann ein schlechter Mensch, weil man sich übernommen hat - das aber feststellt und den Hund lieber abgibt, statt alle Beteiligten darunter leiden zu lassen? Hat man es denn dann automatisch nicht verdient, weil das ja typischerweise jedem passieren kann, der so ein Exemplar noch nicht hat/te? Wie oft hat man die Möglichkeit, mit so einem Exemplar arbeiten zu müssen, um zu wissen, was man tut, wenn viele verschiedene worst-cases aufeinander kommen? Hat es ein Mensch, der schon seit 20 Jahren Hunde verschiedener Rassen hält und die im agility ausgebildet hat so viel leichter als jemand, der das noch gar nicht kennt, nur weil er weiß, wie man Hunde versorgt und das Zusammenleben einigermaßen mit ein paar Individuen erlebt hat, die aber gar nicht das sind, was man nun zuhause hat? Bringt einem das Wissen um Thema x etwas, wenn ein worstcase im Thema Y einen überrollt?


    Und ich bin ganz extrem sicher: wäre das ein Labbi, hätte ich die ganzen Schwierigkeiten nicht in der Art. Wäre das ein misshandelter Jack Russel aus dem Tierheim, hätte ich die Probleme sicher auch nicht.


    Ich hab ein Individuum einer Gebrauchshunderasse, die für ihre Rasse typische „worst cases“ mitbringt und zeigt. Und noch rasseunabhängige „worst cases“ allmählich nachlegt.


    Meiner Meinung nach kann und muss man sich auf all das nicht vorbereiten und ich bin auch der Meinung, dass man seinen Hund abgeben darf und sogar soll, wenn es einem zu viel wird. Ein Tierheim ist keine Todeszone, die Hunde werden auch dort gut versorgt und durchaus auch von Trainern beschäftigt.


    Was wäre die Alternative? Behalten, obwohl man kein Geld mehr hat und dann kommt ne teure Notfall-OP und er muss deswegen eingeschläfert werden? Behalten, obwohl er die eigenen Kinder aus der Freude heraus verletzt? Behalten, obwohl man das als alleinerziehender Vater mit Hund, der deutlich mehr Aufmerksamkeit braucht als eh schon stark aufmerksamkeitsbedürftige Vertreter, die man noch hätte wuppen können, so aber nicht?


    Man sieht im Tierheim immer nur den Gebrauchshund und Texte wie: Halter war überfordert, der Hund hat sehr viel Energie.


    Für Ellionore und für mich sind 15km Spaziergang mal eben kein Ding - jemand anders schafft das einfach nicht, weder zeitlich noch körperlich. Und dann rennt der Hund einem durch die Bude und man würde so gerne - KANN aber nichts tun.


    Muss man also 3h am Stück zügig laufen können, um einen Gebrauchshund kaufen zu dürfen? Na dann möge mal bitte jeder seinen abgeben, der das nicht schafft. Muss man 10000€ mal eben auf der hohen Kante haben können für den Hund, falls der wie unserer mal eben in einem Jahr an die 2500€ kostet, morgen noch eine magendrehung hat die 2000€ kostet, übermorgen sich das Bein bricht und außerdem durch einen Unfall behandelt werden muss? Na dann möge bitte jeder, der nur 2000€ für seinen Hund auf hoher Kante hat, den bitte abgeben. Sportunfälle - auch so was, bei sportlich geführten Gebrauchshunden nicht mal selten und dazu noch die teure Physio.


    Ihr seht, ich könnte ewig so weiter machen, denn es gibt, in meinen Augen, einfach kein „du musst dies das jenes Können haben wollen“. Man muss aber gewillt sein, sich dem Hund völlig anzupassen und sich auch eingestehen können, wenn es eben doch nicht klappt.


    Überlegt mal: den Partner lernt man über Wochen und Monate kennen, bevor man ihn sich ins Haus holt. Der zieht nicht direkt ein, wenn er grade frisch geschlüpft ist. Aber einen Hund - da wissen wir gar nichts davon, egal ob 8 wöchiger Welpe vom Vorzeigezüchter oder dreijähriger Verstoßener aus dem Heim, wie der Hund bei uns zuhause ist, das lernt man auch nicht in zwei Probewochen, das zeigt sich über Monate.


    Das kann immer schief gehen, das kann immer problematisch werden, das kann immer Schwierigkeiten machen.


    Die viel wichtigere Frage ist doch also: wie gehe ich damit um, wenn es eben jene Probleme gibt, kann und will ich das stemmen und habe ich dafür die Ressourcen? Und muss ich die überhaupt alle haben?

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  • Dazu fällt mir noch ein: was, wenn die Nachbarn sich beschweren, weil der Hund bellt, wenn man auch nur 2-4h auf Arbeit ist und das trotz Training einfach nichts wird? Kann man mal eben weg vom Job in die Pampa ziehen und hat man dafür mal eben mehrere hunderttausend Euro bzw kann man die finanzieren?


    Und wer weiß, ob das eben nur Ersthundehalter sind, hätte ich jetzt den absolut pflegeleichtesten Vertreter zuhause, der nur chillen will und bekomme in 10 Jahren dann so eine Granate, wenn ich nicht die jetzigen Ressourcen habe, ja dann kann ich das auch nicht stemmen und bin geschockt, aber dann ist man ja „rasseerfahren“ und gibt man so einen dann ab, ja dann ist der Hund ewig gebrandmarkt. Dann wird aus einem „Halter war überfordert, Hund hat viel energie“-Hund plötzlich ein „rasseerfahrener Halter konnte das Zusammenleben trotz größter Bemühung nicht in Bahnen lenken“-Hund. Bei ersterem denken die Leute „genial, ich gehe 6x die Woche 2h joggen, genau mein Hund, blöder Halter davor!“ und bei zweitem Hund - selbst wenn es genau der selbe ist, denkt man sich „oh Gott, also wenn ein Schäfimensch mit dem nicht klar kommt, wie soll das denn ich, obwohl ich dreitausend Voraussetzungen deutlich überdurchschnittlich bei weitem übertreffe, kenne die Rasse ja nicht“.


    Also ja. Was muss man mitbringen, für so einen „Gebrauchshund“, damit der niemals im Tierheim landet.


    Übermenschliche Fähigkeiten. ;) Ums kurz zu machen. Sonst kann man gar nicht alle Eventualitäten abdecken.


    Selbst wir haben nicht mal einen Garten. :D Und auch ich bin derzeit - seit Monaten - „überfordert“ und am Limit. Das heißt aber nicht, dass er nun ins Heim muss. Eher baue ich noch einen Indoorzwinger, aber auch hier: muss man das denn leisten können?

  • Und ebenfalls vergessen: muss es denn ein nicht-Gebrauchshund sein, nur weil Leute meinen, man sei nicht geeignet dafür? Wer bewertet solche Menschen denn? Wer legt fest, bei wem es unbedingt welcher Hund sein „muss“ oder „darf“? Der Stempel ersthundehalter? Der Stempel 40-jähriger Chihuahua-Halter? Der Stempel 10-jähriger Schäfihalter? Welche Stempel braucht man auf die Stirn geklatscht, um sich solche Fragen nicht stellen oder gefallen lassen zu müssen? 🤔 Wenn man doch so gerne einen der Gebrauchshunde will, wer hat das Recht, sich anmaßen zu dürfen, da ein Verbot aufzuerlegen? Wer darf mir sagen „hätte es unbedingt ein Genrauchshund sein müssen?“?


    Denn ich kann ganz klar sagen: ja, musste es. Ich liebe aussehen, verhalten und Eigenarten. Egal, ob ich mit dem Individuum Hund als Persönlichkeit am Ende zurecht komme oder nicht. Denn das ist letztlich der alles entscheidende Faktor, der einem beantwortet, ob das Zusammenleben möglich ist und nicht, ob das ein gebrauchshund ist und welche Eigenschaften man selbst für so eine Rasse mitbringt.


    Zumindest meiner Meinung nach. Und erst mal genug geblubbert - fürs erste :D

  • Muß es ein Gebrauchshund sein? Nö. muß es nicht. Muß es überhaupt ein Hund sein? Nö, auch nicht. Muß es ein anderes (Haus-)Tier sein? Auch hier ein klares Nein.

    Haustiere sind "nur" ein Hobby. Und solange man mit seinem Hobby niemanden belästigt oder gefährdet (und in Falle der Tierhaltung auch das Tierwohl im Auge hat) geht es Niemanden etwas an welches Hobby, ergo welchen Hund/Rasse ich habe.