Verschiedene Ausbildungsreligionen

  • Wie ihr wisst, folge ich, schon seit etlichen Jahren, Hundetrainern in anderen Ländern, vor allem, den USA und Canada in verschiedenen Sozialen Medien.

    Meine Lieblinge kommen aus dem Bereich "Ausbildung über positive Verstärkung" aber ich folge auch anderen, Bereich NEPOPO, oder sogenannte "Balanced" Trainer. Und da wären wir schon beim Thema. Ich finde die Kategorisierungen sch...... e.


    Neulich postete eine Hundetrainerin, dass sie von einer "Interessensgruppe-Hundeerziehung" (ich nenne es so aus Ermangelung besserer Bezeichnung) aufgefordert wurde, schriftlich zu Versichern, dass sie zu keinem Zeitpunkt in Ausbildung und/oder Erziehung, ihrer oder von Kundenhunden, jemals Hilfsmittel oder sonstige "aversive" Einwirkung nutzen würde.


    Sie hat es abgelehnt, basierend auf der Überzeugung, dass das ganze Thema heutzutage bereits so aus dem Ruder gelaufen ist, und dass die Tatsache, dass man sich bekennen müssen soll zeigt, welch ungesunde Richtung das Thema Hund eingeschlagen hat.


    Nur als Beispiel: Man dürfte dann Beispielsweise dem Hund nicht Nein sagen, nicht die Stimme erheben, dem Hund keinen "discomfort" in welcher Weise auch immer verursachen.


    Ich lasse das erstmal so stehen und warte auf eure Einschätzungen und Meinungen. (Ich habe noch mehr Beispiele). <3 :)

  • Ich glaube, die Wahrheit ist etwas komplex. Und man kann sie gut mit "Kommt drauf an" zusammenfassen :D Auf den Hund, auf den Hundeführer, auf das, was da grade bearbeitet werden soll... Es gibt Verhaltensweisen, die meiner Meinung nach so einfach nicht stattfinden dürfen, da werd ich nicht den Hund freundlich bitten, das nächste Mal lieber ein Leckerchen von mir zu nehmen. Zumal es für Hunde glaube ich manchmal sogar einfacher und besser ist, EINEN sehr deutlichen Kommentar zu einem Verhalten zu kassieren, und dann ist das Thema erledigt (so erlebe ich Arwa in manchen Punkten), als wochen- oder monatelanges halbherziges Überzeugen.


    Was ich sch... finde, ist natürlich Schmerzen in jedweder Form zufügen. Ist aber auch einfach tierschutzrelevant wenn man so etwas tut. Aber räumlich eingrenzen, Stimme erheben (tatsächlich ist es so, dass Arwa manchmal gradezu danach schreit - sie vergisst wie das Leine laufen noch geht, jede neutrale Korrektur führt zu gar nichts, wenn ich einmal vor sie trete und sie mit "Mann!!!" anschnauze, fällt es ihr wieder ein und sie kann es wieder. Ich machs nicht gerne, aber ich lass mir auch nicht gerne auf der Nase herumtanzen. Außerdem hab ich erlebt, dass Arwa wesentlich entspannter ist, wenn ich ihr so deutliche Ansagen mache, weil sie dann ernst nimmt, was ich sage und sich entspannen kann.), Spiele beenden, Spaziergang beenden, an die Leine nehmen, sie abholen gehen wenn sie zu lange braucht um sich für mein Kommando zu entscheiden etc halte ich sogar für notwendig bei diesem Hund. Sie muss ja die Gewissheit haben, dass ich durchsetze was ich will und nicht aus Angst den Hund zu traumatisieren alles ausdiskutiere.


    Sie ist einmal auf meine Mutter zugeschossen, da hab ich intuitiv reagiert und bin so dazwischen, dass Arwa nachher auf dem Boden lag. War keine Absicht, es ging mehr darum sie zu stoppen in der Bewegung, aber traumatisiert hat sie das nicht. War eher so ein "Ach was, ist nicht cool?" Moment ^^


    Ich finde, ein Hund muss wissen was er darf und was nicht. Wenn ich mir sicher bin, dass sie weiß, dass sie etwas nicht darf, und sie tut es trotzdem, und es ist keine Reflexhandlung von ihr wie beim Jagen, sondern etwas wo sie Zeit hat zu überlegen, dann werd ich auch ungemütlich. Ich sehe auch keinen Grund, es dem Hund dann noch komfortabel zu machen.


    Hab neulich von einer gelesen, die meinte, ein Hund braucht außer der Gewissheit dass es beim Halter toll ist und sicher gar keine Kommandos etc Auch keinen Rückruf. Kannste machen wenn du Chihuahuas trainerst, aber bei allen Rassen vor denen ggf auch einfach Menschen Angst haben können, finde ich das absolut daneben. Nicht jeder freut sich über Hundekontakt.

  • Hundeausbildung basiert immer auf allen 4 Säulen der Verstärkung/Bestrafung und jeder der sagt, er arbeitet AUSSCHLIEßLICH nur über eine Säule (positive Verstärkung), der lügt - bewusst oder unbewusst.

    Und bevor hier einer mit "böse Hundesportler" um die Ecke geschossen kommt: das hat nichts mit Hundesport zu tun, grade auch im Alltag werden ganz selbstverständlich alle 4 Optionen angewendet.


    Die Kunst in der Ausbildung ist es zur entsprechenden Übung die in dem Fall effektivste Maßnahme für den Hund in der richtigen Intensität zu wählen... und nicht, sich ein starres, unflexibles Konzept auf die blütenrein-weiße Fahne zu schreiben.



    dem Hund keinen "discomfort" in welcher Weise auch immer verursachen.

    Ich weiß, dass das mittlerweile sehr populär (und Anfangs auch sehr bequem!!) ist, aber ich halte diese Vorgehensweise für absolut fatal.


    Was passiert denn mit Lebewesen, die zeitlebens nie gelernt haben, auch mal Stress, Frust oder Unbehagen zu erfahren, bzw. auszuhalten?


    Solche Emotionen und Gefühle gehören zum Leben. Wer das in einem normalen Ausmaß nicht händlen kann, der wird sich selber massiv im Weg stehen und Probleme verursachen... gilt für Menschen wie Hunde.

    Das muss man aber lernen, bzw. Die Chance dazu bekommen.

  • Bei Dingen die, sowohl für Mensch als auch fürs Tier, sicherheitsrelevant sind verstehe ich keinen Spaß. Und da endet dann auch meine Netiquette und es wird bei Bedarf entsprechend durchgegriffen.

    Ansonsten läufts hier sehr entspannt.

  • Die hündische Kommunikation ist bei Fragen wie dieser für mich die erste Referenz, denn Hunde verstehen Hunde wohl am bestern. Und da gibt es genug Anschauungsmaterial, wie radikal Grenzen aufgezeigt und Korrekturen gesetzt werden – selbst bei kleinen Welpen. Rumms! Danach ist die Sache geklärt und alles ist wieder gut. Klare, effektive Kommunikation.


    Allerdings ist ja heutzutage alles woke und durchideologisiert. Aber das geht auch vorbei.

  • Das ist wie mit kleinen Kindern. Wenn sie keine Grenzen und Regeln lernen, dann artet es aus. Ich halte davon gar nix. Natürlich werden sie nicht geschlagen oder sonstwie gezüchtigt, aber es gibt ganz klare Grenzen, wo ich dann echt ungemütlich werden kann.


    Bei meinem Hund musste ich das erst lernen. Ich war lange Zeit viel zu "nett" mit ihm. Ich arbeite derzeit hart daran, mich klarer auszudrücken. Und ich merke in Sequenzen, dass es ihm gut tut. Dass er sich besser orientieren kann. Auch wenn es noch ein langer Weg ist ...

  • Spannend finde ich, dass das hier in diesem Forum offensichtlich relativ klar ist: Was nicht sein darf, muss entsprechend gemarkert werden. In einem anderen Forum mit mehr anderen Hunderassen wird viel schneller "Tierquälerei" gerufen...


    Ich habe eben etwas gelesen über die Rückruf Geschichte. Wenn der Hund sofort kommt, gibt es eine Belohnung, wenn der Hund trödelt und noch eben seine Sache zu Ende macht und dann nicht belohnt wird, versteht er es nicht, weil er ja sonst fürs Kommen belohnt wurde. Deshalb solle man den Hund IMMER belohnen wenn er kommt.


    Wird da nicht der Hund unterschätzt? Und wenn ich ihn dann belohne, stelle ich ihm ja frei, WANN er kommt. Ich habe bei meinem Hund schon das Gefühl, dass der genau weiß, dass sofort kommen das ist, was gefordert ist und er eben auch mal schaut, wie weit man das ausreizen kann. Nicht, weil er mich ärgern will oder so, sondern um einzugrenzen, was GENAU diese "Hier" bedeutet. Ich nehm ihm das nicht übel, aber schieb ihm bestimmt kein Leckerchen rein, wenn er kommt nachdem er in Ruhe fertig geschnüffelt hat. Ich glaube schon, dass die einiges genau wissen, nur eben manchmal ein anderer Reiz stärker ist. Oder ÜBERschätze ich den Hund jetzt?

  • Was sagt meine Trainerin: Du hast keinen kleinen Pudel an der Leine :P ...


    Ich denke schon, dass man mit anderen Hunden "anders" umgehen kann (daher vielleicht auch die Tierquälerei-Rufe in anderen Foren) ... aber wir haben hier alle DSH und die brauchen halt eine akzentfreie - also klare und deutliche - Sprache, sonst verstehen sie uns nicht. Liegt vielleicht einfach an der Rasse.

  • Liegt vielleicht einfach an der Rasse.

    ... und an der Verantwortung des HH, die man ab einer bestimmten Größenordnung des Hundes (unabhängig von der Rasse) der Allgemeinheit gegenüber eben zu übernehmen hat. Ein Yorki, der nicht hört, kann lästig sein, vielleicht auch nervig... ein Hund mit über 30 Kilo kann aber gefährlich sein (oder wirken).

  • Was sagt meine Trainerin: Du hast keinen kleinen Pudel an der Leine :P ...

    Die Größe macht aber keinen Unterschied im Lernverhalten, bestenfalls in den Folgen. Einen kleinen Hund nehme ich einfach(er) mit wenn er nicht hört, bei einem größeren Hund siehts da dann doch schon etwas anders aus. Das ist aber erst einmal reine Physik.

    ... aber wir haben hier alle DSH

    Na sagen wir lieber fast Alle. ;) Und ein DSH ist im Allgemeinen doch eher leicht führig/erziehbar, im Gegensatz zu manch anderen Rassen. :P

    und die brauchen halt eine akzentfreie - also klare und deutliche - Sprache, sonst verstehen sie uns nicht. Liegt vielleicht einfach an der Rasse.

    So "dumm" sind die DSH nun auch wieder nicht. ^^

  • Spannend finde ich, dass das hier in diesem Forum offensichtlich relativ klar ist: Was nicht sein darf, muss entsprechend gemarkert werden. In einem anderen Forum mit mehr anderen Hunderassen wird viel schneller "Tierquälerei" gerufen...

    Da gehe ich mit Palinka74 mit.

    Das liegt definitiv an der Verteilung der Rasse(n).


    Mit einem Labrador, Mops, Windhund, usw. kann, nein MUSS, man anders umgehen als mit einem klassischen Gebrauchshund. (Ausnahmen bestätigen natürlich immer die Regel).


    Das Ding ist, den Gebrauchshundehaltern ist das bewusst, die erfahren es ja am eigegen Leib.

    Aber den Haltern vieler anderer oft deutlich sensiblerer Rassen ist das nicht bewusst, bzw. die wollen es nicht glauben. Und dann schreit die Uschi, ihres Zeichens Mopshalterin, schonmal eben "Tierquäler".


    "Mit Liebe, Leckerlie und Geduld geht alles."

    Richtig - ausbilden kann und sollte man auf jeden Fall so, aber abgesichert ist es dann nicht. Das funktioniert dann alles erstmal nur unter optimalen Bedingungen, die wir in unsrem Alltag aber leider in den seltensten Fällen vorfinden.

    Zumindest muss ich prüfen, ob das was ich da an Gehorsam zusammen gezimmert habe, auch unter widrigen Bedingungen nicht zusammenkracht. Und wenn doch, ja dann...


    Es ist unsere Verantwortung dafür zu sorgen, dass unsre großen und kräftigen Hunde auch in ungünstigen Situationen nicht außer Kontrolle geraten.... weil wenn ein 40kg DSH hohl dreht und den Mops von Uschi dann beim Spaziergang schreddern will, dann ist auch sie wieder die erste, die hysterisch rumkreischt. :D

  • Mit einem Labrador, Mops, Windhund, usw. kann, nein MUSS, man anders umgehen als mit einem klassischen Gebrauchshund. (Ausnahmen bestätigen natürlich immer die Regel).

    Labrador und Windhund sind aber auch klassische Gebrauchshunde. :/

  • Meine Hündin ist auch eben noch von eine hohl drehenden Labrador belästigt worden ^^ Aber die Besitzerin hat sich in Grund und Boden geschämt, bei dem wirkte keine Ansage, weil die Ohren leider zugewachsen sind 8) . Es ist aber ein Unterschied ob der hohl dreht und im Kreis um meine Hündin rum wetzt, die an der Leine ist, oder ob meine Hündin hohl dreht und sich darauf einschießt, dass sie fremde Lebewesen von mir fern halten muss weil sie grade meint, das sei ihr Job. Beim im Kreis wetzen kann man vielleicht versuchen, das in Ruhe zu lösen, die Ansprechbarkeit trainieren, Schleppleine dran etc, bei letztem muss ich die Ansprechbarkeit möglichst sofort wieder herstellen. Dann nehme ich meinem Hund auch die Freiheit, selber zu entscheiden, wohin er gucken darf und wohin nicht, indem ich mich davor stelle.


    Ein Mops bricht auch meinem Schäferhund nicht das Genick, mein Schäferhund KANN dem Mops aber das Genick brechen. Aber eigentlich würde ich mir wünschen, dass auch Uschi ihren Mops unter Kontrolle hat... eigentlich ist es auch gemein, so einen Hund, nur weil er quasi nahezu ungefährlich gezüchtet wurde, komplett nicht ernst zu nehmen. Wird auch dem Mops nicht gerecht.