Ich hasse meinen Hund oder doch eher mich?

  • Hallo GeierWally,

    Also ich habe bei dem Titel schon zugegeben grosse Augen gemacht und gedacht "wenn man schon von "hassen" redet, muss man den Hund abgeben".

    Ich habe den Beitrag zugegebenermaßen verfasst, als ich sehr wütend war.

    Wir waren in meiner Mittagspause Gassi, unterwegs zu einer kleinen abgelegenen und gut einsehbaren Grünfläche, auf der er normalerweise sein Mittagessen erschnüffeln muss.

    Er war einfach komplett neben der Spur, gezogen wie ein Irrer und kaum ansprechbar.

    In meiner unendlichen Weisheit habe ich ihn auf der Grünfläche (wie jeden Tag ohne Vorfälle) trotzdem abgeleint und er ist full-speed davongetürmt. Nach 20 Metern ist er zwar umgedreht und zurück gerannt, aber ich hatte schon vor Augen, wie er irgendeinen kleinen Hund zu Tode schüttelt.

    Auf dem Heimweg hat er innerhalb einer Nanosekunde wie eine Schnappschildkröte auch noch in einen richtig ekligen Scheißhaufen gebissen und die Stimmung war im Eimer.


    Auf der Runde nach der Arbeit war dann klar was los ist. Er hat gesabbert, mit den Zähnen geklappert und wollte jeden Grashalm schlabbern und markieren. Es liegt Liebe in der Luft <3 8o ...


    Es ist nichts "Schlimmes" passiert, aber ich bin schon so cholerisch und innerhalb von 5 Sekunden auf 180, dass es direkt einem Weltuntergang gleicht. Und dann "hasse" ich ihn und mich und die ganze Situation in der wir uns befinden.

    Dafür muss man ihn natürlich nicht quälen oder irgendwelche "Bisse" simulieren, aber bei bestimmten Sachen hab ich meine durchaus auch mal an der Krawatte gepackt. Natürlich nicht ständig und wegen jedem Mist, aber bei Sachen, die halt absolut nicht gehen hab ich das unmissverständlich klar gemacht.

    Wie kann man sich das an der Krawatte packen vorstellen?

    Ich würde Dir jetzt gern den Rat geben, den ich auch bekommen habe: Geh zu einem Hundetrainer, der Erfahrung mit Gebrauchshunden hat und nicht zur normalen Hundeschule. Es gibt solche Trainer, aber ich habe den richtigen auch nicht gefunden. Die, die täglich mit Gebrauchshunden zu tun hatten, haben mir zu viel über Strafe gearbeitet (obwohl ich das überhaupt nicht ablehne, aber das ist für mich die letzte und nicht die erste Wahl). Vielleicht hast Du ja bei Dir in der Gegend mehr Glück, gucken kann man ja.

    Die erste Hundeschule war ein Reinfall, das hätte ich viel schneller erkennen müssen. In der Gruppe waren eigentlich auch nur Doodle und Toy Pudel, mein Großer war der einzige, der Krawall gemacht hat und wir mussten immer abseits von den anderen trainieren, was sich auch mies angefühlt hat.

    Die aktuelle Trainerin habe ich ja noch nicht so lange und ich versuche der Sache schon immer eine aufrichtige Chance zu geben und nicht zu schnell zu wechseln.

  • Ich seh hier nur eine Möglichkeit: Ruhige Konsequenz und Souveränität deinem Hund gegenüber. Völlig Klarheit was erlaubt ist und was nicht. Keine bequemen Grauzonen, kein vllt. Nur schwarz oder weiss, nicht erlaubt oder erlaubt.

    Es hängt ja an so manchen Stellen bei uns, aber vorallem mit der Ruhe habe ich massive Schwierigkeiten.

    Und das ist ja auch so paradox. Ich will nicht streng sein und dann fahre ich wegen jedem Scheiss direkt aus der Haut.

    Der ist ja nicht blöd und merkt das auch.


    Die Trainerin hat mir auch versucht zu erklären, dass streng und konsequent nichts Schlimmes ist.

    Davor habe ich so große Angst und gleichzeitig bin ich regelmäßig gedanklich bereit diesen Hund zu erschlagen.

    Das verstehe mal einer.

  • Ich würde als erste Hilfe Maßnahme,wenn abgeleint wird, einen Maulkorb empfehlen. Daisy trägt oft auch einen. Gegen Kot fressen zusätzlich noch etwas mit Tape abgeklebt. Mist fressen wird zuverlässig verhindert. Evtl zwicken bei Hundebegegnungen auch. Über diverse Kommentare stehe ich drüber. Mein Hund, meine Verantwortung. Wie schon geschrieben wurde, hat Konsequenz überhaupt nichts mit Drill oder laut sein zu tun. Bei uns lief es im ersten halben Jahr ganz gut, danach zeigte die Kurve etwas nach unten. Nach 1,5 Jahren geht's mittlerweile deutlich bergauf. Konsequenz ist einer der Schlüssel.

  • Ich könnte mir immer wieder selber eine Watschen geben, dass ich so rücksichtlos und verantwortungslos so ein Lebewesen zu mir geholt habe.

    Die Watschn haben sich ganze Andere und nicht du verdient. Du KANNST gar nicht wissen, was mit so einem Hund auf dich zukommen wird. Diejenigen, die dir den Hund aufs Auge gedrückt haben mit „Hauptsache, wir sind den los“ aber schon.

    Und dessen waren die sich bewusst, ganz sicher!

    Du hast schon vieles erreicht, wenn es sich unnatürlich für dich anfühlt, dein Hund aber genau so tickt, dass er so eine Führung braucht bleiben dir nur zwei Möglichkeiten: An dir arbeiten oder ihn abgeben. Oder du hast das Glück, dass es Jemanden gibt, der dir zeigt, wie du mit deiner Art diesen Hund in den Griff bekommst.

    Meiner Erfahrung nach ist es viel schwieriger den Hund aus einer hohen Reizlage zu holen als deren Anfänge sofort im Keim zu ersticken. Es also gar nicht erst soweit kommen zu lassen, dass der Hund sich so reinsteigern kann. Dann musst du auch nicht so ein Programm auffahren.


    Stell dir vor, du bist nachts mit deinem Auto in einer dir völlig fremden Umgebung unterwegs. Dann bist du doch auch froh, dass du dich an den Strassenbegrenzungen orientieren kannst. Sogar mit links/rechts gekennzeichnet.


    So eine Orientierung musst du deinem Hund doch auch geben, sonst macht er das halt nach seinem Ermessen. Dass das nicht gut ist, weisst du ja mittlerweile zur Genüge.

    Das Letzte was dein Hund gebrauchen kann ist deine eigene Unsicherheit und die damit verbundene Instabilität.

  • Ich hab das mit dem "einzeln zitieren" nicht drauf, deshalb so :)
    Ich lehne mich jetzt aus dem Fenster und behaupte einfach, dass es im Leben eines jeden Schäfi-Halters Momente gab in denen man den Hund am liebsten in einer Hundeklappe abgegeben hätte :D Die einen drücken's dann so aus, die anderen so wenn sie frustriert sind. Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein :saint:


    Du hast doch schon erkannt, dass es nicht angebracht war, den Hund abzuleinen, wenn er sowieso doof tut. Aber schau mal, er kam zurück. Hast Du ihn dafür gelobt? Ich belohne jedes "nach mir gucken" mit der Stimme oder wenn sie nah genug ist werfe ich ein Stück Futter. Wenn sie von alleine zu mir zurück kommt wird sie gelobt, gefüttert oder es wird gespielt. Wenn ich sie rufe sowieso. Also immer alles belohnen, was Du haben willst. Das muss nicht immer die grosse Party sein, für's gucken ein "feinii, braver Fifi!", für den Rückruf ne Party z.B. Vorteil an "Abstufungen" ist, Du kannst alles belohnen, aber die GANZ wichtigen Sachen sind für den Hund dann auch GANZ geil :)
    Was das von der Leine lassen im Allgemeinen angeht, ist mein Credo immer, dass ein Hund der nicht zuverlässig auf den Rückruf hört, an die Leine gehört. Meine Hündin ist jetzt knapp 8 Monate und der Rückruf klappt sehr gut. Aber manchmal fragt sie halt doch ob sie eigentlich WIRKLICH immer kommen muss und dann hab ich sie halt wieder ein paar Tage an der Schleppleine. Nervtötend, aber das ist es mir wert, denn abgesehen davon dass es halt nicht ungefährlich ist, finde ich es auch echt peinlich auf der Wiese zu stehen und einem Hund hinterher zu brüllen, der sich im Moment nicht die Bohne für mich interessiert :D

    Das Thema Scheisse fressen hatten (haben) wir auch. Das war z.B. was, wo ich sie an der Krawatte gepackt hab (am Nackenfell) und es ein Donnerwetter gab. Inzwischen reicht ein "lass!", aber man muss schon mitkriegen, dass der Hund da was fressen will - von alleine lässt sie's noch nicht immer sein. Andere arbeiten mit einer "Krachflasche" (eine mit Steinchen gefüllte Plastikflasche, die man NEBEN den Hund werfen kann, wenn er Scheisse frisst damit er erschrickt und das so negativ verknüpft).


    Vielleicht magst Du noch ein bisschen mehr zu Deiner aktuellen Trainerin schreiben? Und frag sie doch bei Dingen, die Dir "nicht passen", warum das so sein muss und ob es einen anderen Weg gibt. Vielleicht wird dann manches klarer für Dich oder man probiert erst was anderes. Das kommt natürlich drauf an, wie flexibel die Frau ist :)

  • Das kenne ich von mir auch. Und meiner Meinung nach liegt das einfach daran, dass Du willst und willst und nicht weisst wie. Und dann kommen so Gedanken wir "warum tust Du jetzt nicht einfach, Du Sack?" "Jeder DEPP läuft mit einem Hund rum und hat keine Probleme und ich krieg nicht mal x und y hin" usw. usf. Überforderung, kein Handwerkszeug, kann man alles abstellen. Und ich behaupte, sehr viele Leute die keine Probleme mit ihrem Hund haben sind welche, denen man beim Gassi nicht begegnen will 8)

  • Es hängt ja an so manchen Stellen bei uns, aber vorallem mit der Ruhe habe ich massive Schwierigkeiten.

    Und das ist ja auch so paradox. Ich will nicht streng sein und dann fahre ich wegen jedem Scheiss direkt aus der Haut.

    Ich finde es ist ein Unterschied zwischen Streng und Konsequent. Konsequent sein, heisst nicht automatisch streng sein und umgekehrt leider genauso. D.h. wenn man streng ist, aber dabei nicht konsequent, macht das die Situation(en) nur schlimmer und man gerät in eine Spirale der Hilflosigkeit, die dann in Frust und Ärger endet.


    Als erste Massnahme würde ich zu einem Maulkorb raten, denn ein grosser Hund wo auch nur eine geringe Möglichkeit besteht dass er beissen würde, mit einem Hundehalter, der keine Kontrolle hat, ist ein zu grosses Risiko. Ausserdem könnte dies auch dir mehr Sicherheit geben, weil du nicht fürchten müsstest, dass etwas passieren könnte.


    Ebenfalls würde ich nicht frei laufen lassen. Geht gar nicht. Ein grosser Hund ohne zuverlässigen Rückruf kann keinen Freilauf haben. Mindestens Schleppleine aber nur wenn die Person an der Leine in der Lage ist diese zu händeln (starker Hund).


    Ich sehe ebenfalls keine Probleme bei den Tips die von der "Dominanz Trainerin" gegeben wurden.


    Wahrscheinlich musst du lernen deinem Hund immer einen Schritt voraus zu sein. Es hört sich ein bisschen an wie das Gegenteil, immer einen Schritt hinterher. Warte nie ab ob der Hund heute vielleicht das Richtige tut oder jetzt dies oder jenes brav tut sondern sorge dafür, dass er das Richtige tut und dass er "brav" ist. Dafür muss man schon vorausahnen können wie bestimmte Dinge ablaufen werden. Man kennt ja seinen Hund schon, aber man muss auf Zack sein und schnell sein im Mitdenken, im Vorausdenken.


    :) <3

  • Ich lese Deine Überforderung mit diesem Hund in jedem Deiner Beiträge.


    Zitat

    Wir waren in meiner Mittagspause Gassi, unterwegs zu einer kleinen abgelegenen und gut einsehbaren Grünfläche, auf der er normalerweise sein Mittagessen erschnüffeln muss.

    Er war einfach komplett neben der Spur, gezogen wie ein Irrer und kaum ansprechbar.

    In meiner unendlichen Weisheit habe ich ihn auf der Grünfläche (wie jeden Tag ohne Vorfälle) trotzdem abgeleint und er ist full-speed davongetürmt. Nach 20 Metern ist er zwar umgedreht und zurück gerannt, aber ich hatte schon vor Augen, wie er irgendeinen kleinen Hund zu Tode schüttelt.

    Zeitdruck und Kopfkino - eine ganz schlechte Paarung.

    Zitat

    Bei einem "unverbindlichen" Probegassi wurde er mir dann mehr oder weniger ins Auto gesetzt und Tschüssi Alles Gute. Jetzt bin ich ein erwachsener Mensch und mir wurde keine Waffe an den Kopf gehalten, ich möchte also keine Ausreden suchen oder mich aus der Verantwortung ziehen. Aber die ganze Situation war sehr überfordernd und melodramatisch, die Details erspare ich euch.

    Auslandstierschutz kommt doch mit "Pflegeverträgen" daher. Ist da nicht die Pflicht zur Rückgabe enthalten? Nur weil Du in dem Augenblick mental nicht in der Lage warst, Nein zu sagen, bist Du nicht verpflichtet, dieses Tier zu behalten! Und wenn Sie Dir drohen, dass der Hund niemanden anderen finden wird, der ihn nimmt - das ist nicht Deine Baustelle!!! Andere Menschen haben ihn in ihrer scheinbar grenzenlosen Güte (Dummheit wäre hier der bessere Begriff) retten / helfen wollen - manchen geht es in erster Linie um die eigene Psyche, sich selbst zu loben, wie gut und edel ihr Handeln ist. ... Aber ich weiche ab.


    Denke an Dich selbst! Ich schätze Dich nach Deinen Postings hier als nicht geeignet für DIESEN Hund ein. Behältst Du ihn trotz aller Schwierigkeiten, kannst Du Dich darauf einrichten, dass es jahrelang so weitergehen wird. Vermutlich wird es schlimmer, denn wenn Du nicht auf die Vorschläge der aktuellen Trainierin einsteigen kannst/magst/willst, hat das alles absolut keinen Zweck. Es ist dann auch egal, was andere sagen - Du bist nur Dir selbst Rechenschaft schuldig.


    Verstehe meine deutlichen Worte bitte als den Versuch, Dich aus Deinem Alptraum wachzurütteln.


    Ich wünsche mir, dass Du diesem Forum erhalten bleibst und in der Zukunft über eine glücklichere Hunde-/Menschkonstellation erzählst.

  • Hallo Angie,

    Nach dem was du schreibst, ist es vielleicht eine Überlegung, testen zu lassen ob der Hund (psychisch) gesund ist. Ich glaube mittlerweile gibt es auch in Deutschland die Möglichkeit zur Tierärztlichen Verhaltenstherapie durch speziell in diesem Fachgebiet geschulte Tierärzte.


    Nach Abklärung aller Dinge bestünde da z.B. auch die Möglichkeit mit Medikation zu arbeiten, d.h. der Hund bekäme für eine gewisse Zeit quasi Antidepressiva, die ihn ausgeglichener machen und so ein Fenster öffnen, in dem man vernünftiges Training durchführen kann während der Hund weniger empfänglich für "störende" Reize wäre.

    Meine aktuelle Trainerin ist Diplom Verhaltensbiologin und Hundetrainerin, ich hoffe sie wird erkennen, wenn da psychisch etwas nicht in Ordnung ist.

    Er spricht auf ihren Trainingsansatz auch gut an, kann sich konzentrieren, wenn man es einfordert, lernt schnell und macht mit. Sie meinte er sei sehr intelligent und aufmerksam und wolle arbeiten.

    Mit meinem "antiautoritären Bullshit" (die Frau ist sehr tough und ehrlich) muss ich aber schleunigst aufhören, sonst könne er sich zu einem richtig gefährlichen Hund entwickeln.

  • Ich sehe das nicht so schwarz. Allerdings würde ich mir auch nicht anmaßen, jemanden aufgrund einiger Beträge die Kompetenz zur Hundehaltung abzusprechen. Arbeiten im Zusammenspiel mit einem Trainer ist doch schon einmal sehr gut. Machen die wenigsten. Da der Trainer einiges an Geld bekommt, sollte auch inbegriffen sein, Fragen telefonisch oder per WhatsApp zu stellen. Nutzen!. Zwischen angeleint und Freilauf gibt's noch die Schleppleine,. Zur Sicherheit. Konsequent sein: der Hund läuft im Haus nicht hinterher. Ggf anleinen am Tisch, wo auch immer. Der Hund geht immer, immer, immer nach dir aus der Tür. Kann einige Tage dauern, aber der Erfolg wird sich einstellen. Es wird aufs sprechen mit dem Hund verzichtet. Du kannst zeigen, was er gerade tun soll. Hunde sind da sehr gute Beobachter.

  • Hallo Nordlicht,

    Ich persönlich tue mich schwer mit abgeben ,es sei denn ich wüsste, dass er es dort besser hat oder man selber es gesundheitlich einfach nicht mehr leisten kann.

    Das macht für mich die Entscheidung auch so schwer. Über ein paar Ecken wurde meine Geschichte an einen Mann aus einer Tiervermittlung weitergetragen. Aus seiner Sicht wird das auch alles andere als einfach. Man kann ihn natürlich irgendwie ahnungslosen Leuten aufbinden, aber das ist ja nicht zielführend.

    Und es gäbe viel weniger "Rasseliebhaber", die erwachsene, auffällige Hunde aufnehmen, als es solche Hunde gibt, da ist mein Chaot leider nicht der Einzige.

    Deutsche Schäferhunde zu vermitteln sei schon schwierig und bei einem Osteuropäer wird es absolut nicht leichter.

    Wenn ich wüsste, dass er in gute Hände kommt, hätte ich ihn vermutlich schon abgegeben.


    Auf der anderen Seite habe ich ihn natürlich auch sehr lieb gewonnen und solange ich keine Grenzen gegen seinen Willen durchsetzen muss leben wir auch sehr harmonisch zusammen. Auf einer einsamen Insel ohne andere Hunde oder Menschen hätten wie ein Traumleben. Er ist verspielt und verschmust und hat schon eine lustige, freche Persönlichkeit, die ich sehr schätze. Ich habe tatsächlich schon in Erwägung gezogen irgendwo ins nirgendwo zu ziehen, aber ich habe ja auch einen Job, Familie und Freunde.

    Ich weiß nicht wo Du lebst, aber falls es genug Trainer zur Auswahl gibt, würde ich einen suchen, der sich darauf einstellen kann , wie DU mit dem Hund arbeiten kannst.,

    damit du authentisch sein kannst und nicht das Gefühl hast, du musst dich verstellen.

    Möglicherweise sollte ich mich nochmal auf die Suche nach einem Trainer begeben.

    Oder eben mein Mindset nachhaltig verändern, damit ich, wie du sagst, authentisch auftrete und mich nicht dazu durchquälen muss.

    Was mir noch einfällt , wir hatten im Forum mal eine Teilnehmerin, deren Hund war von seiner Reaktionen auf Aussenreize auch oft dermaßen „drüber“, und bei ihm spielten zu viele Hormone und extremer Stress deswegen eine große Rolle, nach der Kastration hatte sie dann einen ganz anderen Hund.

    Eine Kastration könnte vermutlich ein wenig Druck rausnehmen. Das habe ich bei der Trainerin auch angesprochen.

    Sie meinte, es würde die Sache schon ein bisschen leichter machen, aber nichts daran ändern, dass ich meinen Umgang mit ihm grundlegend verändern muss. Also an den Methoden würde sich nichts ändern, nur die Intensität wäre etwas schwächer sozusagen.

  • Das meiste ist ganz normaler, konsequenter Umgang mit einem Hund.


    All diese Maßnahmen klingen für eure Situation absolut legitim und angebracht. Hätte ich dir alles genau so auch geraten. Natürlich alles Situationsangepasst (z.B. "Biss simulieren"). Wenn er ein bisschen an der Leine zieht wird das nicht das Mittel der Wahl sein, aber wenn er einen Menschen auf der Straße "angeht" ...


    Dass du diese Maßnahmen als negativ, dominant und Drill empfindest, zeigt mir einmal wieder, wie dusselig unsre Gesellschaft im Umgang mit dem Hund, seines Zeichens Rudeltier und Beutegreifer, mittlerweile geworden ist.

    (Nicht DU, das ist wirklich eine gesellschaftliche Entwicklung die in den letzten Jahren stattgefunden hat)

    Das ist eine andere Diskussion, die wir kürzlich hier um Forum hatten.

    Inzwischen leuchtet mir auch ein, dass dieser Umgang bei solchen Hunden zur konsequenten Führung dazugehört.

    Der "Biss" natürlich nur als letzte Maßnahme, wenn sonst nichts mehr geht.

    Er spricht zum Glück auch schon auf die anderen Korrekturen gut an, so dass es zu solchen Mitteln eigentlich nicht kommen muss. Den "Biss" habe ich bisher auch nur zu Übungszwecken an der Trainerin selbst ausgeführt.

    Auch was den Tonfall angeht, dachte die Trainerin meinen Schilderungen nach, dass der deutlich strenger und lauter sein müsste, hat dann aber schnell erkannt, dass auch weniger bereits ausreicht.

    Er macht wirklich gut mit und will vorallem auch mitmachen, sie hat ihn sogar als Traumhund bezeichnet, wenn man ihn halt richtig führt.


    Ich hatte einfach diese Traumvostellung von rein positiver Erziehung, die teilweise durch das Internet, Hundetrainer und andere Hundehalter befeuert wurde. Mit Geduld und Wiederholungen wird da schon gehen, und Leckerchen natürlich, bedürfnisorientiert und mit viel Liebe. Wenn man eine gute Bindung hat macht der Hund wie von alleine alles richtig und Korrekturen zerstören die Bindung und so weiter und so fort.


    Womit wir wieder an dem Punkt wären, dass nicht der Hund, sondern ich das Problem bin.

    Vielleicht ist er nicht unbedingt der "einfachste" Schäferhund auf der Welt, aber auch definitiv kein unkontrollierbarer, hoffnungsloser Fall.

  • Hallo Julia,


    herzlich willkommen hier im Forum.


    Ich kann ein bischen nachvollziehen wie es in Dir aussieht, denn mir ging es bei meinem ersten Hund fast genauso. Allerdings hab ich meinen Hund keine Sekunde gehasst - ich war einfach nur mega überfordert und fühlte mich getäuscht was das "versprochene" Zusammenleben mit Hund angeht.

    Auch bei anderen Rassen gibt es solche "Charakterhunde" :) Meiner war ein Dalmatiner.

    Ich hatte nach 3 Jahren großer Anstrengung mit gefühlt wenig Erfolg schon tränenreich den Auftrag zur Vermittlung erteilt, aber dann bereits einen Tag später bei der Vorstellung ohne diesen Hund zu sein ging es mir so schlecht, dass ich wieder abgesagt habe.

    Ich akzeptierte, ich betrieb Management und ich verzichtete auf manches. Trotz bestimmter Probleme im Alltag draussen, war er ein toller Hund und der liebste und loyalste Kuschelhund innerhalb der Familie.

    Sicher wäre er bei jemand anderen anders als mit mir, aber ich war halt so wie ich war. Also hiess es das Beste draus zu machen und das haben wir getan. Ich bin froh die Entscheidung getroffen zu haben das er blieb. Wir hatten wunderbare Jahre mit vielen tollen Sachen und Erlebnissen. Ich konnte ihm ein schönes Leben geben - auch wenn wir eben 2 seiner Baustellen bis zu seinem Lebensende nicht hinbekommen haben, sondern nur drumrum arrangiert haben. Aber er war mein ein uns alles, mein Tröster, meine Freude und während meiner Scheidung neben den Kindern auch ein bischen mein Halt.

    Ja es war manchmal anstrengend, ja es bedurfte etwas Organisation und ja es wurde nur mit der Entscheidung das er bleibt nicht plötzlich leichter. Aber ich wollte es und ich wuchs an dieser Aufgabe. Ich lernte mit ihm und durch ihn sooooo viel mehr als ich hätte mit einem Wuffi der einfach im Alltag mitlief hätte lernen können. Ich bin meiner Knutschkugel so dankbar das ich ihn in meinem Leben hatte <3


    Warum schreib ich das? Mir hat es damals tatsächlich geholfen diese innere Entscheidung "für" den Hund zu treffen. Damit wurde es nicht einfacher, aber meine innere Belastung und Überforderung haben sich irgendwie verändert gehabt. Zu akzeptieren das dieser Hund ist wie er ist und mir mir zusammen eben das ergibt was es war, hat eben auch ein Teil des Drucks raus genommen. Zu akzeptieren das er kein "Mitläuferhund" ist, hat mir geholfen mich von meiner doch sehr naiven Vorstellung des Zusammenlebens mit Hund zu verabschieden und ich konnte mich nochmal besser auf ihn und die Situation einlassen.


    Zu einigen Deiner Aussagen noch folgende Anmerkung:

    -Kastration hat bei uns gar nix verändert

    - jeder Hund wird im Laufe seines Lebens mal krank, einige mehr andere weniger - aber das ist total normal - wie bei Menschen auch - daher kann ich nicht so ganz nachvollziehen, wie das in die "Aufsummierung" im ersten Post mit reinspielt

    - " der Hund ruiniert dein Leben" - mh kann ich ehrlich gesagt jetzt aus Deinem Post nicht ganz rauslesen warum? Weil er Erziehung und Training braucht? Weil er kein einfacher Mitläufer ist, sondern Anforderungen ans Zusammenleben stellt? Das wird mir aus Deinen Post noch nicht ganz klar.


    Mir hat auch folgendes in der Zeit viel zum nachdenken beschert: Du hast genau den Hund bekommen den Du brauchst und man bekommt immer so viele Päckchen wie man tragen kann.

    Eventuell gibt Dir die Aufgabe, vor die Dich dieser Hund stellt, genau die Aufgabe die Du für Deine eigene Entwicklung brauchst. Warum z.B. bist Du bei jeder seiner "Kleinigkeiten" sofort auf 180?

    Oder das hier: "mein Großer war der einzige, der Krawall gemacht hat und wir mussten immer abseits von den anderen trainieren, was sich auch mies angefühlt hat."

    Du siehst eventuell nicht was der Hund braucht, sondern Du stellst Dich in den Mittelpunkt - könnte auch eine Lernaufgabe sein ;)


    Ich finde es legitim über eine Abgabe nachzudenken, wenn es für beide Seiten das Beste ist. Aber ich finde es eben auch eine gewisse Pflicht sich selbst zu hinterfragen ob man es sich einfach nur leicht machen will. Denn dann wäre die Frage ob nicht per se Hundehaltung nicht geeignet für einen ist.

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