Langhaar oder Stockhaar?

  • Was Leute privat machen kann den Rassehundevereinen ja (fast) egal sein. Man kann niemanden verbieten irgendwelche Hunde zu verpaaren. Aber Rassestandard ist Rassestandard. Und nur dafür gibt es die entsprechenden Papiere. Das ist so als wenn Du zum McDonalds gehst. Da gibt es auch einen Standard Burger. Du kannst Dich drauf verlassen, dass die Semmel genau 178 Sesamkörner hat. 8o


    Und wenn Du Dir einen DSH-Welpen mit Papieren kaufst dann hat dieser eben Stockhaar :love: und kein sich scheitelndes Langhaar <X

  • @Ellionore, ein DSH ohne Unterwolle ist einfach kein Gebrauchshund und es gibt genügend Rassen, wo man sich nur fragen muss, was hat sich da der Mensch dabei gedacht, als er das gut fand und damit zum züchten anfing.

    Ich gebe da Micha369 sowas von recht und wenn ich am Schluss noch einen Sonnencreme für meinen Schäferhund brauche, weil sich sein Fell scheitelt, dann brauche ich wirklich keinen Schäferhund mehr.

  • @Ellionore, ein DSH ohne Unterwolle ist einfach kein Gebrauchshund und es gibt genügend Rassen, wo man sich nur fragen muss, was hat sich da der Mensch dabei gedacht, als er das gut fand und damit zum züchten anfing.

    Ich gebe da Micha369 sowas von recht und wenn ich am Schluss noch einen Sonnencreme für meinen Schäferhund brauche, weil sich sein Fell scheitelt, dann brauche ich wirklich keinen Schäferhund mehr.

    Ich weite das mal auf alle Hunde aus: extrem kurzhaarige Rassen (zb Dalmatiner, Magyar Viszla, Chihuahuas), die mit der Sonne definitiv Probleme bekommen und im Winter quasi erfrieren sowie extreme Langhaarrassen (Afghane, Shih Tzu, diverse Terrier), die man täglich 2x bürsten und 1x wöchentlich baden muss, damit sie weder verfilzen noch komplett versiffen und selbst die sind nicht vor Sonnenbrand gefeit oder auch Hunde, die keine/kaum Unterwolle haben (die gibt es mit langem und kurzem Fell) oder auch Hunde, die viel zu viel davon haben (die gibt es auch mit langem und kurzem Fell). Bei vielem frage ich mich, warum man so was züchten oder in den "falschen" Breitengraden halten muss.


    Dazu gehört der Husky, der rund ums Jahr so viel Wolle hat, dass die professionell entfernt werden muss, weil selbst tägliches Bürsten nicht reicht (der verliert im Sommer aber so viel von der Unterwolle, dass er damit keine Probleme hat, wie oft angeprangert wird) oder auch mein Schäfi, der sich im Sommer keinen Meter draußen bewegen will, weil es ihm viel zu heiß ist, obwohl es doch ein "Deutscher" ist mit Stockhaar.


    Naja, dennoch finde ich sowohl viele langhaarige als auch kurzhaarige Hunde schön, für mich haben beide ihre Nachteile gleichermaßen, von daher habe ich da keine Präferenz. Bei mir bekommen ggf. alle die Pfoten gestutzt, damit sie nicht rutschen und sich kein Dreck drin ansammelt, denn auch Stockhaarhunden passiert das sehr gerne. Manchmal wünsche ich mir, Brummi hätte längeres, im Wind wehendes Haar aber hätte er so lange Flusen, würde ich mir sicher manchmal wünschen, es wäre kürzer und leichter abzutrocknen. ;)

  • hab mal ne Dobermannhundehütte geschenkt bekommen, war oben ein Loch im Deckel für die Rotlichtlampe, wohlgemerkt, der Dobi war ein Rüde, keine Hündinnenwurfkiste.

    Wenn die Temperaturen mal unter -10° gingen haben meine Hütehunde etwas Stroh in ihre isolierten Hundehütten bekommen und gut wars.

    Hoffentlich werd ich jetzt nicht als Tierquäler beschimpft, hab halt wetterfeste Gebrauchshunde gehalten!

  • in der hundehütte war aber dann kein dobi sondern dsh mit unterwolle, nehme ich mal an Schafring und da sind eben bei der rasse dsh, als gebrauchshund gehalten, auch keine probleme zu erwarten.

    Und wenn dsh ständig draussen sind, auch über nacht und nachts in einer geschützten hütte schlafen, bauen die ja ganz anders unterwolle und winterfell auf, als wie welche die viel drinnen gehalten werden.

  • Das sehe ich genauso.


    Sorry @Ellionore das meine ich jetzt nicht böse, du weißt, ich mag die Weißen gerne, aber: Der BBS ist eigentlich das Paradebeispiel dafür was passiert, wenn man eine Rasse (oder einen Hundetypen) "verkommen" lässt, wie Lobo es eben genannt hat.

    In dem Fall jetzt nicht vom Fell her, aber vom TSB her definitiv.

    Ursprünglich waren es mal weiße DSH, die ihren bunten Kollegen in nichts nachstanden, und schau dir die Rasse heute an. Wo stehen die noch, wenn es um Trieb, Selbstsicherheit und Belastbarkeit geht?

    Im Dienst kann man sie überhaupt nicht einsetzen, im Sport auch nur noch bedingt... Schade um diese optisch wunderbaren Hunde.


    (Ich weiß, der SV ist selbst schuld, schließlich hat er sie ja bloß wegen des weißen Fells ausgeschlossen... aber ich finde es trotzdem schade, dass die Zuchtverbände die sich dann um die weißen gegründet haben, so gar nicht mehr um die Gebrauchstüchtigkeit gekümmert haben... ich hätte gerne einen Weißen geführt, habe mich dann aber dagegen entschieden, weil sie einfach zu wenig sind für den Sport.)

  • Ich schließe mich Holger beim Ausdruck "verkommen" mal an ... wir sprechen und schreiben hier über den besten Freund des Menschen auf vier Pfoten.


    Und auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, denke ich nach wie vor, dass die Rassewahl mit den persönlichen Ansprüchen des Hundehalters zu tun hat. Wenn ich sehr aktiv Hundesport betreiben will, gibt es Rassen, die dafür geeignet sind und für die ich mich dann wohl auch entscheiden werde. Habe ich das Gefühl, dass eine Rasse sich durch züchterische Selektion in eine andere Richtung als die des Gebrauchshundes entwickelt hat, suche ich eben nach Alternativen und werde die dann auch finden.


    Mir geht es aber so wie Holger: Ich habe keinen Job, bei dem mich meine Hunde unterstützen müssen und ich halte sie im Haus, wo ihnen gerade im Winter schnell zu warm wird (das Badezimmer, in dem meine Wohlfühltemperatur von 25 Grad eigestellt ist, wird von Bene derzeit absolut gemieden). Ich passe ich in den anderen Räumen den Bedürfnissen der Hunde an und lebe damit, dass ich im Büro immer eine Fleecejacke trage, weil es mir sonst ohne Bewegung zu kühl wird.


    Im Sommer lege ich Kühlmatten aus und gebe den Hunden die Möglichkeit, sich im Doggypool abzukühlen - aber ich würde auch ungern austesten, ob sie sich bei sehr aktiver Arbeit bei 30 Grad + im Hochsommer noch wohl füheln und passe auch meine Gassizeiten so an, dass ich frühmorgens und spätabends mit den Hunden laufe, denn hitzegeeignet sind meine Hunde auch nicht.


    Ich habe eine Bekannte mit einer Vizla-Hündin, die im Winter einen Mantel beim Gassigang trägt. O-Ton ihres Frauchens: "Im Winter liegt Wilma am liebsten wie ein Brathähnchen in ihrem Bett vor dem Ofen - ich würde da schwitzen und sie liebt das."


    Im Hochsommer lebt Wilma aber richtig auf und während meinen Beiden die Zunge ewig weit aus dem Hals hängt und selbst Chia sich nicht mehr so gerne anstrengen mag, hat die Vizla-Hündin richtig Spaß am Rennen und Spielen.


    Ähnliches habe ich auch schon bei einem Rhodesian Ridgeback-Rüden erlebt, denn diese Hunde werden in Afrika für die Jagd eingesetzt und vertragen die Wärme sehr gut.


    Nun könnte man sich fragen, warum man sich einen Hund ohne Unterwolle holt, wenn es ihm hier im Winter zu kalt wird. Aber wie ich schon schrieb: Alles Geschmackssache und eine Frage der Vorliebe und des Anspruchs.


    Mein Anspruch ist es, einen Hund mit viel Will-to-please zu haben, der ein gutes Potential an Leistungsbereitschaft mitbringt. Da bin ich beim DSH ganz sicher bei der richtigen Rasse.


    Aber ich mag eben die langhaarigen Hunde ganz besonders gerne und nachdem mein Göttergatte einst einen britischen Collie wollte und ich bei dem Fell dann doch streikte, weil ich die Hunde ja auch immer mit draußen bei den Pferden habe und keine Zeit für tägliche Fellpflege aufwenden möchte, wurde es der Langhaarschäferhund.


    Bei meiner Form der Hundehaltung und meinem Anspruch war das kein Problem und mein Hund hatte weder im Sommer einen Sonnenbrand, noch fror er bei Spaziergängen im Winter.


    Aber der Hund lebte mit uns im geheizten Haus und wenn er sich nicht bewegte, hätte es im Winter durchaus sein können, dass die Unterwolle fehlte, um ihn warm zu halten. Nur war es entweder so, dass sich der Hund bewegte und sich so warm hielt oder eben "rumlag" aber dann im Haus, wo er nicht fror.


    Allerdings lasse ich auch Bene nicht ohne wärmenden Mantel im Winter auf dem Hof liegen - und die hat jede Menge Unterwolle. Auskühlen könnte sie aber trotzdem, wenn sie sich länger nicht bewegt.


    Darum denke ich eben genau wie Holger, dass wenn mit einer bestimmten, durch züchterische Selektion erreichte Fellstruktur ein Markt von Interessenten angesprochen wird, die dem Hund gerecht werden, sodass der sich wohlfühlt, dann muss man das nicht verurteilen.


    Ich bin absolut gegen jede Form einer züchterischen Selektion, wenn das dem Hund Schaden bringt oder gesundheitliche Einschränkungen, aber meine Langhaarschäferhündin fühlte sich nicht weniger wohl, als meine langstockhaarigen Hunde ... im Sommer wurde ihr aber auch nicht so schnell zu warm.

  • Ob man einen Schäferhund mit wenig Unterwolle braucht, kann ich nicht beurteilen, aber auch der Pudel hat keine Unterwolle und wurde als Wasserjagdhund gezüchtet. Oder der Boxer. Er zählt zu den Gebrauchshunden, hat aber auch keine Unterwolle.


    Fast schlimmer finde ich aber, dass man beispielsweise Bobtails nicht ohne Schwimmweste ins Wasser lassen sollte, weil sich ihr Fell so vollsaugt und dann so schwer wird, dass sie unterzugehen drohen. Aber auch der Bobtail findet seine Freunde, denen das nichts ausmacht.

    Nunja, wie viele Boxer oder auch Dobermänner kennst Du, die als Diensthunde bei der Polizei arbeiten? In der Tat sind diese Rassen vom Einsatzbereich relativ eingeschränkt. Man kann während eines Einsatzes keine Rücksicht darauf nehmen dass ein Hund bei kalter Witterung nicht lange im Regen warten/arbeiten kann, und erfahrungsgemäß ist dann das Erkrankungsrisiko deutlich höher wenn sie ein Haarkleid haben, bei dem Nässe schnell bis auf die Haut gelangen kann und das sowohl bei Kälte wie auch bei Hitze nur wenig isoliert.


    Zudem liegt der Ursprung der Rasse des DSHs an der Herde. Das impliziert dass die Hunde tagtäglich, also auch bei nicht so optimaler Witterung, mit dem Wetter klar kommen müssen ohne bei Nässe ein erhöhtes Erkrankungsrisiko zu haben.

  • Das ist selbstverständlich richtig.


    Aber mir geht es auch eher darum, dass es nicht zwingend den Untergang der Gebrauchshundeeignung (auch wenn sie natürlich dann eingeschränkt ist) bedeuten muss, wenn der Hund keine Unterwolle hat.


    Oder dass bestimmte Fellvarianten des DSH abgelehnt werden, weil es den Gebrauch oder die Haltung des Hundes einschränkt.


    Wenn langes Fell ohne nennenswerte Unterwolle Liebhaber findet, die ihren Hund entsprechend halten und einen anderen Anspruch haben, dann würde ich das nicht verurteilen wollen.


    Allerdings ist ja auch der LSVD inzwischen komplett von der Langhaarschäferhundezucht weg und es wird nur noch Langstockhaar erwünscht und damit läuft der Verein inzwischen auch FCI-konform in seinem Zuchtziel.


    Wobei ich auch lang-/ langstockhaarige Hunde mit ganz unterschiedlicher Fellbeschaffenheit habe und hatte und ich vom Plüschi bis zum Seidenfell schon alles Varianten sah. Auch da gibt es also Unterschiede.

  • aber was ich nicht verstehe - und das hat nichts mit dem Hund der Themenerstellerin zu tun, sondern rein mit den Züchtern - dass neuerdings stockhaarige DSH in die Langhaarzucht mancher Züchter eingekreuzt wird.


    Ich mag den Langhaar, so wie er ist und wenn ich einen stockhaarigen Hund möchte, dann suche ich eben genau den.


    Wo soll denn der Vorteil so einer Kreuzung liegen? Geht es um mehr Leistungsbereitschaft?

    Ein Hund besteht ja nicht nur aus seinem Haarkleid. Sondern aus genetischen Eigenschaften, die seine Gesundheit und seine physische und psychische Leistungsbereitschaft betreffen. Was nützt es denn wenn in jedem Wurf innerhalb einer Zuchtpopulation zu 100% langstockhaarige Welpen fallen, aber der Genpool dadurch zu eng wird. Und die Möglichkeit der Züchter, auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu züchten, dadurch dann stark eingeschränkt wird und Inzucht- sowie Ahnenverlustkoeffizient steigen?


    Wer einen langstockhaarigen Welpen haben möchte, dem entsteht doch keinerlei Schaden dadurch dass Langstockhaar mit Stockhaar verpaart wird. Der kauft dann einfach keinen Welpen, der stockhaarig ist. Ein Langstockhaar ist immer reinerbig in Bezug auf das Gen, welches für Langstockhaar ursächlich ist. Somit ist ein Langstockhaar immer ein reinerbiger Langstockhaar. Egal ob er aus der Verpaarung zweier langstockhaariger Elterntiere stammt oder aus der Verpaarung eines langstockhaarigen und eines stockhaarigen Elterntieres, welches in Bezug auf das Langstockhaar-Gen mischerbig ist. Oder ob er aus der Verpaarung zweier mischerbiger stockhaariger Elterntiere stammt. Verpaare ich einen stockhaarigen mischerbigen DSH mit einem langstockhaarigen, dann fallen theoretisch in so einem Wurf zur Hälfte langstockhaarige Welpen. Die unendlich viele gute Eigenschaften von ihrem stockhaarigen Elternteil geerbt haben können, in Bezug auf Gesundheit, Wesen und Leistungsfähigkeit. Und der Züchter konnte genetisch "aus dem Vollen schöpfen", also die ganze Bandbreite an Deckrüden nutzen, und war nicht auf relativ wenige Langstockhaar-Deckrüden eingeschränkt, die bereits entsprechend oft in der Population zur Zucht eingesetzt wurden.