Freundlicher Welpe wird niemals Haus und Hof bewachen?

  • Guten Morgen ihr Lieben,


    also, die typische Frage, habt ihr bestimmt auch schon oft gehört. Ich würde wahnsinnig gerne eure Gedanken, Meinungen und Erfahrungen hierzu hören.


    Es geht um den Malinois einer Bekannten von mir. Er ist 5 Monate alt und sie macht sich Sorgen, dass er ihr Haus nicht bewachen wird, mal eines Tages, weil er freundlich zu allen Leuten ist die zu Besuch kommen oder die er beim Gassi gehen trifft.


    Meine Meinung hierzu ist, dass wenn er ein Malinois mit Genen ist wie für Malis gewünscht, dann hat er einen natürlichen Bewache- und Schutzinstinkt, der aber bei einem 5 monatigen Welpi noch nicht erwacht ist.


    Ich kenne Malinois nicht so gut, aber die Dt. Schäferhunde die ich kenne, haben sehr oft erst mit 1,5 Jahren angefangen diese Instinkte zu zeigen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Frühestens würde ich sagen ab 8 Monaten regt sich da was, da treten sie in die "Fremdelphase" ein und stellen fest, dass evtl nicht alles nur Freund ist was so rumläuft.


    Mein Wort steht im Moment gegen das eines Trainers, der sagt, nee, wenn man nicht bald anfängt dem Hund zu zeigen dass er Leute nicht begrüssen soll, dann wird aus ihm kein Wachhund.


    Ich weiss aber, dass die Bekannte auch einen Hund will den sie überall mit hinnehmen kann. Wenn sie jetzt anfinge den kleinen auf andere Ideen zu bringen, dann wars das mit der Idee einen Hund für alles zu haben.


    Wie seht ihr das?

  • Moinsen, erstmal gebe dem Hund Zeit. Das ist noch ein kleiner 4 jähriger Junge im übertragenen Sinn. Wichtig ist die Bindung zum Besitzer, die stimmen muss. Malis sind als Welpen und Junghund kleine Weicheier. Die müssen konsequent und gefühlvoll erzogen werden. Sie dürfen zum Beispiel niemals mit der Peitsche hochgedreht werden in dem Alter. Seine Anlagen zeigen sich erst später. Wenn ihr jetzt schon Schutzdienst machen wollt, dann macht es über das Helfertreiben. Aber nur mit jemandem, der das auch kann. Es ist ein schmaler Grad zwischen Beute, Wehr und Meideverhalten. Ansonsten freut euch über einen tollen vierbeinigen Begleiter. Wer will schon einen bösen Hund? Bei Fragen könnt ihr euch an mich wenden. Bin selbst Mali HF und HL. Grüße von Rudi 🙂

  • Also Kobold hat erst jetzt mit 2 Jahren angefangen mal mit gestellter Bürste Handwerker (also unbekannte Leute) auf dem Nachbargrundstück anzugrollen und anzubellen.


    Ihm bekannte Leute begrüßt er nach wie vor freudig (einer unserer Nachbarn hat einen Bekannten, der streichelt Kobold immer über den Zaun 🙈 und da freut sich der arme, völlig vernachlässigte Hund immer total drüber; aber den kennt er halt auch "schon immer", obwohl der nicht sooo häufig kommt).


    Und Kobold ist ja als Rettungshund ganz explizit darauf getrimmt, nett zu fremden Leuten zu sein (ok, manch einer mag ein anhaltendes, lautes Beute-Bellen nicht als besonders freundlich empfinden... 😬). Und er ist auch draußen immer neugierig und freundlich zu allen.

    Trotzdem zeigt er mir sehr deutlich, wenn sich in der Umgebung unseres Grundstücks fremde Personen aufhalten (alle Nachbarn zählen für ihn nicht als "fremd" und dürfen passieren) indem er ne Bürste stellt und grollt und dann auch anschlägt, wenn ich ihm nicht zuvor komme. Kommt Besuch durch die Haustür und wird von mir reingelassen ist er genauso neugierig-freundlich wie draußen auch.


    Ich glaube zwar, dass er sich von einem Einbrecher einschüchtern lassen würde und dem nichts tun würde, sondern sich eher trollen oder weiter Gezeter machen, falls der ihm einfach ne Ansage macht, aber ich hoffe einfach mal, dass wir das nicht rausfinden müssen. ;)


    Fazit: Ich glaube nicht, dass ein grundsätzlich freundlicher Hund ein Haus nicht bewacht.

    Und wenn ich keinen reinen Wachhund möchte (mit dem ich dann nirgendwo hin muss, weil der nur auf dem Grundstück bleibt), sondern einen, der überall mit mir hin kann, würde ich einen Teufel tun, zu versuchen dem klar zu machen, dass alle anderen Menschen "böse" sind.

    5 Monate. Bitte. Der ist noch ein Baby...

  • mmmmh.... kenne mich mit Mali's nicht aus. Aber... meine Ladies waren immer sehr nett (manchmal zu nett) zu Bekannten und Nachbarn. Auch Fremde (Postboten, Handwerker, neue Bekannte) wurden wohlwollend ins das rudel aufgenommen. Aber... es gab Regeln. Keiner durfte mich in den Augen des Hundes bedrängen. Es reichte schon ein Schulterklopfen oder Ähnliches.... dann wurde verwarnt. Auch das Betreten des Grundstückes wurde nur geduldet, wenn ich oder mein damaliger LG anwesend waren... da mutierte der "nette" Hund, der am Vortag noch soooo schön mit einem gespielt hat, plötzlich zum Hound of Baskerville 8o Kurz: das eine schließt das andere nicht aus.


    Und in dem vorliegenden Fall würde ich mir keine Gedanken machen...der Hund ist schlichtweg noch zu jung.

  • Ich kann mich allen vorherigen Beiträgen so anschließen. Als Welpe und Junghund war Harras Everybodies Darling.


    Jetzt ist er erwachsen und differenziert schon genau, wer Freund und evtl. Feind ist. Wobei sein Bellen auch immer sehr gefährlich klingt (da ist aber ja auch entsprechend Resonanzkörper hinter ;) ). Und Harras hat mich auch defintiv bereits mehrfach vor seiner Meinung nach gefährlichen oder dubiosen Menschen verteiidigt.

  • Wunderbar! Da bin ich ja froh, dass da alle so auf der gleichen Wellenlänge liegen, dass der kleine erst mal gross werden soll. Hat gerade die Milchzähne gewechselt! Er ist wirklich ein toller Hund. Hat starken Beuteinstinkt und nicht zu viele Nerven, dabei seine HF immer in Gedanken, in meinen Augen super für IGP.


    @Rudi , deine Einstellung zum SD etc finde ich super. Genau deiner Meinung


    KleineMama total gutes Beispiel, das von Kobold, dass sogar Hunde die Rettungsdienst machen, zwischen Freund und Feind unterscheiden können! Überzeugtes Auftreten und ernsthaftes Bellen reicht ja normalerweise schon zum Schutz. Und, Ja, Baby, absolut.


    Fiasko Ja, stimme dir auch total zu.


    Pinguetta Genau. Warst du das nicht mit einem Zwischenfall mit gefährlichem Fahrradfahrer?


    Kimba2001 Das finde ich cool. Ich hatte auch so einen. Bis ich bemerkt hatte wie seine Einstellung war, hatte er einen Versicherungsmakler in die Wade gezwickt, als dieser, völlig unverfroren, versucht hatte unser Grundstück mit dem Moped wieder zu verlassen. 🤭

  • Frag Deine Bekannte mal ob sie es von einem 3- oder 4-jährigen Kind erwarten würde ein Haus/Grundstück zu bewachen... 8)


    Ein Hund muss zu aller erst einmal erwachsen werden! Bevor er im Rudel eine derart verantwortungsvolle Aufnahme übernehmen kann. Denn dazu gehört neben mentaler Stärke eine ganz große Portion Souveränität. Alles, was ein Hund in diesem Alter an "Wehrverhalten" jetzt zeigen würde, würde einzig und allein auf ein sehr schlechtes Nervenkostüm hinweisen.


    Deine Bekannte sollte froh sein dass sich ihr Hund momentan so zeigt wie beschrieben. Die Wahrscheinlichkeit ist groß dass sich aus ihm ein souveräner Hund entwickeln wird der später die Nerven besitzt zu unterscheiden wer in guter und wer in böser Absicht kommt. Zuerst muss er aber mal erwachsen werden....

  • Ja, Axman , gefährlicher Fahrradfahrer ist gut ausgedrückt. Im Prinzip arbeite ich z.T. immer noch darann, dass Harras nicht jeden Radfahrer als Gefahr berachtet. :(

  • Deine Bekannte sollte froh sein dass sich ihr Hund momentan so zeigt wie beschrieben. Die Wahrscheinlichkeit ist groß dass sich aus ihm ein souveräner Hund entwickeln wird der später die Nerven besitzt zu unterscheiden wer in guter und wer in böser Absicht kommt. Zuerst muss er aber mal erwachsen werden....

    Genau, das glaube ich auch! Ich meine okay, man kann nie ganz ausschliessen, dass auch mal ein Malinois vorkommt, der wenig Schutzinstinkt hat. Gibts alles.

    Aber eigentlich werte ich es auch als förderlich, wenn der Hund als junges Tier feststellen kann, dass von Personen keine Gefahr ausgeht, ja sogar, dass man nicht besonders viel Respekt vor fremden Menschen zu haben braucht.

    Durch diese Erfahrung wächst sein Selbstbewusstsein, so dass er eines Tages, eben auch aus dieser Selbstsicherheit heraus bewachen und schützen kann.

    Ausserdem kann das IGP Training (die Bekannte möchte mit dem Kleinen in den Sport) auch noch zusätzlich die Selbstsicherheit fördern.

  • Der kleine Knopf steckt ja noch in den Welpenschuhen, sozusagen. Ich hab hier ja so ein "Ich liebe euch alle" Exemplar sitzen. Bis heute findet sie (fast) alles und jeden ausgesprochen toll, interessant und möchte in Kontakt treten. Mitunter muss ich ihren Begrüßungszwang ein wenig bremsen. Nicht, weil ich befürchte ihre Laune schlägt noch um, sondern weil ihr gelegentlich ihre Feinmotorik abhanden kommt. Ich frag mich bis heute, ob mir der Zahnarzt die Sache mit dem Kirschkern im Kuchen geglaubt hat...die Lippe hat es nicht erklärt, geht ihn aber auch nix an ^^ . Wie kann etwas, dass nur 27kg wiegt und sonst sehr geschickt ist, soooo ein Trampel sein?


    Melden tut sie aber äußerst zuverlässig, wenn sich jemand ihrem Haus oder Garten nähert....und wenn der Paketwagen bei den Nachbarn steht auch gleich mit. Paketboten bringen schließlich große Kisten mit Schnüffelspielen, in denen hin und wieder sogar neues Spielzeug versteckt ist, mindestens aber ein Probierhäppchen.


    Der einzige der nicht gemeldet wird, ist der Postbote. Der ist keine Bedrohung, bringt nichts Spannendes mit und kommt nicht rein, Streichelqualitäten also unbekannt...laaaaangweilig.


    Aaaber wenn ihr etwas nicht geheuer ist, sieht die Sache schon ganz anders aus. Da findet sie ganz spontan doch das richtige Kapitel in ihrer Rassebeschreibung und kann durchaus sehr beeindruckend sein. Das gleiche gilt, wenn mir etwas nicht geheuer ist. Und da erbringt sie sogar ihre meiner bescheidenen Meinung nach größte geistige Leistung; sie unterscheidet absolut zuverlässig zwischen meinem sozialphobischen "geht alle weg, ich brauch meinen eigenen Planeten" und echter Abneigung und dem begründeten Wunsch, nicht mit der Person in Kontakt zu treten.


    Ob sie jetzt Talent zum Schutzhundesport hat, weiß ich nicht, haben wir nie ausprobiert. Aber wenn deine Bekannte den Hund überall hin mitnehmen will, dürfte sie es mit einem Hund der Menschen nicht grundsätzlich als Bedrohung ansieht, deutlich leichter und angenehmer haben als mit einem, der gleich mal alles um ihn herum mitbewacht.


    Mitlatschen kann Frau Hund nämlich recht gut und nimmt auch geistige Ausfälle meiner Artgenossen mit einem gewissen Humor. Mit weniger hündischem Humor wäre hier sicher das eine oder andere schon in die Hose gegangen, z.B. bei dem Typen, der meinte ohne Vorwarnung, in der Einfahrt einer Nachbarin, mal eben nach dem Balli am Band packen zu müssen, den Frau Hund in der Schnute hatte. Meine Kröte hat sich für begeistert Zergeln entschieden, für seinen Mangel an Manieren kann der Typ ja nix, aber Muskeln in den Armen hatte er. Ich dürfte in der Zwischenzeit einen neuen Pulsrekord aufgestellt haben.


    Also selbst wenn der Hund deiner Bekannten auch als Erwachsener so bleibt, lebt es sich sehr gut damit. Ich fühle mich ausreichend bewacht und die wenigen Leute, die einen mit "so einem Versager" an der Leine auslachen....ja nun, man steht halt drüber, vermisst man auch nicht sonderlich, diese Typen.

  • oder aber man kauft eine Alarmanlage und lässt den Hund Hund sein. Ist aber bestimmt zu einfach, dann doch lieber weg mit dem Hund