Natürlicher Tod oder Euthanasie

  • Hallo ihr Lieben,


    heute mal kein Bild oder lustige Geschichte, sondern leider ein Thema mit dem ich mich zum Ersten Mal auseinandersetzen muss. Unser erster Hund starb 2 Stunden nachdem er beim Tierarzt war für seine jährliche Untersuchung unerwartet im Alter von 11 Jahren, obwohl alle Blutwerte super waren und der Tierarzt ihm ein langes Leben prophezeit hatte. Unsere Vermutung war eine Reaktion auf die Tollwutimpfung, weil er sich sofort hinterher erbrochen hatte. Der Hersteller der Impfung bezahlte für eine Obduktion und sie fanden einen Tumor, der dann als Grund für seinen Tod genannt wurde. Seltsamerweise hatte er vorher keine Probleme damit, aber ich schweife ab. Wie immer...


    Meine Malteserin würde im Oktober 16 werden, und vor ein paar Tagen wurde sie plötzlich schwach und konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Beim Tierarzt wurde ein degeneratives Problem mit einem Wirbel entdeckt, eine E.coli Infektion, und schlechte Nierenwerte. Wir wissen noch nicht ob die Nierenwerte schlecht sind wegen der Infektion oder ob ihre Nieren versagen. Sie hatte auf dem Röntgenbild eine Masse im Bauch, die wir weiter untersuchen werden, wenn sie "die nächsten Tage übersteht" per Tierarzt. Wir gehen morgen wieder zum Check und zur Blutabnahme und seit unserem Besuch nimmt sie ein Antibiotikum und Kortison. Sie kann wieder gehen, ihr Appetit ist hervorragend, ihr Verhalten ist fast normal bis auf viel längere Nickerchen.


    Trotzdem muss ich realistisch sein und darüber nachdenken, wie es mit ihr weitergeht und mich auf das Ende vorbereiten. Ich sehe keine Anzeichen von Schmerzen, sie folgt mir auf ihren dünnen Beinchen durchs Haus und scheint noch anhänglicher zu sein als sonst. Jetzt denke ich darüber nach wie sie das Ende ihres Lebens verbringen soll. Ich möchte soweit es geht Euthanasie vermeiden und sie zu Hause pflegen und hier natürlich sterben lassen, solange sie keine Schmerzen hat. Dann denke ich mir wieder, ich klinge wie eine schwangere Frau die auf eine natürliche Geburt besteht, bis die ersten Wehen kommen und sie nach einer Betäubung schreit. Dann sehe ich mir meine 3 Hunde an und denke mir, ich schulde es ihnen die richtige Entscheidung zu treffen, wenn ihre Zeit kommt, und ich will sie nicht einschläfern lassen um mir mein Leben zu erleichtern, wie es hier oft passiert.


    Mein Tierarzt ist keine gute Quelle, weil er ja schon denkt dass ich spinne weil ich Tony nicht kastrieren lassen will und ihm nicht jede Impfung auf dem Markt gebe. Was sind eure Gedanken oder Erfahrungen zum Thema natürliche Sterbebegleitung für Hunde?

  • Meiner Erfahrung nach zeigen einem die Hunde, wenn sie gehen und erlöst werden möchten.


    Unsere Kira hatte einen nach außen wuchernden Knochentumor und hat trotzdem lange nicht gehen wollen. Sie bekam Chemo und spielte bis zum vorletzten Tag wie ein junger gesunder Hund mit Irko.

    Am vorletzten Abend würde sie müder und am nächsten Morgen schaffte selbst Irko es nicht sie zum Aufstehen zu bewegen, obwohl Schnee lag und sie am Tag vorher noch nicht genug vom spielen im Schnee bekam.

    In der Nacht (wir schliefen alle mit ihr im Wohnzimmer) hat sie mehrmals den Kopf nach hinten geworfen.

    Als der Tierarzt kam und sie einschlafen lassen wollte, schlief sie schon bei der Hälfte der ersten (von 2) Spritze für immer friedlich mit einem erleichterten Seufzer ein .


    Sie zeigen es einem einfach

  • Ich hatte bis jetzt zwei Hunde und ein Pferd, für die ich die schwerste aller Entscheidungen treffen musste.


    Meine erste Hündin Cindy konnte mit 13 nicht mehr aufstehen, sie hatte offenbar recht schlimm Cauda equina. Wir hatten es noch versucht, sie schmerzfrei zu halten, aber es wurde nicht besser, so dass ich sie an einem Sonntag Morgen einschläfern lassen musste, bei uns zuhause.


    Mein Pferd war eigentich topfit, hatte aber eine Art Tumor an einer extrem ungünstigen Stelle, ich hatte ihn einmal operieren lassen, leider kam das Ding wieder und wucherte nach innen. Alternative wäre ein künstlicher Harnausgang gewesen, das wollte ich ihm nicht antun. So habe ich ihn an einem Donnerstag Nachmittag einschläfern lassen müssen mit gerade mal 22 Jahren.


    Meine zweite Hündin Phaja hatte schwere HD, konnte damit aber recht gut leben. Leider auch DM, was das letzte halbe Jahr nicht einfach gemacht hat. Letztlich ging es ihr kurz nach dem Besuch in der Tierklinik sehr schlecht, sie konnte nicht mehr aufstehen, nicht mehr selbst auf den Beinen stehen. Auch hier haben wir gehofft und versucht, dass es noch mal besser wird. Wurde es aber leider nicht. Es zerriss mir das Herz, sie so zu sehen, Donnerstag Morgen kam die TÄ zu uns nach Hause. Sie wurde fast 12 Jahre alt.


    Für mich waren es die schlimmsten Stunden, Tage, Wochen, mich damit auseinander zu setzen. Trotzdem würde ich es natürlich nicht anders machen, wenn es bei Crazy irgendwann so weit sein wird.


    Ich kann auch nicht tapfer sein und meine Tiere die Trauer nicht anmerken lassen, da habe ich meine Emotionen einfach nicht im Griff.


    Ich finde und fand es für mich wichtig, mir wirklich Zeit für meine Tiere zu nehmen. Ich fand es aber nicht immer einfach, die Geduld zu bewahren. Manchmal fühlte ich mich so hilflos.


    Unsere Tiere haben uns gegenüber den großen Vorteil, dass sie im Hier und Jetzt leben und sich keine Gedanken machen, was morgen kommt. Ich glaube, für sie ist das Altwerden uns Sterben viel natürlicher als für uns. Und hadern nicht damit.


    Ich wünsche dir jedenfalls noch eine wunderbare Zeit mit deiner Malteserin und dass du rechtzeitig erkennst, wann der Punkt gekommen ist, an dem du eine Entscheidung treffen musst oder aber ob du der Natur ihren freien Lauf lassen kannst.

  • Danke für die Antworten. Ich bin wirklich froh zu hören wie es anderen geht die mit diesem Thema umgegangen sind. Beim ersten Hund ging alles so schnell, und er starb in meinen Armen auf dem Weg zum Nottierarzt. Ich werde nie den letzten langen Atemzug vergessen, und dann war es vorbei. Damals fand ich das schrecklich, und heute bin ich so dankbar dafür dass es kein langes Leiden or Qual für ihn gab und dass ich bei ihm sein konnte.


    Kimba2001 , ich glaube auch dass Tiere selber wissen wenn sie bereit sind zu gehen, und ich denke nicht dass mein Mädel bereit ist von ihrem Verhalten zu urteilen.


    Cinja, meine Gefühlswelt ist genauso im Eimer. Ab und zu kommen die Tränen aus heiterem Himmel, und Tony und Dexter kommen sofort angerannt um sicherzustellen, dass ich auch ok bin. Dexter bringt mir auch immer ein Spielzeug damit es mir besser geht. Und hilflos fühle ich mich auch. Es ist eine wirklich schwere Entscheidung wie Du sagst, die mir auch etwas Angst macht. Irgendwie dachte ich dass ich vorbereitet bin, weil fast 16 Jahre ist ein langes Leben für Malteser, und sie war immer topfit und nie krank. Ist aber Quatsch, man ist nie vorbereitet, ob der Hund 2 Jahre alt ist oder 22, macht glaube ich keinen Unterschied.


    Es hilft mir auf jeden Fall eure Antworten und Erfahrungen zu lesen. <3

  • Während meiner langen Zeit in der Rettungshundestaffel mussten wir öfter schwer kranke Menschen suchen, welche den Wunsch hatten, gehen zu dürfen ... es aber nicht konnten und es in Deutschland dafür leider keine legale, würdevolle Möglichkeit gibt. :(


    Für unsere Haustiere gibt es diese Möglichkeit. (Wofür ich sie beneide)

    Und so schlimm es für uns ist, diese Entscheidung treffen zu müssen, (wenn es denn soweit ist) ist es für das Tier ein Segen nicht leiden zu müssen.


    Um also auf den Titel zu kommen.

    Wenn die Zeit gekommen ist ( ich bin auch der Meinung, das die Hunde uns anzeigen wann es soweit ist) werde ich meine Tiere euthanasieren lassen.

  • Ja, unsere Hunde zeigen uns, wann sie nicht mehr können und wollen. Und wenn dem so ist, dann muss man dem Tier zuliebe auch loslassen. Sie schenken uns ein Hundeleben lang ihre ganze Liebe und Loyalität. Es ist unser letzter Liebesbeweis an sie, ihnen diesen letzten grossen, für uns unendlich schweren Dienst zu erweisen.

    Sie in Würde gehen zu lassen ist so schwer, es ist immer zu früh. Aber es ist die einzig richtige Entscheidung, sie nicht weiter aus egoistischen Gründen leiden zu lassen.

    Du wirst wissen, wann es soweit sein wird. Bis dahin geniesse die Zeit mit deiner Kleinen.

  • ich schließe mich dem oben geschriebenen an, wir haben das Glück dass unser TA zu uns kömmt und wir uns von dem Hund hier an seinem Platz verabschieden können, wesentlich angenehmer als ihm noch eine Fahrt in die Tierklinik zuzumuten und ihn dann tot aus dem Hinterausgang wieder ins Auto zu verfrachten.

  • Meine letzte erfahrung liegt ja noch nicht lange zurück, gerade mal 8 tage.

    Die hunde zeigen es einem absolut deutlich, wann es soweit ist, dass man sie erlösen muss und das habe ich getan, weil ich es unserer nelli schuldig war. Sie sollte in würde sterben und nicht qualvoll. Und die euthanasie ermöglicht das beim tier.

  • Luna, ich werde Morgen einen Tierarzt anrufen, der Hausbesuche macht, und Lola wird auf jeden Fall zuhause sterben, egal ob natürlich oder mittels Euthanasie. Da stimme ich Dir vollkommen zu.


    Wir waren gestern beim Arzt, wieder Blut abgenommen und Ergebnisse kommen Montag. Seitdem frisst sie kaum noch und hat heute auch sehr wenig getrunken. Sie schläft sehr viel, aber sie scheint zufrieden zu sein solange sie mich sehen kann. Sie besteht noch immer darauf alleine nach draussen zu gehen und will nicht getragen werden. Auf der anderen Seite geht sie die Treppen im Haus nicht mehr hoch und wartet auf mich, damit ich sie dann hinauftrage.


    Wenn ich mit dem Tierarzt rede, werde ich sehen wie die Dinge aussehen mit ihr, aber ich erwarte keine Wunder mehr, weil ich weiss dass keine mehr geschehen werden. Nachdem ich Eimer voll von Wasser geheult habe, geht es mir jetzt besser, weil ich merke dass sie ok ist solange sie mich um sich hat. Ich muss mich für sie am Riemen reissen und Ruhe bewahren. Wenn sich die Lage ändert, dann werde ich den Tierarzt anrufen und ihr helfen ihren Lebenskreis abzuschliessen.


    Am Anfang habe ich mich gegen die Idee gewehrt dass sie wirklich stirbt, aber jetzt kann ich es akzeptieren und auf fast 16 wunderbare Jahre dankbar zurückblicken.


    Danke euch allen für die Antworten, es hat mir unglaublich viel geholfen mir das von der Seele zu reden und über den ersten Schock hinwegzukommen. <3

  • Hallo ihr Lieben, die Laborwerte sind zurück und Lola hat tatsächlich Nierenversagen. TA meinte sie ist einfach alt und die Nieren geben auf. Es ist schwer zu verstehen wie schnell sie krank wurde, und wie schnell and heftig ihre Symptome anfingen. Wir werden per TA das Antibiotikum weitergeben, weil sie E.coli im Stuhl hatte, was mich gewundert hat, weil ich nicht roh füttere, und die beiden Jungs hatten grade ihre Checkups beim TA und alle Tests waren super.


    Ich wollte euch auf dem Laufenden halten, und vielleicht hilft mein Beitrag jemandem in der Zukunft der das Gleiche erlebt. Als ich auf der Suche nach Erfahrungsberichten war, um zu wissen was auf mich und Lola zukommt, habe ich nicht viel Ausführliches von Hundebesitzern gefunden. Hoffentlich hilft es auch anderen zu lesen, was ich übersehen habe, damit es euch nicht passiert.


    Meinem Mann fiel jetzt auf dass sie in den letzten Monaten morgens und abends viel mehr getrunken hat als sonst. Er steht immer als Erster auf und geht als Letzter ins Bett, weswegen das total an mir vorbeigegangen ist. Das Einzige was ich bemerkt habe, ist dass sie nicht mehr auf die Couch wollte, oder auf den Sessel im Schlafzimmer wo sie sonst immer geschlafen hat, und wir mussten ihr stattdessen Hundebetten im Büro und im Schlafzimmer hinstellen. Trotzdem denkt man, sie ist alt und hat alte Knochen, da will keiner mehr rumspringen. Sie hatte abgenommen, aber das wurde mir nicht bewusst bis vor 2 Wochen als ich sie komplett geschoren habe. Lola ist ein Malteser und Pekingese Mischling und ein ziemliches Wollknäuel mit viel Fell. Und ihr Appetit war immer so eine Sache, sie war immer schlank und hat seit dem Welpenalter nur gefressen wann sie wollte und wenn sie mochte was im Napf war. Meine Hunde fressen auch bei jeder Mahlzeit die Hälfte von dem was in ihrem Napf ist und gehen dann abwechselnd zu den anderen Schüsseln und fressen das was sie mögen. "Ok, deine grünen Bohnen für meine Möhren". Andererseits sass sie immer neben mir beim Kochen und hat auf ein kleines Stückchen Obst, Gemüse, oder Fleisch gewartet. Das hat sie sogar noch am Mittwoch getan, einen Tag vor dem TA Besuch.


    Ein anderes Anzeichen was oft erwähnt wird bei kranken Hunden ist, dass sie das Interesse an Spielzeugen verlieren. Lola hat das Interesse an Spielzeugen vor 10 Jahren verloren. Sie mochte ihre BullySticks, aber ansonsten sass sie immer viel lieber im Garten und schaute in die Ferne. Anstatt mit Speilzeugen selber zu spielen, hat sie sie lieber ihren Mitbewohnern abgenommen.


    Ich erwähne das alles in Detail um zu zeigen wie einfach es ist gewisse Anzeichen zu übersehen auf die ich im Nachhinein hätte achten sollen, und dass andere Anzeichen je nach Hund nicht hilfreich sind. Der letzte Besuch beim Tierarzt war Dezember letzten Jahres und wir waren zu spät für ihren nächsten Seniorenbesuch, der Ende Juni geplant war. Die Laborwerte im Dezember waren übrigens nicht auffällig für Nierenprobleme.


    Mit ihrem jetzigen Nierenversagen ist es nicht einfach ist zu wissen wann ihre Zeit kommt, und es täglich und stündlich auf und ab geht wie auf der Achterbahn. Manchmal frisst sie den ganzen Tag nicht und fällt dann abends über ihre Futterschüssel her. An anderen Tagen frisst sie nur kleine Häppchen über den Tag verteilt. Einen Tag hat sie komplett nicht getrunken bis abends um 8, am nächsten Tag trinkt sie normal. Manchmal kann sie nicht aufstehen, und ein paar Stunden später rennt sie die Treppe zum Garten runter. Oder sie schläft den ganzen Tag und plötzlich steht sie auf und geht ihre beiden Mitbewohner besuchen und beschnuppern.


    Mein TA denkt dass sie vielleicht noch ein paar Tage oder 2 Wochen hat aufgrund der Laborwerte. Er meinte dass Lola noch immer happy und schmerzfrei ist soweit er es beurteilen kann, und dass es keinen Grund gibt sie sofort einschläfern zu lassen, solange ich es mir zutraue sie weiterhin zuhause zu pflegen. Und wenn sie anfängt sich dauernd zu übergeben ohne zu fressen, dann ist es soweit die letzte Entscheidung für sie zu treffen, weil es ihr dann wirklich nicht mehr gut geht.


    Abschliessend wollte ich eine interessante Geschichte über Lola erzählen. Sie hat mit 2 Jahren eine vergiftete Ratte im Garten gefunden (Nachbar hatte Gift ausgelegt) und hat sich mit ihr unter dem Schuppen versteckt und sie genüsslich gefressen, während ich schrie and versuchte sie rauszuholen. Das hat sie tatsächlich überlebt, obwohl der damalige TA nur wenig Überlebenschancen sah, weil sie aus jeder Körperöffnung blutete. Eigentlich hat sie fast 14 weitere gesunde Jahre hinterher geschenkt bekommen, und daran zu denken, tröstet mich sehr. :)